Wenn jemand viel mehr Waren erwirbt, als er sich leisten kann, dann ist dieses Verhalten vermutlich die Folge tiefliegender psychischer Störungen, wie eine Studie des Uniklinikums Erlangen aufzeigt. Der Anteil der einschlägig Suchtgefährdeten zwischen 14 und 24 Jahren ist in den letzten Jahren in Gesamteuropa deutlich gestiegen. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Insgesamt ist fast jeder dritte Mensch in Österreich ist zumindest kaufsuchtgefährdet.
Im Rahmen der Studie wurde anhand standardisierter psychologischer Tests die psychische Gesundheit von kaufsüchtigen Personen mit der von gesunden sowie von essgestörten Menschen verglichen. Das Ergebnis: Kaufsüchtige sind nicht nur stark verschuldet, sondern leiden sehr häufig darüber hinaus auch unter Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen. 80% der Kaufsüchtigen hatten schwere Ängste, 63% litten an Depressionen, 23% an Essstörungen. “Die Ergebnisse verdeutlichen das immense Ausmaß psychischer Komorbidität bei Patientinnen mit pathologischem Kaufverhalten”, so die Wissenschafter. In einer Therapiegruppe der Österreichischen Arbeiterkammer war fast die Hälfte der von Kaufsucht betroffenen Personen auch vom so genannten ‘Messie-Syndrom’ betroffen. Möglicherweise ist also Kaufsucht keine eigenständige Störung, sondern vielmehr ein Symptom des Vermüllungssyndroms.
“Ganz offensichtlich handelt es sich zumindest bei der hier untersuchten Stichprobe von kaufsüchtigen Patientinnen um ein psychisch sehr krankes Kollektiv, so dass diskutiert werden muss, ob pathologisches Kaufverhalten nicht besser als eine Begleiterscheinung anderer psychischer Erkrankungen verstanden werden sollte”, schreibt die Psychologin A. Müller im Fachblatt “PPmP – Psychotherapie Psychosomatik und Medizinische Psychologie”.
Kaufsüchtige spüren regelmäßig einen unwiderstehlichen Impuls zum Erwerb unnötiger Waren, die das finanzielle Budget weit übersteigen. Die meisten untersuchten Betroffenen sind verschuldet (was großzügige Überziehungskonditionen von Banken und Kreditkartenfirmen häufig verschleiern), durchschnittlich mit rund 45.000 Euro. Studien deuten darauf hin, dass Kaufsucht nicht mit Medikamenten behandelbar ist, sondern eher mit Psychotherapie.
Kaufsucht zählt zu den nicht substanzbezogenen Abhängigkeitsformen. Subtil ist die Definition der Kaufsucht, da sie sonst leicht bagatellisiert werden kann. Folgende Kriterien weisen auf eine tatsächliche Sucht hin: Der Drang immer wieder zu kaufen, der Verlust der Selbstkontrolle, man kauft häufiger, immer mehr und immer teurere Dinge. Das Einkaufen wird zum Lebensmittelpunkt. Entzugserscheinungen wie Unruhe, Nervosität, Unwohlsein, psychosomatische Erkrankungen, Selbstmordgedanken sind ebenfalls Hinweise auf eine ernsthafte Störung. Von Männern werden im Zuge von Kaufsucht besonders häufig Autos sowie elektronische Geräte erworben, von Frauen Kleidung, Schmuck und Dekorationsgegenstände.
(Quelle: APA 08/2009. Photo src:DerStandard.at)
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Interview Messies – Das Vermüllungs-Syndrom
Das Messie-Syndrom – Alles in Unordnung?
Sandra Reply
Bin ich kaufsüchtig?
1. Wenn ich Geld habe, muss ich es ausgeben
2. Wenn ich durch die Innenstadt gehe fühle ich ein starkes Verlangen etwas zu kaufen.
3. Oft verspüre ich ein unerklärlichen drang loszugehen und etwas zu kaufen
4. Oft habe ich das Gefühl etwas unbedingt haben zu müssen.
5. Nach dem kauf frage ich mich ob das wirklich nötig wart
6. Ich kaufe oft weil es billig ist
7. Ich habe schon oft was gekauft was ich dann nicht benutzt haben
8. Einkaufen ist ein weg dem Alltag zu entkommen und zu entspannen.
9. Oft habe ich mir etwas gekauft was ich mir eigentlich nicht leisten konnte.
10. Manchmal traue ich mich nicht anderen die neuen Sachen zu zeigen weil man mich sonst für unvernünftig halten könnte.
11. Oft habe ich auch ein schlechtes Gewissen wenn ich mir etwas gekauft habe.
12. Oft kaufe ich weil ich einfach Lust zum kaufen habe.
Wenn man mehr als vier Fragen mit ´ja` beantwortet hat sollte man sein Kaufverhalten überdenken !
Kennzeichen von Kaufsucht :
• Kontrollverlust, Zwang zur Wiederholung
• Dosissteigerung, kauf von Waren weit über dem Bedürfnis heraus
• Entzugserscheinungen wie Zittern, Schweißausbrüche, innere Ruhe
• Depressionen
Negative Auswirkungen :
Überschuldung, Isolation, Zerstörung der Familie / Freunde, starke persönliche und soziale Probleme
Anfangs versucht man durch materielle Dinge Anerkennung zu finden. Danach folgt der Absturz. Die Süchtigen kapseln sich ab und lügen.
60 % der Frauen sind zwischen 20 und 30 Jahren.
9 % der Bundesbürger sind bereits kaufsüchtig, 23 % sind kaufsuchtgefährdet
Ursachen :
Ängste, Depressionen, innere leere, Langeweile, schlechte Laune, geringes Selbstwertgefühl
Je schlechter das Gefühl ist das man unterdrücken will, desto größer die Dosis des Rauschmittels ´´kaufen´´