Wenn es um das Thema Datenschutz geht, wählen viele Menschen die bequeme Position “Ich habe nichts zu verbergen.” Das ist jedoch leichtsinnig, denn schon seit Jahren sammeln Unternehmen unermüdlich unsere Daten – diese werden analysiert und weiterverkauft – und sie bleiben vermutlich zum größten Teil ewig gespeichert. “Big Data” heißt das Phänomen, bei dem es längst nicht mehr nur um optimierte Facebook-Streams (“Das könnte Sie interessieren:”) und personalisierte Werbung geht. Zunehmend interessieren sich einschlägige Firmen auch für den Gesundheitszustand und die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden.
Täglich hinterlässt jeder Internet- und Smartphone-Nutzer dutzende Daten-Spuren: jeder Zahlvorgang im Web, jede Kreditkarten-Zahlung, jeder NFC- (“bargeldlose Zahlung), Wifi- und Bluetooth-Kontakt über das Smartphone, jedes Posting in sozialen Netzwerken wird registriert – und häufig auch von dafür zahlenden Unternehmen gespeichert und ausgewertet. “Big Data” bedeutet dabei nicht nur, möglichst viele Daten zu sammeln: der Verkauf der betreffenden Daten wird besonders in den USA (in die aufgrund der Marktdominanz der USA im IT-Bereich große Mengen unserer Daten übertragen werden) hochaktiv betrieben, und einschlägige Unternehmen verbinden die Daten aus diesen Datenbanken dann mit ganz anderen Informationen über uns. Was mit all diesen Informationen passiert, läßt sich nur ansatzweise erahnen. Der US-Security-Pionier John McAfee formuliert es sinngemäß in einschlägigen Interviews und Vorträgen so: “Wir sind Menschen, und wir alle haben Dinge, die uns unangenehm sind, oder Lebensphasen, in denen es uns schlecht geht. Die menschliche Gesellschaft hat Privatheit deshalb als elementares Fundament für ein harmonisches Zusammenleben entwickelt. Wir alle haben ein elementares Bedürfnis nach Privatheit – gibt es sie nicht, gäbe es Blut auf den Straßen und unermeßliches Leid in unseren Beziehungen.”
Der zunehmende Entzug unserer Privatheit durch die intransparenten Wege der Datenverarbeitung durch Unternehmen kann ernste Folgen haben. So wurde in den USA der Fall eines Kreditkartenunternehmens bekannt, das Kunden das Limit kürzte, die eine Paartherapie mit ihrer Kreditkarte bezahlt hatten. “Die haben festgestellt, dass Menschen, die wegen einer Ehekrise eine Paartherapie brauchen, mit hoher Wahrscheinlichkeit später einen Kreditausfall haben oder zumindest finanziell stark belastet sind”, erklärte das IT-Magazin c’t in einem diesbezüglichen Artikel.
Weiterführende Links für Interessierte:
Wie “Big Data” gegen uns eingesetzt wird, ohne, dass wir davon merken
John McAfee über den Trugschluß von Datensicherheit