Meine Geschichte

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DieBücherdiebin
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Meine Geschichte

Beitrag So., 26.09.2010, 19:28

Hallo Leute, ich bin neu hier und möchte euch meine Story erzählen, insbesondere weil ich gerade ratlos bin, was ich machen soll...

Also ich hatte in der Pubertät extreme Selbstbewusstseins-Probleme, da ich über Jahre gemobbt und vom Vater geschlagen wurde, wodurch sich bei mir schon Verlustängste entwickelten. 2005 sind dann innerhalb kürzester Zeit meine wichtigsten Vertrauenspersonen (Großeltern) und Haustiere gestorben sowie mein bester Freund hat wegen einem kleinen Zoff die Freundschaft beendet. Alle 5 Verluste kamen praktisch aus dem Nichts und waren zu viel für mich, da ich mich immer nur schwer an größere Veränderungen im Leben gewöhnen kann. Ich habe dann 2 Jahre lang nach einer Therapeutin gesucht und hatte dann 2008 Depressionen, schwere Angststörung & Zwangsgedanken mit Panikattacken, Suizidgedanken usw. Endlich hatte ich zu dieser Zeit auch eine liebe & einfühlsame Therapeutin gefunden, so ziemlich der netteste Mensch den man sich vorstellen kann. Nach 40 Sitzungen ging es mir Ende der Therapie (Februar 2010) erstmal total super, auch wenn ein kleiner Zweifel zurückblieb, ob das jetzt wirklich ausreichend war, um alles zu besprechen, da manches auch nur schnell abgehandelt wurde. In der Zeit habe ich auch Antidepressiva (Fluoxetin) genommen (super vertragen, ohne Nebenwirkungen, 20 mg also niedrigste Dosis) und im April 2010 abgesetzt. Wie gesagt, am Anfang ging es mir gut, dann ist aber wieder jemand gestorben und meine schöne Uni-Zeit ging zu Ende. Über ersteres bin ich eigentlich hinweg, aber dass ich nie mehr in die Uni kann, ist schwer zu verkraften. Als ich dann im August darüber nachgedacht habe, dass sich jetzt in den nächsten 12 Monaten mein komplettes Leben ändern wird (Job, erstmals von daheim ausziehen, Familie zurücklassen), bekam ich erstmals seit Februar wieder Angstgefühle und depressive Gefühle. Mir machen seit ca. 4 Wochen meine Hobbys keinen richtigen Spaß mehr, habe physische Probleme und wieder Verlustängste (z.b. dass bald wieder jemand sterben könnte).

Ich habe dann meine Therapeutin wieder angerufen, und sie meinte ich solle vorbeikommen. Am Telefon war sie noch nett, als ich dann dort war, war sie wie ausgewechselt. Ich hätte 10 Minuten, danach müsse ich gehen oder 100 EUR zahlen. Ich solle jetzt mal alleine mit meinen Problemen klarkommen, und wenn ich noch mal zur ihr käme, würde sie 100 EUR verlangen. Therapie könne ich vergessen, die bekomme ich nur alle 2 Jahre von der Krankenkasse genehmigt. Dann sagte sie: Wenn ich es nicht innerhalb 4 Wochen schaffe, die Angst/Depressionsgefühle alleine wegzukriegen, sei ich wieder gestört bzw. auf Hilfe angewiesen, aber sie will dann mal den Therapeuten sehen, der dann bereit wäre, mir zu helfen (dabei hat sie total höhnisch gelacht). Die Angst vorm Umziehen sei keine Angst, sondern Faulheit, die typisch für uns junge Leute sei. Wieder mit Antidepressiva anfangen würde sie an meiner Stelle auch nicht. Ihre ganze Art war so gehässig und geldgeil / ablehnend, davor war sie 40 Sitzungen die netteste Person überhaupt!! Jedenfalls ging es mir danach erstmal noch schlechter und ich hatte diesen Wahnsinnsdruck, innerhalb 4 Wochen alleine alles komplett wegkriegen zu müssen. Ich habe auch eine riesen Wut auf diese blöde Kuh.
Ich habe dann erstmal mehrere Bücher über Trauer / Angst gelesen und alle Übungen ausprobiert. Tatsächlich sind in den letzten 2 Wochen Stück für Stück die physischen Sachen wieder weggegangen (Kniezittern, Appetitlosigkeit, Durchfall), meine Grübelgedanken konnte ich auch stoppen, habe aber "immer noch" leichtes Angstgefühl in mir und Depressionsgefühle, wenn auch beides schon besser geworden ist. Suizid-Gedanken habe ich keine, ich will nur, dass das wieder weggeht! Trotzdem bleibt ein Restzweifel, ob ich das jetzt alleine wieder komplett wegkriege, also einigermaßen normalisiere?! Sie meinte, ja, das würde ich schon hinkriegen. Ich habe Angst, dass das jetzt erstmal jahrelang so bleibt, denn ich weiß nicht, wie ich mit dem "Abschied" von der Uni klarkommen soll bzw. dann nächstes Jahr habe ich 7 Abschlussprüfungen (Angst!) und danach der Auszug von daheim (Angst!) und neuer Job, neues Umfeld (Angst!), möglicherweise ein weiterer Todesfall (Angst), man weiß ja nie. Das hört ja gar nicht mehr auf mit den "großen Veränderungen".

Hat jemand ähnliche Erfahrungen, dass nach der erfolgreichen Therapie etwas passierte (Todesfall, Veränderung etc.) und die alten Probleme (wenn auch wesentlich schwächer als früher) wieder kamen?
Ging das dann auch wieder weg? Weiß jemand, wie man sich damit abfinden kann, dass alles, was man mochte (Arbeit, Wohnung) sich notgezwungen ändert?

Vielen Dank an alle, die bis hierher überhaupt gelesen haben, uns über Antworten oder Kommentare würde ich mich sehr freuen!

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neele
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Beitrag Mi., 29.09.2010, 18:42

Hi DieBücherdiebin!

Ich denke mal, dass das viele hier kenne, dass es eine Zeit gibt, in der es einem viel besser geht und dass dann irgendwann durch neue Lebensituationen oder auch so, alles wieder zurückkommt. Auch wenn man schon dachte, es überwuden zu haben.
Damit bist du ganz sicher nicht alleine. Ich selbst kann da gut aus Erfahrung sprechen.

Ich kann dich in Sachen Therapie beruhigen. Deine ehemalige Therapeutin hat nicht recht!
Was für eine Therapieform hattest du denn bei ihr? Tiefenpsychologisch oder verhaltenstherapeutisch? Bei ersterem hast du ein Kontingent von 100 Stunden, bei zweiterem ein Koningent von 80 Stunden. Also kannst du noch 40-60 Stunden bei einem anderen Therapeuten machen.
Und selbst, wenn das Kontigent einer Therapieart dann ausgeschöpft ist, kannst du die Therapieform wechseln.
Ich selbst habe das so gemacht.

LG neele

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DieBücherdiebin
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Beitrag Mi., 29.09.2010, 22:46

Danke Neele, das beruhigt mich. Ich hatte eine Verhaltenstherapie mit 40 Stunden. Es hieß, ich könne noch im Anschluss an die 40 Stunden 10 "Notfallstunden" beantragen, aber nur mit ganz driftigem Grund, also habe ich darauf "verzichtet", mir ging's ja auch nach den 40 Stunden gut. Ich war heute beim Hausarzt und der meinte, ich könne noch eine Analyse beantragen. Überlege auch ob ich das jetzt mache... Mein Problem ist einfach immer, dass die Therapeutin meinte, ich hatte 40 Stunden und das müsse jetzt ausreichen, um alleine klarzukommen. Stellt sich die Frage, waren 40 Stunden jetzt viel oder wenig?!

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Offy
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Beitrag Do., 30.09.2010, 07:58

Hallo Bücherdiebin,

ich persönlich finde 40 Stunden eher wenig. Dass du es innerhalb dieser kurzen Zeit geschafft hast, dich so viel besser zu fühlen, ist eine enorme Leistung!
Wieviele Stunden man braucht, ist ganz individuell. Niemand kann dir "befehlen", dass es jetzt gut sein muss. Wenn du weitere Hilfe brauchst, hol sie dir.

Ehrlich gesagt, machen mich das Verhalten und die Aussagen deiner Ex-Thera echt sauer. Niemand darf sich anmaßen, so über dich zu urteilen und dich zu bewerten.
Darf ich fragen, was du ihr gegenüber jetzt empfindest? Immerhin war sie ja mal super nett zu dir und dann diese krasse Wendung. Bist du wütend? Zweifelst du an dir selbst?


LG Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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neele
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Beitrag Do., 30.09.2010, 18:54

Also ich empfinde 40 Stunden auch nicht als viel...
Ich hatte selbst schon insgesamt 180 Stunden und drei Klinikaufenthalte, da sind 40 Stunden wirklich nicht viel!

Gruß neele

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DieBücherdiebin
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Beitrag Do., 30.09.2010, 23:29

Vielen Dank, eure Antworten machen mir wirklich Mut Ich nehme momentan Johanneskraut, also zumindest eine "kleine" Hilfe und denke über eine weitere Therapie nach

@Offy natürlich darfst du fragen Ich empfinde hauptsächlich Wut, bin auch überrascht, dass mich das gar nicht so belastet, dass sie so reagiert hat. Früher wäre ich dagesessen und hätte geheult, weil mich die Reaktion der Thera verletzt hätte. Momentan denke ich mir einfach nur, was für eine doofe Nuss, so zu reagieren, wenn sie meint, hol ich mir halt woanders Hilfe. Also eher eine gleichgültige Reaktion... Ich hätte Lust, ihr die Meinung zu sagen, andererseits denke ich dann aber gleichzeitig, nee, sie hat dir ja auch geholfen, dafür musst du eigentlich auch dankbar sein...

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Offy
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Beitrag Fr., 01.10.2010, 11:05

Du...ich finde gar nichts verkehrt daran, ihr die Meinung zu sagen.
Du kannst ja mit einfließen lassen, dass sie dir damals sehr geholfen hat und dich genau deswegen ihre jetzige Reaktion so überrascht/irritiert hat.
Wenn du glaubst, es könnte dir helfen, damit abzuschließen, spricht nichts dagegen, ihr zu sagen, wie du dich dabei gefühlt hast.
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
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DieBücherdiebin
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Beitrag So., 03.10.2010, 20:32

Ich denke auf jeden Fall darüber nach!

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