An der Universität Wisconsin-Madison wurden 1.200 Autismus-Fälle und 300.000 Geburten untersucht, ca. 50% mehr als in jeder anderen zuvor durchgeführten, einschlägigen Studie. Hierbei wurde nachgewiesen, daß die Erstgeborenen sowie die Kinder älterer Eltern ein besonders hohes Risiko haben, an Autismus zu erkranken.
Das Risiko eines erstgeborenen Kindes, an einer Krankheit des autistischen Spektrums zu erkranken, verdreifachte sich, nachdem eine Mutter das 35. Lebensjahr, und der Vater das 40. Lebensjahr erreichte. Mit jeder Erhöhung des Alters der Eltern um 10 Jahre stieg das Risiko um etwa 20%. Das als viertes geborene Kind hatte nur etwa das halbe Risiko, unabhängig vom Alter der Eltern.
Über die Gründe für diese Zusammenhänge sind die Forscher noch im Unklaren. Am wahrscheinlichsten werden als Grund für die Verbindung zwischen dem Lebensalter der Eltern und dem Störungsbild genetische Faktoren (z.B. altersbedingte Schäden an den Chromosomen), toxische Einflüsse (die Toxinanreicherung im menschlichen Körper nimmt mit dem Alter zu) oder die Folgen von Hormonbehandlungen mit dem Ziel einer künstlichen Befruchtung angenommen. James Crow, ein Genetiker an der Universität, will die ersteren (genetischen) Ursachen allerdings eher ausschließen, da die altersbedingten genetischen Veränderungen bei Männern und Frauen unterschiedlich sind und die beobachteten Zusammenhänge nicht vollständig erklären könnten.
Das scheinbar höhere “Risiko” für Erstgeborene sieht Crow nicht als solches, sondern erklärt den verhältnismäßig hohen Prozentsatz damit, daß Frauen nach der Geburt eines (ersten) autistischen Kindes zumeist kein zweites mehr zur Welt bringen. Seine Kollegin Durkin jedoch möchte einen Zusammenhang nicht ausschließen: im Laufe der bisherigen Lebensjahre akkumulierte Toxine etwa würden möglicherweise in den Fötus des Erstgeborenen eingelagert oder über die Muttermilch übertragen, und später dann ein etwaiges zweites Kind nicht mehr so stark belasten. Auch würde Autismus häufig ja erst nach dem 2. oder 3. Lebensjahr diagnostiziert – einem Zeitraum, in dem viele Mütter bereits das 2. Kind empfangen haben. Ein weiterer Grund könnte darüber hinaus auch eine Autoimmun-Reaktion des kindlichen Hirns sein, da Erstgeborene weniger stark von anderen Kindern verbreiteten Infektionen ausgesetzt sind. Impfschäden werden als Ursachen für autistische Störungen ausgeschlossen – diese waren zwar nicht Untersuchungsgegenstand, schon in früheren Untersuchungen konnte jedoch kein einschlägiger Zusammenhang festgestellt werden.
Störungen aus dem autistischen Spektrum werden etwa bei jedem 150. Menschen festgestellt, mit steigender Tendenz.
(Quelle: APA, 01.01.2009)
Update zum Blog-Artikel vom 20.10.2009 u. 10.02.2010:
Das Ergebnis der angeführten Studie wird auch durch eine neuere Untersuchung von Daten des California Department of Development Services bestätigt. Sowohl ein höheres Alter der Mutter als auch beider Elternteile sind unabhängig mit einer Steigerung des Autismus-Risikos des Nachwuchses assoziiert. Aufzeichnungen von 7.550.026 Kindern, die zwischen 1989 und 2002 geboren wurden, wurden untersucht und dabei autistische Kinder (n=23.311) identifiziert und mit dem Rest der Studienpopulation verglichen. Ein Anstieg des Alters der Mutter war um 10 Jahre mit einer 38%igen Steigerung des Autismus-Risikos assoziiert, ein Anstieg des Alters beider Eltern um 10 Jahre mit einer 22%igen Steigerung des Autismus-Risikos. Es scheinen also eindeutig biologische Mechanismen für die oben beschriebene unabhängige Assoziation zwischen mütterlichem und elterlichem Alter und Autismusrisiko vorzliegen. [Quellen]. Photo:SundayTimes
xenia Reply
das find ich spannend, denn mein bruder ist am asperger-syndrom erkrankt. meine mutter war jedoch zu diesem zeitpunkt 33 jahre alt und sein vater auch noch keine 40. abgesehen davon ist er das dritte von fünf kindern.