Lesetipp: Kritik der mörderischen Vernunft

Einmal etwas ganz anderes hier im Blog – ein Buchtipp. Aus gutem Grund..

Jens Johler: “Kritik der mörderischen Vernunft”

Dieses Buch klang nicht nur von der Thematik her interessant, bewogen hat mich in der speziellen Situation, als ich es kaufte, auch sein geringer Preis: nur 9,95 (bei Amazon online) …: “da kann nicht viel verhaut sein, wenn es sein Leben in meinem Warteregal aushaucht” dachte ich mir spontan 😎 Der Buchtitel mag manchen BesucherInnen meiner Website “irgendwie bekannt” vorkommen, und tatsächlich: einer der Hauptakteure im Buch nennt sich “Kant” – allerdings hat er es sich anscheinend zum Ziel gesetzt, die führenden Hirnforscher Deutschlands zu ermorden. Warum er das will, erschließt sich bald einem Wissenschaftsjournalisten, der vom Mörder persönlich kontaktiert wird: Kant sieht den freien Willen des Menschen durch die Hirnforschung bedroht – und will weitertöten, um ihn zu bewahren. Je mehr sich Troller, der Journalist, aber mit den Thesen und Zielen befaßt, die die attackierten Hirnforscher mit ihrer Forschung verbinden, umso mehr sieht er sich in einem Gewissenskonflikt gefangen …

Das Lesen dieses “Wissenschafts-Krimis” ist nicht nur sprachlich packend, sondern vor allem auch inhaltlich. Seine Hintergründe sind sehr gut recherchiert und quasi im Vorbeigehen werden manche der zahlreichen ethischen und philosophischen Fragen, die durch die (realen oder zu befürchtenden) Konsequenzen der Hirnforschung aufgeworfen werden, angesprochen. Auf bemerkenswerte Weise werden auch die Querverbindungen zwischen einer immer stärker an Kontrolle interessierten Politik, den sich dadurch auftuenden Gewinnmöglichkeiten bestimmter Medizin-, Forschungs- und Industriezweige und die damit verbundene Vermarktungsmaschinerie, welche den Blick der Bürger genau auf jene Aspekte der einschlägigen Forschung lenkt, die ihren Interessen entspricht, moralische Grundsätze aber solange aushöhlt, bis von diesen nichts mehr übrig bleibt, aufgezeigt. Dieses Buch ist für jeden, der an Philosophie, Ethik, Medizin, Pharmaindustrie, und den Perspektiven der modernen Hirnforschung interessiert ist, sicherlich ein großes – wenn auch teils beklemmendes und sehr nachdenklich machendes – Lesevergnügen.

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



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11.11.22