Wenn Sie bei einer österreichischen Krankenkasse versichert sind und um Voll- oder Teilrefundierung für Ihre Psychotherapie-Kosten angesucht haben, wurden Sie vermutlich vor einigen Monaten von einer deutlichen Erweiterung der diesbezüglichen Auskunftsbegehren an Ihre(n) Psychotherapeuten(in) informiert. Bei der Wiener Gebietskrankenkasse soll spätestens im Juli dieses Jahres ein neues Antragsformular verpflichtend vorgeschrieben werden, wenn PatientInnen um Voll- oder Teilrefundierung ansuchen möchten. Dem Versicherungsträger gegenüber werden dann zum Teil sehr persönliche Daten anzugeben sein – Daten, welche mit den Therapieinhalten bzw. den jeweiligen psychischen Beschwerden nicht immer etwas zu tun haben müssen. Ob diese Informationen dann tatsächlich so “vertraulich” bleiben, wie vom Hauptverband immer wieder versichert, darüber muss man sich als ‘geprüfter Österreicher’ nach Bekanntwerden eines intensiven Datenaustausches u.a. mit dem amerikanischen NSA, dem BFIE-Skandal usw. leider so seine Gedanken machen…
Persönlich kann ich das “Bedürfnis” der Versicherungsträger, sicherstellen zu wollen, dass die allozierten Mittel auch sinnvoll eingesetzt werden, selbstverständlich nachvollziehen – allerdings war doch Psychotherapie schon seit jeher ein Stiefkind des Gesundheitssystems: die Refundierungsbeträge von € 21,90 wurden seit mittlerweile fast 25 Jahren (!!) nicht mehr an die Inflation angepasst, da scheint es eine Zumutung, den von psychischen Problemen Betroffenen für diesen anteilig mittlerweile höchst gering gewordenen Betrag auch noch zusätzliche “Datenkanüllen” anzulegen, zumal Zusatzanträge ohnedies auch schon derzeit fast immer einer chefärztlichen Bewilligung bedürfen – also keineswegs nur dem Gutdünken des jeweiligen Psychotherapeuten allein unterworfen sind! Es ergibt sich somit der Eindruck, dass die Kassen PatientInnen, die ihnen rechtmäßig zustehende Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen möchten, schlicht und einfach durch die Angst, dass ihnen die gemachten Angaben eines Tages zum Nachteil gereichen könnten, vergraulen wollen.
Die österreichischen Krankenkassen haben im Jahre 2013 Gewinn erwirtschaftet. Psychische Leiden gehören zu jenen, unter denen Menschen am stärksten leiden, die aber am seltensten frühzeitig erkannt und adäquat behandelt werden [Link].
Wenn auch Sie gegen die verpflichtende Verwendung des neuen Antragsformulars protestieren möchten, unterzeichnen auch Sie bitte die Online-Petition dagegen:
Mehr Informationen für Interessierte: http://derstandard.at/2000001585614/
nordlichtglanz Reply
hallo alle miteinander! es ist schon erschreckend, wenn man akzeptieren muss, dass man psychisch erkrankt ist. ich bevorzuge die Aussage: ,, ich bin aus dem Gleichgewicht geflogen und versuche mein inneres Pendel wieder zu finden.”
Diagnose- Komplextraumatisierung. Hm, ich dachte mein Zustand ist ,,nur” wegen des letzten bewaffneten Raubüberfalls so aus den Fugen geraten, aber weit gefehlt- das geschnürte vollkommende Paket macht es aus. Ich wollte es lange nicht einsehen, wie sehr ich schon eine Vorgeschichte hatte, aber ich hatte es so fein säuberlich unterm Teppich gekehrt und eigentlich auch vergessen. Das schlimme an einer PTBS ist eben, ,dass alle anderen Traumata wieder aufleben und mir persönlich fällt es unglaublich schwer zwischen Realität und Vergangenheit zu unterscheiden .Immer wieder holen mich Bilder- und Körperflashbacks ein und ich erstarre und kann gar nichts mehr tun. Theoretisch weiß ich, wie es zu funktionieren sollte, da ich selber im dritten Semester Psychologie studiert hatte, zur Zeit aber nichts mehr auf der Reihe bekomme. Ja, ich bin bei allen Anderen ein sehr geduldiger Mensch, nur bei mir nicht, aber ich versuche immer ein Stückchen weiter zu kommen, um nicht nur zu existieren, sondern um wieder leben zu können.