Unsere Familie - coabhängig?

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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jasonix
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Unsere Familie - coabhängig?

Beitrag Di., 11.03.2008, 15:55

Mein Sohn (22 J. ) ist seit fast 4 Jahren durch eine drogeninduzierte Psychose belastet. Nach einer fast 7monatigen stationären Behandlung (2005) hat er auf eigene Verantwortung jede weitere therapeutische und medikamentöse Behandlung abgelehnt.
Vor einem Jahr hat das Unternehmen, wo er eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht hat, das Ausbildungsverhältnis krankheitsbedingt gekündigt.
Vom Amtsarzt ist er als "ohne Therapie nicht arbeitsfähig" quasi ausgemustert worden.
Nun hängt er seitdem nur noch zuhause rum. Schläft bis nachmittags um 16.00 Uhr und geistert jede Nacht durch die Gegend. Jede Forderung an ihn, sich endlich eine Arbeit oder eine Wohnung zu suchen, wird nur mit schrecklichen Beleidigungen/ Gebrüll oder sogar mit tätlichen Angriffen seinerseits beantwortet. Die Polizei war schon mehrfach bei uns, aber wir haben "leider" immer wieder Mitleid mit ihm, und haben auch nicht den Mut, ihn wirklich mit allen Konsequenzen auf die Straße zu setzen.
Wir haben schon mehrfach versucht, rauszuschmeißen, da wir wissen, dass wir eigentlich seine fehlende Krankheitseinsicht nur unterstützen indem wir ihm kostenlos Wohnen und Essen zur Verfügung stellen.
Jeder Versuch, ihn mit Hilfsmöglichkeiten, wie dem psychosozialen Dienst etc. in Kontakt zu bringen, scheitert an seinem Widerstand.
Er sieht sich als verkanntes Genie, der eben auf die bürgerliche Welt nicht angewiesen ist.
Wir drehen uns im Grunde ständig im Kreis. Es ist zermürbend für die ganze Familie (er hat noch 4 Geschwister).

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EX-H
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Beitrag Di., 11.03.2008, 16:52

Hallo,

es ist wahrscheinlich das beste wenn ihr hart zu ihm seid. sonst wird sich nie was ändern!

Hier kannst du bei einer Mutter nachlesen die fast das gleiche Problem hat

http://www.bittere-traenen.de/

mfg

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Tante Käthe
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Beitrag Di., 11.03.2008, 18:13

Hallo jasonix,

...das im Kreis drehen kenne ich. Solange Eurer Sohn bei Euch lebt, wird sich wohl daran auch nix ändern, leider. Abstand vom Problem - und das braucht ihr - kommt erst mit Abstand, das habe ich in den letzen 1,5 Jahren erfahren (seit dem mein Sohn nicht mehr bei uns wohnt). Dennoch gibts genügend Berührungspunkte und Probleme, es zerreist einen manchmal förmlich.
Das große Dilemma ist doch, dass er Euch mitzieht und Eure anderen Kinder dann auch oftmals zu kurz kommen könnten, ist gefährlich.
Ich habe es auch nicht konsequent fertig gebracht, meinem Sohn die Türe zu weisen, erst als er Ausbildung bedingt umgezogen ist, wurde unser Leben anders, allerdings muss ich auch sagen, die Tiefschläge dafür wenn sie kommen oftmals um so heftiger.
Momentan sind wir im Begriff, uns ziemlich zu entfernen von ihm, das tut gut....

Euch immer viel Kraft und passt auf Euch auf.

Käthe
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jasonix
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Beitrag Di., 11.03.2008, 23:20

Hallo, liebe Käthe, liebe(r) EX,

danke für eure Rückmeldungen. Ich habe die Seite "bittere Tränen" angeschaut,und mein erstes Gefühl war Dankbarkeit, so komisch sich das anhören mag. Mir wurde beim Lesen bewußt, aus wie großen Katastrophen sich mein Sohn schon wieder hochgekrabbelt hat, bzw. vor welchem Abgrund er schon bewahrt wurde. Seit einem Jahr hat er kein Marihuana mehr angepackt, zwischendurch betrinkt er sich zwar massiv, aber nicht täglich. Er bekommt in der Regel auch seinen Alltag (Waschen, Putzen , Kochen) gut bewältigt.
Die andere Seite ist die, dass er kaum noch Sozialkontakte hat, auch mit uns spricht er nur das Nötigste (defensiv- aggressiv in der Haltung) und dass er, wie schon gesagt, jede therapeutische Hilfe ablehnt und meint, er könne sich durchs Leben hindurchlavieren.
Ich habe Angst davor, ihn endgültig aus dem Haus zu schmeißen (das ginge wohl auch nur mit Beistand der Polizei).
Liebe Grüße Jutta

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 12.03.2008, 06:22

Guten Morgen jasonix,

.... im Übrigen wird Dein Thread bestimmt verschoben, denn er ist ja eigentlich unter der falschen Rubrik - müsste bei substanzbezogenen Abhängiektien stehen, das kannst Du ja dem Adm. melden, dann passiert es. Dort würdest Du sicher auch mehr Infos erhalten.

.... bezüglich Deines Sohnes die Sache mit dem Durchmogeln, solange er bei Euch ist, hat er ja wohl keinen Grund, etwas zu ändern, es funktioniert doch. Allerdings ists auch nicht sicher, ob sich etwas ändert, wenn er bei Euch raus ist.

Ja, die Seite bittere-tränen ist schon sehr emotional, aber der Weg wird immer ähnlich sein, man kann sich dort gut (leider) wieder finden.

Grüße Käthe
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EX-H
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Beitrag Mi., 12.03.2008, 06:50

Hallo,

ich glaube auch dass sich nichts ändern wird wenn er bei euch ist.
Wenn dann nur wenn er "alleine" ist.
In Ö braucht man dazu nicht die Polizei. Sobald er volljährig ist kann man grundsätzlich die Unterstützungen einstellen.

mfg

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jasonix
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Beitrag Mi., 12.03.2008, 10:52

Liebe Käthe,
ich bin leider sehr unbedarft mit solchen Foren.
Wie finde ich denn Kontakt zum Admin, damit mein Beitrag verschoben werden kann?
Gruß Jutta

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 12.03.2008, 13:20

Ich würde mal mit dem sozialpsychiatrischen Dienst Kontakt aufnehmen..

Guck mal, hier sind Adressen.

http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/dhs-plz5.html

Dort kannst Du ja eine alternative Wohnmöglichkeit für ihn suchen damit Du nicht das schlechte Gewissen haben musst ihn auf die Strasse geschmissen zu haben.

Obwohl ich mir vorstellen könnte daß DIESER Schock auch einen heilsamen Effekt auf seinen Grössenwahn a la "Verkanntes Genie" haben könnte wenn er merkt daß er kein verkanntes Genie ist sondern ganz krass mit nix klarkommt.

Ansonsten kann ich nur sagen, sieh zu daß er eine eigene Bleibe findet. Hotel Mama plus absolut unsoziales Verhalten, das geht nicht zusammen!

Liebe Grüsse,

Petra

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 12.03.2008, 20:05

Hi jasonix,

habe dem Admin eine PN geschrieben, Dir ists hoffentlich recht.

Ich würde mich an Deiner Stelle auch dringend kundig machen, wie Ihr Eurem Sohn in die Selbständigkeit helfen könnt. Das ist sicher sehr sehr schwer und wird unendlich viele Nerven kosten, aber die kostet es auch so. Es lohnt sich, für Euch und sicher auch irgendwann für ihn. Ansonsten ists ein Kreislauf wie im Irrgarten ohne Ausweg.

LG Käthe
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jasonix
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Beitrag Do., 13.03.2008, 13:32

Hallo, liebe Käthe,

das Problem ist, dass wir schon alle offiziellen Stellen abgeklappert haben.
Von allen kam nach kurzer oder längerer Zeit die Rückmeldung - "Leider nichts zu machen - ihr Sohn verweigert jede Zusammenarbeit".
So aus dem Kopf hier eine kleine Liste unserer Versuche.( Ich schreib mehrere Nachrichten...)
2006- nach 6 monatiger stätionärer Behandlung Rückkehr nach Hause - ohne weitere Hilfsangebote. Aussage der Ärzte: Ihr Sohn "manipuliert" die Station - er geht nur so weit auf Therapieangebote ein, wie sie ihm Strategien aufzeigen, schnell in sein altes Leben zurückzukommen" Klare Diagnosestellung unmöglich -wahrscheinlich schizophrene Psychose.
Wegen Führerscheinentzug musste er sich darauf einlassen, eine medizinisch- therapeutische Behandlung nachzuweisen. Auch da ist er nur zum Arzt gegangen, um sich bescheinigen zu lassen, dass er da war.
Auf eigenes Risiko setzt er alle Medikamente ab.
Das Jugendamt veranlasst eine Betreuung durch den psychosozialen Dienst.
Nach einem Monat wirft der Betreuer das Handtuch - keine Zusammenarbeit möglich

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jasonix
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Beitrag Do., 13.03.2008, 13:44

Hallo, .iebe Käthe - hier die Fortsetzung...
noch 2006
Mein Sohn wird ein Lehrjahr zurückgestuft und nimmt nach dem Hamburger Modell seine Ausbildung wieder auf. Die Firma unterstützt ihn durch das Angebot, sich von einem Arbeitspsychologen coachen zu lassen. Auch der meldet zurück, dass mein Sohn ihn als Beschaffer besserer Bedingungen gebraucht, aber sonst jede Zusammenarbeit verweigert. Die Berufsschule bietet Hilfe durch ihren Sozialpsychologen an - auch die verläuft im Sand.
April 2007 wird das Ausbildungsverhältnis aufgelöst - krankheitsbedingt---
Seitdem hängt er nur zu Hause rum.
Im Januar hatte er die Möglichkeit an einem Arbeitstraining teilzunehmen und hatte das Angebot für ein Zimmer in einer WG des psychosozialen Dienstes.
Alles hat er abgelehnt mit der Begründung, er sei nicht krank. Die Rückmeldung der offiziellen Stellen an uns war wiederum, dass keine Hilfeleistungen möglich sind ohne entsprechende Kooperation.
Wir sind letzte Woche bei einer Selbsthilfegruppe in Köln gewesen.Deshalb der Titel meines Beitrags. Ich bekomme immer wieder gespiegelt, dass meine mangelnde Konsequenz der Schlüssel zur Lösung ist, aber ich weiß nicht, wie

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Tante Käthe
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Beitrag Do., 13.03.2008, 19:05

Hallo liebe jasonix,

"tolle Leistung", die Eurer Sohn sich und Euch bringt. Das kostet für Euch Nerven ohne Ende. Wenn Ihr nun schon so vieles ausgereizt habt und eigentlich auf der Stelle tretet, dem ist ja wohl so, dann sollte man sicher doch über den für Mutter und Vater schlimmen Schritt nachdenken und ihm die Türe weisen.
Das schreibt sich leicht, aber es ist verdammt schwer, ich weiß nicht, ob ich es konsequent könnte, muss ich dazu sagen. Aber das Wort Konsequenz hat schon sehr sehr viel Bedeutung. Mag sein, dass er Schlüssel zur Lösung ist, aber das weiß man vorher nicht, leider, sonst wärs ja einfach... Ich denke, dass er, solange er Hotel Mama genießen kann und darf, keinen Grund hat etwas zu ändern. Das er nicht krank ist, ist schon klar, mein Sohn hat auch keine Probleme und ist "nur" Gelegenheitskonsument - das seit 5 Jahren.
Was nimmt Euer Sohn eigentlich alles?
Wie alt sind Eure anderen Kinder?

Über meinen Sohn mag ich jetzt nicht alles schreiben, vielleicht liest Du mal im Thread Coabhängigkeit zwischen Eltern und Kind... nach, allerdings läuft er noch nicht so lange. Meine anderen Beiträge über die Jahre hinweg sind im Archiv des alte Forums.


Liebe Grüße Käthe
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