Eine Kombination spezifischer Abstinenz-Medikation und von Psychotherapie kommt in der Behandlung von Alkoholabhängigen derzeit noch selten zum Einsatz. Doch eine neue Studie zeigt, dass sich die Kombination beider in gestuften Behandlungsprogrammen bewährt: erhalten die Betroffenen zunächst Medikamente und anschließend auch psychotherapeutische Betreuung, lassen sich schwere Rückfälle reduzieren oder deutlich hinauszögern.
Entscheidend für den Behandlungserfolg ist aber eine hohe Motivation zur Psychotherapie.
“Bisher werden Alkoholabhängige in Deutschland vorwiegend von Suchtberatern betreut”, sagt Dr. M. Berner, OA an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums: “Erst seit wenigen Jahren übernehmen die Krankenkassen auch die Kosten für störungsspezifische, evidenzbasierte Psychotherapien. Nach wie vor lehnen jedoch viele Therapeuten alkoholabhängige Klienten aufgrund vermeintlich geringer Behandlungschancen ab.” Ähnliches gelte für sogenannte Anti-Craving-Medikamente, die das Verlangen nach Alkohol reduzieren können. Auch sie gehören bislang nicht zur Standardbehandlung.
Doch in einer gemeinsamen Studie (p=109) der Universitätskliniken Freiburg, Tübingen und Mannheim konnte gezeigt werden, dass eine Kombination von Anti-Craving-Medikamenten und Psychotherapie bei bisherigen Rückfall-Patienten die nächsten Rückfälle hinauszögern kann. Bereits die Einnahme von Medikamenten allein verdoppelte die Chance, abstinent zu bleiben. Wurden die Patienten jedoch zusätzlich psychotherapeutisch betreut, vervierfachte sich die Wahrscheinlichkeit dauerhafter Abstinenz.
Doch nur 33 Betroffene traten die Therapie tatsächlich an: “Die prinzipielle Bereitschaft zur Therapie genügt nicht”, so Dr. Berner: “Oft fehlt die Willenskraft, den Plan auch umzusetzen und einen fremden Therapeuten aufzusuchen. Hier kann eine enge Kooperation und Vernetzung von behandelnden Ärzten und Psychotherapeuten helfen.” Auch die Anpassung der Therapie an die individuellen Bedürfnisse des Patienten sei wichtig. Eine Psychotherapie ohne “Committment” (innere Zustimmung) des Patienten sei nicht sinnvoll.
“Sowohl die Behandlung mit Anti-Craving-Medikamenten als auch die umfassende Information über die Möglichkeit psychotherapeutischer Betreuung sollten unbedingt zu selbstverständlichen Bestandteilen der Behandlung von Alkoholabhängigkeit werden”, fordert Berner. Zu diesem Zweck müsse jedoch Alkoholabhängigkeit tatsächlich als psychische Störung begriffen werden – auch durch die Öffentlichkeit. Häufig werden nämlich Patienten mit Alkoholproblemen nicht als Kranke gesehen.
(Quellen: MedAustria; Michael Berner et.al im Fachmagazin Alcoholism: Clinical & Experimental Research: Alcoholism: Clinical and Experimental Research Early View November 2013 (doi: 10.1111/acer.12317))
irving Reply
Eine Wirksamkeit des Baclofen bei der Realsierung der Alkoholabstinenz sollte hier diskutiert werden. In Frankreich ist dieses Meikament außerhalb des langwierigen Verfahrens zugelassen worden. Es werden in den Foren beeindruckende Ergebnisse berichtet (NNT 2). In D gibts kaum fachliche Diskussionen. Zum DGPPN in B jetzt: Kein Wort, in der “Psychopharmakotherapie”, die vor einigen Monaten erschien und in der nur um das Thema Alkoholismus ging, auch keine Erwähnung. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Baclofen in der Dosierung “low and slow” bis 300 mg.