Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge haben Depressive ein um 45% erhöhtes Risiko, einen Hirnschlag zu erleiden, und eine um 55% höhere Wahrscheinlichkeit, daran zu versterben. Depression ist also offenbar neben zahlreichen anderen Erkrankungen und Störungsbildern, mit denen zumindest Wechselwirkungen und z.T. kausale Zusammenhänge bestehen, wie:
- Burnout
- Suizid
- Chronic Fatigue Syndrom
- Alkohol-Missbrauch
- Diabetes
- Demenz
- Schlafstörungen
- Schmerzen
- Farbwahrnehmung
- Diabetes
- Essstörungen
- Herz- und Kreislauferkrankungen
- und zahlreichen anderen Symptomen
offenbar auch ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle, so die Studienautoren von der Harvard Medical School of Public Health, Boston.
“Gerade Menschen mit Depressionen müssen über die bekannten Risikofaktoren für einen Schlaganfall, wie hoher Blutdruck, schlechte Ernährung oder wenig Bewegung, aufgeklärt werden”, rät deshalb Prof. Martin Grond aus Siegen, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).
Denn dass depressive Menschen auch ein höheres Risiko tragen, einen Schlaganfall zu erleiden, war bisher unklar. Mit jährlich mehr als 250.000 Fällen zählt auch der Schlaganfall in Deutschland zu den Volkskrankheiten, die Studienergebnisse sind somit auch ökonomisch bedeutsam für das Gesundheitssystem.
In der Metaanalyse wurden Daten von insgesamt 317.540 Menschen aus 28 prospektiven Bevölkerungsstudien ausgewertet. Zu Beginn untersuchten Ärzte die Probanden auf depressive Symptome und betreuten sie in der Folge noch bis zu 29 Jahre lang. In diesem Zeitraum erlitten 8478 Studienteilnehmer einen Schlaganfall. Die Daten zeigen, dass Depressive ein um 45 Prozent höheres Risiko haben, einen Hirnschlag zu erleiden. Ihr Risiko an einem Schlaganfall zu versterben, lag sogar um 55 Prozent höher als bei psychisch Gesunden. „Legt man unsere Zahlen zugrunde, sind etwa 4 Prozent aller Schlaganfälle in den USA auf eine Depression zurückzuführen“, machen die Autoren die Relevanz ihrer Ergebnisse deutlich. Hochgerechnet auf Deutschland wären dies 10.000 Schlaganfälle jährlich. Bei genaueren Untersuchungen stellte sich heraus, dass Depressive vor allem häufiger einen ischämischen Hirninfarkt – nicht eine Hirnblutung – bekamen.
Hormone und ungesunde Lebensführung könnten die Ursachen sein
Nach Meinung der Studienautoren gibt es mehrere Mechanismen, die diesen Zusammenhang erklären könnten: Zum einen beeinflussen Depressionen den Hormonhaushalt des Menschen und können Entzündungen verstärken. So findet man bei Depressiven höhere Blutspiegel für Entzündungsfaktoren wie CRP, IL-1 und IL-6, die nachweislich zu einem höheren Schlaganfallrisiko führen können.
Darüber hinaus vernachlässigen Depressive eher ihre Gesundheit. Studien haben gezeigt, dass depressive Menschen häufiger rauchen, sich körperlich weniger betätigen und schlechter ernähren. Diese Faktoren und die daraus entstehenden Folgeerkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck könnten für das erhöhte Schlaganfallrisiko von Depressiven mitverantwortlich sein.
Zudem geben die Forscher zu bedenken, dass auch die Einnahme von Antidepressiva mit einem höheren Risiko für einen Schlaganfall verbunden war. Ob die Medikation selbst oder die damit einhergehende Schwere der Depression das Risiko erhöhe, sei aber bisher unklar.
(Quellen: MedAustria; “Depression and Risk of Stroke Morbidity and Mortality. A Meta-analysis and Systematic Review.” in: Journal of the American Medical Association, 306 (11): 1241–1249 (doi: 10.1001/jama.2011.1282); Image src: TRBfoto)
Felios Reply
Danke für den informativen Blog.
Depressionen sind ein Teufelskreislauf. Und weniger Bewegung /rausgehen führt zur Vereinsamung und verstärkt die Depressionen.
Schade, dass Depressionen immer noch zum Tabuthema in der Gesellschaft gehören. Vor allem können von Grund auf fröhliche Menschen nicht verstehen, dass man depressiv sein kann. Da stößt man oft vor Unverständnis wie das Brett vorm Kopf.