Sort of workaholic

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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leuchtturm
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Sort of workaholic

Beitrag So., 20.11.2011, 20:08

heute brauche ich mal selbst Tipps von euch, denn ich habe den Eindruck, dass ich einigermaßen betriebsblind bin im Moment.
Bin mit meinem Freund seit 6 Jahren zusammen.
Ein ganz großes Plus in unserer Beziehung war immer die Kommunikation. Damit haben wir schon etliche schwierige Fragestellungen beleuchtet und daran gearbeitet.
Dazu gehört auch sein Engagement im Verein, einem sehr aktiven Verein.

Dort ist er 1.Vorsitzender und hat eine z.T. starke Truppe hinter sich. Allerdings ist er immer derjenige, der einspringt, wenn Not am Manne ist. Der immer Zeit hat. Der zusätzlich zu seinem 7 Stunden-Brotjob pro Tag 2 Stunden Vereinsarbeit leistet, am Wochenende täglich 4-6. Plus die Zeit am PC für das Erstellen von Vereins-HPs usw.
Der, ihr ahnt es, nicht Nein sagen kann.
Den das aber auch stresst.
Der eine lebensbedrohliche akute Krankheit als einer der ganz wenigen vorläufig geheilten Patienten vor 6 Monaten hinter sich gebracht hat.
Der nur abschalten kann, wenn wir tatsächlich den Ort verlassen. Das genießt er dann.
Ein bisschen everybody's darling, everybody's man.

Er ist sich bewusst, dass sich für ihn damit eine Art Erfolg verbindet, der ihm guttut. Den bekommt er durch Lob Außenstehender ("Das habt ihr aber super hinbekommen"), aber auch durch eigenes Sich-innerlich
-auf-die-Schulter-Klopfen.

Aber: er reibt sich auf. Es geht ihm nicht immer gut dabei, denn er fühlt sich oft gestresst.
"Sonst machts ja keiner" ist sein Reden.
Dass es sonst eben nicht stattfinden kann, halte ich entgegen und sehe weniger ein Problem darin. Was nicht ist, ist eben nicht. Für mich.

Als er 18 Monate im Krankenhaus lag, lief der Verein bestens auch ohne ihn. Und natürlich ist er froh, dass er wieder mitmischen kann. Das ist für ihn ein Zeichen von Normalität. Was ich gut nachvollziehen kann.

Unser Problem:
ihm wird es teils zu viel, er kann aber nicht abblocken.
Mir wird es lästig, dass sich sehr vieles zu Hause an Terminen nach dem Verein richtet, in dem zugegebenermaßen alle paar Monate größere Events stattfinden (und größer heißt: für mehrere hundert Leute)..
Dass er ständig hin und herhetzt. Dass er sich aufreibt. Dass er aus den Gesprächen nichts gelernt hat.

Kann ich da was tun? Ausziehen? Wieder Fernbeziehung führen, wie am Anfang? Eigentlich waren wir heilfroh, die Fernbeziehung nach 2,5 Jahren ad acta legen zu können.

Wir haben schon oft und ausgiebig über sein zeitfressendes und oft auch unerquickliches Engagement gesprochen, doch die Theorie sieht anders aus als die Realität. Unsere Kommunikation läuft auch bei diesem Thema selbstkritisch nund respektvoll ab, aber, wie mir auffällt, wenig nachhaltig.

Bin etwas ratlos.

P.S. habe das hier eingestellt, weil mich das Verhalten meines Freundes stark an das Süchtiger erinnert. Habe einen Sohn im Drogenmilieu, und bei manchen Mechanismen sehe ich Parallelen zwischen beiden Männern. Ansonsten bitte verschieben.

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Affenzahn
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Beitrag So., 20.11.2011, 20:31

leuchtturm hat geschrieben:Er ist sich bewusst, dass sich für ihn damit eine Art Erfolg verbindet, der ihm guttut. Den bekommt er durch Lob Außenstehender ("Das habt ihr aber super hinbekommen"), aber auch durch eigenes Sich-innerlich-auf-die-Schulter-Klopfen.

Aber: er reibt sich auf. Es geht ihm nicht immer gut dabei, denn er fühlt sich oft gestresst.
Vermutlich profitiert er vom Verein gar nicht, wenn er sich nur "halbherzig" engagiert. Sonst täte er dies doch. Eine Alternative wäre dann zur Zeit nur der Austritt aus dem Verein.

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leuchtturm
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Beitrag So., 20.11.2011, 20:34

ich möchte ihn nicht vor die Alternative stellen "ich oder der Verein", weil ich denke, dass man eigentlich doch beides unter einen Hut bekommen sollte.

Die Alternative "du oder der Verein" sieht er nicht.
Auf die Frage an seine Ärzte gerichtet, worauf er achten sollte, kam nichts außer "Sport machen". Welches Ausmaß die Vereinsarbeit bei ihm hat, wissen die freilich nicht. Verboten haben sie nichts

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Affenzahn
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Beitrag So., 20.11.2011, 20:40

leuchtturm hat geschrieben:Kann ich da was tun? Ausziehen? Wieder Fernbeziehung führen, wie am Anfang?
Warum wieder Fernbeziehung? Weil ihr dann wenigstens wieder bewusst Zeit miteinander verbringen würdet? Oder was ist eigentlich dein Problem dabei?

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leuchtturm
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Beitrag So., 20.11.2011, 20:56

Warum wieder Fernbeziehung? Weil ihr dann wenigstens wieder bewusst Zeit miteinander verbringen würdet?
Ja, irgendwie schon. Zwar nur kurze Zeit und nicht jeden Tag, aber die Zeit hätte man dann.

Gute Frage, was ist mein Problem dabei.
Auch wenn ich selkbst nur indirekt betroffen bin, nervt es mich irgendwann schon arg, dass jemand anruft, und mein Freund springt und lässt alles stehen und liegen.
Bis auf geplante Tagesfahrten/ Urlaub wird dann alles andere hintangestellt. So bleibt nicht mehr Raum für spontane Planungen, weil ja immer der nächste Termin ansteht, in einer oder 2 oder 3 Stunden, je nachdem.

Ich frage schon vormittags immer: wie sieht deine Terminplanung für den Tag aus?
Erst wenn dann nichts anliegt und nichts dazwischenkommt, bleiben Möglichkeiten für gemeinsame kleinere Unternehmungen. Abends ebenso.

Das empfinde ich als fremdbestimmt. Für ihn und für mich. Für ihn, das sollte sein und nicht mein Problem sein, aber ich werde, wenn ich nicht im Voraus Termine bei meinem Freund mache, ja auch mit fremdbestimmt. Und das gefällt mir ganz sicher nicht, zumindest nicht in dem Maße.

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Affenzahn
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Beitrag So., 20.11.2011, 21:46

Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig - falls du das nicht schon getan hast -, als deinem Freund ganz klar zu sagen, was du dir von ihm wünschst und warum. Also mehr zeitliche Flexibilität zu deinen Gunsten. Falls das nichts nützt, würde ich feste, regelmässige "Privat-Termine" vorschlagen. Fernbeziehung könnte evtl. eine mangelnde Disziplin ausgleichen ... sollte aber eigentlich nicht nötig sein.

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candle.
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Beitrag So., 20.11.2011, 22:11

Hallo leuchtturm!

Das Unterfangen klingt mir irgendwie aussichtslos, entschuldige, wenn ich das so sagen muß. Früher habe ich auch noch daran geglaubt, dass einschneidende Lebensereignisse sich auf Menschen auswirken wie bei deinem Partner der Krankenhausaufenthalt. In 18 Monaten der "Besinnungszeit" ist also kein Modell entstanden sein Leben irgendwie ändern zu müssen. Verstehen tue ich das auch nicht und habe es bei mehreren Menschen auch so miterleben dürfen.

Was ich mich da frage ist, was bekommt denn eure Beziehung miteinander noch ab an gemeinsamer Zeit? Ja, es scheint wie Sucht zu sein- nach Anerkennung womöglich. Und wenn er nicht begreift, begreift er nicht.

Es ist wirklich einfach nur Schade!
candle
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Tante Käthe
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 08:10

Hi Leuchtturm,

.... und wäre es eine Alternative, wenn Du Dich im Verein auch mit engagieren würdest/wolltest/könntest? Oder ist das nicht Dein Ding?

Lg Käthe
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
(Albert Einstein)

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leuchtturm
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Beitrag Sa., 26.11.2011, 14:03

war ein paar Tage auswärts.

Doch, Käthe, ich mache auch im Verein mit. Aber ich bin nicht diejenige, die sich irgendwo ständig alle Beine rausreißt. Ich habe 4 Kinder aufgezogen und dabei gelernt, auch auf mich selbst zu achten, mich nicht ausnutzen zu lassen, Grenzen für mich zu ziehen.

Wir hatten ein sehr ernstes Gespräch, und wir haben folgendes beschlossen:

1. er notiert sich mal - über einen festgelegten Zeitraum - wann er wie viel für den Verein macht, was genau das ist, was davon seine ureigene Aufgabe ist, bzw. was delegiert hätte werden können und wann der Stressfaktor dabei einsetzte.

2. wir ziehen eine Paarberatung in Betracht, wenn bei 1. eine gewisse Datensammlung vorliegt.

3. er hat sich ein Buch gekauft, das davon handelt, sich nicht selbst aufzuopfern. Das will er durcharbeiten. Hat damit angefangen.

Ganz ehrlich: Ich bin da skeptisch. Aber es ist ein Anfang, um das Problem in den Griff zu bekommen. Hoffentlich.

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debussy
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Beitrag Sa., 26.11.2011, 17:50

hallo leuchtturm,


leuchtturm hat geschrieben:Der zusätzlich zu seinem 7 Stunden-Brotjob pro Tag 2 Stunden Vereinsarbeit leistet, am Wochenende täglich 4-6.
ist das nicht völlig im rahmen? ich meine, ich bin zwar selbständig, aber alles zusammengerechnet ist das der mindeststundeneinatz, den ich leisten muss. vielleicht 1 woche urlaub pro jahr.

denk mal drüber nach.

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leuchtturm
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Beitrag So., 27.11.2011, 11:33

Das sind ja nur absolute Mindestzahlen.
Debussy, das Problem ist, dass dieser Einsatz von ihm nicht immer so geplant war, sondern er oft die Kastanien für andere aus dem Feuer holen zu müssen meint.
Da liegt in seinen Augen eine gewisse Zwanghaftigkeit vor, eine Art inneres Aufspringsystem, sobald einer nach ihm schreit.

Wir sind jetzt dabei, in solchen Situationen zunächst einmal Alternativen auszuloten, bevor er selbst sich in die Pflicht genommen fühlt. Mal schauen, obs klappt

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