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Kitana
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Post Thu, 01.Apr.04, 12:45      Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen,

ich bin wegen diverser Probleme schon lange und immer wieder in Therapie. Meine aktuelle Therapeutin meinte gestern, ich hätte den Zwang immer das Schlimmste anzunehmen, je nach Situation.

Ein paar Beispiele:
- Mein Freund schickt mir eine SMS die nicht emotional klingt. Mein Gedanke: Er liebt mich nicht mehr, empfindet nur mehr Freundschaft für mich und will mich so von sich "entwöhnen".

- Meine Freundin schreibt mir eine Mail mit weniger Inhalt als sonst. Mein Gedanke: Ich habe sie genervt, sie hat genug von mir.

- Mein Freund hat vergessen mir etwas zu sagen. Mein Gedanke: Ich bin ihm unwichtig, sonst hätte er was gesagt.

- Mein Freund geht mit einer Frau weg. Mein Gedanke: Er will was mit ihr anfangen und mich verlassen.

- Ich muss von meinem ersparten Geld etwas ausgeben. Mein Gedanke: Ich habe Angst meine Arbeit demnächst zu verlieren und dadurch zu verarmen.

Ich weiss wie bescheuert das alles klingt und mir ist es sogar peinlich das aufzuschreiben. Aber ich verstricke mich so sehr in diese Gedanken dass ich sie nicht loswerden kann. Sie sind immer da, ich kann sie nur unterdrücken, aber nicht abstellen. Meinen Freund betreffend sind diese Gedanken am Schlimmsten und immer präsent. Ich habe Angst eines Tages "auszubrechen" und ihm ins Gesicht zu schreien dass ich überzeugt davon bin ihm nichts zu bedeuten. Ich hab das leider schon 2x so weit getrieben dass er mich wirklich verlassen wollte, obwohl er beteuert dass er mich immer geliebt hat und weiterhin liebt. Von daher sind meine Zwangsgedanken ihn betreffend vielleicht nicht mal so weit hergeholt.

Woher das kommt, ich bin mir nicht ganz sicher. Ich habe beobachtet in meinem bisher doch sehr schwierigen Leben, dass ich auf einen guten Ausgang einer Sache eher nicht hoffen darf. Früher war das jedenfalls so. Mir wurde eingebleut, dass ich unbedeutend, wertlos, hässlich wäre und alles was ich mache sowieso Mist ist. Kurz, meine ganze Person wurde verneint und abgewertet. Irgendwann hab ich aus Schutz das Abwerten dann selbst übernommen. Ich habe viele Dinge und Personen verloren die mir viel bedeuteten, gerade dann in dem Moment als ich mir sicherer wurde dass sie in meinem Leben bleiben. Dann kam der Schlag.
Heute traue ich mich auf nichts positives mehr verlassen, weil ich Angst habe dass es sich dann wiederholen wird.

Habt ihr irgendeinen Rat für mich was ich tun kann?

cu Kitana
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Herndi
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Post Fri, 02.Apr.04, 4:41      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Hallo Kitana

Das mit dem "immer das Schlimmste annehmen" kommt mir bekannt vor. Kämpfe heute noch immer damit. Ich kann dann richtig die Nerven wegschmeissen, weil ich mich so ins Negative reinsteiger. Das Gute ist, dass ich mit einem echten Optimisten verheiratet bin, der mir regelmässig den Kopf wäscht, wenn ich mal wieder im Kreis renn. Es ist dadurch schon ein wenig besser geworden.
Quote:
Mir wurde eingebleut, dass ich unbedeutend, wertlos, hässlich wäre und alles was ich mache sowieso Mist ist. Kurz, meine ganze Person wurde verneint und abgewertet

Wer hat Dir das eingetrichtert ?

Wegen meinem Negativdenken, gebe ich meiner Mutter die Hauptschuld. Die hat mich in meiner Kindheit regelrecht damit geimpft! Die war (ist) ein richtiger Angsthase, ist fast allem und jedem mistrauisch gegenüber und hat mir regelmässig eingetrichter, dass sie sich immer so viele Sorgen macht und nicht schlafen kann, weil ja dieses und jendes passieren könnte. Und wenn mal ein Maleur passiert ist, wurde aus einer Mücke ein Elefant gemacht und die Welt stürzte ein .... wegen einer Nichtigkeit !
Mit 19 Jahren stand ich da, ohne Selbstvertrauen, war fix und fertig und reif für den Psychiater. Mir haben in den letzten Jahren sehr viel diese Selbsthilfebücher geholfen ("Sorge Dich nicht lebe", usw.) Therapie ist sicher auch nicht schlecht, aber es gibt wirklich sehr gute Literatur für dieses Problem Exclamation

lg Herndi

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Kitana
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Post Fri, 02.Apr.04, 12:15      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Hallo Herndi,

danke für deine Antwort Smile
Das kommt mir sehr bekannt vor was du da schreibst, ich bin auch regelmässig mit den Nerven runter und darfs dann meinem Freund nicht komplett zeigen, weil ich weiss dass er sich dann wieder Sorgen macht, die in die Richtung gehen ob er auf Dauer mit meinen Problemen zurechtkommt.
Er ist eigentlich auch ein Optimist, aber jemandem den Kopf waschen das kann er nicht. Er zieht sich dann zurück. Anfangs versuchte er mir dabei zu helfen, heute kommt auch noch ab und zu eine Ermunterung, aber alles rauslassen so wie früher traue ich mir nicht mehr. Er kann auf ein sehr leichtes Leben zurückblicken, es ging ihm das meiste sehr leicht und glücklich von der Hand. Ich habe regelmässig meine Pechsträhnen, in denen dann alles zusammenkommt, und ein negatives Ding das andere überbietet. Da tue ich ihm dann furchtbar leid, er bedauert mich, obwohl diese Zustände für mich zwar nicht schön aber total normal sind. Er steht diesem fassungslos gegenüber und kann nicht verstehen, wie ein Mensch soviel Pech haben kann. Klar, er kennt das nicht und er ist auch sehr naiv (das meine ich nicht abwertend, sonst würde ich ihn nicht lieben).

Weil du fragst wer mir dieses negative Selbstbild eingetrichtert hat:
Meine Familie nicht wirklich, obwohl meine Eltern beide sehr ängstliche und "wehrlose" Menschen sind, denen regelmässig übel mitgespielt wurde. Sie erzogen mich auch sehr streng und machten mir früh klar vor was man alles Angst haben muss und das man keinem trauen darf.
Das ist ein Teil, der weitaus schlimmere Teil war mein weiteres soziales Umfeld. Egal wo ich hinkam, ich wurde verlacht, geprügelt, geärgert und war die Aussenseiterin und die Blöde. Und das zog sich vom Kindergarten bis zum Ende der Ausbildung ohne Ausnahme durch, rund 20 Jahre.

Ich habe immer noch kein wirkliches Selbstvertrauen und ich mag mich nicht. Das alles hängt mir immer noch nach, und in meinen gescheiterten Beziehungen wurde genau in die oben genannte Kerbe weiterhin geschlagen. Seit etwa einem Jahr habe ich meinen jetzigen Freund, er ist der erste, der mich nicht psychisch fertig macht. Aber er bekommt leider meine ganzen Verletzungen und mein Misstrauen ab...

Literatur zu diesem Thema lese ich eigentlich ständig, die Veränderungen gehen langsam und ich mache auch ganz schnell mal wieder 3 Schritte zurück wenn ich eins aufs Dach bekommen habe.

cu Kitana
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Booster2
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Post Fri, 02.Apr.04, 12:43      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Bei mir ist das genau so Kitana! Endlich mal jemand der mit mir was gemeinsam hat. Wink
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Herndi
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Post Fri, 02.Apr.04, 14:25      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Kitana wrote:
Egal wo ich hinkam, ich wurde verlacht, geprügelt, geärgert und war die Aussenseiterin und die Blöde.

Das kenn ich auch von wo. Meine Kindheit war echt grauslich. Die Hofkinder mochten mich nicht und verspotteten mich weil ich zum spielen immer nur zerschlissene Kleidung trug (von meiner Mutter aus natürlich), ich hab mich so geniert unmodern angezogen war ich auch. In der Volksschule macht mich meine Lehrerin runter (obwohl ich diese Frau gerne mochte Sad ) Die schlimmste Zeit war dann die Hauptschule. Da war eine "Anführererin" die hatte alle Mädels hinter sich und die schlossen mich total aus, war lange Aussenseiter. Wenn ich daran denke, wundert es mich, dass ich heute noch leb und mir nicht schon damals das Leben genommen habe (mein Vater war noch dazu Alkoholiker)
Meine Eltern waren (sind) auch ängstliche und wehrlose Menschen ("um Himmels Willen das darf man ja nicht tun, was da alles passieren könnte") haben mich auch sehr streng und zum Angsthasen erzogen.
Mein Partner hatte auch keine schöne Kindheit (Vater betrog Mutter ständig), aber der hatte schon als Kind ein gesundes Selbstbewustsein, der hatte vor nix Angst, hat sich nichts gepfiffen, wenn sich jemand traute ihn zu verspotten (er war immer schon übergewichtig) haute er dem gleich eine runter, dass es krachte. Mich frisst echt der Neid, der hat wirklich ein gsundes Selbstbewusstsein und gute Freundschaften.

Frage an Dich: hast Du bis dato Freundschaften aufbauen und erhalten können ????

lg Herndi

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Incah
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Post Fri, 02.Apr.04, 14:37      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

oh Mann, Kitana du sprichst mir aus der Seele!

Wobei ich zugeben muss dass ich das nur in (Liebes-)Beziehungen habe, nicht mit Freundinnen oder Familie. Aber auch ab und zu bei der Arbeit kommt es vor, dass ich sofort vom Schlimmsten ausgehe.

Ich sag mir immer, dann kann ich nur positiv überrascht werden.
Aber in Beziehungen ist es halt blöd, wenn du jeden kleinen Streit sofort als Ende der kompletten Beziehung siehst.

Das gemeine ist das, dass genau das mir passiert ist. Mein Ex und ich hatten Streit und ich dachte dass ich das jetzt mal NICHT so mache wie gewöhnlich und das Schlimmste annehme, sondern es nur als kleinen Streit/Krise sehe. Leider war's dann das Ende der Beziehung und nicht nur ein Streit...
hat mich wieder in diesem komischen Kreislauf bestätigt.

Ich habe irgendwie Angst, dass wenn ich nicht das schlimmste annehme, sofort das Schicksal auf mich und meinen ungerechtfertigten Optimismus aufmerksam wird und dafür umso gnadenloser zuschlägt.

Ist das paranoid? fühlt ihr euch auch so ähnlich?
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Daze
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Post Fri, 02.Apr.04, 18:26      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Hi!

@ Incah:
Kann dazu nur sagen: "Willkommen in meiner Welt!"... Rolling Eyes Wink

LG,
Daze
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Post Fri, 02.Apr.04, 18:35      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

@ Incah: Ja ich fühle auch so, habe auch direkt Angst mal optimistisch zu denken bzw. mir über eine bestimmte Situation keinen Kopf zu zerbrechen und patsch-bumm schon ist das Maleur passiert Sad Fühle mich manchmal vom Schicksal gefrotzelt. Aber wenn ich mir mal über einen Situation so viele Sorgen und schlechte Nächte besorgt habe, dann stellt sich raus, dass alles gar nicht schlimm war. Mad Ich genier mich dann immer so. Kann das Buch "Sorge Dich nicht - lebe" von Dale Carnegie wärmstens empfehlen, da stehen genau solche Sachen drin und wie man damit am besten umgeht.

PS: Hoffe ich habe jetzt nicht durch die Bekanntgabe eines Buches und des Autors gegen die Regeln hier im Forum verstossen, bin jetzt nicht sicher Embarassed

lg Herndi

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Kitana
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Post Mon, 05.Apr.04, 10:43      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Oha, das hätte ich nun echt nicht erwartet, dass es noch mehrere Leute gibt die genau solche "kranken Gedanken" haben: "Wenn ich nun das Gute annehme, dann wird genau deshalb das Schlechte passieren." Wie ich, ganz genauso.
Es ist anstrengend so zu leben, findet ihr nicht auch? Und es ist einem dann direkt peinlich wenn doch mal was Gutes bei einer Situation herumkommt, obwohl man sich darüber natürlich aus tiefstem Herzen freut.

Ich bin zB sehr froh, glücklich und dankbar darüber, dass mein Freund immer noch bei mir ist, dass er es mit mir und meinen Zuständen aushält und noch nicht aufgegeben hat. Wenn er bei mir bleibt, dann kann ich es schaffen, das weiss ich. Aber ich traue mich nicht ums Verrecken darauf zu verlassen dass er bleibt. Wenn ich das täte wäre alles so einfach, nur das würde wieder den Damoklesschwertgedanken auslösen Mad. Wie ichs drehe und wende, es bleibt so...
Es ist schon echt zum k*tzen, wir machen uns doch das Leben selbst schwer, aber anders können wir gar nicht. Die Vergangenheit hat uns das gelehrt.

Am Schlimmsten sind meine Gedanken eben in meiner Beziehung, denn ich durfte von meinem jetzigen Freund zum ersten Mal erleben was es heisst geliebt und wertgeschätzt zu werden. Und das möchte ich nie mehr verlieren.
In den anderen Bereichen, also Freundschaften, Arbeit, Familie ist die Gedankenmaschinerie bei weitem nicht so heftig. Aber es kann schlimm werden, wenn es mir allgemein nicht gut geht (wie schon geschrieben: Pechsträhne).

@ Herndi: Ich hatte eine einzige Schulfreundin, etwa 10 Jahre lang, der Kontakt hat sich leider verloren. Aktuell habe ich 1 sehr guten Freund und das schon über ca 7 Jahre. Der Rest sind leider nur Bekanntschaften.

cu Kitana
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Post Mon, 05.Apr.04, 11:54      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Hallo Kitana

Kitana wrote:
@ Herndi: Ich hatte eine einzige Schulfreundin, etwa 10 Jahre lang, der Kontakt hat sich leider verloren. Aktuell habe ich 1 sehr guten Freund und das schon über ca 7 Jahre. Der Rest sind leider nur Bekanntschaften.

Ha Surprised das dachte ich mir, bei mir ist es eben auch nicht aufregender. Wenn ich mal eine Frau kennenlerne dir mir echt sympatisch ist, es entwickelt sich sowas wie eine Freundschaft, dann dauert das im Schnitt nicht länger als 1 Jahr, der Kontakt bricht ab, schläft ein usw. Ich tue aber nichts dagegen, ganz im Gegenteil es artet bei mir in Gleichgültigkeit aus. Ich habe keine Freunde, eben auch "nur" oberflächliche Bekanntschaften. Kann aber nicht mal behaupten, dass ich mich unbeliebt mache, ich lasse niemanden "zu mir herein". Das ist wirklich kein schönes Gefühl, aber ich bin es ja schon so seit Jahren gewöhnt, weiß aber dass es abnormal ist. Ehrlichgesagt, ich weiß nicht mal wie das ist eine jahrelange Freundschaft zu haben Confused

lg Herndi

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marsil
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Post Mon, 05.Apr.04, 12:08      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Hi Kitana,

Quote:

Oha, das hätte ich nun echt nicht erwartet, dass es noch mehrere Leute gibt die genau solche "kranken Gedanken" haben


*auchmeld*, ist aber inzwischen in einigen Bereichen (->Privatsphäre)
wesentlich besser geworden - sprich: ich habe wieder Freunde, und das
auch schon über eine längere Zeit hinweg, ohne daß ich sie vor den Kopf
stoßen "mußte"... Smile

Was das "Öffentliche" angeht (Arbeit, Erledigungen, Ämterkram u.dgl.),
ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich Katastrophen herbeiphanta-
siere. Male mir dann immer lebhaft aus, wie ich auf möglichst dämliche
Weise scheitere. Sad Aber was solls, solange darauf achte, nicht dement-
sprechend zu handeln, hält sich der Schaden in Grenzen...

Quote:

Es ist schon echt zum k*tzen, wir machen uns doch das Leben selbst schwer, aber anders können wir gar nicht. Die Vergangenheit hat uns das gelehrt.


Wenn ich Dir mal Mut zusprechen darf: Doch, wir können anders - auch
wenn es ein wenig dauert... Wink

Nur weil das "Nichtskönnen/Nichtswertsein" mal eine Grunderfahrung war,
muß man das ja nicht selbst in alle Ewigkeit fortsetzen. Man kann ja auch
erst einmal darauf verzichten, so zu handeln, daß es garantiert wieder
"zum Schlimmsten" kommt und man seine schlechte Erfahrung ein wei-
teres Mal bestätigt kann. Also sozusagen den "Eigenanteil" an der Misere
verringern.

Quote:

Ich habe Angst eines Tages "auszubrechen" und ihm ins Gesicht zu schreien dass ich überzeugt davon bin ihm nichts zu bedeuten. Ich hab das leider schon 2x so weit getrieben dass er mich wirklich verlassen wollte, obwohl er beteuert dass er mich immer geliebt hat und weiterhin liebt.


Sowas zum Beispiel. Ich weiß, daß Mißtrauen läßt einen so leicht nicht los,
aber muß man dem Teufelchen auf der Schulter wirklich ständig zuhören
und danach handeln? ("Er liebt mich nicht wirklich" -> "Er scheint mich
aber tatsächlich zu lieben" -> "Soso, das wollen wir doch mal sehen" ->
dem Freund irgendwas gemeines an den Kopf schmeißen, irgendwann
wird er einen bestimmt verlassen -> quod erat demonstrandum)

Quote:

Ich weiss wie bescheuert das alles klingt und mir ist es sogar peinlich das aufzuschreiben. Aber ich verstricke mich so sehr in diese Gedanken dass ich sie nicht loswerden kann. Sie sind immer da, ich kann sie nur unterdrücken, aber nicht abstellen.


Das kann ich auch nicht. Aber diese Gedanken verpflichten mich zu nichts.
Nur weil ich befürchte, daß "ein Anruf zuwenig" bedeutet, daß sich eine
Freundschaft abkühlt, muß ich nicht so handeln, als wäre es tatsächlich
so. (z.B. schmollend das Telephon in die Ecke stellen und den Freund bei
nächster Gelegenheit anpampen.) So führt man das, was man befürchtet,
nur herbei. Nee, lieber das Teufelchen einfach mal quaken lassen, und
-sei's zum Trotz- etwas anderes tun - z.B. selbst anrufen... Wink

(Mein Teufelchen ist in letzter Zeit etwas leiser geworden. Ist wohl auf's
Maul gefallen, hehe...)

Liebe Grüße, Marsil

_________________
VIRTVTIS RADIX AMOR
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Kitana
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Post Mon, 05.Apr.04, 12:19      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Hallo Herndi,

ich habe gemerkt dass ich oftmals mit Männern rein freundschaftsmässig besser "kann" als mit Frauen. Vielleicht liegts daran dass ich als Jugendliche auf einer Mädchenschule war und dort die ganze Bandbreite des "Zickenverhaltens" abbekam Confused...
Der Freund von dem ich spreche ist meine einzige freundschaftliche Beziehung zu einem "Fremden" (= meine Begriffsfindung für jemand der nicht mit mir verwandt ist) in der ich mich absolut sicher fühle. Leider sehen wir uns nicht häufig, aber wenn, dann ists so als hätten wir uns vor 5 Minuten erst gesprochen, auch wenn ein halbes Jahr dazwischen lag.
Das ist es was für mich echte Freundschaft ausmacht.

Ich habe vor etwa einem Jahr eine Frau übers Internet kennengelernt die ich so langsam aber sicher als Freundin bezeichnen würde. Da der Kontakt aber nur übers Telefon oder über Email/Chat besteht bin ich mit der Bezeichnung "Freundschaft" noch vorsichtig.

Ich habe auch Probleme jemand zu mir "herein zu lassen" wie du schon schreibst, alles begründet in negativen sozialen Erfahrungen aus meiner Kindheit. Ich suche diese Ablehnungsschmerzen auf alle Fälle zu vermeiden...

Du schriebst aber von deinem Mann, der dir bei deinen Gedanken oftmals den Kopf geraderückt. Ist er nicht auch dein Freund?

Aha, noch ein Beitrag Smile
Hallo marsil,

bei mir ist es genau andersrum, der "öffentliche Bereich" klappt mittlerweile oftmals ganz gut, bei mir hapert es im "privaten Bereich".
Da gebe ich dir vollkommen Recht, dass man sich mit seinen Zwangsgedanken oftmals auch eine Situation kaputtmacht, ich denke da oftmals: Es ist mein Schicksal dass mir soviel schiefgeht, also egal was ich mache, es geht eh schief. Und so passierts wohl dann auch. Umdenken schaffe ich manchmal, aber es ist verdammt schwierig...
Oh ja, mit den Teufelchen hast du auch absolut Recht, diese zu überhören oder mundtot zu machen, ist wohl eine Lebensaufgabe *seufz*. Aber in einigen Bereichen klappts ja auch desöfteren bei mir ganz gut Wink

lg Kitana
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Herndi
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Post Mon, 05.Apr.04, 13:41      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Hallo kitana

Also "unheimlich" Very Happy bis mir schön langsam schon.
Quote:
dass ich oftmals mit Männern rein freundschaftsmässig besser "kann" als mit Frauen. Vielleicht liegts daran dass ich als Jugendliche auf einer Mädchenschule war und dort die ganze Bandbreite des "Zickenverhaltens" abbekam ...

Bin mit Männer auch viel lieber zusammen als mit Frauen, war in meiner Schulzeit in einer reinen Mädchenschule. Freund in dem Sinn hab ich gar keinen. Stimmt ausser mein eigener Ehemann ist mein bester Freund. Nun ja, was ausserhalb wäre natürlich nicht schlecht.
Ich denke, dass Du da sicher recht hast, wie Du geschrieben hast, dass das Problem mit den Anti-Freundschaften durch die Aussenseiter-Erfahrung geprägt wurde. Ich frage mich, warum wir als Kinder so bestraft wurden, da fang ich echt zum zweifeln an. Mein Mann ist das Gegenteil von mir, der hat echt gesunde Beziehungen. Er hat natürlich auch oft ein Problem mit meiner Einstellung (keine Freunde usw.) und er weiß auch, dass ich ihn sehr beneide. Auf seinen besten Freund bin ich eifersüchtig, weil er das hat was ich nicht habe, nämlich einen Freund.

lg Herndi

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Kitana
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Post Tue, 06.Apr.04, 11:08      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

Herndi wrote:
Ich frage mich, warum wir als Kinder so bestraft wurden, da fang ich echt zum zweifeln an.


Exakt das frage ich mich manchmal auch und denke darüber nach. Da werde ich nur trübsinnig von, weil ich weiss wie vielen es ähnlich geht und wie viele Menschen durch Ablehnung, Spott und Ignoranz von anderen systematisch fertiggemacht werden. Ein einigermassen normales Leben & eine Persönlichkeit aufzubauen, mit dem Hintergrund keine festen Grundmauern zu haben, sondern irgendwo in der Luft zu hängen und immer wieder von Winden gebeutelt und verdreht zu werden, ist eine Lebensaufgabe. Es ärgert mich, dass die Menschen nicht achtsamer miteinander umgehen und sich einfach helfen. Nein, auf den Schwächeren wird herumgetrampelt Exclamation

Herndi wrote:
Er hat natürlich auch oft ein Problem mit meiner Einstellung (keine Freunde usw.) und er weiß auch, dass ich ihn sehr beneide. Auf seinen besten Freund bin ich eifersüchtig, weil er das hat was ich nicht habe, nämlich einen Freund.

Das kenne ich ähnlich, das mit der Eifersucht. Mein Freund kennt sehr viele Frauen, die sich alle bei ihm ausquatschen wenn sie Probleme haben. Und darauf bin ich eifersüchtig. Hätte er nur männliche Freunde wäre ich nicht eifersüchtig. Ich habe Angst, da ich mich selbst als total unvollkommen und "fehl am Platz" fühle und auch meine nicht wert zu sein geliebt zu werden, dass er sich dadurch eine Neue ausguckt und mich verlässt. Er deutet das als totales Misstrauen meinerseits in ihn. Er versteht nicht, dass es sich dabei um mein eigenes "Misstrauen" in mich selbst, und um mein mangelndes Selbstbewusstsein handelt.
Beim Thema "Freunde" bin ich mit mir selbst eigentlich ganz zufrieden, ich habe lieber nur ganz wenige Freunde und sehr gute Bekannte, als einen ganzen Kreis. Ich nehme Verantwortung sehr ernst und mich um viele Menschen zu kümmern (was ich von mir verlangen würde, wenn ich so viele Freunde hätte) würde mich sehr belasten, weil ich durch meine Probleme und Gedanken oftmals total blockiert bin und diese nicht loslassen kann.

lg Kitana
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Post Tue, 06.Apr.04, 14:20      Re: Zwang immer das Schlimmste anzunehmen Reply with quoteBack to top

hallo kitana

kitana wrote:
Nein, auf den Schwächeren wird herumgetrampelt

ich kann dazu nur sagen, dass ich total auszucke, wenn ich sowas bei einem anderen Menschen sehe. Wenn jemand verspottet wird usw. Da werde ich echt zur Sau. Mein Mann macht seinen kleinen Bruder (18 Jahre) jedesmal total runter, spottet, ist ungehalten und stellt ihn hin wie den grössten Trottel. Sein Bruder ist sehr unsicher und hat Probleme mit dem Konzentrieren. Ich hasse jedesmal meinen Mann dafür, wenn er so ist. Ich schrei in regelrecht an und verteidige seinen Bruder, weil er mir so leid tut.

Kitana wrote:
Beim Thema "Freunde" bin ich mit mir selbst eigentlich ganz zufrieden,

so, und jetzt bin ich auf Dich neidig Smile

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