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Harmattan
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Post Sat, 10.Apr.04, 8:55      SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Dieser Thread schließt an Helene´s Antwort im Thread "psychische Sadomasochisten?" an.

Ich komme mit dem Thema SM überhaupt nicht zurecht. (bin aber durch einen Freund immer wieder - auf theoretischer Ebene - damit konfrontiert.)
Was mir besonders aufstößt: Lebensgeschichtliche Zusammenhänge als Ursache für die Entstehung dieser Neigung scheinen in der Szene ein Tabuthema zu sein. Das finde ich sehr ungünstig. Mein Eindruck ist, daß hier ausagiert wird, und damit einer Aufarbeitung aus dem Weg gegangen wird. Insofern kann ich es akzeptieren als Phase, aber nicht als Dauerzustand.

Oder glaubt irgend jemand, daß man mit dieser Neigung geboren wird Question
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Helene T.
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Post Sat, 10.Apr.04, 10:51      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Hallo Harmattan!

Jetzt ist das Thema wenigstens dort wo es hingehört, bei der Sexualität Smile Und ich bin heilfroh, dass ich jetzt über 4.000 Zeichen darf Very Happy

Quote:
Ich komme mit dem Thema SM überhaupt nicht zurecht.


Kann ich sehr gut nachvollziehen. Wer damit nichts am Hut hat tut sich auch schwer damit.

Quote:

(bin aber durch einen Freund immer wieder - auf theoretischer Ebene - damit konfrontiert.)


Warum schreibst du es in Klammer? Womit bist du konfrontiert? (*hüstel* meine Therapeutin hat immer nachgehakt, wenn ich etwas so nebenher erwähnt habe, leiser geworden bin, heute weiß ich warum Wink Vielleicht kommen wir so der Sache für dich näher....

Quote:
Was mir besonders aufstößt: Lebensgeschichtliche Zusammenhänge als Ursache für die Entstehung dieser Neigung scheinen in der Szene ein Tabuthema zu sein.


Sind sie absolut nicht, bloß sie sind in den seltensten Fällen die Basis zu Sadomasochismus. Wie ich schon in dem anderen Threat geschrieben habe, eine Umfrage durch Datenschlag http://www.datenschlag.org/umfrage/dpb1_ergebnisse.html hat zu tage gebracht, dass die Zahl der Menschen die durch Lebensgeschichte - ich gehe davon aus, dass du Missbrauch, Gewalt & Co meinst - geringer ist als bei nicht Sadomasochisten. Ausnahme in dieser Umfrage sind die lesbischen Sadomasochistinnen, aber da haben zu wenige teilgenommen um es als repräsentativ sehen zu können. Das deckt sich absolut mit meinen Erfahrungen die ich mit sehr vielen sadomasochistischen Frauen habe. Nur um den Umfang zu definieren, seit 1995 bin ich mit Sicherheit über 1.000 SM-Frauen begegnet bzw. hatte mit ihnen via Internet zu tun.
Ich beschränke mich jetzt mal auf Frauen, denn da kenne ich mich sicher aus, bin ich Fachfrau. Es gibt Frauen die aus der gewaltsamen Familiengeschichte kommen die, sagen wir mal in SM einsteigen. Es gibt dann 2 Möglichkeiten des weiteren Werdegangs. Der Missbrauch geht seinen weiteren Lauf, weil sie sich dem nächsten Idioten an den hals schmeißt der ihr den Gefallen tut und sie weiter missbraucht. Das ganze hat zwar herzlich wenig mit SM zu tun, trägt aber nicht selten diesen Mantel. Die Folge ist, im Glücksfall, ein Zusammenbruch der Frau und jemand aus der Maydaygruppe http://mayday.bdsm-info.de/ bekommt sie zu fassen. Dann kommt die Maschinerie zu laufen um sie aufzufangen, Arzt, Therapeut, Polizist, Übersiedlung, Übernahme von Strom und/oder Mietkosten, was auch immer, je nach dem wie zugängig sie ist und sie überhaupt bereit ist sich helfen zu lassen. Im Unglücksfall haben zwar einige die Information, dass da etwas ganz gewaltig schief gelaufen ist, einige liebend gerne dem "Top" den Hals umdrehen würden, aber niemand eine Handhabe hat, weil die Frau nicht in der Lage ist darüber zu sprechen und einfach in der Versenkung verschwindet. Alles was Menschen wie mir dann bleibt ist den "Top" Partner im Auge zu behalten, so schwer das auch fällt.
Die andere Variante, Frau beginnt den Unterschied zwischen einvernehmlichem Schmerz, egal ob physisch oder psychisch, zu erkennen, der unterschiedliche Reiz der dahinter steckt, einmal, wie es hier im Forum schon öfter kam, dieser Hilfeschrei, dieses ich will wahrgenommen werden, wie auch immer im Gegensatz zu: ich mache das für mich weil es geil ist und ich schenke MIR das. Da werden dann mit der Zeit die Grenzen immer schärfer. Verbunden mit einer Psychotherapie sind die Chancen ganz ausgezeichnet um zu einem selbst-bewussten und selbst-bestimmten Leben mit einem Minimum an Zwängen zu kommen. Ohne Therapie klappt das häufig auch, dauert länger und bedarf eines Partners, der mit der Situation nicht überfordert ist, damit umgehen kann. Denn, im Prinzip ist so ein Mensch ein psychisches Tretminenfeld. Da kommen wir nicht drum rum. Der Top muss zu jederzeit damit rechnen, dass etwas aus dem Ruder läuft, was einigermaßen mühsam ist wieder gerade zu ziehen, ohne dass es zu einer destruktiven Beziehung kommt. Häufig kommt es zumindest eine Zeit lang zu einer destruktiven Beziehung, häufig scheitern die auch und in der nächsten Beziehung wird es besser, bei der nächsten wieder bis sich einmal alles einigermaßen eingerenkt hat. Üblicherweise gehen da 3 bis 4 Beziehung in welcher Form auch immer drüber.

Der ganz klare Unterschied zischen beiden "Leidensformen" ist, der destruktive entsteht aus einem Zwang heraus, wird zwar sehr wahrscheinlich aus dem Unterbewusstsein immer wieder herausgefordert, fühlt sich aber zu keiner Zeit wirklich gut an und endet nicht. Die konstruktive Form hat einen definierten Beginn, ein definiertes Ende, fühlt sich gut an und findet im "Normalleben" nicht statt.


Quote:
Das finde ich sehr ungünstig.

Lass es mich einmal so formulieren. Es nervt SMler einfach wenn ewig auf dem Thema herumgehackt wird, obwohl es nur einen Bruchteil der SMler betrifft. Irgendwann mal hat man einfach keinen Bock mehr darauf zu antworten. Ich habe auch schon so manches Burn-Out diesbezüglich hinter mir und habe für mich heute den passenden Mittelweg gefunden was die Arbeit mit Betroffenen betrifft und auch Öffentlichkeitsarbeit. Und mit meiner eigenen Therapieerfahrung habe ich auch kein Problem mehr mir Profi-Hilfe zu holen, wenn ich irgendwo, irgendwie nicht mehr weiter weiß, bevor ich wieder ausbrenne. Es ist für SMler einfach anstrengend immer wieder gegen die gleichen Vorurteile anzutreten. Darum habe ich auch meine sehr umfangreiche Web-Seite geschrieben, wo ich dann im Bedarfsfall dann nur noch den Link zum passenden Teil schicke Wink

Quote:
Mein Eindruck ist, daß hier ausagiert wird, und damit einer Aufarbeitung aus dem Weg gegangen wird. Insofern kann ich es akzeptieren als Phase, aber nicht als Dauerzustand.


Dein Eindruck in Ehren, aber wenn du einige Menschen kennst, vielleicht nur den einen, der mit dem Problem zu tun hat, warum sollen sich alle anderen einem Problem stellen, das sie einfach nicht haben? Es ist mir schon klar, dass es für manche unverständlich sein mag, dass es Menschen gibt, die absolut kein Problem damit haben wenn sie Menschen die sie begehren, die sie heiß und inniglich lieben schlagen, foltern oder was auch immer. Aber, es gehören 2 dazu die das mögen und wenn sich die zwei einige sind, dann haben die einfach kein Problem damit und ganz sicher keines das sie aufarbeiten müssen. (Abgesehen von den Problemen des inneren Outings, aber das ist ein eigenes Kapitel. Das kann schon mal problematisch sein, siehe auch mein Vergleich mit der Schlange und dem Kaninchen. Das dauert einfach bis man die eigenen Schlangen los geworden ist und zu einem fröhlichen Kaninchen wird.)
Ich habe selbst 2 Jahre Psychotherapie gemacht (wie übrigens relativ viele SMler), Transaktionsanalyse wegen meiner schweren Depressionen. Ich habe enorm viel über mich erfahren, habe viel an meinem Verhalten geändert, viele automatische Verhaltensverläufe die immer wieder in die gleich Schei*** geführt haben erfolgreich umprogrammiert, habe auch einige Ecken von mir kennen gelernt die möglicherweise die Basis für meine sexuellen Sadismus sein könnten, aber warum sollte ich der Sache noch um mein Geld jahrelang nachgehen, wo ich und mein Partner damit kein Problem haben sondern ausschließlich Lust? Wen wir unsere Sexualität ausleben dann sind wir wie zwei kleine Kinder die gemeinsam in die Sandkiste gehen, dort miteinander spielen, die Sandkiste wieder verlassen und wieder ganz normale Menschen sind - soweit eben irgendjemand "normal" ist.

Quote:
Oder glaubt irgend jemand, daß man mit dieser Neigung geboren wird


Ich weiß heute, nach 32 Jahren SMler Dasein, dass es keine 2 Menschen gibt, die den gleichen Zugang zu ihrer sexuellen Leidenschaft haben. Es gibt Menschen, die kann man in Gruppen einteilen, dazu gehören sicher auch die, die über Missbrauch kommen, eine riesige Gruppe ist zweifellos die "Fun-Gesellschaft" die einen anderen Kick braucht ähnlich wie Bungeejumping. Die verliert sich aber erfahrungsgemäß genau so schnell wie sie auftaucht. Dann gibt es genug Menschen die SM zu Hause betreiben die damit nie in eine Gruppe kommen, die nicht einmal daran denken dass es SM ist, Hauptsache es tut gut. Von Zeit zu Zeit höre ich von solchen Menschen wenn sie über meine Web-Seite stolpern. Es gibt die Gruppe, die über Bodymodification kommt wie Piercing und Tatoo. Es gibt die Gruppe, die über Fetisch kommst, die Klassiker Leder, Latex, Lack, Schuhe, Korsett, aber auch viele andere. Es ist so ein riesiger Haufen glücklicher "Perverser" warum sollen sie sich mit Ursachenforschung quälen, noch dazu wie in Österreich üblich um sehr viel Geld, ihr eigenes, wenn es ihnen damit gut geht?

Es gibt jetzt immer mehr Umfragen die speziell von angehenden Psychologen gemacht werden die damit ihre Dissertation schreiben. Sie gehen uns dann mit den immer gleichen Fragebögen am Nerv wo unter anderem die Standartfrage vorkommt: Möchten Sie homosexuelle Menschen kennen lernen? - Wir machen, je nach Möglichkeit, keine Hackerl dran, sonder schreiben dazu: nein, wir kenne sie bereits, bzw. andere Fragen, die die Risikobereitschaft des Menschen irgendwie zu messen. Im Normalfall kommt dabei heraus, dass SMler absolute Weicheier sind.
Solange sich die Psychologen keine besseren Testmethoden einfallen lassen, die nicht auf den Klischees herumreiten werden wir die Frage des Ursprungs kaum sinnvoll beantworten können.

Ich habe auch schon mal die Theorie vertreten, dass es bei Frauen eine Sache der Hormone ist. Die die einen eher hohen Testosteronspiegel haben, die Östrogene eher schwach besetzt sind, sind eher die die auf der Top-Seite zu Hause sind. Seite eine absolute Top-Frau ein Kind nach dem anderen bekommt, bezweifle ich das auch Wink

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Harmattan
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Post Sat, 10.Apr.04, 13:08      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Hallo Helene!

Quote:
Warum schreibst du es in Klammer? Womit bist du konfrontiert?


In Klammer schreibe ich es, weil es nur der Hintergrund ist, warum ich mich überhaupt damit beschäftige.

Schau, früher war mir das Thema eher wurscht. Brauch ich mich ja nicht damit beschäftigen, Fußball oder Boxen interessiert mich auch nicht, also beschäftige ich mich nicht damit.

Konfrontiert bin ich damit, daß dieser Freund immer wieder was davon schreibt, aber ausweicht, wenn ich nachfrage.

Konfrontiert bin ich damit, daß das so konträr zu meiner Lebenserfahrung ist, daß ich es einfach wissen will, wie das vor sich geht. Und da ich es nicht selbst probieren will, versuche ich es auf der theoretischen Ebene.

Konfrontiert bin ich damit, daß ich das Gefühl habe, es gibt ein paar wichtige Fragen, die ich mir im Zusammenhang damit stellen müßte, die ich aber nicht finde, und deshalb versuche, Fragen an andere zu stellen, was mich dann vielleicht auf diese Fragen bringt.

Quote:
Wie ich schon in dem anderen Threat geschrieben habe, eine Umfrage durch Datenschlag http://www.datenschlag.org/umfrage/dpb1_ergebnisse.html hat zu tage gebracht, dass die Zahl der Menschen die durch Lebensgeschichte - ich gehe davon aus, dass du Missbrauch, Gewalt & Co meinst - geringer ist als bei nicht Sadomasochisten.


Ich meine nicht einfach nur Missbrauch und Gewalt, sondern auch Double-bind, Konditionierung, Familienstrukturen, Form der Verarbeitung von Erlebtem, Körpereigenwahrnehmung, Werthaltungen, Einstellungen dem Leben gegenüber etc.
Diese Untersuchung hilft mir bei meiner Fragestellung nicht weiter.

Quote:
Lass es mich einmal so formulieren. Es nervt SMler einfach wenn ewig auf dem Thema herumgehackt wird, obwohl es nur einen Bruchteil der SMler betrifft.


Vielleicht betrifft das, was du als pathologisch beschreibst, nur einen Teil, aber es gibt Fragen, die alle betreffen: Warum wird etwas, was andere sehr negativ wahrnehmen, von manchen sehr positiv wahrgenommen? Wie kommt es z.B. zur Umdeutung von etwas (Schmerz), was von der Funktion her ein Warn- und damit Schutzmechanismus ist?
Wieso wird mit Settings wie Bestrafung und Demütigung gearbeitet? - Dinge, die man doch sonst lieber vermeidet?

Da ist etwas umgedreht, und die Frage: Wieso? Wie rennt das ab? Was geht da vor sich?

Mit der "Egal, Hauptsache geil" - Einstellung kann ich als Mensch, der die Dinge gerne in die Tiefe verfolgt, einfach nicht.
Gibt es diese Auseinandersetzung zumindest innerhalb der Szene? (Was ja noch was anderes ist, als sich nach außen "verteidigen" zu müssen.)

Einerseits sagst du, diese Ursachen, die ich in den Raum stelle, gibt es bei der Mehrzahl nicht, andererseits, es gibt sie, aber wozu sich darum kümmern. Was denn nun?

Du fragst: Warum Ursachenforschung?
Das ist natürlich Einstellungssache.
Ich kann extrem gesagt auch 16 Std. täglich vor dem Fernseher verbringen und sagen: Wieso nicht? Wozu hinterfragen?
Dafür bin ich aber schlicht gesagt zu neugierig.

LG
H.
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Helene T.
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Post Sat, 10.Apr.04, 19:58      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Harmattan wrote:

Konfrontiert bin ich damit, daß dieser Freund immer wieder was davon schreibt, aber ausweicht, wenn ich nachfrage.


Ich tippe mal, dann ist bei ihm auch noch eher der Wunsch der Vater des Gedanken, nicht die Realität. Dieses Verhalten würde ich einordnen in die Gegend, wo das innere Outing noch nicht durch ist. Menschen die mit sich diesbezüglich im reinen sind können meistens darüber sprechen, so sie kommunikativ gut drauf sind oder sie halten sich zurück, weil die das Spiel mehr Spaß macht als mit nicht SMlern darüber zu quatschen.

Quote:
Ich meine nicht einfach nur Missbrauch und Gewalt, sondern auch Double-bind, Konditionierung, Familienstrukturen, Form der Verarbeitung von Erlebtem, Körpereigenwahrnehmung, Werthaltungen, Einstellungen dem Leben gegenüber etc.
Diese Untersuchung hilft mir bei meiner Fragestellung nicht weiter. .


Familienstrukturen waren Thema der Untersuchung. Konditionierungen, usw. Gehören in eine Therapie, sobald sie Probleme machen, auch bei SMlern. Das ist auch ein Grund, warum viele in Therapie gehen. Wenn jemand "einigermaßen" mit sich und seiner Umwelt klar kommt, dann geht das so einigermaßen, aber wenn er in den D/s-Bereich Dominanz/Submission einsteigt, dann haut's ihn mit solchen Sachen trotzdem gnadenlos auf die Schnauze! Man kann solche Sachen im normalen Leben relativ gut umschiffen, ausweichen, welche Strategie man auch immer verwendet, bei SM kommen sie gnadenlos zu Tage und werden zu einem massiven psychischen Problem. Wenn ich heute eine Neueinsteigerin kennen lerne, dann weiß ich schon relativ bald, wo sie Probleme bekommen wird, je nach Spielweise. Ich habe es mir allerdings abgewöhnt darauf hinzuweisen, ausgenommen in Extremfällen, weil ich erstens keine Selbsterfüllende Prophezeiung produzieren möchte, zweitens mir nur wenige glauben und drittens jeder das Recht hat selber seine Fehler zu machen. Abgesehen davon habe ich es nicht so mit der Häme. Hehe, ich hab es dir ja gesagt!

Quote:

Vielleicht betrifft das, was du als pathologisch beschreibst, nur einen Teil, aber es gibt Fragen, die alle betreffen: Warum wird etwas, was andere sehr negativ wahrnehmen, von manchen sehr positiv wahrgenommen? Wie kommt es z.B. zur Umdeutung von etwas (Schmerz), was von der Funktion her ein Warn- und damit Schutzmechanismus ist?
Wieso wird mit Settings wie Bestrafung und Demütigung gearbeitet? - Dinge, die man doch sonst lieber vermeidet?


Darüber hat es schon endlose Diskussion in diversen Foren gegeben. Außer die Erkenntnis, dass wir es nicht vereinheitlichen können, sind wir zu keine Erkenntnis gekommen. Im Bereich Schmerz kommt man noch am ehesten auf eine plausible Erklärung. Mit der Zeit werden Endorphine ausgeschüttet die einfach abheben lassen. D.h. einige SMler sind definitiv Endorphinjunkies. Allerdings setzen sie keine Drogen ein sondern die körpereigenen Produktion ein.
Auf der anderen Seite, der Top, Aktive oder wie man ihn auch immer bezeichnen möchte, spürt von den Endorphinen absolut nichts, denn die werden bei ihm, zumindest nicht auf Grund dieser Ursache, wenn überhaupt nicht oder kaum produziert. Abgesehen davon gibt es da dann auch wieder die unterschiedlichsten Typen. Den einen reicht so eine Session absolut, viel mehr wären sie mit normalen Geschlechtsverkehr danach hoffnungslos überfordert, die anderen verwenden es um danach tierisch einen Abzukuscheln und die dritten fi**** nachher auf Teufel komm raus.

Quote:
Mit der "Egal, Hauptsache geil" - Einstellung kann ich als Mensch, der die Dinge gerne in die Tiefe verfolgt, einfach nicht.
Gibt es diese Auseinandersetzung zumindest innerhalb der Szene? (Was ja noch was anderes ist, als sich nach außen "verteidigen" zu müssen.)


Permanent. Es gibt in nahezu jeder größeren Stadt im deutschsprachigen Raum Vereine, Stammtische wo es nicht nur technische Informationen gibt, Schulungen zu verschiedenen Techniken und jede Menge Diskussionen zu diesen Themen.
Was jetzt auch langsam in die Gänge kommt, ist die Annäherung der Psychologen und der SMler. Früher war es für die Pscho-Branche eher so, dass sie nur die krankhaften Fälle gesehen haben und einfach die "gesunde" Version nicht zur Kenntnis genommen haben. Für SMler waren Psychologen & Co. die Typen, die in jedem Verhalten sofort irgendwelche krankhafte weißnichtwas in der Kindheit gesucht haben. Wenn es gut weiter läuft und die Psychobranche auch mal Fragebögen erstellt mit denen SMler auch was anfangen können, die auf diese Fragen die du richtigerweise stellst genauer eingehen, dann kommen wir der Sache wahrscheinlich einmal näher.

Quote:
Dafür bin ich aber schlicht gesagt zu neugierig.


Wenn du Lust hast und dir kindisches Gezänke nichts ausmacht, kannst du dich z.B. auf der Lustschmerz-Mailingliste eintragen und dort deine Fragen stellen. Zugang auf http://www.lustschmerz.de/ Auf der Liste befinden sich einige Leute die dir da recht kompetent Rede und Antwort stehen und du lernst auch gleich die Schattenseiten der SM-Szene kennen Wink
Aber das einfachste ist, da du aus NÖ kommst, du besuchst einfach einmal eine SM-Party, schaust wo es einen passenden Diskussionsabend in einem Verein in Wien gibt, kommst zu uns nach Wien zum Frauenstammtisch oder was auch immer und schaust dir das an. Dann dürften sich viele Fragen erübrigen Smile

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Post Sun, 11.Apr.04, 9:22      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Hi!

Jetzt habe ich es auch im Kopf ausformuliert. Womit SMler leben können an untersuchenden Psychologen: Fachleute, die Betrachten ohne zu werten.

Es gab doch mal die eher unselige Sendung "Lust auf Liebe" die von der Senger moderiert wurde. Meine Lieblingsmailadresse war zu dem Zeitpunkt: beschwerde@orf.at - nicht versuchen, es gibt sie heute nicht mehr. Die Aktion, die dem Fass den Boden ausgeschlagen hat war eine Modeschau von erotischen Faschingskostümen, es waren eher Fetischkostüme dabei. Dr. Hoffmann hat das dann aufs tiefste kommentiert, hinter allem und jedem etwas gemutmaßt und hat es auch gleich bewertet.

Ich habe die Leute dann darauf aufmerksam gemacht, dass so ein Verhalten wohl kein gutes Bild auf die Psychobranche wirft, denn wie kann ein Therapiebedürftiger vertrauensvoll zu einem Therapeuten gehen, wenn er damit rechnen muss, derart gewertet zu werden?
Es gab dann auch eine Umstellung des Programms. Er ist dann nur noch am Beginn der Sendung aufgetreten.

SMler haben üblicherweise kein Problem mit Neugierigen. 9 von 10 SMlern haben sowieso ein pathologisches Helfersyndrom. Aber mit ungerechtfertigten und pauschalen Wertungen und fängt niemand was an und bringt auch niemand weiter.

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Post Mon, 12.Apr.04, 17:59      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Harmattan wrote:
Was mir besonders aufstößt: Lebensgeschichtliche Zusammenhänge als Ursache für die Entstehung dieser Neigung scheinen in der Szene ein Tabuthema zu sein. Das finde ich sehr ungünstig. Mein Eindruck ist, daß hier ausagiert wird, und damit einer Aufarbeitung aus dem Weg gegangen wird.


*handschüttel* seh ich auch so. bei meinem mann ist es garantiert so, unübersehbar...
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Post Mon, 12.Apr.04, 23:29      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Warum sollten sich "ausagieren" und "aufarbeiten" wechselseitig ausschliessen ?

Und wie soll der Mechanismus der Verknüpfung aussehen ?

Warum sollen kindliche Gewalterfahrungen es bedingen, dass man als Erwachsener gerade das sucht, was man als Kind so gefürchtet hat ?

Ein nachträglicher Nachweis erst im Erwachsenenalter gewonnener Souveränität, der vergeblich eingesetzt wird, um alte "Dateien" aus der Kindheit zu überschreiben ?

Aber Erwachsene sind weder Computer noch black boxes.

Immer noch am Nachdenken, Cool

Rainer

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Post Tue, 13.Apr.04, 9:27      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

slowfox wrote:

*handschüttel* seh ich auch so. bei meinem mann ist es garantiert so, unübersehbar...


Noch mal: von einem auf alle zu schließen, klappt einfach nicht! Die Lehrerin in der Klasse merkt sich auch den Schüler sofort, der auffällig ist. Das sagt aber absolut nichts über die Klase aus. Ihr kennt vermutlich sehr viele SMler von denen ihr gar nicht auf die Idee kommt, dass sie es sind und die wertet ihr damit gleich mit.
Melde mich dazu noch diese Woche. Jetzt muss ich erst mal arbeiten.

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Post Wed, 14.Apr.04, 16:13      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

ich sehs nicht so, daß es bei ALLEN so ist.
aber in dem fall bestimmt.
und mich wurmt, daß er das einfach wegschiebt...und ich kann mich damit auseinandersetzen, wie ich damit umgehen kann...

seine probleme löst er nicht, sondern verdrängt. wobei seine sexuellen neigungen nicht zu den problemen zu rechnen sind!
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Post Wed, 14.Apr.04, 16:52      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

slowfox wrote:

seine probleme löst er nicht, sondern verdrängt. wobei seine sexuellen neigungen nicht zu den problemen zu rechnen sind!


Das hatten wir doch schon. Hör auf vor ihm mit der Schlange zu fuchteln! Wie soll er sich einigermaßen entspannt der Situation nähern, wenn er von dir pausenlos den Druck bekommt, dass er deshalb nicht o.k. ist?
Er wird sich hüten von einer Panik-Situation in eine mögliche nächste zu wandern. Da bleibt er doch lieber da stehen wo er ist und das er kennt! Na no na ned!

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Post Thu, 15.Apr.04, 14:25      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

geht nicht, ich kann LEIDER nicht alles in einen topf schmeissen, deckel drauf und munter so weiter, wie es IHM gut geht damit.

ich fuchtel mit gar nix. hab versucht, zu reden...ist wenig resonanz gekommen (kommunikation ist bei uns nimmer möglich...)...also funkstille.

er:.... wartet....(das kann er am besten, neben verdrängen)

ich mag nimmer beziehungsarbeit für zwei leisten.

that`s it.
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beerchen
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Post Fri, 23.Jul.04, 23:26      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen!

Lange habe ich darüber nachgegrübelt, über SM, genauer gesagt dem WARUM, habe mich mit vielen anderen SM-Auslebenden unterhalten und bin zu einer zufriedenstellenden Erklärung gekommen Laughing (Achtung... persönliche Meinung!)

Mir ist aufgefallen, dass SMler sensibler, feinfühlender, dünnhäutigere Menschen als der Durchschnitt sind. Exclamation

Sensible Menschen sind wie ein Planet ohne schützende Atmosphäre, der kleinste Komet, jedes Staubkörnchen kann einschlagen und tiefe Narben hinterlassen.

Da dauernden Verletzungen dem Menschen weh tun entwickelt er seine eigene Schutzmauer und sitzt dahinter(je dicker und/oder kälter die Mauer, desto dünnhäutiger ist der Mensch der dahinter sitzt und/oder umso schwerer waren die Verletzungen).

Hinter der Mauer sitzt ein sensibler Mensch sitzt, durch die Mauer einerseits zwar geschützt vor Verletzungen und Kälte, andererseits allerdings auch abgesperrt vor Berührt-Werden und Wärme.

SM bietet Möglichkeiten Berührt-Werden und Wärme wieder erleben zu können, allerdings sind die jeweiligen für dominante und/oder sadistische Menschen, für devote und/oder masochistische Menschen unterschiedlich. Arrow Vertrauen ist das Schlüsselwort.

DEVOTE Menschen können sich hinter ihrer Mauer hervorwagen, wenn ihnen ein anderer Mensch(Dom) für eine gewisse Zeit die Schutzmauer ersetzen kann.
Im Schutz und der Geborgenheit dieser Stärke kann der devote Mensch seinen Gefühlen freien Lauf lassen.

MASOCHISTISCHE Menschen haben eine dickere Mauer. Sie brauchen mehr, um die Mauer zu öffnen, sie brauchen jemanden, der die Mauer aufklopft, aufschlägt. Dann erst können sie die Verantwortung abgeben und ihren Gefühlen freien Lauf lassen.

DOMINANTE Menschen wagen sich erst hinter der Mauer hervor, wenn ihr Gegenüber sich hinter der Mauer hervor gewagt hat, wenn er solchermaßen nackt und bloß vor ihnen steht, können sie selbst es wagen(ein Stück der eignen Mauer bleibt aber zur Sicherheit fast immer da, weil sie ja auch die Verantwortung/Mauer ihres Gegenübers übernommen haben).

SADISTISCHE Menschen bleiben hinter ihrer Mauer und freuen sich an der Lebendigkeit, den Gefühlen ihres Gegenübers, freuen sich daran, dass sie das alles hervorgerufen haben, freuen sich an dem entgegenbrachten Vertrauen.
In der Extremform möchte ein sadistischer Mensch körperlich nicht berührt werden.

Auffällig war für mich, das relativ kühle Klima, in dem viele SMler aufgewachsen sind; wie ich mussten auch andere befragte SMler auf die Frage "Wurdest du zu Hause auch einmal ohne äußeren Anlass(zb Begrüßung etc) umarmt" mit NEIN antworten!

Auffallend häufig ist auch das „Helfersyndrom“ bei SMlern, vielleicht rührt es daher, dass in der Familie nicht nach ihren Bedürfnissen gefragt wurde, „Funktionieren“ gefragt war.
Sich um andere kümmern/gebraucht werden hat in dem Falle ja zwei Seiten:

1) sich um jemanden kümmern, ist ein bisschen so, als ob sich jemand um einen selbst kümmert

2) wenn man sich um jemanden so kümmert, dass er einen braucht, macht man sich selbst unentbehrlich, Gebraucht-Werden als Garantie dafür, dass man nicht verlassen wird.

Vielleicht fehlt einem auch wegen dem kühlen Klima in der eigenen Familie, dem Funktionieren-Müssen die Sicherheit und das Vertrauen, „NUR“ wegen seiner selbst geliebt werden zu können.

Jetzt hab ich alles gesagt, was mir zum Thema eingefallen ist....
ich freue mich auf Kommentare, positive und negative Kritik und Ergänzungen.... Laughing

beerchen
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Post Mon, 26.Jul.04, 9:05      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich möchte mal mein Sichtweise im Bezug auf BD/SM und Fetisch darstellen,da ich dies selber praktiziere.Ich muß sagen,bis vor ein paar Jahren,hätte ich nie an sowas gedacht oder gar gemacht.Aber als ich es aus Neugierde und inneres Verlangen ausprobierte,so muß ich sagen:Ich finde es toll!Ich habe festgestellt,daß SM`ler viel tolleranter,sensibler,verantwortungsvoller und ehrlicher sind,als die Menschen die ich so kenne.Zudem ist es ja auch nicht einfach nur um draufhauen und quälen,sondern eher um fallen lassen und sich hingeben bzw. wohlfühlen.Es ist im allgemeinen vorher abgesprochen,was man macht bzw. wo die Grenzen liegen.Es wird nie was gemacht,was dem anderen nicht gefallen oder gar schaden würde.Schwarze Schafe gibts immer,aber im allgemeinen wird es so gesehen.Ich finde,es ist doch eigentlich egal,warum man es macht und wieso und wo der Ursprung ist,solange es niemanden schadet und Spass macht.Die meisten SM`ler haben auch einen guten Spürsinn wie es den Anderen geht,ich finde es ist eher eine Bereicherung für "Normalos".Wie man so schön sagt:Alles möglich,nichts MUß.Besser als die einseitige stupide Denkweise mancher Menschen.

LG nightglas....geben und nehmen.....

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M


Post Mon, 26.Jul.04, 15:16      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

@ nightglas
Da muß ich dir zustimmen Wink Hab mit meiner jetzigen Freundin ebenfalls SM 'entdeckt' und zwar den Teil, der hinter dem Klischee der Peitscheschwingenden Domina versteckt ist. domina

Eigentlich hab ich durch sie erst so richtig daztu gefunden, da sie ihre dominante Seite entdeckt hatte, bzw. sie begonnen hat, sie zu erforschen.
Mich selber haben dominate Frauen und der Gedanke im Bett einer Frau ausgeliefert zu sein isehr erregt. Die Tatsache, daß man trotz aller Kraft, die man als Mann nun mal hat, dennoch von einer zarten Frau 'beherrscht' wird. Zudem trifft sich meine Vorliebe für schöne Unterwäsche, Leder und hohe Schuhe an Frauen recht gut mit meiner devoten Neigung Smile

Mir gefällt es ausgeliefert zu sein, mich fallenlassen zu können, nicht zu wissen was als nächstes passiert, ihr zu gefallen indem ich ihre Anweisungen befolg (oder eben nciht wenn man eine 'Strafe'
provoizieren will supercool

SM hat jedenfall wesentlich mehr mit Vertrauen, Toleranz, Hingabe, Verantwortung und (für mich) Lust zu tun als 08/15 Sex . Was jetzt nicht heißt, daß ich 'normalen' Sex nicht mag, im Gegenteil. Ich hab sehr wohl gerne auch normalen Sex wo ich selber aktiv bin und sie eher passiv zwinkernd... Aber SM ist so eine Art eigenes Gefühl, es ist intensiver und für uns ungleich lustvoller .
Wo SM beginnt und endet kann man so nicht sagen denke ich. Es ist eine Sache der persönlichen Einstellung. Für manche ist z.B. schon Analverkehr etwas 'bizarres' aber ok. Ich finde SM beginnt dort wo ein bewußt hergeführtes Machtgefälle aufgebaut wird, an dem beide Partner sich Lust verschaffen. Ob das nun in der Form einer Fesselung mit augenbinde passiert oder hin zur Auspeitschung geht ist meiner Ansicht nach gleich.
Solang alles EINVERNEHMLICH, SICHER und GESUND (d.h. keine bleibenden körperlichen oder psychischen Schäden werden zugefügt) ist es ok.
Wichtig ist auch, daß man sich außerhalb des Spiels als gleichwertige Partner sieht und auch respektiert. Ich sehe meine Partnerin auch nicht als 'übermächtig' oder sonst was an, genausowenig wie sie mich als 'bedeutungslos' ansieht . Wir respektieren einander in unserer Beziehung und das ist letztendlich sehr wichtig.

Gruß Ice
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Post Mon, 26.Jul.04, 16:07      Re: SM und seine Hintergründe Reply with quoteBack to top

Hallo Beerchen!

Da möchte ich doch einiges etwas realtivieren zwinkernd..

beerchen wrote:
Sensible Menschen sind wie ein Planet ohne schützende Atmosphäre, der kleinste Komet, jedes Staubkörnchen kann einschlagen und tiefe Narben hinterlassen.

Sensibilität hat nichts damit zu tun sich selbst nicht zu schützen! Was du da beschreibst ist Verletzlichkeit. Ein sensibler Mensch kann gut auf sich selbst Acht geben, denn er ist ja auch sensibel gegenüber seinen eigenen Bedürfnissen und geht natürlich auch mit seiner Umwelt sensibel um. Ich weiß du hörst den Ausdruck nicht gerne, aber gesunder Egoismus ist nirgendwo so wichtig wie bei Sadomasochisten, egal auf welcher Seite der Lust sie stehen.

Sich selbst zu schützen kann für einen Außenstehenden erst mal wie eine Mauer aussehen, hat aber damit nichts zu tun. Es ist wichtig, dass man lernt zu anderen Menschen eine gesunde Distanz zu wahren. Und SMler/Fetischisten müssen das lernen, sonst fallen sie pausenlos in Depression. Es kommt nicht nur in diesem Forum vor, dass ihnen Dinge wie "Sich im sexuellen ausdrückendes Sozialversagen" an den Kopf geworfen bekommen. In der Outingphase und noch stärker davor in der Abklärungsphase kann es da manchmal noch zu viel schlimmeren Aussagen und Aktionen kommen die das Leben wohl kaum erleichtern. Es ist heute, dank der Arbeit vieler, nicht zuletzt von den Wiener Vereinen, wesentlich besser als früher, aber gegessen ist das Thema noch lange nicht.

Das angesprochene Helfersyndrom, nun, wenn du bei einem Verein wie Schlagartig! oder Libertine warst oder auch im SMartcafe, dort sitzen nun mal die Menschen, die anderen bei ihrem Einstig in SM helfen möchten. Und offenbar machen die das recht gut, wenn das bei dir so gelandet ist. Aber das war auch in Wien nicht immer so und da haben einige Menschen in Wien sehr viel geschuftet um so eine gesunde Basis aufzubauen. Das ist auch heute noch nicht im ganzen deutschsprachigen Raum so. Da war und ist Wien in vielen Bereichen Vorreiter.
Grundsätzlich sind SMler weder bessere noch schlechtere Menschen als alle anderen. Ich würde sagen, sie repräsentieren den Durchschnitt der Bevölkerung. Und natürlich gibt es einige tolle Typen, aber die gibt es anderswo auch und von den Ri-A-Los Riesen-A-Löchern sind SMler leider auch nicht gefeit. Sie haben bloß in der organisierten SM-Szene nur eine kurze Halbwertszeit weil sie rasch gefeuert werden. Aber auf der "freien Wildbahn" trifft man die sehr wohl und haben SM-Orgas wie Mayday schon verdammt viel Arbeit beschert.

beerchen wrote:
2) wenn man sich um jemanden so kümmert, dass er einen braucht, macht man sich selbst unentbehrlich, Gebraucht-Werden als Garantie dafür, dass man nicht verlassen wird.

Das ist leider grundfalsch. Partnerschaften die auf gebraucht werden basieren gehen meistens sehr emotional und für alle beteiligten dramatisch zu ende. Eine Partnerschaft die auf Gleichwertigkeit basiert hat einen guten Sockel um lange zu funktionieren. Das ist überall so, unter SMlern und Fetischisten ist es auch nicht anders.

Und das mit dem "kühlen Klima" in der Familie sehe ich auch nicht so. Aus der Erfahrung meiner Frauengruppe sehe ich eher, dass die meisten aus einer behüteten, liebevollen Familie kommen. Daten dazu gibt es auf http://www.datenschlag.org/umfrage/dpb1_ergebnisse26_28.html
Sexuelle Übergriffe und physische Gewalt sind unter SMlern seltener zu finden als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. http://www.datenschlag.org/umfrage/dpb1_ergebnisse25.html

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Liebe Grüße aus Wien,
Helene
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