PC-Sucht? Tod des Vaters nicht überwunden?

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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laura
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PC-Sucht? Tod des Vaters nicht überwunden?

Beitrag Mo., 14.04.2008, 19:19

Ich weiß nicht so recht wo ich dieses Thema hinpacken soll und fange jetzt erstmal an mein Problem zu beschreiben.
Nach langem hin und her bin ich jetzt wieder mit meinem Freund zusammen.(jetzt ein 1/2 Jahr,noch nicht lange also)
Solangsam fange ich allerdings an mir sorgen zu machen; ich kenne ihn noch von früher wo er ein sehr aktiver mensch gewesen ist. er war viel unterwegs damals, hat oft was mit freunden unternommen, war im fitnesstudio, im fußballverein ...
Vor 2 Jahren ist sein Vater plötzlich an Krebs gestorben.Seitdem zieht er sich total zurück. er hat kaum noch Freunde, geht nicht mehr weg.... Ab 17 Uhr wenn er von der Arbeit kommt hockt er sich vor seinen PC und zockt. Dieser läuft dann bis ca 23 uhr, dann geht er ins Bett. Am Wochenende kann es auch schonmal länger andauern. Wenn er am WE bei mir ist habe ich ab und an das Gefühl das er schonmal Gründe vorschiebt um nach Haus zu können. Dort läuft dann aber auch den ganzen Tag dann wieder sein PC(sehe das dann in der icq liste) ... und ich weiß er zockt. ... Fühlt er sich nur noch in seinen eigenen 4 Wänden wohl? In einer "Märchenwelt" in seinem PC?
Ich möchte ihm helfen....

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gompert
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 21:04

Laura, ich gehe mal davon aus dass dein Freund ein junger Mensch ist der gut mit seinem Vater auskam, dass dessen plötzlicher Tod ihn voll überrascht und erschüttert hat und dass ihm die Fähigkeit sich gesund zu trauern fehlt. Da er wohl ein Mann sein will und kein Kind, sucht er seinen Trost nicht bei dir. Und nach Liebkosungen steht ihm der Kopf wohl nicht. Diese Computermanie ist halt eine Flucht, damit er seinen Kummer nicht zu spüren braucht. Ich könnte mir vorstellen dass du ihm tatsächlich helfen würdest indem du dich mal ernsthaft nach einem Ersatz für den Vater umsiehst. Das kann ein Onkel sein, ein älterer Kollege usw. Mit diesem müsstest du dann mal vertraulich reden und ihm deine Sorgen klar machen, damit er sie teilt und versuchen kann zeitweise eine ähnliche Bezugsperson für deinen Freund zu werden wie es der Vater war. Wenn auch die Funktion des Vaters nur zu einem Bruchteil ersetzt wird, kann sie ihn trotzdem aus seiner Depression holen.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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laura
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 21:22

vielen Dank für die Antwort.
Ja, er kam sehr gut mit seinem Vater aus. Ich denke nicht das er wirklich getrauert hat. Er spricht auch nie über seinen Vater oder die Situation damals. Ich habe bis auf zu seiner Mutter und Schwester kaum Kontakt zu seinen Familienmitgliedern, von daher könnte das schwer werden. Ich befürchte auch, dass er keinen "Vater ersatz" annehmen würde. Die Rolle übernimmt er gerade selber zu Hause. Seine Schwester ist vor einiger Zeit ausgezogen und er lebt jetzt alleine mit seiner Mutter in nem riesen Haus. Er wird jetzt bald 24 und überlegt auszuziehen. Ich kann mir vorstellen das ihn große Sorgen plagen seine mutter im stich zu lassen usw...

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stern
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Beitrag Mo., 14.04.2008, 21:23

Hm... viel hilfreiches kann ich vielleicht nicht beisteuern...: Als mein damaliger Freund tötlich verunglückte ging ich auch teilweise mit starken Rückzugstendenzen und "Fluchtverhalten" (allerdings in Arbeiten & Co.) damit um.... obwohl Freunde SOVIEL Hilfe anboten.

Ja... jeder Mensch trauert auch anders... aber kritisch wird es halt schon, wenn man (längere Zeit) nicht mehr raus kommt... denn dann besteht die Gefahr, sukzessive in eine Depri (bei deinem Freund vielleicht Online-Sucht?) abzugleiten. Dass er früher mal ein aktiver Mensch war, von dem nun nicht mehr viel übrig ist, spricht jedenfalls schon für starke Verändernungen.

Ich denke, es wäre (für ihn) auch (neben z.B. gomperts Vorschlägen) ratsam auch an professionelle Hilfe zu denken. Vielleicht kannst du ihn ja dazu ermutigen...

Was mir damals geholfen hat, war jedenfalls schon, dass ich wusste, es sind einige Leute (notfalls auch rund um die Uhr) für mich da... auch wenn ich nicht so darauf zurückgriff. "Beschäftigungstherapie", die mir (von Freunden) auch angedacht wurde, wollte (vielleicht besser gesagt: konnte) ich nicht so annehmen. Will heißen: Jeder Mensch braucht/wünscht sich etwas anderes. Vielleicht kannst du ihn ja fragen, was ihm gut tun würde. Oder verschließt er sich dich eher?

Ups, deinen zweiten Beitrag sehe ich eben erst.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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laura
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Beitrag Di., 15.04.2008, 17:38

Er hatte vorab auch nie wirklich eine Partnerschaft, bzw war die letzten 3 Jahre solo. Der Vater ist vor ca.2 Jahren gestorben. Es ist anfangs sehr schwer für uns gewesen, er hat es teilweise nur eine Nacht hier ausgehalten(am we) und musste morgens immer sofort wieder nach Hause. Mal ist er richtig "anhänglich", schreibt häufig sms und möchte mich viel sehen, dann ne woche später schlägt seine laune plötzlich um und ich muss froh sein wenigstens ab und an was von ihm zu hören bzw das sind dann so tage wo er vermehrt vor seinem pc hockt.
Jetzt wollen wir eigentlich ende mai zusammen eine woche in den urlaub, aber er kriegt es nicht geregeltl.Gestern hat er mir dann erzählt das seine mutter im moment wieder schlechte laune hat und er erstmal abwarten möchte... alles seltsam. Er wird niemals eine therapie oder ähnliches machen oder sich hilfe holen. Habe ihm heute nochmal eine nachricht per mail hinterlasse das ich mir wünsche das er offener wird und wenigstens ab und an mit mir redet bzw mir deutlich macht wenn ihm was bedrückt. Er soll nicht immer gleich abhauen, sondern mir sagen was los ist...jedenfalls wünsch ich mir das.Wie lange dauert es denn ungefähr bis jemand so etwas überwunden hat ? Es ist alles nicht so einfach. Ich gehe auf ihn ein,...wenn wir was zusammen machen bzw weg gehen dann ruhige dinge wie zb sauna oder kino, ohne das er groß unter leute muss. ich wünsche mir das er wieder mehr lust am leben bekommt....

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Sabrina187
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Beitrag Di., 15.04.2008, 17:51

laura hat geschrieben:Wie lange dauert es denn ungefähr bis jemand so etwas überwunden hat ?
Hey Laura...
Sehr süss wie du dich um ihn sorgst!!
Zu der Frage da oben mag ich dir kurz antworten...Ich bin jetzt 27, meine Mutter starb als ich 8 war, im Grunde hab ich nicht all zu viel mit bekommen, Kinder erleben sowas ja anders wie Erwachsene, aber ich kann dir sagen auch nach 19 Jahren hab ich rein gar nichts überwunden...
Als dann vor ca 6 Jahren noch mein ältester Bruder verstarb, kam alles wieder hoch!! Ich stürzte mich in eine Drogenkarriere...das war wohl meine Flucht aus der Realität!!! Vielleicht ist es bei deinem Freund ähnlich...nur halt als Pc Sucht??
Die Drogensucht hab ich mittlerweile überwunden, nicht aber die Trauer um meine Familie...nur gehe ich heute anders damit um!!

Ich glaube, es würde dir und deinem Freund helfen, wenn ihr mal ganz offen über das ganze Thema sprecht!! Meinst du das geht??
Vielleicht realisiert er gar nicht wirklich, wie sehr er sich verändert hat...

LG, Sabrina
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laura
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Beitrag Di., 15.04.2008, 18:57

Im moment hat er wieder die Phase das er eher abweisend zu mir ist. Er selber sieht dies aber leider nicht.Ich mache ihm keinen stress deshalb sondern versuche damit umzugehen weil ich weiß das es nichts mit mir zu tun hat. Er kommt heut abend zu mir und ich werde mal schauen wie er so drauf ist. Ggf werde ich ihn dann mal morgen in ruhe auf das thema ansprechen. Er weiß das er mit mir reden und sich fallen lassen kann .... meine Mutter hatte vor 8 Jahren einen schweren Schlaganfall. Ich war dabei als sie ihn hatte,und seitdem ist sie halbseitengelähmt... natürlich nicht mit dem tod eines familienmitgliedes zu vergleichen aber auch schrecklich .... von daher war die frage wie lange jemand braucht um sowas zu verarbeiten eigentlich überflüssig...ich denke ich weiß wie man sich fühlt..

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