Depression auch nur mit Therapie (ohne AD) bewältigbar?

neu an Bord! 1 Wien W, 34

Hallo!
Nach einem Umzug plagten mich ein dreiviertel Jahr Einschlafstörungen, daraus wurde eine Depression mit Panikattacken. Ich mache Therapie, nehme Antidepressiva und momentan geht es mir recht gut damit. Leider wirkte sich meine Depression sehr auf meine Ehe (wir waren knapp vor der Scheidung) aus und mein Mann leidet mittlerweile selbst an einer mittleren bis schweren Depression. Er ist deswegen ca. 2 Monate in Therapie, lehnt es aber ab zusätzlich Medikamente zu nehmen (er nimmt prinzipiell keine Pulver, nie!). Seine Therapeutin meinte sie könnte ihn ja nicht dazu zwingen und wenn er nicht will, dann könne sie auch nichts machen. Nun ist es aber so, dass er sich trotz Therapie kein bisschen besser fühlt und auch findet in der Therapie nicht weiter zu kommen. Es geht ihm momentan sehr schlecht, vor allem an den Wochenenden. Unter der Woche hält ihn seine Arbeit auf Trab, da wirkt sich die Depression nicht so aus. Doch abends oder an den WE bricht dann alles heraus. Er hat an nichts mehr Freude, nicht am Sport, am Fortgehen, an Freunden. Er sagt immer nur: "Ich kann nicht mehr!", aber will nichts dagegen unternehmen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es einem mit Antidepressiva schnell um so vieles besser gehen kann, sodass man wieder die eigene Energie spürt und es schafft sich selbst aus dem Dreck zu ziehen. Ich fürchte, dass er ohne Medikamente nicht weiter kommen wird. Liege ich da richtig? Oder ist es falsch ihn zu Antidepressiva überreden zu wollen? Kann er nur mit Therapie auch weiter kommen? Vielleicht ist es ja auch die falsche Methode/Therapeutin für ihn?! Ich kam mit meiner Therapeutin sehr rasch weiter und hatte eigentlich auch nach jeder Sitzung das Gefühl einen Schritt vorwärts zu machen.
Es wäre nett, wenn mir jemand diesbezüglich Ratschläge gibt oder auch nur seine Meinung mitteilt.
Danke und lg Resi

Helferlein 66 VIE (Deutschland) M, 24

Ich denke, dass man mit ADs eher die Symptome bekämpft, nicht aber die Ursachen...
...ADs helfen mir persönlich aus meinem Loch, lassen mich wieder klarer denken und meine Probleme objektiver sehen...
...damit sehe ich meine Probleme...
...mir geht es im Moment auch gut - aber ohne Therapie werde ich immer wieder mal in das Loch fallen, und damit immer wieder auf ADs angewiesen sein.
ADs können helfen, ich denke aber, es ginge auch ohne.

Wenn dein mann mit seiner Thera nicht zurechtkommt sollte er sie wechseln.
Die Chemie zwischen Thera und Patienten muss einfach stimmen.

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Liebe Resi,

meiner Meinung nach sollten die Entscheidung Arzt und Patient gemeinsam treffen.

Ich selbst habe 11 Monate ADs genommen und es dann wieder gelassen. Bis heute bin ich froh darüber, weil es, heute gesehen, die Psychotherapie war, die mir geholfen hat und nicht die Tabletten.
Ich weiß nicht mal, ob sie am Anfang geholfen haben ... die Wirkung ließ lange auf sich warten und dann meinte meine Therapeutin, daß sie nicht von den Medis kommt, sondern von meinen Veränderungen im Leben.

Es ist natürlich sehr schwierig ... auch für Dich. Du hast gute Erfahrungen damit gemacht und möchtest auch Deinen Mann diese Hilfe zukommen lassen. Nur glaube ich, daß es ganz wichtig ist, daß er selbst sich dafür bzw. dagegen entscheidet. Es sind ja auch die Verträglichkeit und die (Neben)Wirkungen von Mensch zu Mensch unterschiedlich ... damit muß auch er dann leben.

Eine Frage hätte ich, liebe Resi: Spricht Dein Mann in der Therapie darüber, daß es ihm noch immer nicht besser geht? Nur wenn die Therapeutin das weiß, kann sie ihm wirklich helfen.

Alles Liebe und Gute Euch,

Annemarie

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Depression auch nur mit Therapie (ohne AD) bewältigbar?