Dysthymia

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wetterwax
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Beitrag So., 16.05.2010, 12:26

@ gothika,

du hast recht, mir geht es so ähnlich ... der Psychiater hat mir auch Dsythemie "bescheinigt" , also eine leichte, aber chronische Form der Depression übrigens, in der Klinik bekam ich dann noch komplexe PTBS dazu und eine rezdivierende depressive Störung, also kann ich´s mir aussuchen.

Ich hatte aber auch das Gefühl, wenn man so halbwegs funktioniert, aber sich noch immer sch*** fühlt, ist Depression sozusagen zuviel, also Dysthemie.
Gothika hat geschrieben:Es ist wohl wirklich absolut selten, dass über viele Jahre hinweg die Symptome alle absolut gleich und auf einem Level bleiben. Es gibt immer mal wieder Tiefs und natürlich auch Symptomverlagerungen.


Echt ? Es geht mir genauso, aber ich hatte bisher immer das Gefühl, dass das eher die Ausnahme ist..
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ENA
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Beitrag So., 16.05.2010, 13:07

Hi Gothika!

Das mit diesen Lieblings-Diagnosen glaube ich auch. Nicht unbedingt, bei einzelnen Therapeuten, aber ich glaube einfach, dass es auch sogenannte "Mode-Diagnosen" gibt, die man mal eben schneller vergibt, als andere. Mag vielleicht auch was mit dem aktuellen Stand der Forschung zu tun haben oder damit, dass man im Moment grade keine sonstige zutreffende Diagnose findet.
Ich glaube z.B. auch, dass Diagnosen wie Boderline und ADHS manchmal viel zu schnell gegeben werden. ...oder damals, vor vielen Jahrzehnten, die Hysterie... .
Ganz überspitzt gesagt: Manchmal erscheint es mir so, dass ein Kind, was auffällt, viel in Bewegung ist, laut ist, Streit anfängt, sich nicht gut konzentrieren kann, gleich erstmal ADHS hat (haben könnte), aus welchen Gründen auch immer das Kind grade so ist. ...Oder sobald jemand schnibbelt hat er Borderline... .
Ich weiß nicht, wie es tatsächlich gehandhabt wird,...aber den Anschein erweckt es mir, wenn ich Leute so reden höre... .

Für mich hat Dhystemie etwas mit einem leichteren, aber dauerhaften Stimmungstief zu tun. Es sind keine schweren depressiven Schübe, aus denen man dann irgendwann wieder herauskommen kann, sondern dieses Stimmungstief, diese depressive Grundstimmung ist dauerhaft, dabei kann man sehr wohl arbeiten gehen und auch ein Familienlebn führen, Kontakte haben,... . Es ist eben nicht so tief und lähmend, wie eine schwere depressive Episode und verfügt auch nicht über solche deutlichen Auf- und Abs, wie bei der rezidivierenden depressiven Diagnose (wobei es ja da immer auch Zeiten gibt, wie lange etwas in welcher Form anhalten kann, um diese oder jene (depressive) Diagnose zu rechtfertigen).
Für mich ist die Dhysthemie langandauernd, wenn auch nicht so stark,...aber dennoch hinderlich und belastend, weil andauernd.

Den Gedanken, diese Diagnose weniger gerne zu vergeben und stattdessen eher unter Persönlichkeitsstörungen zu gucken, ist mir neu, kann ich aber nachvollziehen. ...aber irgendwo muss es da doch auch Unterschiede geben, oder?

Viele Grüße aus dem Lande der ebenfalls depressive Stimmungstiefs und Grundstimmungen Kennenden,

ENA !

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(V)
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Beitrag So., 16.05.2010, 15:21

wetterwax hat geschrieben:
Gothika hat geschrieben:Es ist wohl wirklich absolut selten, dass über viele Jahre hinweg die Symptome alle absolut gleich und auf einem Level bleiben. Es gibt immer mal wieder Tiefs und natürlich auch Symptomverlagerungen.


Echt ? Es geht mir genauso, aber ich hatte bisher immer das Gefühl, dass das eher die Ausnahme ist..
Ich persönlich bin (leider) fast chronisch (mein Lebtag) von psychisch Erkrankten in den verschiedenen Stadien und Symptomen umgeben. Und ich habe noch nie erlebt, dass a) einer gänzlich geheilt war und b) dass die Symptomausprägung und die Stimmung über Jahre hinweg absolut exakt gleich blieb.

Ich verstehe auch das Problem so mancher Therapeuten, wie man dann so ein Symptomchaos über viele Jahre richtig deuten soll.
Beispielsweise war ich mit Anfang 20 stark misantroph und soziophob, habe ich bis auf den engsten Kreis gezielt isoliert. Aber ab 2003 (seit ich studieren ging) hat sich meine Soziophobie nicht nur gelegt, sondern ins Gegenteil verkehrt. Bin jetzt sehr kontaktfreudig und menschenfreundlich. . Allerdings ist dann auf der Ebene des "engsten Kreises" was passiert, seit exakt dem hatte ich meine erste Panikattacken. Die habe ich nach 2 Jahren im Griff gekriegt, aber eine Unruhe bleibt und ein paar Dinge sind wohl seit dem "fehlassoziert". Sind aber ganz getrennte Punkte. Hmm. Während sich mit einem Umzug die Situation mit meinen Eltern im Haus 2002 änderte, ergab sich dann eine neue Problematik als ich anfing zu studieren und einfach psychisch Mehrfach belastet war durch starken Finanzstress, Uni, Kind, psychisch kranken Mann. Auch das sind zwei völlig verschiedene Ebenen. Nach meiner Trennung und unfreiwilligen Rückzug zu meinen Eltern und Studiumsabbruch das selbe im grün: Nun war ich zwar zumindest vordergründig den psychisch kranken Ehemann los... aber dafür bin ich völlig abhängig von meinen Eltern und hab wohl ein Trennungstrauma.
Kurz: Unter dem Strich gab es also kaum eine Zeit, in der es mir gut ging. Ein Problem wird gegen ein anderes getauscht. Alles hat Vor- und Nachteile. Wie will man das also richtig beurteilen und unter einem Hut bringen? Tatsache ist, dass es Zeiten gab, da ging es einem sehr schlecht und man hatte definitiv eine "depressive Episode" und dazwischen ging es einem zwar stets anders, aber irgendwie auch nie wirklich gut. Nie. Mal dies, mal jenes. Aber so eine Phase, wo man wirklich "zufrieden" war und so etwas wie "Antrieb" und "Lebensfreude" spürte und nicht wegen irgendwas verzweifelte? Gab es schlichtweg nicht.

(*) Okay, zugegeben: Ich erinnere mich an einem Semester, wo es mir richtig gut ging. Das war "zufällig" als ich einen TaiChi-Kurs belegte. Jetzt habe ich in der Tagsklinik einen recht ähnlichen Effekt mit Yoga erzielt... ein kleiner AHA-Erlebnis. Wie dem auch sei, das waren drei bis vier Monate von mittlerweile 12 Jahren!!! Und mindestens zweimal im Jahr war ich stark depressiv für mehre Wochen...

Tja, ist das Dysthymia ja oder nein?

Ist ja auch nicht sooo wichtig, wie man das Kind nun nennt. In meinen Fall bietet sich halt die Frage an, wieso es immer nur eine Problemverlagerung war und ich nie nachhaltig die Situation verändern konnte oder stets vom Regen in die Traufe kam. Da bietet sich dann wieder die Suche nach einer Persönlichkeitsstörung an...kann sein, muss aber nicht.

Und wie dem auch sei: Ich bezweifele, dass ich da ein Einzelfall bin. Bei jedem Menschen ändern sich im Laufe der Jahre zwangsweise die Lebensumstände. Und ebenso verändern sich auch die Symptome. Mal steht mehr das eine im Vordergrund, mal das andere. Je länger es andauert, um so schwieriger ist es wohl, noch einen Durchblick zu haben.

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wetterwax
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Beitrag So., 16.05.2010, 16:39

Gothika hat geschrieben: Kurz: Unter dem Strich gab es also kaum eine Zeit, in der es mir gut ging. Ein Problem wird gegen ein anderes getauscht. Alles hat Vor- und Nachteile. Wie will man das also richtig beurteilen und unter einem Hut bringen? Tatsache ist, dass es Zeiten gab, da ging es einem sehr schlecht und man hatte definitiv eine "depressive Episode" und dazwischen ging es einem zwar stets anders, aber irgendwie auch nie wirklich gut. Nie. Mal dies, mal jenes. Aber so eine Phase, wo man wirklich "zufrieden" war und so etwas wie "Antrieb" und "Lebensfreude" spürte und nicht wegen irgendwas verzweifelte? Gab es schlichtweg nicht. ..................
.........Tja, ist das Dysthymia ja oder nein?
Naja, ich bin seit meiner Pubertät mehr oder weniger schlecht drauf, allerdings bekamen wir in der Tagesklinik von einer Therapeutin den Hinweis, dass man, wenn es einem schon schlecht geht, auch dazu neigt, alles auf sich bzw sein "vermeintlich" bescheidenes Schicksal zu beziehen. Ich persönlich neige schon dazu, mich manchmal zu fragen, warum muss das alles mir passieren, könnte es nicht auch mal einfach nett sein ?? Nein, kommt nicht vor, grmpf wird mit den Jahren eher schlimmer

Um auf dich zurückzukommen, ja mein Psychiater hat das als Dysthemia (neurotische Depression) klassifiziert und irgendwie scheints dir ähnlich zu gehen - aber auch von der Belastung her (wobei ich GsD keinen psychisch kranken Mann habe)
Dysthemie schützt einen aber auch nicht vor einer Major Depression :(
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ukp01Tacitus
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Beitrag So., 16.05.2010, 19:46

Gothika hat geschrieben: Beispielsweise sollte ich einmal einen Verlauf meiner "Stimmung" über die letzten 10 Jahre aufzeichnen, aber das haben wir gleich wieder gelassen, weil halt immer "was anders war", was einem das Gesundsein vergällte... und die einzelnen Faktoren sich überlagerten.
Das kenne ich. Während der Therapien die ich gemacht habe gab es immer so viele aktuelle Probleme, dass keine Zeit blieb um alte Probleme aufzuarbeiten.

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