Fast jeder von Ihnen dürfte jemanden kennen, der in einer sogenannten “abhängigen Beziehung” bzw. “Beziehungsabhängigkeit” verstrickt ist – oder diesen leidvollen Zustand sogar aus eigener Erfahrung kennen. Dies sind jene Beziehungsformen, bei denen jeder ringsum die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sich wundert, warum sich diese beiden Menschen trotz ihrer chronischen Probleme nicht voneinander lösen können.
Häufig besteht ein starkes und auffälliges Ungleichgewicht zwischen beiden Partnern, und immer wieder kommt es zu Aggression, Eifersucht oder emotionaler Erpressung – und dennoch kann sich der “abhängige” Partner nicht dauerhaft lösen, ja entschuldigt vielleicht sogar das Verhalten des anderen. Auf der Suche nach Antworten fielen mir im Zuge meiner jahrlangen Unterstützung von suchtkranken Menschen und Paaren in Krisensituationen bei letzteren Dynamiken auf, die sehr an die Probleme von substanzabhängigen (“drogenabhängigen”) Menschen und deren PartnerInnen erinnern.
So findet sich in abhängigen Beziehungen fast immer ein Partner, der emotional instabil ist und im Grunde professionelle Hilfe benötigen würde, um seine psychischen Probleme zu bearbeiten. Da dies aber nicht stattfindet (z.B. weil das Ausmaß des Problems verdrängt wird), wird jemand benötigt, der bereit ist, zu “unterstützen”, oder anders gesagt: seine Zeit, Energie und häufig genug auch sein Geld zu investieren, um die Situation wieder zu beruhigen und die Beziehung am Laufen zu erhalten – immer in der Hoffnung, dass die Zukunft Besserung bringt.
Tatsächlich aber erhält die “Unterstützung” häufig nur einen Teufelskreis aufrecht. Für die labileren Beziehungspartner ist dies häufig ein durchaus vertrauter und auch gesuchter Zustand: viele von ihnen fanden in Ihrem Leben immer wieder “hilfreiche Seelen”, die sie selbstlos unterstützten, was wirkliche Veränderung überflüssig machte.
7 Indikatoren für Beziehungsabhängigkeit:
- Unehrlichkeit. Beide Partner kommunizieren nicht offen über ihre wahren Absichten, Bedürfnisse und Sorgen.
- Unrealistische Erwartungen. Beide Partner hoffen darauf, dass der andere ihre Probleme löst – das Selbstwertgefühl, das Körperbild, Familien- oder existenzielle Probleme. Sie glauben, die “richtige Beziehung” würde alles besser machen. Tatsächlich jedoch leben sie in einer defizitären, abhängigen Partnerschaft.
- Instant-Befriedigung. Einer der beiden erwartet, dass der andere immer für ihn da zu sein hat, wann immer er ihn/sie braucht; der Partner ist dazu da, sich besser zu fühlen – aber eben weniger als “Partner”, sondern mehr als “Droge”.
- Zwanghafte Kontrolle. Wenn sich der Partner nicht so verhält, wie man das will oder zu benötigen glaubt, wird mit “Abhauen” oder Trennung gedroht; im anderen mögen ständig Sorgen über eine solche Trennung aufkommen, wann immer eine Krise entsteht. Beide Partner können sich “aneinander gekettet” fühlen – in negativer oder positiver Hinsicht.
- Mangelndes Vertrauen. Keiner der Partner ist sich 100%ig sicher, “wirklich” vom anderen geliebt zu werden, denn manchmal werden allzu deutlich Gefühle von Hass oder Verzweiflung des anderen wahrnommen.
- Soziale Isolation. Niemand wird eingeladen – weder Freunde, noch Familienmitglieder oder Bekannte aus der Arbeit. Beziehungsabhängige Menschen wollen in Ruhe gelassen werden und können unwirsch reagieren, wenn jemand Fragen zu ihrer Partnerschaft stellt.
- Teufelskreis aus Schmerz. Paare, die in einer Beziehung mit Abhängigkeitscharakteristika leben, durchlaufen regelmäßig Zyklen von Freude, Schmerz, Enttäuschung, Schuldgefühlen und (häufig emotional oder sexuell aufgeladener) Versöhnung. Diese Zyklen wiederholen sich so lange, bis beide Partner professionelle Hilfe suchen oder einer der Beziehungspartner aus der abhängigen Partnerschaft ausbricht.
Unglücklicherweise gibt es kein “Patentrezept”, wie die betreffenden Beziehungen zu verbessern wären, denn in der Regel zeigen auch die in der Beziehung “ausgebeuteten” Partner eine hohe Resistenz allen gutgemeinten Ratschlägen gegenüber – besonders solchen, die eine gesündere Distanz zur Partnerschaft zur Folge haben würden. Vielleicht aber helfen als erste Orientierungsmöglichkeit die folgenden
Tipps zur Überwindung von Beziehungabhängigkeit:
- Erklären Sie Ihre “Heilung” zur ersten Priorität Ihrer aktuellen Lebensphase.
- Sehen Sie mutig Ihren eigenen Problemen und Mängeln ins Auge.
- Kultivieren Sie all das, an was es Ihnen selbst fehlt: füllen Sie z.B. jene Lücken aus, die Sie manchmal schlecht oder ungenügend fühlen lassen und/oder beseitigen Sie die Probleme, die Sie ursprünglich anfällig für ihr Suchtverhalten machten.
- Lernen Sie, damit aufzuhören, andere steuern und kontrollieren zu wollen; konzentrieren Sie sich statt dessen mehr auf Ihre eigenen Bedürfnisse und verbessern Sie Ihr Selbstwertgefühl, um emotional unabhängiger zu werden.
- Finden Sie heraus, was Ihnen einen Zustand von Ruhe und Gelassenheit erleichtert und reservieren Sie eine bestimmte Tageszeit dafür, sich dies auf täglicher Basis zu ermöglichen.
- Erlernen Sie, die Spiele und Rituale des Suchtverhaltens zu vermeiden und vermeiden Sie, für Sie verfängliche Rollen anzunehmen (z.B. “Retter”/”Helfer”, “Ankläger”, “Opfer” (der/die Hilflose).
- Finden Sie Freunde, die Sie verstehen und Ihre Erfahrungen teilen können (z.B. Selbsthilfe-Gruppe).
- Überlegen Sie, sich professionelle Unterstützung zu gönnen, um den Erholungsprozess zu beschleunigen.
Vielen Blog-LeserInnen dürfte vertraut sein, wie häufig Freunde oder Bekannte, die in solche Beziehungen verstrickt sind, in diesen emotional geschädigt, finanziell ausgebeutet oder sogar körperlich verletzt werden. Was Sie als guter Freund oder gute Freundin aber tun können, ist, es zu vermeiden, auch selbst mit in das “schwarze Loch” gezogen zu werden, indem Sie beide unnachgiebig dazu aufzufordern, sich professionelle Hilfe (z.B. Paarberatung) zu suchen.
(Indikatoren basieren auf einem Artikel von Laurie Pawlik-Kienlen; Tipps zum Überwinden basieren in Teilen auf Robin Norwood’s Buch “Wenn Frauen zu sehr lieben“; Image: Luizclas @ Pexels)
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