Großer Drang nach Sex und Orgasmen - sexsüchtig?

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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presage
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Großer Drang nach Sex und Orgasmen - sexsüchtig?

Beitrag Mi., 06.05.2015, 12:09

Hallo,

ich habe zu diesem Thema schon einiges gelesen, aber noch keine Antwort auf meine Frage gefunden. Und zwar bin ich nicht Porno süchtig bzw. brauche nicht den Porno sondern den Orgasmus und die Befriedigung. D.h. wenn ich Sex mit meiner Freundin habe dann reicht mir das, ABER ich brauche es jeden Tag. Kann oder will meine Freundin mal nicht dann brauche ich halt Visuelle Reize und diese hole ich mir dann mit einem Porno.

Weiters habe ich den drang mit jeder Frau zu schlafen wollen, muss jeder Frau hinterher schauen und bekomme es nicht unter Kontrolle. Jede Frau löst in mir einen Reiz aus wo ich am liebsten mit ihr schlafen möchte.

Ich habe meine Traumfrau gefunden habe aber trotzdem das Gefühl etwas verpasst zu haben bzw. mich noch nicht so richtig ausgelebt zu haben und bereue es das ich es nicht vorher gemacht habe um jetzt glücklich und zufriedener zu sein.

Ich Onaniere 1-2 mal am Tag außer ich habe Sex mit der Freundin dann nicht. Ich bin auch nicht in meiner Freizeit eingeschränkt oder sonstiges. Ich mache Sport und bin auch Berufstätig.

So jetzt bin ich verwirrt da es ja normalerweise zu so einem Verhalten kommt wenn man Pornosüchtig ist, aber da ich den Porno ja nicht brauche weiss ich nicht was ich machen kann bzw. wo der Grund in meinem Verhalten liegt?

Falls noch Fragen offen sind dann bitte einfach stellen,
danke!

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Nico
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Beitrag Mi., 06.05.2015, 12:21

Was möchtest du denn hier jetzt hören ?
Dass es normal ist, oder dass es gestört ist, oder was eigentlich ?

Wenn du es selbst als Sucht bezeichnest und dich süchtig fühlst, würde ich dir eine Therapie empfehlen.
Wenn nicht, dann mach doch einfach.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Möbius
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Beitrag Di., 01.12.2015, 21:44

Ach wenn der letzte Beitrag schon länger her ist - ich glaube, es ist ganz allgemein sinnvoll, hierzu mal ein paar Worte zu sagen.

Alfred Kinsey, der große Pionier der Sexualforschung sagte einmal so schön: "Hypersexuell ist jeder, der mehr Sex hat, als Sie !" - Es gibt kein absolutes Maß dafür, wieviel Sex für den Menschen gesund ist, er "braucht" oder "haben darf" oder umgekehrt "nicht haben darf". Bei manchen ist die sexuelle Libido eben größer, bei manchen kleiner, und meiner Lebenserfahrung nach ist es so, daß sie bei den meisten Menschen eher klein ist. Meine ist ziemlich groß - wohl größer, als die des threadstarters. 3-5 Orgasmen am Tag sind für mich ganz normal, in entsprechend sexualisierten Situationen oder Phasen können es heute noch mehr als 10 am Tag werden. Mein "persönlicher Rekord" liegt bei 18 Orgasmen in 4 Stunden - das war 1991, ich war damals 26 Jahre alt. Meine damalige Freundin hatte aus Spaß angefangen "mitzuzählen" und wollte wissen, wieviel ich schaffe. Beim 18. Orgasmus von mir hat sie aufgegeben - ich hätte die 20 ja gerne noch vollgemacht ...

Entscheidend ist allein die Frage, wie man eine starke sexuelle Libido in sein übriges Leben integriert bekommt. Mir ist das über weite Teile meines Lebens eigentlich recht gut gelungen, und erst recht heute als Frührentner brauch ich ja eh keinerlei Rücksichten mehr zu nehmen ...

Der Fall des französischen Politikers Dominique Strauss-Kahn, der Direktor der Weltbank gewesen war, beinahe französischer Staatspräsident geworden wäre, bevor er über eine versuchte Erpressung einer Gelegenheitsprostituierten stürzte, zeigt deutlich auch eines: das starke sexuelle Libido, die auch "gelebt" wird, und Lebenserfolg insbesondere in anderen Lebensbereichen sich keineswegs ausschließen. Strauss-Kahn war auch international wegen seiner ökonomischen Kompetenz sehr hoch angesehen gewesen.

Dieser Fall zeigt aber auch die Schwierigkeiten der Integration einer starken sexuellen Libido in das übrige Leben. Es fängt schon mit der Partnerwahl an. Wer eine starke sexuelle Libido hat, ist darauf angewiesen, daß sein Partner ein insofern "gleichgesinnter" ist. Das erschwert die Partnersuche nicht unbeträchtlich. Ich meine sogar, daß es völlig zwecklos ist, für Menschen mit starker Libido einen Partner auf "normalem Wege" zu finden, denn die Chance, am Arbeitsplatz, in Vereinen und sonstigen sozialen Orten, wo "normalerweise" sexuelle Kontakte geknüpft werden, auf einen solchen Partner zu stoßen (hihi!) sind relativ gering. Das Internet ermöglicht diese Kontaktaufnahme indessen heute wiederum relativ einfach.

Damit einher geht, daß Menschen mit einer starken sexuellen Libido auch regelmässig auf promiskuitives oder polygames Sexualverhalten angewiesen sind - einer alleine reicht eben nicht. Aber wie gesagt: heutezutage ist es ohne weiteres möglich, entsprechende Partner ausfindig zu machen, nur wohnen sie halt normalerweise nicht um die nächste Strassenecke. Wahrscheinlich muß dann einer von beiden umziehen ...

Eine starke sexuelle Libido ist insofern natürlich irgendwo ein Nachteil. Aber sie hat auch sehr große Vorteile. Der Entspannungswert von Sex ist kaum zu überbieten. Deswegen sind Menschen, die eine starke sexuelle Libido leben, entgegen einem landläufigen Vorteil meist auch recht ausgeglichene Menschen, die nur selten unter Depressionen und ähnlichem leiden, und für "Versuchungen" der Konsumwelt verhältnismässig wenig ansprechbar. Das größte Problem erwächst ihnen aus der sozialen Umwelt, von der aus ihre starke sexuelle Libido pathologisiert wird: "Das ist doch nicht normal !" Auch weniger prominente Menschen als Strauss-Kahn haben wegen derartiger Vorkommnisse, einem unfreiwilligem "Outing" schon ihren Arbeitsplatz verloren.

Ich zögere ein wenig als psychisch kranker Mensch, anderen Menschen insofern Ratschläge erteilen zu wollen, aber ich meine trotzdem, daß es der richtige Weg ist, seine starke sexuelle Libido anzunehmen, sie als Quell von Freude und Lebenszufriedenheit anzusehen und nach den Wegen zu suchen, sie auszuleben - und berufliche oder sonstige soziale Risiken in Kauf zu nehmen und bei der Lebensplanung einzukalkulieren. Das sozio-ökonomische Minus, das sich daraus möglicherweise in unser immer noch sehr sexualfeindlichen Gesellschaft ergibt, ist immer noch geringer, als das Plus an Lebensqualität einer gelebten Libido ausmacht - verglichen mit dem umgekehrten Fall: daß man den von vorneherein zum Scheitern verurteilten Versuch unternimmt, diese Libido zu unterdrücken, etwa um eine Beziehung zu einem insofern inkompatiblen Partner aufrecht erhalten zu wollen.

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