Author |
Message |
Leo
Helferlein
41
Deutschland W, 26
|
Mon, 05.Apr.04, 21:07 körperliche Berührungen unangenehm - warum? |
|
Hallo!
Weiß nicht so recht, wie ich am besten Beginnen soll, versuche es einfach.
Ich kann mich daran erinnern, dass ich als Kind sehr früh begonnen habe, mich selbst zu befriedigen, alleine oder in Spielen mit anderen Kindern. Oft wollte ich, dass das Spiel darauf hinausläuft, dass ich von dem anderen Kind gezwungen werde.
Später dann, fiel es mir immer schwerer, beziehungsweise, war es mir unmöglich, mich auf korperliche Nähe zu Männern einzulassen.
Ich war immer mal verliebt, fand manche Jungs auch hübsch und anziehend, wollte und konnte mich aber nie auf eine Beziehung einlassen.
Bei körperlichen Berührungen fühlte ich mich schon immer bedrängt, irgendwie erstarrt, habe mich irgendwie auch geekelt.
Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Situation, mit einem Jungen, der mich küssen wollte. Dachte ich müsse mich einfach darauf einlassen, wird schon werden. Ich fühlte mich total erstarrt, als wäre er ein Tintenfisch...tausend Hände die überall waren.
Inzwischen bin ich 25 Jahre alt, habe seit gut 6 Jahren meine erste Beziehung und irgendwie hat sich nichts verändert.
Anfangs haben wir gelegentlich miteinander geschlafen, ich fand es nie schön. Inzwischen mag ich weder Küsse noch Umarmungen.
Ich weiß gar nicht was ich darüber denken soll.
Sicherlich springt manch einem der Gedanke von Mißbrauch in den Kopf, doch kann ich mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Für solche Gefühle wird es doch auch andere Ursachen geben, könnt ihr mir weiterhelfen?
Gibt es jemanden, dem es ähnlich geht?
Verzweifelte und irgendwie auch erleichterte Grüße, Leo.
Anmerkung Admin: Betreffzeile von "Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen?" auf obige präzisiert.
|
|
|
|
|
Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
|
Mon, 05.Apr.04, 21:32 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Leo wrote: |
Für solche Gefühle wird es doch auch andere Ursachen geben, könnt ihr mir weiterhelfen? |
hmm... gehen wir es einmal systematisch an.
Hast du in deiner Kindheit mit deiner Mutter, mit anderen Familienmitgliedern gekuschelt? Wie war das für dich?
Hast du dich schon mal massieren lassen? Wie ist das für dich?
Es hat Zeiten gegeben, da war mir alles was mit Berührung zu tun hatte unangenehm. Da gab es auch längere Zeit absolut kein Bedürfnis auf Sex. Das war so in der Zeit um 25-28 Jahre. Davor war ich auch kein Kuscheltyp. Rückwirkend betrachtet hat sich herausgestellt, dass ich Berührung in meiner Kindheit nicht immer als positiv empfunden habe, so manches Kuscheln habe ich als aufgesetzt empfunden, war es wohl auch. Ich habe dann noch bevor ich Therapie gemacht habe begonnen Berührung gezielt zu lernen, mich darauf einzulassen. Allerdings habe ich das von mir aus probiert, den Partner gestreichelt. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich es bei mir nicht nur zulassen konnte sondern auch genossen habe.
Und, mir kommt da eine "Therapieidee". Einige Frauen in meinem Umfeld haben in letzter Zeit ein Tantra-Seminar für Frauen gemacht. Sie haben da einen guten Bezug zu ihrem Körper gefunden. Wenn es dich interessiert, im Internet findest du da sicher Infos darüber.
|
_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
|
|
|
Leo
Helferlein
41
Deutschland W, 26
|
Tue, 06.Apr.04, 19:57 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Hallo!
Kann noch gar nicht glauben, dass ich das gestern geschrieben habe, hat den ganzen Tag an mir genagt. Hoffe hier irgendwie auf Hilfe.
Ich kann mich kaum an Schmusereien mit meinen Eltern erinnern. Die Nähe zu meiner Mutter schien mir schon immer fremd, bis heute.
Ich habe aber meistens körperliche Kontakte zu Frauen genossen, Umarmungen mit Freundinnen.
Oh man, bin ganz verwirrt.
@Helene, ich danke dir für deine Antwort, werde mir deine Idee mal merken, aber fühle mich im Moment nicht in der Lage nach solchen Aktivitäten Ausschau zu halten. Aber ich danke dir.
Viele Grüße, Leo.
|
|
|
|
|
Mama
Helferlein
86
Köln W, 29
|
Tue, 06.Apr.04, 20:16 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Hallo,
ich fall jetzt mal direkt mit der Tür ins Haus. Bist du mal mißbraucht worden?
Muss zwar nicht sein, aber mir fallen viele Parallelen zu mir auf. Ich wollte als 8/9-Jähriges Mädchen immer Vergewaltigung spielen. Aus der heutigen Sicht weiß ich, daß ich mich damals schon mit meinem Mißbrauch auseinandersetzen wollte.
Ist nur ein Gedanke. Wie gesagt, muß nicht sein. Wenn ich da in ein fettnäpfchen getreten bin, dann tuts mir leid.
Liebe Grüße
Mama
|
|
|
|
|
Leo
Helferlein
41
Deutschland W, 26
|
Tue, 06.Apr.04, 20:40 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Hallo!
Nein, das bin ich ganz sicher nicht.
Viele Grüße, Leo.
|
|
|
|
|
Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
|
Tue, 06.Apr.04, 20:44 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Leo wrote: | werde mir deine Idee mal merken, aber fühle mich im Moment nicht in der Lage nach solchen Aktivitäten Ausschau zu halten. |
Genau so wird's auch funktionieren. Mach dir einfach keinen Stress. Vom ersten Erkennen wie, was, wann, warum gelaufen sein könnte bis zur Aktivität dauert es eben manchmal länger, das ist schon o.k. Wie du an das Thema herangehst, ist deine Sache, aber mit dem Ansatz findest du schon mal ein Stück weiter.
Wenn du es genau wissen willst, was da abgelaufen ist, dass es so gelaufen ist zwischen deiner Mutter und dir, dann gönn dir Psychotherapie. Ich habe in meinen 2 Therapiejahren zur Kenntnis genommen, dass ich im Prinzip alle Informationen vorher zur Verfügung hatte, mich aber geweigert habe sie im Zusammenhang zu sehen und anzunehmen. Das, mit dem man aufwächst ist einfach die Norm, das heißt wird als normal angesehen. Erst wenn man älter wird, aus dem Familienverband raus geht, machen sich Mängel bemerkbar, eckt man an und versteht nicht, woher das kommt.
Aber, überleg dir erst mal in Ruhe einiges, lass es setzen und dann schau welcher Weg für dich der passende ist. Deine Situation ist zwar sicher nicht lustig, aber da keine Gefahr in Verzug ist, hast du alle Zeit der Welt.
|
_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
|
|
|
Leo
Helferlein
41
Deutschland W, 26
|
Tue, 06.Apr.04, 21:00 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Hallo!
Wenn sich die alle Zeit der Welt nur nicht so grausam anfühlen würde.
Nach einer irgendwie sinnlosen ersten Therapie vor ein paar Jahren, gönne ich mir gerade eine zweite, welche aber bisher erst aus den Probeterminen und dem ersten richtigen Termin bestand.
Aber um richtig reden zu können, muß ich noch mehr Kontakt aufbauen, und keine Ahnung was. Den Klos im Hals halt loswerden.
Leo.
|
|
|
|
|
Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
|
Tue, 06.Apr.04, 22:57 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Leo wrote: | Aber um richtig reden zu können, muß ich noch mehr Kontakt aufbauen, und keine Ahnung was. Den Klos im Hals halt loswerden.
|
Wenn etwas sehr schmerzt, braucht es auch sehr lange bis man ran kann. Ich habe da auch erst mal so manchen Berg abtragen müssen bis ich mich an den Kern heran getraut habe. Mir hat schreiben geholfen. Vieles was ich nicht sagen konnte, habe ich einfach aufgeschrieben. Irgendwie haben mein Finger auf der Tastatur ein eigenes Gedächtnis. Dann habe ich es mehrfach durchgelesen, überdacht, im Kopf noch mal formuliert und endlich auch einmal ausgesprochen und dann war wieder ein kleines Stück Weg weiter. Und was natürlich auch wichtig ist, das eigene Tempo gehen, große Themen in kleine Portionen packen. Dann wird das langsam, auch wenn es manchmal furchtbar weh tut.
|
_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
|
|
|
Leo
Helferlein
41
Deutschland W, 26
|
Thu, 08.Apr.04, 16:48 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Hallo!
Mir bereitet es Bauchschmerzen, dass Mißbrauch für euch die einzigste Erklärung ist.
Das ist ein Thema mit dem ich mich hoffentlich nicht befassen muß. Dann müßte ich mich doch an irgendwas erinnern. Das man sowas so ganz verdrängt, kann ich mir einfach nicht vorstellen. (Wenn doch, dann entschuldigt meine Unwissenheit.)
Auf der anderen Seite, weiß ich nicht, warum mir es nicht möglich ist, in der Thera darüber zu sprechen, wahrscheinlich, weil ich es bisher kaum schaffe, meien Gefühle irgendwie ordnen und darüber reden zu können.
Ihr habt mich ganz durcheinander gemacht. Ich denke irgendwie, es ist vielleicht so ein Komplex, den ich habe, vielleicht, weil ich mit meinem Äußeren nicht gerade zufrieden bin und mich nicht so ganz wohl fühle in meiner Haut, dass ich daurch auch keine Berührungen mag.
Ach man. Ich habe schon ein bischen Angst.
Viele Grüße, Leo.
|
|
|
|
|
r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
|
Thu, 08.Apr.04, 17:32 Re: Ursachen für solche/ähnliche Verhaltensweisen? |
|
Liebe Leo,
ich kann mir gut vorstellen, daß manche der geäußerten Vermutungen und Ratschläge in Ihnen ein Gefühl von Beklemmung und eines "paßt nicht" ausgelöst haben. Tatsächlich kann Angst oder Abneigung vor jeder Form von Berührung auch ganz andere Ursachen als Mißbrauch haben. Wobei "Mißbrauch" aber nicht immer gleich ein sexueller Übergriff sein muß - Mißbrauch, das kann auch schon ein Überschreiten der eigenen Grenzen sein, wobei diese Grenzen auch psychische sein können (also nicht unbedingt körperliche sein müssen).
Vorschlagen möchte ich Ihnen, daß Sie es hierbei mal bewenden lassen und bezüglich dieses Themas hier im Forum nicht noch weiter "in die Tiefe" gehen, nachgraben und -schürfen...
Nein, ein ganz wesentlicher Schritt war bereits, daß Sie sich das Thema erstmals in Ihrem Leben so richtig voll bewußt gemacht und es hier geäußert und ausformuliert haben. Insofern sollten Sie das Ziel nicht aus den Augen verlieren - sprechen Sie es bei Gelegenheit und sobald Sie das nötige Vertrauen empfinden, in Ihrer Therapie an - mit ebensolcher Beherztheit wie hier, das würde ich Ihnen wünschen. Vielleicht fällt es Ihnen auch leichter, wenn Sie sich Ihre Zeilen hier ausdrucken und mitnehmen.
Lieben Gruß und alles Gute!
Richard L. Fellner
|
_________________ Website | Kontakt | Artikel-Archiv |
|
|
|
chris_hb
sporadischer Gast
16
bremen M, 36
|
Sat, 05.Mar.05, 19:43 Probleme mit körperlichen Berührungen |
|
Mein Problem besteht darin, dass körperliche Berührungen bei mir Unbehagen und Muskelverkrampfungen auslösen.
Die Ursachen vermute ich in den Mißbrauchserfahrugen meiner Kindheit und früheren Jugend, wegen denen ich mich unter anderem als Ex-Opfer sehe.
Da sowohl Unbehagen und Muskelverkrampfungen auch bei Menschen auftritt, die ich sehr mag, bzw. beim Sex sehr begehrenwert finde, handelt es sich wohl nicht um eine natürliche "Abwehrreaktion" gegen unerwünschten Körperkontakt, welche vermutlich die meisten Menschen kennen.
Diese Reaktionen beeinträchtigen mein Wohlbefinden ja nicht nur unmittelbar, sondern auch mittelbar, da ja die Zurückweisung einer Umarmung z.B. normalerweise als Ablehnung empfunden wird. Schön blöd, wenn ein geliebter Mensch, dem man z.B. eigentlich Wiedersehensfreude signalisieren möchte, aus dessen Perspektive Ablehnung und Zurückweisung empfindet. Da Menschen nunmal eher emotionale als rationale Wesen sind, ändern selbst Erklärungen über meine Ursachenvermutung des ehemaligen Mißbrauchs nichts an der emotionalen Realität meiner Freundinnen und Freunde. Sie verhalten sich meist distanziert, so distanziert eben, wie sie mich aufgrund der von mir nicht beeinflußbaren Reaktion erleben müssen. Störend ist diese Verkrampfung auch bei ärztlichen Untersuchungen, etwa des Verdachtes auf Blinddarmentzündung, da der untersuchende Arzt nichts anderes als eine verspannte Muskelmasse zu ertasten vermag.
Besonders lästig ist dieses Phänomen natürlich beim Sexualakt. Obwohl ich in meiner sexuellen Ausrichtung eher an dominanten Frauen interessiert bin, bevorzugte ich die eher soften Varianten, bei denen trotz (im sexuellen Bereich) eindeutiger Rollenverteilung die Befriedigung im Beischlaf die Hauptrolle spielt und das eigentliche Ziel darstellt. Wenn einer Sexualpartnerin danach ist, mich zu streicheln und zu liebkosen auch um meine Hingabe genießen zu können, erfährt sie aus ihrer Sicht Ablehnung und Zurückweisung, fühlt sich meist weder begehrt noch begehrenswert. Und das, obwohl ich voller Verlangen und Sehnsucht nach Zärtlichkeit bin. Selbst Loriots gezeichnete Ehedramen können nicht im Ansatz wiederspiegeln, welche meist mitternächtlichen Gespräche und Situationen sich daraus schon ergaben.
Im sexuellen Rahmen betrifft dieses Problem hauptsächlich die Bauchregion, seltsamer Weise ist der Penis an sich davon ausgenommen, bei den Hoden wird es schon problematisch.
In Zeiten vermehrter einvernehmlicher One-Nicht-Stands was meine Bauchmuskulatur ohne jede sportliche Betätigung schon so gestärkt, dass ich ganze Lokalrunden im Rahmen von Wetten gegen gegen Amateurboxer gewann, weil Faustschläge gegen den Solarplexus bei mir vollkommen wirkungslos blieben. Ginge es beim Boxsport lediglich um Schläge auf den Solarplexus wäre ich längst Weltmeister aller Klassen und Verbände.
Zur Vermeidung dieser Verkrampfungsphänomene bevorzugte ich neigungskonträr lange Jahre hindurch Sexualpartnerinnen im Rahmen von einvernehmlichen One-Night-Stands, die ich im Vorspiel ausgiebig verwöhnte, die sich aber im Penetrationsteil des Aktes von mir die Hände festhalten ließen.
Zwar beinhalteten diese Kontakte die nicht unwichtige gegenseitige Bestätigung der sexuellen Potenz, jedoch waren zumindest meine Orgasmen dabei eher fad und es kam zu keiner tiefergehenden emotionalen Befriedigung. Im Verlaufe meines Bewußtwerdens eigener emotionaler Bedürfnisse und Befindlichkeiten war ich immer weniger bereit zu solchen One-Night-Stands, obwohl ich als Ex-Opfer sexuellen Mißbrauchs sexuelle Begierlichkeiten von Frauen in Bezug auf mich (z.B. auf Feten etc.) immer noch sehr klar erkenne, während ich bezüglich des empathischen Wahrnehmens von Gefühlen wie Liebe mir gegenüber unerkennend wie ein Blinder in der Nacht bin.
Falls hier in diesem Forum also jemand eine ähnliche Erfahrung bzw. Symptomatik überwunden hat, wäre ich für Lösungsvorschläge sehr dankbar.
|
|
|
|
|
Betty
Helferlein
109
Norddeutschland W, 30
|
Mon, 07.Mar.05, 19:21 Re: Probleme mit körperlichen Berührungen |
|
Hallo Chris,
hast du schonmal darüber nachgedacht, eine "echte" Therapie zu beginnen? Also nicht nur in einem TherapieFORUM fragen, sondern zu einem Therapeuten live und in Farbe?!
Du hast dein Problem ja selbst schon selbst ganz gut eingekreist, den ersten Schritt hast du also getan.
Ich wünsch dir, daß du dein Problem bewältigen kannst!
LG Betty (die offenbar eine Nachbarin ist)
|
|
|
|
|
chris_hb
sporadischer Gast
16
bremen M, 36
|
Mon, 07.Mar.05, 23:09 Re: Probleme mit körperlichen Berührungen |
|
Hallo Betty,
vielen Dank für deine Antwort. Sagen wir es mal so, das "innere Kind" ist mir bekannt. Von den schmerzhaften Situationen die mir, teils auch erst wieder, im Gedächtnis sind, kenne ich sehr gut die damaligen Gefühle, kann diese auch zulassen. Ich habe es sogar auch geschafft, mein inneres Kind nicht nur auf die schrecklichen Erinnerungen zu reduzieren, auch einige Streiche und Verliebtheiten und anderes Schöne meiner Kindheit sind gerettet.
Die Ursachen meiner Beeinträchtigung sind, denke ich, soweit bewältigt.
Gäbe es nun eine Therapie, die, nachdem die Ursachen bekannt und verarbeitet sind, nun auch an den Symptomen des Berührungsproblems etwas ändern könnte, ich wäre der erste, der sie machen würde.
Bis dahin konfrontiere ich mich bewußt mit diesen Situationen, bei Umarmungen bin ich dadurch schon soweit, dass oft richtig feste Umarmungen möglichen sind. Besonders schlimm ist aber allein schon der Gedanke an diese supersoften Streichelumarmungen mancher Leute. *grusel*
Besonders beeinträchtigt bin ich durch die Berührungsprobleme am Bauch.
Jetzt mal ein paar spontane Gedanken
Immerhin, eine Frau habe ich vor Jahren kennengelernt, deren Berührungen dort sogar sehr angenehm waren. *das jetzt mal vermisse*
Durch meine jetzigen Lebensumstände bin ich auch endlich in der Lage, mich mehr mit mir selbst auseinanderzusetzen, was in den letzten 15 Jahren kaum möglich war. Da ja das meiste von unseren Körperreaktionen mit der eigenen Befindlichkeit zu tun hat, werde ich mich wohl damit auseinandersetzen, was in mir damals anders war, als ich diese Berührung zulassen und geniesen konnte. Es ist ja kaum anzunehmen, dass diese Frau göttliche Wunderhände hatte, sondern eher, dass das was mit meiner Disposition zu tun hatte.
Es war die Zeit, bevor verdrängte Kindheitssachen flaschback-mäßig hochkamen, obwohl die körperlichen Symptome bis dahin vorhanden waren. Aber ich hatte in dieser Zeit ein sehr starkes Selbstbewußtsein, viel Humor, Kreativität, keinen Schuldkomplex und kein Selbstmitleid, war auch ein wenig der "kleine große Junge". Ich ruhte sozusagen in mir selbst. Jetzt beim Schreiben habe ich das Gefühl, dass es mir mehr bringt, mich mit meinen positiven Eigenschaften dieser adoleszenten Phase zu befassen, als mein "inneres Kind" immer wieder an seine schrecklichen Erlebnisse zu führen. Vielleicht hat auch einfach das "innere Kind" keine Lust mehr zum Weinen und möchte lieber spielen und die Welt entdecken.
|
|
|
|
|
Betty
Helferlein
109
Norddeutschland W, 30
|
Tue, 08.Mar.05, 17:44 Re: Probleme mit körperlichen Berührungen |
|
Hallo Chris!
Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Auch ich kenne einige meiner Probleme, weiß daß ich sie auf bestimmte Art und Weise angehen müßte, aber überwinde sie trotzdem nicht oder nur sehr schwer...
Und wenn du immernoch diese Krampfzustände bekommst, hast du es noch nicht so gut verwunden, wie du denkst... Vielleicht könnte dir eine Therapie helfen - kein Überredungsversuch, nur ein Gedanke meinerseits. Ein Therapeut macht ja nix anderes mit dir, als wir hier - er redet mit dir und sucht nach Wegen, dein Problem zu lösen, nach Ursache und Wirkung. Und ein Therapeut hat diese Suche studiert, er weiß also, wie er wonach suchen muß. Ich, wie die meisten anderen User hier, kann nur ein wenig meine Menschenkenntnis und mein Verständnis anwenden.
Manchmal hilft das allein ja auch schon, denn durch den Dialog kommt man selbst auch oft darauf, was einem bisher in dem eigenen tiefsten Inneren verborgen geblieben war.
Du schreibst, daß du selbst das Gefühl hast, dich nicht mehr erinnern zu wollen, nicht mehr unter der Erinnerung leiden zu wollen und daß es dir guttut, daran zu denken, was JETZT in deinem Leben gerade GUT läuft.
Dann tu das, geniesse dein Leben, versuch nicht mehr daran zu denken, was für schreckliche Erlebnisse hinter dir liegen - sie sind vergangen, sie werden nie wieder passieren, du hast es überstanden! Lebe im Jetzt, im Hier und Heute!
Auch ich habe Erfahrungen gemacht, auf die ich gut hätte verzichten können, Erlebnisse, die mich geprägt und verändert haben. Aber all das liegt hinter mir. Eines ist erst wenige Wochen her und wiegt noch schwer, aber ich arbeite daran, den Ballast abzuwerfen und nur einen kleinen, leichten Teil dessen in mein Herz aufzunehmen und zu behalten...
Chris, die Frau, deren Berührungen du als angenehm empfunden hast - vielleicht gab es zwischen euch einfach eine so tiefe Liebe, ein solches Urvertrauen, daß du ihre Berührungen unverkrampft geniessen konntest!?
Daß die Beziehung scheiterte (offenbar?), ist kein Argument dafür, daß ihr euch nicht geliebt haben könnte! Liebe ist ein sehr subjektives Gefühl, nur weil es nach einiger Zeit vergeht, heißt es nicht, daß sie nie existiert hat!
Sei lieb gegrüßt, Betty
|
|
|
|
|
chris_hb
sporadischer Gast
16
bremen M, 36
|
Wed, 09.Mar.05, 2:21 Re: Probleme mit körperlichen Berührungen |
|
Hallo Betty,
das Schreiben und Lesen hier im Forum hilft mir momentan sehr.
Was Du zu dem Urvertrauen in der Beziehung zu der Frau, deren Berührungen ich geniesen konnte, schriebst, stimmt auf jeden Fall. Damals war ich auch in der Lage, ihr Geborgenheit zu vermitteln. Zumindest meinerseits wurde daraus Liebe. Dann brachen jedoch bei mir verdrängte Geschichten (nicht nur sexueller Mißbrauch, an den ich mich erst recht spät wieder erinnerte) aus meiner Kindheit und Jugend hervor, wodurch ich ihr dieses Geborgenheitsgefühl nicht mehr vermitteln konnte.
Aber hier will ich jetzt mal nicht auf die Probleme, die zum Ende der Beziehung und die sich daraus im Lauf der Zeit entwickelten Abhängigkeitsgefühle bei mir eingehen, das ganze Drama habe ich unter "Geschichte einer Beziehungssucht?" in den "langen Beiträgen" geschildert, sondern mich mit der Zeit der schönen Situation damals auseinandersetzen.
Wir hatten sehr viele gemeinsame Interessen und einen ähnlichen Humor, waren beide von großer Sensibilität. Zudem gaben wir uns Halt und hatten zudem beide das Gefühl uns mehr als nur sehr gut zu kennen. Ich war für sie wohl etwas wie ein vertrauenswürdiger Ruhepol. Am Anfang stand nicht das sexuelle Begehren, wir haben nie zusammen geschlafen, zu plötzlich brachen meine Erinnerungen mitsamt Gefühlen in mir hervor, zu schnell kam sie auf die Idee einer "Vernunftehe".
Dass sie mich berühren konnte, hatte wohl nicht nur mit meiner damaligen Selbstwahrnumg zu tun, sondern wohl auch mit ihrer Art des Streichelns. Sehr ruhig, selbst sehr entspannt und tastend ohne unterdrückend zu fordern.
Irgendwie denke ich, wenn ich herausfinde, was ich dieser Frau damals geben konnte, damit sie sich so wohl fühlte, mich so streicheln zu können, habe ich ein großes Stück des Weges geschafft.
Denn ich glaube nicht, dass wenn ich mich auf die "armes Ex-Opfer-Rolle" zurückziehe und erwarte, dass man mir ohne eigenes Zutun schöne Gefühle bereitet, mögliche Partnerinnen es sich aus dem Ärmel schütteln können, wie ich gerne berührt werden möchte.
Und zum Gegenseitigen "Urvertrauen" gehört eben auch eigene Vertrauenswürdigkeit, und auch Geborgenheit gibt man sich wohl am Besten gegenseitig.
Und gerade mit dem "Selbstvertrauen" habe ich derzeit Schwierigkeiten, da mir immer bewußter wird, dass durch die Mißbrauchserfahrung meine Sensibilität für unausgesprochene Grenzen in erheblichem Umfang fehlt. Wenn ich zuviel Rücksicht nehme, verzichte ich erfahrungsgemäß auf Lebendigkeit und neige zu Depression, verhalte ich mich aber extroviert überschreite ich sehr leicht diese unausgesprochenen Grenzen was zu Verletzungen bei der Frau führt. Also pendle ich meist zwischen zu starker Rückzugsneigung und spontaner Impulsivität. Nicht gerade die Eigenschaften, mit denen ich mich selbst wohlfühle und mit denen ich einer Frau das Gefühl von Beschützheit und Geborgenheit geben kann, was sie wohl braucht, um mich ruhig, entspannt und ohne nötigende Forderung berühren zu können.
Um mich einigermaßen frei und nicht verletzend zu verhalten, brauche ich das Bewußtsein, die von der Frau gesetzten Grenzen zu kennen, um diese respektieren zu können.
Aber kann eine Frau, die einem Mann vielleicht deutlicher als normal Grenzen aufzeigen muss, überhaupt das Gefühl entwickeln, von ihm beschützt zu werden und Geborgenheit zu erfahren? Wenn das ginge, wäre sie vielleicht auch zu der Ruhe in den Berührungen fähig, die ich oben schilderte.
Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, schon ein ganzes Stück weiter gekommen zu sein.
viele Grüße und nochmals vielen Dank, chris
|
|
|
|
|
|
|