Erinnerungen aus dem Mutterleib

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Ban
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Erinnerungen aus dem Mutterleib

Beitrag Sa., 26.11.2011, 18:13

Hallo liebes Forum,

ich litt bis vor Kurzem wieder mal für einige Tage an starken Zwangsgedanken.
Dieses Symptom ist mir nicht unbekannt, es führte mehrmals in Depression, daher habe ich schon früh angefangen, Therapien zu machen (mit 17, jetzt bin ich 25). Zweimal stationär, ansonsten durchgehend ambulant mit einem Jahr Pause zwischendurch.

Von diesen Gedanken der letzten bleibt jetzt mehr oder weniger ein starker Gedanke über, der mich belastet und dauernd beschäftigt.
Ich habe seit ein paar Tagen Bilder vor Augen, wie ich mich im Mutterleib befinde und wahrnehme, wie schrecklich mein Umfeld ist.
Ich habe mir, so fühlt es sich an, schon damals gesagt oder vielleicht eher sagen müssen:" Entweder du hörst nur auf dein eigenes Gefühl, auf dein Herz, und folgst diesem, oder du wirst sterben!."

Ich habe auf Grund meiner dürftigen Erziehung, wobei dies noch vorsichtig ausgedrückt ist, wie gesagt viele Therapien gemacht, fange gerade wieder eine Psychoanalyse an. Ich weiss, dass dies ein Thema dafür ist, trotzdem belastet mich dieser Gedanke so und evtl. hat ja jemand von euch Erfahrung in der Richtung. Haltet ihr das für möglich? Es erscheint mir so unrealistisch....und wäre so eine starke Leistung, das kann bzw. könnte ich mir (z.Zt.) gar nicht zugestehen...

Lieben Gruß und gespannt auf Antworten,

Ban

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Nena-Marie
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 07:46

Hallo Ban! Bilder habe ich keine, dafür Gefühle. Ich, das unerwünschte Kind das die Scheidung herbeibrachte und somit ein "Unfall mit schweren Folgen" war/bin. Diese Gefühle sind sehr stark und lassen mich spüren was für ein "ungeplantes Hindernis" ich schon im Bauch meiner Mutter war, die zum Teil auch durch mich - ihren Mann verloren hatte.

Mir ist klar, dass dieses Denken und Fühlen ein Irrsinn ist, dass die Verantwortung nicht bei mir lag. Und doch sind diese Gefühle schrecklich, und zeitweise nur schwer zu ertragen.

Alles Gute dir
Nena

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Ban
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 09:03

Hi Nena,

waren diese Gefühle bei dir schon immer da, oder musstest du es dir "erarbeiten", daran zu kommen?

Viele Grüße

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Nena-Marie
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Beitrag Di., 29.11.2011, 07:44

Hallo Ban! Als Kind habe ich ständig gefühlt, dass ich kein Kind meiner Eltern bin. Das ging hin bis zu dem Glauben man habe mich vertauscht, oder adoptiert. Untermauert wurde es als mir meine Schwester sagte "du bist nicht von meinem Vater" (dessen ich mir heute noch nicht sicher bin) und eine andere sagte "ich habe eine Aufstellung gemacht, und du bist nicht bei uns als Geschwister oder als Kind - als ob du nicht dazu gehörst".

Dann das seltsame Verhalten meiner Mutter, als meine Tante starb die mich sehr liebte - indem meine Mutter wollte, dass ich deren Haus erben sollte, `hatte`es mich vollkommen. Es kamen Hirngespinnste auf wie "meine Tante hat ihr einziges Kind, die meine Patin ist, ja auch weggegeben warum also auch nicht mich`usw... Da steigerte ich mich dann heftig wo rein. Mein Verstand sagte mir jedoch `es gibt eine Geburtsurkunde von mir mit dem Eintrag, dass meine Mutter meine Mutter sei, und ich ähnle vom Aussehen her sehr meiner Schwester .Die Gefühle sind da und stehen nun meinem Verstand gegenüber, und diese Ambivalenz ist schon manchmal sehr schwer auszuhalten. Dazu dieses Gefühl `des - im Bauch nicht geliebt worden seins`- werde ich nicht los. Es schwingt in meinem Leben mit eine Ursache mit schweren Folgen zu sein.

lg Nena

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sofa-held
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Beitrag Di., 29.11.2011, 11:56

Ban hat geschrieben:Bilder vor Augen, wie ich mich im Mutterleib befinde und wahrnehme, wie schrecklich mein Umfeld ist.
hallo ban, ich glaub eher, dass es eine Konstruktion deines aktuellen Bewusstseins ist.

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Ban
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Beitrag Di., 29.11.2011, 12:01

die Bilder sind sicherlich eine aktuelle Konstruktion.
Aber die Gefühle, das denke ich eher weniger.


Waldschratin
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Beitrag Di., 29.11.2011, 12:45

Hallo Ban,
ich schlag mich auch grad mit solchen "Ursprungsgefühlen" rum.
Hab da zwar weniger Bilder oder so dazu,kann die Gefühle aber auch nicht irgendwie nem "Kind" in mir oder ner Babyzeit zuordnen.
Die "sind" irgendwie von Anfang an...

Und ich erleb diese Gefühle auch "anders" als meine Gefühle sonst.Sie sind weniger "greifbar",sind mehr wie "Wellen" - ach,schwer zu beschreiben....

Sie beinhalten aber auch so ne "Sei nicht!" - Botschaft,so was "du bist nicht willkommen" in Richtung "mach dich lieber von selber wieder vom Acker".
Und ich "darf" da derzeit mal wieder mehr dagegen ankämpfen - sozusagen "muß" ich mir mein Recht auf Leben mal wieder "nehmen",mich "reindrängeln",sozusagen mit "Ellenbogen",wo ich eigentlich gar nicht "sein" dürfte,wenn es nach meinem zugrundeliegenden Gefühlen ginge.

Ich weiß allerdings von meiner Patin her,daß meine Mutter versucht hat,mich abzutreiben.Also hab ich wenigstens von daher nen Anknüpfpunkt.

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Ban
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Beitrag Di., 29.11.2011, 14:28

ja, das schlimmste ist gerade für mich, dass ich zwar immer wusste, ich hatte eine schwere kindheit, aber nun das bewusstsein in mir entsteht: seit dem ersten tag waren meine eltern nicht fähig, mir liebe oder auch nur anerkennung für das was ich bin zu geben. und das spürte ich seit dem ersten tag.


Waldschratin
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Beitrag Di., 29.11.2011, 17:12

Ist bei mir auch so.
Irgendwie wie in jede Zelle einzeln als "Information" eingemeisselt...

Ich weiß zwar z.B.,daß ich nicht mehr dauernd "kämpfend" unterwegs sein muß und bin es auch nicht mehr andauernd - aber meine innere Erwartung,meine Haltung läuft immer noch in weiten Teilen danach...
Und es kostet Kraft,dagegen immer wieder mein Wissen zu setzen,meine Erfahrungen,die ich inzwischen mit Menschen gemacht habe und die beiweitem besser sind als die früheren.

Ich bemerke aber auch,daß sich da grade dann was ändern und entwickeln konnte,als ich anders auf andere zugehen konnte,weil ich nicht mehr ständig in Abwehrhaltung sein mußte,mich nicht mehr als "Alien" gefühlt habe,sondern "zugehörig" zu den Menschen.

Und weil sich da schon so viel verändert hat bei mir,hab ich auch reichlich Hoffnung,daß ich auch jetzt wieder noch was geändert bekomme - auch wenns in so "ungreifbare" Tiefen geht in mir...

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sofa-held
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Beitrag Di., 29.11.2011, 18:32

Hallo Waldschratin ( übrigens), du beschreibst das in deinem Beitrag sehr gut. Ich kenne solche Gefühle auch, und erlebe sie wie eine Grundschwingung meines Daseis. Ich muss mir das heftig wegmeditieren, dieses Gefühl irgendwo in einer düsteren Vergangenheit gefangen zu sein.

Dazu fallen mir Beispiele aus Kunst ein.

Jean Tinguely sagte mal den Sazt: "Die Hölle ist noch immer nicht ganz raus aus mir".


Und die Geburt des kleinen Parfürmeurs Jean Baptiste in das Parfum, wo eine Fischfrau das Kind am Fischstand gebirt und es wegwirft, zu den Fischabfällen und er später seine Geschichte als Erwachsener aus dem Off erzählt:

"Aber ich beschloss zu überleben"

Da werden auch solche kämpferischen Überlebensgefühle künstlerisch verarbeitet. ich glaub da fest dran, dass man bereits im Mutterleib eine Menge mitbekommt, meine Mutter war extrem schlecht drauf, als sie schwanger war, ich war ein Unfall. Na, was solls, *i will survive*


Waldschratin
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Beitrag Di., 29.11.2011, 19:57

Hi,Sofa! (mal heftig zurück- )
Ich denk mir das auch,daß man schon im Mutterleib jede Menge mitbekommt - hat man ja keine andere "Chance" als pure Wahrnehmung diffuser Art...
Ich muß da manchmal dran denken,was ich in meiner Ausbildung mal gesehen hab.War alles andere als ohne und hat mich damals richtig weggehauen.
Wir nahmen da Abtreibung durch und sahen uns dazu Videos an,die praktisch "Live-Mitschnitte" waren.
Jetzt wird ja immer gesagt,so kleine Föten seinen "nur Zellklumpen" - weit gefehlt!
Diese "Zellklumpen" haben sich tatsächlich gewehrt...
Also war doch da ein "Wissen" um Lebensbedrohung...

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sofa-held
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Beitrag Di., 29.11.2011, 21:09

Wahnsinn........


Waldschratin
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 07:40

Ja,kannst du laut sagen!Echter Wahnsinn...
Mich hat das damals trotz Vorwarnung ganz schön aus der Bahn geworfen...Aber ich wußte damals auch noch nix von meiner eigenen Geschichte,war da noch ganz im Verdrängen.

Jetzt,wo ich grade diese eigenen "Gefühle aus dem Mutterleib" angehe,fällt mir das wieder öfter ein...

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