Wird die Depression richtig behandelt?

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Schneespatz
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Wird die Depression richtig behandelt?

Beitrag So., 03.01.2010, 14:05

Hallo liebe Leser,

mein Mann ist mitte 30 und leidet seit seiner Kindheit an Depressionen.

Er hat Anfang 20 ein ziemlich starkes Medikament bekommen, das er fast 10 Jahre lang genommen hat. Manche Ärzte waren im Nachhinein entsetzt darüber, denn so ein Medikament dürfte man gar nicht so lange verschreiben. Leider habe ich den Namen vergessen, jedoch beschrieb er sich selbst als "gefühlskalter Mistkerl".

Er setzte dieses Medikament eigenmächtig ab, konnte den Druck in seiner Arbeit nicht mehr aushalten und war daraufhin ca.2Monate in einer Klinik.
Bitte entschuldigt die etwas ungenauen Angaben seiner Vorgeschichte, aber mehr habe ich nicht erfahren können.

Jetzt nimmt er seit mehr als 2 Jahren Mirtazapin und Paroxetin ein, jeweils 40mg.

In dem vergangenen Jahr 2009 ereigneten sich ziemlich viele, nervenaufreibende Dinge, die uns beide runter gezogen haben. Das einzig Positive war, dass wir geheiratet haben.
Ich bin eigentlich ein sehr fröhlicher, optimistischer Mensch und habe immer wieder versucht, ihn aufzumuntern, doch im Moment schaffe ich das einfach nicht mehr so gut.
Hierzu muss ich kurz bemerken, dass mein Mann noch nie mit einer Partnerin zusammen gelebt hat und es ihm in den vergangenen Beziehungen ausgereicht hat, sich 2-3 Mal die Woche kurz zu sehen.
Wir aber konnten von Anfang an nicht ohneeinander und ich bin nach 2 Wochen zu ihm gezogen.
Das war für uns beide eine völlig neue Situation, denn nun kann man(n) sich nicht mehr so zurück ziehen oder einfach alleine sein, wie man das früher gewohnt war.

Die Stimmung im letzten Jahr würde ich als stark wellenförmig beschreiben (phasenweise sehr positiv, weil wir viele schöne Dinge gesehen haben, viele Ausflüge gemacht haben).

Jetzt ist er wieder total niedergeschlagen, redet davon, dass er sowieso nur noch 2-3Jahre auf dieser Erde ist, weil es ihn dann wegen seiner Medikamente aus der Vergangenheit nicht mehr geben würde......
Mein Mann beschreibt seine Gefühlswelt unter Tränen so: "eine totale innere Leere und am schlimmsten ist diese tiefe tiefe Traurigkeit, die sich kein anderer vorstellen kann".

Er selbst würde sich zu einer Psychotherapie bereit erklären, jedoch hat er bei den letzten 3 Anläufen der Psychologinnen und einer Psychaterin keine Vertrauensperson finden können.

Die Psychaterin riet ihm nach Lesen seiner Vorgeschichte zu einem 2 wöchigem, stationärem Klinikaufenthalt um eine neue Medikamentengabe unter Aufsicht zu verabreichen.

Mein Mann will das auf keinen Fall, da ihm die anderen beiden Klinikaufenthalte auch "nicht wirklich etwas gebracht haben" und denkt, dass ihm eine Psychotherapie helfen kann. Er möchte auch diese Tabletten nicht mehr nehmen und reduzierte sie im Sommer eigenmächtig auf 10mg, doch ihm wurde schlecht, schwindlig, bekam Sehprobleme und neue Depressionen, was dazu führte, dass er die Dosis wieder erhöhen musste.

Vor ca.2 Monaten war er in einer ähnlichen Stimmung wie jetzt, saß da und starrte ins Leere, dabei flossen ihm die Tränen. Er stand auf, bat mich um die Autoschlüssel und wollte dem Ganzen ein Ende setzen. Ich sperrte die Tür ab und steckte alle Schlüssel weg und sagte ihm, dass ich ihn nicht gehen lassen kann, da ich ihn viel zu sehr liebe ("wenn Du mich wirklich liebst, dann lässt Du mich jetzt gehen, bitte!") und wir letztes Jahr geheiratet haben und noch eine lange lange wunderschöne Zukunft vor uns haben. Ich nahm ihn ganz fest in den Arm und erinnerte ihn an die vielen schönen Dinge, die wir zusammen erlebt haben und wieviel Freude er daran hatte.
Und wieviel Freude ich mit ihm habe, dass er mein Märchenprinz ist und ich dem Universum über alles danke, dass wir uns begegnet sind.

Mein Mann hat auch positive Phasen, in der wir gemeinsam total albern sein können, gutes Essen genießen können, bestens gelaunt sind und er möchte umbedingt etwas tun, fühlt sich im Moment ohne Beruf auch so nutzlos, wünscht sich sehr wieder zu arbeiten, doch zuerst muss er wieder gesund werden und möchte eine Psychotherapie und/oder Verhaltenstherapie machen.
Aber er schafft es einfach nicht, die Termine hierfür zu vereinbaren und möchte nicht, dass ich ihm das abnehme.

Wer hat Erfahrungen mit verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und kann diese mit mir teilen?
Wer kann diese Situation beurteilen, bzw.seinen Schweregrad der Erkrankung wirklich beurteilen?
Wie kann man erkennen, ob eine Psychotherapie in diesem Fall richtig ist oder nicht ausreichend ist?

Ich danke Euch schon jetzt für Eure Antworten!

Viele Grüsse von

Schneespatz (mir fiel kein anderer Name ein, ich sah aus dem Fenster und im Schnee saß ein Spatz

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power
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Beitrag So., 03.01.2010, 20:02

hallo schneespatz!

so, wie du deinen mann beschreibst, wie er reagiert, was er sagt und dass er weint,etc...sind anzeichen, dass die depression doch recht stark ist. du sagst, er nimmt seit 2 jahren diese medikamente? geht er regelmäßig zum psychiater u lässt sich überprüfen? paroxat nehme ich selber seit mittlerweile 5 jahre u halte es für ein gutes medi. das andere kenn ich nicht. aber das um und auf bei deinem mann wird sein, in therapie zu gehen. medikamente alleine reichen einfach nicht! man lernt in der thera mit depressionen umzugehen, strategien zu entwickeln, dass es besser wird und vll sogar ganz weggeht...es geht auch vielfach darum, positiver zu werden, seine gedanken zu ändern und seine verhaltens und denkweisen...

hat er irgendwas traumatisches in der vergangenheit erlebt, gibt es in der familie jemanden, der depressionen hat/hatte? oder hat er die depris "so" bekommen "ohne grund"?

dass die/der thera natürlich vertrauenswürdig sein muss, ist selbstverständlich, nur hab ich so das gefühl (so wie du das schilderst), dass er nicht ganz bereit dafür ist? hat er angst davor? war er wirklich schon mal länger stationär? ich war noch nie stationär, aber vll wäre es für ihn gut, sich einfach mal auf sich konzentrieren zu können, aber es geht natürlich auch ambulant.

aber, wenn er schon so weit ist, dass er sagt, er macht seinem leben ein ende, dann wird es höchste zeit, dass er was tut und ER muss tun nicht du! er muss den ersten schritt tun und dort anrufen und dort hingehen. vll braucht er 5-6 termine wahrnehmen, bis eine person dabei ist, die ihm symphatisch ist!!!!!

unterstütze ihn soweit du kannst u wies geht, aber mach ihm klar, dass du ihm das nicht abnehmen kannst und dass nur ER sein leben in die hand nehmen kann!!!

viel glück und gutes gelingen!

lg power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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robert1
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Beiträge: 13

Beitrag Di., 09.02.2010, 22:31

dein mann sollte das medikament wechseln wenn es überhaupt nicht zu einer besserung beiträgt.

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Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Mi., 28.04.2010, 19:17

Da ich keinen weiteren Thread eröffnen kann, schreibe ich hier.

Hallo zusammen,

ich habe vor Jahren eine tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie bei einem Analytiker gemacht.
Und vor 2 Jahren bis vor einigen Monaten eine Verhaltenstherapie.
Leider habe ich in dieser Psychotherapie keine Techniken an die Hand bekommen um meine Depression selber beeinflussen zu können.

Deshalb meine Frage hier:

"Was habt Ihr für Techniken/Handwerkszeug in euren Verhaltenstherapien an die Hand bekommen, um eure Depression positv zu beeinflussen?"

"Wie kann man das Morgentief mildern?"

"Wie habt ihr eure Blockaden überwunden?"
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Tyrael
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Beiträge: 231

Beitrag Mi., 28.04.2010, 21:09

schneespatz:

da die depressionen schon so lange vorhanden sind handelt es sich wohl um eine schwere depression. ich würde dir/ihm raten weiter nach therapeuten zu suchen, du kannst auch die termine für ihn vereinbaren und ihn hinbringen (falls es ihm selbst schwer fällt initiative zu ergreifen). wichtig ist dass er einen therapeuten finden mit dem er sich gut versteht der ihm sympathisch ist, dem er vertraut. Mit medikamenten kenne ich mich leider nicht so gut aus, aber die beiträge von robert1 und power hören sich plausibel an.ABER AUF KEINEN FALL DOSIERUNG VON MEDIKAMENTEN SELBSTSTÄNDIG VERÄNDERN!!! immer absprache mit dem arzt psychater halten, im zweifel den rat von anderen ärzten hinzuziehen!
dein mann sollte möglichst auch soziale kontakte pflegen, mit freunden treffen, sportvereine besuchen (aber keine sportarten bei denen man sich selbst leicht schaden kann, wie radfahren, motoradfahren, klettern, schwertkampf, schießen etc.). sport treiben ist auch eine gute ablenkung (der spruch: "wer gekränkt wir wird krank" gilt auch umgekehrt" .... man beachte dass zwischen psyche und körper starke wechselwirkungen über sympathikus und parasympathikus herrschen!). wenn es einem menschen körperlich schlecht geht kann es ihm psychisch nicht gut gehen!

lockenkopf

ich hab zwar keine therapie o.ä. gemacht, aber viel selbst durchgemacht und erfahrung gesammelt.
am wichtigsten ist es nicht an die depressiven gedanken zu denken, bzw. nicht dekonstruktiv, es ist gut über lösungen nachzudenken, aber schlecht über das problem nachzudenken. ich mache viel sport und das hilft mir sehr mich abzulenken, außerdem ist es immer schön einen plan zu haben was man als nächstes macht. man kann aus den depressionen auch nutzen ziehen sich von ihnen motivieren lassen und aus ihnen lernen (das nennt man glaube ich choping oder so!?). ich hatte bisher nur abends tiefs und hab mich körperlich gezwungen einzuschlafen, aber das hilft morgens nichts.... . morgens nach dem aufstehen etwas machen was einem spaß macht und was leckeres essen. meditation ist auch manchmal hilfreich.... versuch mal 5 minuten nur auf deinen atem zu achten und wenn dir etwas anderes einfällt nicht sagen dass ist schlecht dass du an das denkst sondern den gedanken akzeptieren und zu dem atmen zurückkehren. du wirst dich wundern an wie viel unsinniges zeug man in 5 minuten denkt, mach dir bewusst was davon dein denken verkleistert und löse es kontruktiv, entfern es irgendwie aus deinen gedanken.
zum blockaden überwinden habe ich immer daran gedacht das beste draus zu machen und mich immer auf das wesentlich konzentriert: "was steht an? habe ich wichtige dinge zu erledigen?" und voll und ganz darauf konzentrieren. mir hat das sehr geholfen meine schulnoten sind auch von einem nc von 3.0 auf 1.8 gesprungen.
ansonsten mach was dir spaß macht und lass es dir von niemandem verderben!

P.S. mein bester freund hat nen afro und er wurde früher lockenkopf genannt ^^
"I´m just a soul whose intentions are good, oh Lord please don´t let me be misunderstood"

"It´s not always black,
sometimes it´s white
inside!"

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power
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Beiträge: 535

Beitrag Do., 29.04.2010, 08:28

@lockenkopf:
Lockenkopf hat geschrieben:"Was habt Ihr für Techniken/Handwerkszeug in euren Verhaltenstherapien an die Hand bekommen, um eure Depression positv zu beeinflussen?"
im grunde gehts ja bei der VT darum zu schauen, welches verhalten und welche gedanken, etc...depressionen begünstigen. und diese verhalten- u. denkweisen sollten/werden in einer VT sozusagen "umprogrammiert". es gibt versch. ansätze. ich habe bspw. gelernt, mehr auf mich selbst zu achten und NEIN zu sagen, wenn mir was nicht gut tut. oder, ein positivtagebuch zu führen, oder gewisse denkweisen zu ändern! darüber hinaus ging es auch darum, depressionen früher zu erkennen und dann entsprechend zu handeln...also strategien zu entwickeln, um nicht wieder komplett abzustürzen. aber das kann von mensch zu mensch verschieden sein. jeder hat andere probleme!

welche techniken hast du gelernt?
Lockenkopf hat geschrieben:"Wie kann man das Morgentief mildern?"
--> gute frage! ich hatte nur eine strategie dagegen: aufstehn und was tun, bzw. sich am vorabend schon einen zeitplan anzulegen, wie der nächste tag aussieht und das durchziehen, auch wenns schwer fiel. manche sachen musste ich auch tun, wie etwa zur schule zu gehn...ich hatte z.T. depressionen auch erst gegen abend wenns dunkel wurde...
Lockenkopf hat geschrieben:"Wie habt ihr eure Blockaden überwunden?"
Da ich keinen weiteren Thread eröffnen kann, schreibe ich hier.

Hallo zusammen,

ich habe vor Jahren eine tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie bei einem Analytiker gemacht.
Und vor 2 Jahren bis vor einigen Monaten eine Verhaltenstherapie.
Leider habe ich in dieser Psychotherapie keine Techniken an die Hand bekommen um meine Depression selber beeinflussen zu können.

Deshalb meine Frage hier:

"Was habt Ihr für Techniken/Handwerkszeug in euren Verhaltenstherapien an die Hand bekommen, um eure Depression positv zu beeinflussen?"

"Wie kann man das Morgentief mildern?"

"Wie habt ihr eure Blockaden überwunden?"
was für blockaden meinst du?

lg power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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