Für eine Studie zur Auswertung von Kriegsverletzungen wurden die Daten von 34.000 Pentagon-Mitarbeitern ausgewertet, die zwischen 2004 und 2007 aus dem Irak und aus Afghanistan zur Behandlung in das Militärkrankenhaus in Landstuhl gebracht wurden. Normalerweise wird nach zwei Wochen entschieden, ob die Soldaten wieder im Konfliktgebiet eingesetzt oder zur weiteren Behandlung in die USA geschickt werden. Den Studienergebnissen zufolge verändern sich offenbar die Arten von Kriegsverletzungen, mit denen Soldaten konfrontiert sind – oder zumindest die Klassifikationssystem und damit auch die Genauigkeit der Diagnosemöglichkeiten (R.L.Fellner). Im Ersten Weltkrieg standen bei den US-Soldaten noch Infektions- und Atemwegserkrankungen sowie Magen-Darm-Störungen an erster Stelle, nun sind es Muskel- und Knochen- sowie Rückgratverletzungen (24%), die sich die Soldaten allerdings nicht vorwiegend im Kampfeinsatz, sondern im Training oder in der Freizeit zuziehen. Danach kommen mit 14 Prozent erst Verletzungen oder Erkrankungen im Kampfeinsatz: 10 Prozent davon sind neurologische, 9 Prozent psychische Störungen und 7 Prozent Schmerzen in der Wirbelsäule.
Im Ersten Weltkrieg kamen psychische Störungen erst an 11. Stelle, das blieb auch noch im Zweiten Weltkrieg so, in dem aber auf Atemwegs- und Infektionserkrankungen bereits nicht mit dem Kampfeinsatz verbundene Verletzungen folgten. Im Vietnamkrieg lagen letztere schon an erster Stelle, psychische Störungen stiegen auf Platz 6. Im ersten Golfkrieg standen bei den Einlieferungen ins Krankenhaus Verletzungen an erster Stelle, psychische Störungen lagen an achter Stelle. Die neurologischen (13%) und die psychischen Störungen (13%) haben somit die Kampfverletzungen (12%) überschritten – zumindest derer, die in Landstuhl -also nicht vor Ort- behandelt wurden. In aller Regel wurden Soldaten, die wegen psychischen Störungen behandelt wurden, nicht mehr in den Einsatz zurückgeschickt. Während sich der Anteil der übrigen Verletzungen und Erkrankungen nicht verändert hat, sind die psychischen Störungen 2004/2005 um 32,4 Prozent, 2005/2006 um 3 Prozent und 2006/2007 um 61,9 Prozent gestiegen. In Afghanistan ist die Zahl zunächst leicht gesunken, dann aber 2006/2007 gleich um 225 Prozent angestiegen. Dieser Anstieg sei auch deswegen überraschend, weil zur selben Zeit die Zahl der Psychologenteams zur Behandlung von Kampfstress stark angehoben wurde (Anmerkung R.L.Fellner: möglicherweise ist dies aber schlicht dadurch erklärbar, daß PTSD’s von Medizinern häufig nicht diagnostiziert werden, einfach, weil sie zu wenig hinsichtlich psychischer Störungsbilder ausgebildet und sensibilisiert sind). Posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD) überwiegen bei den psychischen Störungen. Man geht davon aus, dass 11-17 Prozent aller in Afghanistan und im Irak eingesetzten Soldaten darunter leiden oder gelitten haben. (Quellen: The Lancet Vol 375, Issue 9711, Pages 301 – 309, 23 January 2010, tp; Bild: US Air Force)