BMI und Demenz – Zusammenhänge?

Laut Resultaten einer schwedischen Studie erhöht Übergewicht im mittleren Lebensalter das Risiko einer Demenz-Erkrankung im Alter um 80 Prozent. Im Rahmen einer Studie überprüften Wissenschafter des Karolinska Institut in Stockholm den aktuellen Gesundheitszustand von 8.534 Zwillingen im Alter ab 65 Jahren in Bezug auf mögliche Demenz-Erkrankungen und verglichen diesen anschließend mit dem BMI der Probanden im mittleren Lebensalter.

Den BMI konnten die Wissenschafter dabei aus den Daten des schwedischen Zwillingsregisters zu Körpergröße und Gewicht der Probanden vor 30 Jahren ableiten.
350 Studienteilnehmer litten an einer bereits diagnostizierten Demenz, bei 114 lagen Symptome für einen begründeten Verdacht vor. 2.541 der erfassten 8.534 Zwillinge im mittleren Lebensalter waren übergewichtig (BMI 25–30kg/m²) oder fettleibig (BMI >30kg/m²).

36 Prozent der Probanden mit Verdacht auf eine Demenz-Erkrankung waren übergewichtig, fünf Prozent waren fettleibig. Bei den Studienteilnehmer mit bereits vorliegender Demenz-Diagnose lag der Anteil der Übergewichtigen sogar bei 39 Prozent, fettleibig waren sieben Prozent. Demgegenüber waren lediglich 26 Prozent der Probanden ohne Demenz-Erkrankung in ihrem mittleren Lebensalter übergewichtig und drei Prozent fettleibig.

Daraus leiten die Forscher ein um 80 Prozent erhöhtes Demenz-Risiko im späteren Lebensverlauf bei Übergewicht in den mittleren Lebensjahren ab. Die Korrelation zwischen Übergewicht und Demenz-Risiko habe sich auch bei Berücksichtigung anderer Faktoren wie dem Bildungsstand, der genetischen Veranlagung, Diabetes oder Gefäßerkrankungen als statistisch signifikant erwiesen.

 

Essen sich bereits Kleinkinder ihren späteren Hüftspeck an?

Neue Erkenntnisse liefern darüber hinaus auch Indikationen, dass sich die Folgen früher Ernährungsfehler erst Jahre später zeigen. So kann eine hohe Eiweißzufuhr zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat das Risiko für Übergewicht im Schulalter erhöhen. Eine inadäquate Eisenzufuhr vor dem dritten Geburtstag kann zu schlechten Mathematik-Noten in der Schule führen. Aus diesem Anlass wurden von einer interdisziplinären, österreichischen Expertengruppe erstmals klare “Ernährungsempfehlungen für 1- bis 3-Jährige” erarbeitet und durch praktische Tipps ergänzt.

Die ersten drei Lebensjahre sind eine wichtige Phase für die körperliche und geistige Entwicklung des Menschen. Ein Kind nimmt im Alter zwischen 1 und 3 Jahren ca. 40 % an Länge und Gewicht zu. Das Gehirn wächst in den ersten Lebensjahren schneller als in jeder anderen Lebensphase: 70 g pro Monat mit 5 Monaten und immer noch 32 g pro Monat mit 15 Monaten. Klarerweise ist richtige Ernährung in diesem Alter aus physiologischen und präventivmedizinischen Gründen von besonderer Bedeutung.

Daten aus Deutschland zeigen, dass bereits Kleinkinder zu viel, zu süß, zu fett, zu eiweiß- und salzreich essen. „Dieses ungünstige Ernährungsmuster hinterlässt Spuren bei der Nährstoffversorgung. So nimmt ein Kleinkind mehr als doppelt so viel Eiweiß als nötig auf. Die Empfehlungen für die Zufuhr essenzieller Fettsäuren werden bei weitem nicht erreicht. Der Süßigkeitenverzehr und damit die Zuckerzufuhr mit all seinen negativen Folgen für Gewicht und Zähne verdoppeln sich zwischen 1 und 3 Jahren. Bei den Mikronährstoffen gibt es Lücken vor allem bei Eisen und einigen Vitaminen – im Fall von Vitamin D erreichen gar nur zwei von zehn Kindern die Zufuhrempfehlungen.“, so Univ. Prof. Dr. Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien.

Studien haben gezeigt, dass die Entwicklung von Übergewicht durch eine erhöhte Aufnahme von tierischem Eiweiß (das im Kleinkindalter insbesondere aus Wurst und Milchprodukten stammt) in den ersten Lebensjahren begünstigt wird. Der Pädiater Univ. Prof. Dr. Karl Zwiauer erklärt dieses Phänomen wie folgt: „Ein erhöhter Eiweißkonsum führt zu einer verstärkten Sekretion eines Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktors, insbesondere nach dem Verzehr von zu viel Milcheiweiß. Dieser Wachstumsfaktor (IGF-1) fördert die Bildung von Fettzellen sowie die Fettspeicherung.“ Zwiauer hat in den letzten Jahren eine Verdopplung der Zahl übergewichtiger Kleinkinder beobachtet.

Gravierende Schönheitsfehler bei Mikronährstoffen

Bei Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen stellt sich die Versorgung mit Eisen, Folsäure und Vitamin D als unzureichend dar. Insbesondere im Hinblick auf Eisen zeigen sich Experten besorgt, denn die Aufnahme unterschreitet die Empfehlungen um ca. ein Drittel: „Eine ausreichende Eisenzufuhr ist insbesondere während Phasen sehr schnellen Wachstums bis zum Alter von 2 Jahren wichtig. Eine Unterversorgung im Säuglings- und Kleinkindesalter kann langfristige Folgen für Schulkinder – wie eingeschränkte Merkfähigkeit, geringere mathematische Fähigkeiten, verminderte kognitive Entwicklung – haben.“, so Ass. Prof. Dr. Nadja Haiden, von der Medizinischen Universität Wien.

Bei der für Zellteilung und Wachstum so wichtigen Folsäure werden die Empfehlungen gar nur zur Hälfte erreicht, Müdigkeit und Störungen des Blutbildes sind mögliche Folgen. Da nur zwei von zehn Kindern mit dem für Knochenstoffwechsel und Immunsystem wichtigen Vitamin D ausreichend versorgt sind, wird aktuell diskutiert, die Vitamin D-Prophylaxe über das erste Lebensjahr hinaus zu verlängern.

Die tägliche Salzaufnahme ist hingegen bereits in diesem Alter zu hoch. Eine hohe Natriumzufuhr (Kochsalzzufuhr) bedeutet eine frühe Gewöhnung an große Salzmengen, was sich wiederum langfristig negativ auf den Blutdruck auswirken kann. Zudem ist die Niere bei Kindern erst mit etwa 18 Monaten ausgereift und sollte daher im Kleinkindesalter mit möglichst kleinen Natriummengen konfrontiert werden.

Der Expertenkreis Kleinkindernährung nennt 10 wichtige und praktische Tipps zur Verbesserung der Nährstoffzufuhr im Kleinkindalter:

  • Leitungswasser ist das Getränk erster Wahl.
  • Maximal an 3 Tagen pro Woche Fleisch oder Wurst.
  • 1 – 2 x wöchentlich Fisch (fettarm zubereitet) und/oder Zuchtpilze.
  • 3 Milchportionen pro Tag, vorzugsweise kindgerecht eiweißreduzierte und eisenangereicherte Milch.
  • Täglich folsäurereiche Gemüsesorten (z. B. Erbsen, Brokkoli, Spinat) sowie Vollkornprodukte.
  • Geriebene Nüsse oder Samen z. B. ins Müsli schließen Nährstofflücken.
  • 1 x wöchentlich Hülsenfrüchte als Basis einer warmen Hauptmahlzeit.
  • Mindestens 1-2 Eier pro Woche, bei vegetarisch ernährten Kindern sogar mehr.
  • Raps-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl zum Kochen und für Salat verwenden.
  • Salzreiche Lebensmittel selten und in bewusst kleinen Mengen.

(Quellen: Neurology; 2011, 76: 1568-1574, cecu.de, medaustria.at, Ernährungs-Expertenposition auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde; Image src:phsj.org)

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



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11.11.22