Wenn die Helfer selbst krank werden

Ärzte, Pfleger, Sozialarbeiter und Therapeuten wollen, so das Klischee, “helfen”: doch dabei laufen sie häufig Gefahr, selbst zu erkranken.

Tatsächlich sind stressbezogene Gesundheitsstörungen unter im Gesundheitswesen Tätigen weit verbreitet, doch ein „Burnout“ kann grundsätzlich jeden Arbeitnehmer treffen. Professionelle Helfer wie Ärzte, Pflegepersonal oder Therapeuten haben aber ein besonders hohes Risiko, zu erkranken. Und bei professionellen Helfern, die im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie tätig sind, ist es der Statistik zufolge am größten. Psychiater etwa berichten häufiger über „Burnout“, Depression und andere psychische Erkrankungen als andere Ärzte. Berufsanfänger sind ganz besonders anfällig für stressbedingte Gesundheitsstörungen. 76% der Assistenzärzte leiden an „Burnout“-Symptomen wie emotionaler Erschöpfung oder Demotivation. Aufgrund der oftmals idealisierten Vorstellungen von ihrem Beruf ist der Einstieg ins Berufsleben von jungen Ärzten und Therapeuten daher häufig mit Enttäuschungen verbunden.

Darauf macht die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) aufmerksam. Den Grund sieht die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft im zunehmenden Kostendruck im Gesundheitswesen bei gleichzeitig steigenden Qualitätsanforderungen und Behandlungsfällen pro Helfer. Hinzu komme, dass die therapeutischen Beziehungen im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie emotional belastend sein können. Nicht haltbar sei die These, dass gerade diejenigen das Berufsfeld Psychiatrie und Psychotherapie wählen, die eine Neigung zu psychischen Erkrankungen haben. Wichtig ist es, Anzeichen für ein „Burnout“ früh zu erkennen und entgegenzusteuern. Denn zu spät erkannt, können Erschöpfungszustände in einer depressiven Erkrankung münden. Die DGPPN empfiehlt das eigene Zeitmanagement zu verbessern, Delegationsmöglichkeiten für Aufgaben zu nutzen oder auch mal „Nein“ zu sagen sowie exzessive Überstunden zu vermeiden. Hilfreich kann zudem eigene psychotherapeutische Unterstützung sein, in der Betroffene ihre oftmals eingefahrenen Einstellungs- und Verhaltensmuster hinterfragen können, die zu dem emotionalen und körperlichen Erschöpfungszustand geführt haben. Sie lernen, wie sie mit Stress besser umgehen und auf ihren Körper hören können.

Das Thema „Burnout“ und „Burnout bei professionellen Helfern in der Psychiatrie und Psychotherapie“ gehört zum Programm des diesjährigen DGPPN-Kongresses im November 2011 in Berlin. Der Kongress zählt mit mehr als 10.000 erwarteten Teilnehmern inzwischen zur größten Fachtagung auf dem Gebiet der psychischen Erkrankungen.

(Quelle: MedAustria, DPPPN-Kongress-Website; Image src:theworkingcaregiver.wordpress.com)

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



1 Antwort

Stefan Reply

Dies ist ein wichtiger Artikel,
interessanter wäre es jedoch, sie würden über das Phänomen schreiben, dass viele – wahrscheinlich die meisten – Therapeuten schwere Persönlichkeitsstörungen und Minderwertigkeitskomplexe haben, die sie meinen, auf ihre Patienten abwälzen zu dürfen.

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11.11.22