Schlechte Psychotherapie???

neu an Bord! 3 Karlsruhe M, 28

Hallo Leute,
seit ca. 2 Monaten bin ich in wegen meiner Depressionen in psychologischer Behandlung, und das nicht zum ersten Mal. Ich war vor einpaar Jahren schon mal ca. 1 Jahr lang in Psychotherapie, die ich dann abgebrochen habe. Denn eins hab ich nie verstanden, und so langsam fang ich bei meinem neuen Therapeuten auch an zu zweifeln: Wie kann das sein, dass mir die Therapeuten nur zuhören, ohne selbst etwas konkretes zu sagen? Ich meine das, was ich ich ihnen erzähle, erzähle ich genauso meiner Ehefrau. Ich hab in meiner ersten Therapie ständig darauf gewartet, dass noch etwas kommt, dass es erst richtig losgehen wird. Aber nichts dergleichen. Angeblich sollen da irgendwelche unbewussten Prozesse im Kopf "identifiziert" werden. Ich frag mich nur wie das helfen soll.
Ich würde mich freuen, wenn mir jemand - vielleicht sogar ein Fachmann - auf meine Frage antworten könnte. Ich wäre ihnen sehr verbunden.
Gruß
Bodo

Forums-InsiderIn 205 daheim M, 29

Hi bodo,

Was sagt denn Dein Therapeut dazu? (der ist dafür wohl die erste Adresse.)

Grüße, Marsil

neu an Bord! 3 Karlsruhe M, 28

Hallo Marsil,
ich habe beide Therapeuten darauf angesprochen. Sie meinten, dass das halt so ist. Aber ich kann´s einfach nicht glauben. Wahrscheinlich wurde die Psychotherapie für mich noch nicht erfunden grinsend

Gruß
Bodo

Helferlein 44 M, 25

hallo bodo

welche art therapie machst du denn? gibt ja verschiedene richtungen und abhängig davon läuft auch die therapie unterschiedlich ab.

ich habe auch lange darauf gewartet, dass mein therapeut sagt "drei vater unser und ein ave maria und alles ist wieder gut". Wink

aber so läuft das halt leider nicht. da muss man schon selber an sich arbeiten. der therapeut ist da bestenfalls ein wegbegleiter. glaube fast, dass das sogar "verboten" ist. da man ja dadurch die verantwortung für sein leben in die hände des therapeuten legt.

lg

Forums-InsiderIn 206 Steiermark/Österreich W, 34

Hallo Ihr !

Ich habe mit 19 Jahren meine Erste Therapie gemacht, die dauerte 2 Jahre, mit Abschluss. Das war genauso eine Therapie: ich rede und rede und die Therpeutin hört nur zu. Ich habe dann vor ca. 3 Jahren (zufällig) eine andere Therapeutin kennengelernt, das war eine Energietherapeutin und ich kann nur sagen, die hat das in vielleicht nur 5 Sitzungen geschafft, was nicht einmal bei der anderen in 2 Jahren geschafft wurde. Die Energietherapeutin hat mit mir gesprochen und Antworten gegeben und die hat mir wirklich sehr geholfen. Kann jetzt nur aus eigener Erfahrung sagen, dass es sicher nicht leicht ist einen guten Therapeuten zu finden mit dem man warm wird und der einem wirklich hilft.

lg Herndi

Psychotherapeut 1589 Wien M

Hallo allerseits,

@bodo:
Lieber bodo,
bei analytisch orientierten Therapieformen etwa gehört es zur (Standard-)Methode und ist völlig korrekt, daß sich der(die) Psychotherapeut(in) mit eigenen Äußerungen vergleichsweise stark zurückhält. Für manche Problemstellungen und Personen ist diese Vorgangsweise auch genau die richtige - für andere ist es wiederum von Bedeutung, daß mensch klare Feedbacks und Impulse für's Weitertun erhält.
Per se zu sagen, daß therapeutische Zurückhaltung (zB. wie die beschriebene) ein Hinweis auf "schlechte Psychotherapie" sei, wäre in einer solch verkürzten Form der Aussage schlichtweg falsch. Ich hoffe, das klärt ein wenig Ihre Frage.

@Herndi:
Liebe Herndi,
bei "Energietherapie" handelt es sich nicht um Psychotherapie, ja nicht mal eine nach wissenschaftlichen Kriterien anerkannte sonstige Therapieform, sondern diese wäre eher in die Abteilung "Esoterik" einzureihen. Sollte es sich bei der Person, die sie angeboten hat, um eine anerkannte Psychotherapeutin handeln, würde bei mir, je nach "Mischungsverhältnis", das sie da anbietet, mehr oder weniger leichtes Stirnrunzeln aufkommen...
Was aber alles nichts daran ändert, daß es mich freut, daß es Ihnen damals half (wobei aber auch bemerkenswert ist, daß es eigentlich sozusagen ja "Sprech-Energie" war, die Ihnen half - und nicht so sehr irgendwelche sonstigen, anderen "Schwingungen"). Wink

Vielleicht war die Form der PT davor damals einfach nicht die richtige für Sie und ein(e) Psychotherapeut(in), der/die sich auch persönlich mehr eingebracht hätte, wäre passender gewesen. Möglicherweise waren die Effekte der damaligen Psychotherapie aber auch auf einer anderen Ebene angesiedelt als bei einer rein "Antwort-gebenden" - immerhin haben Sie Ihre damalige Therapeutin 2 Jahre lang besucht und die Therapie auch korrekt abgeschlossen.

Wer eine möglichst zuverlässige Lösung seiner psychischen Probleme anstrebt, fährt in den meisten Fällen jedenfalls besser, wenn er/sie sich an eine der zugelassenen Methoden hält. Was ja auch einer der Hauptgründe ist, warum die Krankenkassen nur diverse Methoden anerkennen und andere eben nicht.

Ob man lieber eine analytisch geprägte oder eine andere wählt, ist natürlich eine Grundsatzentscheidung, die auch über den voraussichtlichen Verlauf, das Setting (= die div. "Arrangements") und die Dauer der Therapie mitentscheidet. Deshalb ist es empfehlenswert, schon vorab zu klären, mit welcher Methode der(die) Therapeut(in) arbeitet und im Erstgespräch (sowie den ersten Folgestunden) auch darauf zu achten, ob der individuelle und auch fachliche Stil des Therapeuten Ihnen das Gefühl gibt, bei ihm gut aufgehoben zu sein. Es macht immer auch Sinn, etwaige Unzufriedenheiten sofort anzusprechen und ggf. die Therapie nach einem korrekten Abschluß zu beenden, wenn längere Zeit hindurch kein für Sie hilfreicher Weg (mehr) darin erkennbar ist.

Freundliche Grüße
Richard L. Fellner

neu an Bord! 3 virtuell W, 55

Lieber Bodo,
Alle Psychotherapeuten sind dazu angehalten ihr Vorankommen zu überprüfen, sollte dies nicht der Fall sein ist Vorsicht geboten. Sollten sich nicht die entsprechenden Ergebnisse einstellen ist ein Wechsel der Behandlungstrategie einzuschlagen.

neu an Bord! 3 Karlsruhe M, 28

Erst einmal vielen Dank für eure Antworten,
ich werde immer unzufriedener mit meiner PT. Mein größtes Problem ist, dass ich aufgrund meiner Depressionen nicht in der Lage bin für mein Studium zu lernen - und das vor allem kontinuierlich. Es ist ein Teufelskreis.
Nun bin ich aber der Meinung, dass man nach den Gründen dafür suchen sollte, da meine Kindheit eine reine Katastrophe gewesen ist. Mein Psycho. hat mir aber geraten, mit einen Zeitplan zum Lernen zu erstellen. Ich finde es einfach blödsinnig, allein die Wirkung und nicht die Ursache zu "bekämpfen". Außerdem soll ich ihm jedes Mal erzählen, wie meine Woche so war, und das am liebsten die ganze Sitzung lang. Verdammt noch mal, das kann ich auch meiner Ehefrau oder einem Freund erzählen. Da gibt es inhaltlich überhaupt keinen Unterschied.
Das habe ich meinen Psycho. auch so "vorgeworfen", und dieser meinte daraufhin: "Na gut, dann lassen sie uns doch über ihre Kindheit sprechen. Was quält sie dann da so?". Ist das etwa normal, dass ich die "Richtung" der PT bestimme und dem Psycho. sage, wie die Behandlung aussehen soll? Als ich ihm dann einige Dinge erzählte, kam ich mir richtig blöd vor: Irgenwie war mein Psycho. sehr müde, so dass er einmal sogar kurz eingenickt ist. Am sonsten hatte er ständig versucht, sein Gähnen zu unterdrücken, was ihm nicht ganz gelang.
Was soll ich darüber denken?
Gruß

bodo

Forums-InsiderIn 206 Steiermark/Österreich W, 34

Hallo bodo

Quote:

Irgenwie war mein Psycho. sehr müde, so dass er einmal sogar kurz eingenickt ist

Also das haut mich jetzt echt um Mad

Finde schon, dass man sich sicher und wohl bei einem Therapeuten fühlen sollte. Wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich mir einen anderen suchen. Glaube es ist nicht leicht, einen wirklich guten zu finden, man weiß ja vorher nie ob man mit dem Menschen zurechtkommt oder nicht.

lg Herndi

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Hallo Bodo!

bodo wrote:

Ist das etwa normal, dass ich die "Richtung" der PT bestimme und dem Psycho. sage, wie die Behandlung aussehen soll?

Ja ist es. Denn es geht um Dich und wie Du lernst, mit Dir umzugehen.

Dass Dein Thera übermüdet war, ist zwar nicht gut und bestimmt verletzend - andererseits ist er auch ein Mensch und Du kannst sagen, dass Du das nicht ok findest -und:

@Herndi: direkt zum Therapeutenwechsel zu raten, halte ich für anmaßend und verfrüht - sollte dies mehrmals vorkommen ist das was anderes.

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