Nun befasste sich mein letzter Blog-Artikel mit Fragen der “Gleichberechtigung” zwischen Männern und Frauen, diesmal scheint es ein kritischer Artikel zur Gender-Forschung zu werden: spätestens jetzt werden sich die ersten kritischen Leser/innen fragen: ist der Fellner etwa ein Frauenfeind?
Weit gefehlt, ganz ehrlich!
Und doch war mir die Gender-Forschung immer schon einigermaßen suspekt: die meisten Argumente heutiger Feministinnen fand ich zumeist weder besonders fundiert, noch deckten sie sich mit meiner eigenen Erfahrungswelt. Doch der Konstruktivist in mir ist ein duldsamer Gesell und kann gut mit der Idee leben, dass meine eigene Erfahrungswelt ja auch keinen Beweis dafür darstellen muss, dass die Theorien der Gender-Forscherinnen und Feministinnen unberechtigt seien – oder nicht zumindest für bestimmte Gesellschaftsgruppen relevant wären. Zudem gibt es speziell in den von Frauen dominierten Sozialwissenschaften etwas, das man sich als Mann so gar nicht leisten kann: das Grundaxiom der Geschlechter”gleichheit” (häufig auch jenes eines immer noch existierenden Chancenungleichgewichts zu Ungunsten westlicher Frauen) in Frage zu stellen.
Nun ist einer, der es sich offenbar leisten kann, nämlich der norwegische Komiker (!) aber auch Soziologe Harald Eia, einer dieser merkwürdigen Unstimmigkeiten, die sich wie rote Fäden durch die speziell in den westlichen OECD-Staaten bereits langjährig sogar aus Steuergeldern geförderten Gender-Studien ziehen, mal ganz genau nachgegangen: nämlich der, dass in einem Land wie Norwegen – dem sogar die UN zuschreibt, seit Jahren weltweit zu den Vorzeigestaaten hinsichtlich des “Gender-Gap” zu gehören (also nahezu identische berufliche und bildungsmäßige Startpositionen für Frauen und Männer zu ermöglichen) – auch heute noch anteilsmäßig nahezu gleich viele Frauen klassische Frauenberufe ergreifen, und Männer in klassischen Männerberufen zu finden sind … obwohl doch nach all den für Gleichstellungs- und Förderungsmaßnahmen investierten Milliarden eigentlich das exakte Gegenteil oder doch zumindest kleine “positive” (= mehr Bauarbeiterinnen, Müllentsorgerinnen, aber natürlich auch Ingenieurinnen) Veränderungen zu erwarten sein sollten?
Das Beklemmende ist vielmehr, dass offenbar sogar ein gegenteiliger Effekt auszumachen ist: der Anteil an Ingenieurinnen und Computerfachfrauen ist in den westlichen, “gender-bewußten” Industriestaaten anteilsmäßig sogar geringer als in den meisten anderen. Wie das möglich ist, soll Ihnen jedoch am besten Herr Eia selbst erklären – seine aus einer mehrteiligen Serie zusammengefasste Kurzdoku (38 Minuten, norwegischer OT mit englischen Untertiteln) ist wirklich sehenswert und informiert Sie nebenbei über einige interessante Details aus der aktuellen Humanforschung. Ihre Ausstrahlung im staatlichen TV im Jahre 2011 war übrigens wesentlich an der Entstehung einer intensiven und kritischen öffentlichen Diskussion in Norwegen beteiligt, deren vorläufiger Höhepunkt eine Schließung des “Nordic Gender Institutes” und die Beendigung der “Wissenschaft” der sog. “Gender Studies” darstellte. Die für Gender-Studies budgetierten Mittel von 56 Millionen Euro (!) wurden vom Parlament nicht bewilligt und konnten für andere gesellschaftliche Projekte eingesetzt werden.
Was mir persönlich bei der Kurz-Doku ein wenig kalte Schauer über den Rücken laufen ließ, war die “Esoterik”-ähnliche Argumentation der führenden norwegischen Gender-“WissenschafterInnen” während der Interviews, die beklemmend an die ideologische Einbunkerungs-Taktik so mancher Vertreter von Großreligionen und Sekten erinnerte. Mit wissenschaftlicher Evidenz und professionell, z.T. weltweit durchgeführten Großstudien konfrontiert, wurden mit leerem Blick ideologische Positionen schlicht weiter wiederholt.
Es mag gut sein, dass damit in der “Century of Declines” auch der Feminismus bzw. die Gender-“Wissenschaften” bereits ihren “peak point” (Höhepunkt) überschritten haben. Wohlgemerkt : beide waren von enormer gesellschaftlicher Bedeutung, und niemand, der aus dieser Epoche etwas gelernt hat, wird ausser Frage stellen, wie wichtig die Befreiung der Frau aus ihrem einstmals engen sozialen und familiären Korsett war, oder welche Verantwortung wir als Eltern tragen, wenn es darum geht, unseren Kindern (oder als Verantwortungsträger in Firmen: den Mitarbeiter/Innen) gleiche Entwicklungs- und berufliche Chancen zu ermöglichen. Ebenso scheint weitere Forschung in der Medizin und Psychologie nicht nur als sinnvoll, sondern im Sinne einer Steigerung der Behandlungseffizienz auch notwendig zu sein.
Hinterfragen könnten wir allerdings die Sinnhaftigkeit und Berechtigung etwa von Pflichtquoten oder die neuerliche Bevorteiligung eines biologischen Geschlechts, diesmal ganz gezielt und aus rein ideologischen Motiven.
Irgendwann sind im Verlauf gesellschaftlicher Befreiungsbewegungen wichtige Entwicklungsschritte getan, Lektionen gelernt, legislative Änderungen vollzogen – “gesunde” Staaten sollten dann daraus die Konsequenzen ziehen, so manches faktisch obsolet gewordene Institut zusperren und die freiwerdenden finanziellen Mittel anderen wichtigen sozialen Projekten zufließen lassen. Und von denen gibt es ja gerade in Zeiten der europäischen Depression immer mehr.
Ach ja, und der nächste Artikel ist, das kann ich schon jetzt versprechen, wieder einem ganz anderen Thema gewidmet. 😉
Weiterführende Links: https://en.wikipedia.org/wiki/Global_Gender_Gap_Report
Do Women Earn Less Than Men? (Video, Prof. Steven Horwitz)