Emotionale Abhängigkeit

[ernaerika]

Hallo an Euch

Es fällt mir nicht leicht es auszusprechen, aber ich stecke in einer emotionalen Abhängigkeit.

Vor ca. 7 Monaten habe ich in einem Chat einen Mann kennengelernt und ihn letztendlich dann auch gedatet.
Es sollte eigentlich nichts ernstes werden hatte ich mir damals vorgenommen, da ich erst frisch von meinem Mann getrennt war.
Leider ist es ganz anders gekommen...wir trafen uns einigermaßen regelmäßig einmal die Woche und unternahmen auch einiges miteinander und es ist auch zum Sex gekommen. Bis er das erste Mal eine Verabredung abgesagt hat...
Sicher ist da nichts dabei, klar kann immer mal etwas dazwischen kommen, aber dies war der Punkt an dem es losging.

Ich wurde unsicher und mir wurde klar; dass ich Gefühle für ihn entwickelt hatte. Nachdem er dann immer unzuverlässiger wurde obwohl er mir beteuerte er liebe mich, habe ich ihm irgendwann gesagt er soll mich in Ruhe lassen wenn er nicht weiß was er will.
Das hat er genau 4 Tage lang getan und als er sich dann wieder meldete war ich sofort wieder Feuer und Flamme.
Dieses Spiel spielen wir bis heute.
Er macht mich verantwortlich dafür, dass wir kein Paar sind. Erst habe ich nicht gewollt sagt er, und er könne mir nicht glauben das ich es jetzt ernst meine. Er manipuliert mich und dreht alles um, sodass ich mich immer im Nachteil fühle oder besser gesagt das Gefühl bekomme um ihn kämpfen zu müssen. Er macht das so geschickt das ich es immer erst im Nachhinein bemerke.
Es ist eine Sucht geworden. Ich texte ihm immer hinterher und bemühe mich total darum ihn zu treffen. Es ist verrückt, wie eine verkehrte Welt. Er sagt auch oft unsere Treffen einfach ab, aber das hält mich nicht ab ihm weiter nachzulaufen. Ich weiß er tut mir überhaupt nicht gut, aber ich komme nicht von ihm los
Mit den Gedanken an ihn gehe ich schlafen und ich wache so auch wieder auf. Alles dreht sich nur noch um ihn.
Dabei bin ich im Grunde eine absolut gestandene Frau und weiß was ich im Leben will!
Mir ist soetwas noch niemals passiert!

Wenn ich nur daran denke ihn zu verlieren schnürt sich mir die Kehle zu und ich bekomme Panik. Ich kann nur sehr schlecht schlafen und essen sowieso.Bin nervös und rauche eine Zigarette nach der anderen.
Meine Güte ich weiß ich muss den Kontakt abbrechen, aber ich habe bis jetzt nur eine Pause von 9 Tagen geschafft.
Dann hat er sich wieder gemeldet...diese Pause macht er mir jetzt wieder zum Vorwurf und ich stecke wieder mittendrin.

Kennt jemand von Euch sowas? Wie seid ihr da rausgekommen?
Ich schaffe es nicht den Kontakt ganz abzubrechen....ich will so aber nicht weitermachen.Immer ist sowas wie Hoffnung in mir (ich denke weil er sie immer schürt), dass es noch gut werden kann mit ihm. Dabei ist es Quatsch, ich weiß es ja eigentlich...
Puhhh...ich bin sehr verzweifelt.

Ich freue mich über jede Antwort.
Eure Ernaerika

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[Entknoten]

"Nah und doch so fern - Beziehungsangst und ihre Folgen" von Steven Carter und Julia Sokol

Meine Bibel, meine Offenbarung und der Auslöser für meine Therapie!

(Und ja, ich habe mich erkannt, fast zu 100% - in dem Buch. Aber auch ein wenig in Deiner "Beziehung")

[candle.]

Hallo ernaerika!

Willkommen im Forum!

Hattest du diese emotionale Abhängigkeit denn auch zu deinem Mann oder ist das ein völlig neues Thema für dich? So ganz sicher bin ich nämlich nicht, ob es das wirklich ist.

Er macht mich verantwortlich dafür, dass wir kein Paar sind. Erst habe ich nicht gewollt sagt er, und er könne mir nicht glauben das ich es jetzt ernst meine.

Ist das so? Magst du dazu was erzählen?

Ich weiß er tut mir überhaupt nicht gut, aber ich komme nicht von ihm los

Inwiefern denn?

Mit den Gedanken an ihn gehe ich schlafen und ich wache so auch wieder auf. Alles dreht sich nur noch um ihn.
Dabei bin ich im Grunde eine absolut gestandene Frau und weiß was ich im Leben will!
Mir ist soetwas noch niemals passiert!

Vielleicht bist du auch nur verliebt und so lange kennt ihr euch ja nicht. Da kann es dann durchaus noch turbulent zugehen.

Viele Grüße!
candle

[ernaerika]

Hallo Candle,


Nein ich hatte so eine Situation noch nie vorher. Sicher war auch schonmal unglüklich verliebt, aber ich habe es immer geschafft "loszulassen".
Die Beziehung zu meinem Mann war völlig anders als das was jetzt gerade vor sich geht. Ich bin damit auch total überfordert.

Es war so, dass er beim 2.Date schon gesagt hat ich gehöre ihm! Da bin ich natürlich erstmal vorsichtig gewesen und habe mich bedeckt gehalten. Es ging mir damals viel zu schnell weißt Du.

Ich komme nicht von ihm los bedeutet, dass ich kaum noch Stolz empfinde. Er behandelt mich teilweise völlig respektlos und ich lenke immer ein um ihn nicht zu verlieren, oder aus Angst er könnte sich nicht wieder melden bei mir. Ich renne ihm sozusagen vollkommen hinterher und kann es nicht stoppen.

Ja, ich bin sehr verliebt sogar, aber ich denke das mein Verhalten nicht normal ist. Wie kann es sein, dass man sich so verliert in eine Beziehung die keine ist.
Er gibt mir keine Antwort darauf was er will oder wie er es sich vorstellt wie es weitergehen soll mit uns. Ich habe ihm schon ein paar mal gesagt das ich keine Affäre will, aber er macht nie eine klare Aussage zu irgendwas. Er will mich sehen, sagt aber oft ab. Er schreibt er vermisst mich aber meldet sich so gut wie nie von selbst bei mir.

Liebe Grüße, Ernaerika

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[candle.]

Hallo!

Es war so, dass er beim 2.Date schon gesagt hat ich gehöre ihm! Da bin ich natürlich erstmal vorsichtig gewesen und habe mich bedeckt gehalten. Es ging mir damals viel zu schnell weißt Du.

Ja, zumal ich so eine Aussage schon gruselig finde. Warum hat dich das nicht völlig abgeschreckt?

Ich komme nicht von ihm los bedeutet, dass ich kaum noch Stolz empfinde. Er behandelt mich teilweise völlig respektlos und ich lenke immer ein um ihn nicht zu verlieren, oder aus Angst er könnte sich nicht wieder melden bei mir. Ich renne ihm sozusagen vollkommen hinterher und kann es nicht stoppen.

Ja, seltsam da du ja weißt wie Beziehung und Ehe geht. Was hast du denn nun an den zu verlieren? Was ist anders als die Trennung von deinem Mann? Vielleicht tut das ja auch weh und du bemerkst das nicht. Das ist ja nach einer Trennung schon recht zügig gegangen.

Ja, ich bin sehr verliebt sogar, aber ich denke das mein Verhalten nicht normal ist.

Das läßt sich ja schon ein wenig steuern. Hast du denn sonst nicht viel um die Ohren im Alltag?

Er gibt mir keine Antwort darauf was er will oder wie er es sich vorstellt wie es weitergehen soll mit uns.

Dann gebe du dir selbst die Antwort! Was stellst du dir denn vor? Wäre denn wirklich alles optimal, wenn er deine Kriterien erfüllt?

Wie gesagt: Es wäre gut, wenn du überhaupt weißt was du willst.

candle

[ernaerika]

Hallo Candle,

es stimmt wenn Du sagst, dass diese Aussage eher gruselig war damals. Ich kann Dir nicht erklären warum ich da nicht gleich die Beine in die Hand genommen habe.
Ich glaube die Trennung von meinem Mann ist anders, weil ich sie damals gewollt habe. Weil ich nicht glücklich war mit ihm. Gerade diese Wahrnehmung macht es mir noch schwerer zu begreifen, warum ich nicht einfach einen Schlussstrich ziehen kann, obwohl ich weiß es bringt nichts.
Es ist sogar so, dass ich sicher bin, dass nicht alles optimal wäre wenn er meine Kriterien erfüllen würde, und doch hält es mich nicht ab. Ich vermisse ihn mit jeder Faser meines Herzens. Dabei wird er mir wohl nie geben können was ich eigentlich brauche. Sicherheit und Geborgenheit.
Ich habe auch eigentlich sehr viel um die Ohren. Ich arbeite viel und habe einen großen Freundeskreis. Ich fülle meine Zeit auch immer aus, aber selbst das hilft kaum, weil meine Gedanken nur bei ihm sind.
Heute morgen zum Beispiel habe ich einen solchen Drang ihm eine Nachricht zu schicken, nur um von ihm zu hören. Es ist hirnrissig.
Was will ich? Eine gute Frage.....Ich glaube ich habe mir eine Illusion gesponnen. Ich wünsche mir mit ihm zusammen zu sein und glücklich zu sein mit ihm. Ich habe Angst nie wieder einen Mann zu finden den ich so liebe wie ihn.

Liebe Grüße, Ernaerika

[Entknoten]

Leider hast Du auf meinen Vorschlag leider nicht reagiert, aber ich bleibe dabei:
Solche Beziehungen werden in dem von mir genannten Buch erklärt, auch, warum man sich so verhält.
Ich würde es dir immer noch empfehlen, das Buch, sofern Du offen für Vorschläge bist.
Natürlich rettet dieses Buch keine Beziehung, es liefert auch keine Anleitung wie komplizierte Beziehungen am Ende gut werden - aber man kann sein eigenes Verhalten reflektieren.

[ernaerika]

Hallo Entknoten,
sorry für die späte Antwort. Ich habe mir deinen Ratschlag bereits zu Herzen genommen. Gestern habe ich mir das Buch bestellt und werde es auch lesen! Ich denke jede Gelegenheit mich mit mir auseinander zu setzen kann mich nur voranbringen! Ich danke Dir sehr!

Liebe Grüße, Ernaerika

[Vincent]

Ich habe Angst nie wieder einen Mann zu finden den ich so liebe wie ihn.

Du schreibst, er behandelt dich respektlos.
Deine Gefühle haben also nichts mit Liebe zu tun.

Frag dich mal, was dich zu ihm hinzieht.
Ich kenne die Antwort schon. Es ist nämlich immer dasselbe.

[ernaerika]

Hallo Vincent,

Du glaubst nicht das es Liebe ist?
Die Frage stelle ich mir auch manchmal....aber wenn dann mein Herz so wild pocht wenn ich ihn sehe, denke ich immer es muss doch Liebe sein!
Ich kann die Frage was mich zu ihm so hinzieht gerade echt nicht beantworten....ist das schräg oder was? Der Sex ist es nicht.

Liebe Grüße, Ernaerika

[Vincent]

Du schreibst doch schon in der Überschrift, es sei wohl Abhängigkeit. Und dass es nichts anderes ist als Abhängigkeit, ist auch deinen Beiträgen zu entnehmen.

Abhängigkeit ist nicht Liebe.

Ja, das ist schräg. Ist aber leider weit verbreitet.

[ernaerika]

Ja verdammt Du hast Recht. Es ist definitv Abhängigkeit.
Hast Du eine Ahnung wie zum Teufel es dazu kommt, das man in eine solche Abhängigkeit gerät?
Ich kann mir das nicht erklären. Das macht mich noch kirre.

[Entknoten]

Mich haben bisher immer Männer angezogen, die mich eigentlich ablehnten!

Und diese "Ablehnung" hat nichts mit Sex zu tun!
Diese Männer hielten mich durch ihre Ansprüche, durch ihre Anforderungen auf Distanz.
Je komplizierter, je komplexer - desto besser.

In mir war der unbewusste Wunsch diesen Mann, der in meiner Vorstellung absolut ideal, einzigartig, der Beste, Tollste war - aber nicht in der Realität - doch noch zu überzeugen dass er nur mit mir (und ich mit ihm) glücklich werden kann!

Das funktionierte aber nicht, wir haben uns gegenseitig zwar umklammert, aber auf Distanz gehalten.
Hat der Mann mir aber zu verstehen gegeben mich zu wollen, mich wahrzunehmen - dann habe ich ihn abgelehnt.

Solche Männer sind doch langweilig!!!

Lieber die Komplizierten, die einsamen Cowboys, die Coolen. Und auch "Langeweiler" konnten interessant werden - sofern sie mich irgendwann ablehnten!

Erst dann war die Beziehung lebenswert, der Mann liebenswert, und mein ganzes Fühlen, Denken und Handeln war auf diesen Mann ausgerichtet.

Heute weiß ich dass ich eine ausgeprägte Angst vor Nähe und Beziehungen habe, und dass jede Begegnung mit einem Mann mein erlerntes Verhaltensmuster aus der Kindheit war.

Unbewusst stand jeder Mann stellvertretend für meinen Vater, und ich wurde das liebe Mädchen, dass immer und immer wieder versucht dem Vater zu gefallen!

Ich bin jetzt in Therapie, mir werden dieser Muster bewusst. Ich arbeite an meinem Selbstbewusstsein, und ich nehme Männer nun anders wahr.
Das bedeutet nun, dass ich kritischer bin, und dass ich im Fokus bin.

Und das Buch hat mir dabei wirklich die Augen geöffnet!

[candle.]

Ja verdammt Du hast Recht. Es ist definitv Abhängigkeit.
Hast Du eine Ahnung wie zum Teufel es dazu kommt, das man in eine solche Abhängigkeit gerät?
Ich kann mir das nicht erklären. Das macht mich noch kirre.

Ich finde es nach wie vor etwas übertrieben. Kannst du denn nicht in dem Moment wo du das fühlst in dich spüren was du wirklich brauchst?

Warst du denn schon mal in Therapie?

Vielleicht kannst du nicht alleine sein?

candle

[Candykills]

Irgendwie erkenne ich mich selbst in dem, was Entknoten schreibt wieder. Zwar bezieht sich das bei mir nicht auf Partnerinnen, aber dafür auf ältere Frauen. Desto ablehnender sie mir gegenüberstehen, desto mehr ziehen sie mich an. Am Besten hassen sie mich sogar. Das ist schon ziemlich schräg. Wahrscheinlich 'ne Art Mutterkomplex.

Aber nun zu dir, ernaerika. Das was du beschreibst schreit - finde ich - gradezu nach Nullkontakt. Eigentlich bin ich auch immer der Meinung, dass man solche Beziehungsstrukturen als Hinweis darauf sehen sollte, dass man selbst irgendeinen Defizit hat. Stutzig macht mich aber, dass dir das zuvor noch nie passiert ist, also scheint das ja kein generelles Muster zu sein, in das du immer wieder verfällst. Anfangs scheint er dir ja etwas gegeben zu haben, dass du so zuvor noch nicht bekommen hast. Vielleicht sind es grade solche Sätze wie "du gehörest ihm", die dich zwar irgendwie abgeschreckt, aber dir vielleicht auch das Gefühl eines vermeintlich sicheren Hafens vermittelt haben. Du schreibst ja auch, dass du Angst hättest nie mehr einen Mann zu finden, den du so liebst. Im besten Fall findest du einen solchen Mann wirklich nie mehr, aber dafür einen, den du liebst und der dich auch liebt.
Raus kommst du vermutlich aus der ganzen Geschichte nur, in dem du auf Nullkontakt gehst. Keine SMSn, Anrufe, Mails etc an ihn und natürlich ihn auch blockieren. Und dann heißt's wohl erstmal dein Selbstwertgefühl wieder aufbauen und dich mit dir selbst zu beschäftigen, anstatt mit ihm.

Ich wünsch dir viel Glück!

Lieben Gruß
C

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