Partnersuche – wie der Ausbruch aus dem Teufelskreis gelingen kann

Die Partnersuche gehört für viele Menschen zu den schwierigsten und nicht selten auch frustrierendsten Herausforderungen im Lebensverlauf. Tausende Bücher und Websites widmen sich folglich diesem Thema, und ebenso viele Partnervermittlungsagenturen und Internet-Singlebörsen suchen nach immer neuen Wegen, Männer und Frauen dabei zu unterstützen, die richtige Partnerin oder den richtigen Partner zu finden.

Doch was macht diese Suche zu einem solch schwierigen Unterfangen, an dem selbst hochintelligente Menschen immer wieder scheitern? Im Zuge meiner Unterstützung zahlreicher Klienten bei ihrer Partnersuche zeigten sich häufig folgende Grundprobleme:

Das Gefühl, man/frau müsse allein aufgrund ihres “Wertes” geliebt werden

Gerade leistungsorientierte Menschen erleben während ihrer Ausbildungszeit, dass ihnen harte Arbeit auch Erfolg bringt (und intelligente Menschen, dass sie sich dafür womöglich nicht einmal besonders anzustrengen brauchen). Erfolge bringen uns Anerkennung, Respekt und positive Verstärkung. Doch die Annahme, dass dies wohl auch beim Kennenlernen gilt, dürfte sich häufig als Trugschluss herausstellen: denn bei den ersten Dates geht es so gut wie ausschließlich darum, wie sich der andere fühlt. Man kann einen potenziellen Partner nicht für sich “gewinnen”, sondern in gewissem Sinne geht es darum, sich von ihm “entdecken” zu lassen – wobei jedoch weniger leistungsbezogene Attribute zählen (wie auch wissenschaftliche Untersuchungen immer wieder belegen), sondern vielmehr emotionale Attribute wie das Erzeugen einer positiven, ja spielerischen Atmosphäre, ein kommunikatives Eintauchen-können in die Welt des anderen und das Vermitteln eines Gefühls, dass der andere Bedeutung für einen hat. Eine Bedeutung, für die man auch etwas zu tun bereit ist – ohne jedoch “bedürftig” zu wirken. Dies sind jedoch Fähigkeiten, die man in der Universität, wenn überhaupt, dann eher während der Pausen als den Vorlesungen erwerben kann…

Conclusio: vergiß’ das, was du kannst oder darstellst. Verschaffe dem anderen eine gute Zeit, und er/sie wird sich daran erinnern – und mit ein bißchen Glück mehr davon wollen.

Mangel an Erfahrung

Den vorigen Gedanken aufgegriffen, sind wir bereits bei einem weiteren häufigen Grund für langfristige Partnerlosigkeit: Zeit, die man für das Studium, die Arbeit, im Fitness-Studio oder vor dem Fernseher verbringt, ist auch Zeit, die einem für wichtige andere Dinge abgeht – etwa das Kennenlernen potenzieller Partner. Ungünstigerweise führen Enttäuschungen bei der Partnersuche aber bei vielen Menschen dazu, sich nur noch stärker in ihre Arbeit, den Computer oder ihren Sport zu vertiefen. Deshalb steht bedauerlicherweise sogar eine sehr hohe Zahl von Menschen, die sich bereits in ihrer Lebensmitte befinden, hinsichtlich ihres Beziehungslebens noch ganz am Anfang – trotz oder gerade wegen großen beruflichen Erfolgs oder höchst aktiver Freizeitgestaltung.

Entfremdung von der Identität als Mann oder Frau

Gerade arbeitsbezogene und intelligente Menschen haben häufig noch mit einem zusätzlichen Problem zu kämpfen: ihr Selbstbild als erfolgreiche und intelligente Person, die sich vor allem mit ihren mentalen Fähigkeiten im Leben durchsetzen kann, führt zu einem eher ungeeigneten Auftreten bei der Partnersuche, bei der völlig andere Prioritäten gelten. Viele dieser Menschen legen zu wenig Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild oder dieses wirkt kühl und zu förmlich – auf Kosten der sinnlichen Ausstrahlung bei Frauen und sexuellem “Prickeln” der Männer. Es mögen sich dann interessante Diskussionen zwischen zwei Dating-Partnern entwickeln, aber, wie man so schön sagt: “der Funke springt nicht über”. Denn die Energien sind gewissermaßen im Kopf konzentriert, aber vom Herz und dem Rest des Körpers abgeschnitten – auf Kosten einer klar männlichen bzw. weiblichen Ausstrahlung.

Das mag zunächst ein wenig “esoterisch” klingen, als professionell eingestellter und sich der Wissenschaftlichkeit verpflichtet fühlender Psychotherapeut und Paartherapeut aber möchte ich sagen: niemand von uns sollte meinen, sich über zehntausende Jahre lange “Programmierungen” einfach hinwegsetzen zu können. Auch am Beginn moderner und gleichberechtigter Partnerschaften steht “das gewisse Kribbeln” … und gar nicht selten auch die eine oder andere sexuelle Idee! Die Fähigkeit zu entwickeln, diese Signale zu induzieren – oder zumindest nicht zu verhindern – kann jedoch gerade in unserer leistungsbezogenen Informationsgesellschaft eine ernstzunehmende Herausforderung darstellen.

Häufig läuft diese darauf hinaus, unsere “wilde Seite”, unsere Urinstinkte wieder stärker zuzulassen. Stellten wir unser hochkomplexes (und gerade im Beziehungsbereich häufig von Verboten, Regeln und gut gemeinten “Tipps” überfrachtetes) Denken einmal für einige Minuten zurück, würde mancher Mann wohl eher den richtigen Zeitpunkt finden, eine Offensive zu wagen, oder eine Frau, ihr Haar zurückzuwerfen und dem Mann ihres Interesses ein klares Signal zu senden.

Zu hohe Selektivität

Unsere Kultur, unsere Medien machen uns zu Konsumenten: wir sind es gewohnt, zu selektieren und darin trainiert, uns nur “das Beste zu gönnen”. Jeder von uns kann auf Abruf zumindest 5 Eigenschaften unseres gewünschten Traumpartners definieren, zu denen häufig auch die einen oder anderen körperlichen Charakteristika zählen. Das Problem ist nur: jede “Muss-Eigenschaft”, die wir an potenzielle Partner anlegen, schließt hunderttausende mögliche “Zukünftige” über unseren Suchfilter von vornherein aus. Lebt man zu allem Überfluß womöglich noch in einer kleineren Stadt, verbleibt häufig nur die Möglichkeit, die Suche entweder auf den gesamten Kontinent auszudehnen (und dann womöglich eine Beziehung auf Distanz führen oder großräumig übersiedeln zu müssen), das Thema “Partnerschaft” völlig abzuschreiben – oder aber auch: etwas gelassener und offener zu werden!

Jede dieser Möglichkeiten ist legitim – doch die zuletzt genannte hat meiner Ansicht nach einen gewissen Charme: realistisch betrachtet nämlich würde es ohnehin schwierig sein, einen perfekten Partner zu finden. Viel eher wird sich bei ihm oder ihr spätestens nach einem genaueren Kennenlernen der eine oder andere “Schönheitsfehler” enthüllen. Weiten wir hingegen unseren Blick, so wird sich herausstellen, dass es auch ganz generell eine schöne und befriedigende Erfahrung sein kann und unsere Beziehungen belebt, wenn wir Menschen für das wertschätzen, was sie sind, statt uns darauf zu konzentrieren, was ihnen fehlt.

Wahre Liebe ist, jemanden für das zu lieben, was er ist. Das bedeutet keineswegs, dass wir uns mit dem Mittelmaß zufriedengeben sollten. Sehr wohl aber ist es sinnvoll, hohe Standards gelegentlich auf ihre Nützlichkeit für das reale Leben hin zu überprüfen. Häufig läuft die Entscheidung nämlich gerade im Bereich der Partnersuche ultimativ auf die Wahl hinaus, entweder mit den eigenen Idealen jeden Abend alleine daheim zu sitzen oder sich für die Möglichkeiten zwischenmenschlicher Erfahrungen und auch Überraschungen zu öffnen – ja dabei vielleicht sogar von uns selbst überrascht zu werden…

Weitere Artikel zu diesem Thema:
Wissenschaftliche Aufriss”-Tipps

(Image src: answersfrommen.com)

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



3 Antworten

Jutta Reply

Es wird immer schwieriger je älter man wird. Es ist doch klar, dass man dann Angst hat, das man niemanden mehr findet, mit dem man glücklich werden kann.

Partnersuche – wie der Ausbruch aus dem Teufelskreis gelingen kann - Personality Check Persönlichkeit Reply

[…] zu unterstützen, die richtige Partnerin oder den richtigen Partner zu finden. Doch was macht… Original Artikel ansehen Kosmische Dialektik – und warum es nichts zu tun gibt In der vedischen Kosmologie ist häufig […]

Elmar Reply

Wichtiger Punkt mit der Entfremdung. Die Informationsüberflutung von Außen – insbesondere auf Männlichkeit-Weiblichkeit bezogen – entfremdet uns von unserer Natur. Die Gedanken kreisen nur noch um “Ist das richtig?”, “Darf man das machen?”, “Gehört sich das?”, “Das sollte mir nicht gefallen!” etc. und ersticken unsere eigentlich polarisierte Ausstrahlung. Und so verschwindet auch die Anziehung.

Eine andere Problematik dürfte wohl im Selbstwertgefühl liegen. Gehe ich mit einem instabilen/abhängigen Selbstwert auf Partnersuche, suche ich wahrscheinlich jemanden, der das Loch in mir füllt bzw. meinen Selbstwert stabilisiert. Dieses Unterfangen ist dann zum Scheitern verurteilt.

Ich denke, wenn man im reinen mit sich selbst ist, sind auch die oberen beiden Punkte automatisch abgehakt, sodass einer erfolgreichen Partnersuche nichts im Weg steht.

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11.11.22