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Wunschkind
neu an Bord!
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HH W, 25
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Thu, 18.Mar.04, 23:52 keinen sex wegen Zwangsgedanken des Freundes |
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Hallo,
ich bin seit längerem ziemlich ratlos. Vielleicht hat ja jemand von euch schon einmal ähnliches erlebt und kann mir weiterhelfen??
Folgendes:
Ich bin mit meinem Freund (36) seit mehr als 1,5 Jahren zusammen. Am Anfang sah alles sehr rosig aus. Es funkte vom ersten Augenblick an und wir kamen damals recht schnell zusammen. Wir waren von Anfang an sehr offen miteinander und so erzählte mir mein Freund auch sehr schnell, dass er sich bereits seit ein paar Monaten in Therapie befindet. Grund dafür sind eine Art Zwangsgedanken und innere Aggressionen. Ich hatte damit kein Problem, mir war das Thema schon durch eine Freundin sehr bekannt und fand es gut, dass er so offen mit mir darüber redete. Allerdings wirkten sich diese Probleme irgendwann immer mehr auf unser Sexualleben aus, da diese Zwangsgedanken auch ein Problem der Enge in der Beziehung mit sich zogen. Im ersten halben Jahr war alles noch völlig o.k., aber um so intensiver diese Beziehung wurde um so weniger hatten wir Sex. Mein Freund hatte immer weniger Lust. Im letzten Jahr waren es dann nur noch zwei mal. Er steht zur Zeit sehr unter Strom. Da ist zum einen die Examensarbeit, an der er arbeitet, die Nebenjobs mit denen er sich sein Studium finanziert, ein sehr kranker Vater, eine Mutter, mit der er zur Zeit zerstritten ist und die Therapie, die ihm zu schaffen macht. Ich habe bis jetzt immer versucht ihm zu helfen. Ich hatte bis jetzt nicht das Gefühl seine Gefühle mir gegenüber seien nicht echt, aber so langsam beginne ich selbst daran zu verzweifeln. Mein Freund glaubt immer noch daran, das wir bald wieder eine „normale Beziehung“ führen werden, aber mich verlässt so langsam der Mut. Wir haben schon einiges ausprobiert: Wir hatten uns für 2 Monate „auf Zeit“ getrennt, um uns Klarheit zu verschaffen. Wir hatten einige Wochen, in denen wir nur 1 mal die Woche telefoniert haben. Wir haben gedacht, die Distanz würde uns weiterhelfen. Irgendwann hat er mir einen „Freibrief“ gegeben. Er meint, er könne es verstehen, wenn ich unter diesen Bedingungen fremd gehen würde. Er möchte es nur nicht wissen. Ich habe überhaupt kein Verlangen danach. Ich wünsche mir zur Zeit nichts mehr, als das unserer Beziehung wieder ein kleines bisschen besser funktioniert und nicht in eine Freundschaft mutiert.
Vielen dank fürs Lesen,
Wunschkind
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Sithania
sporadischer Gast
15
München W, 39
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Fri, 19.Mar.04, 3:15 Re: keinen sex wegen Zwangsgedanken des Freundes |
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Hallo Wunschkind,
mir ist nicht ganz klar, wie sich diese Zwangsgedanken auf euer Sexualleben auswirken?
Du schreibst von einem Problem der Enge. Was genau bedeutet das?
Was genau funtkioniert beim Sex zwischen euch nicht?
Wie ist das, wenn ihr Sex habt, was für Zwangsgedanken und Befürchtungen (oder Aggressionen) hat Dein Freund dabei und wie geht es Dir damit?
Es wäre nett, wenn Du das genauer erklären würdest. Kann mir kein Bild machen!
Alles Liebe,
Sithania
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Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
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Fri, 19.Mar.04, 9:22 Re: keinen sex wegen Zwangsgedanken des Freundes |
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Hallo Wunschkind!
Also, so wie du das beschreibst ist die Beziehung auf einer sexuell-partnerschaftlichen einfach erledigt. Ich weiß von mir, in meiner Therapiezeit und davor bei heftigen Depressionen, da ist bei mir nichts gelaufen, aber dann hatte ich sehr wohl wieder gesegneten Appetit
Natürlich reagiert jeder Mensch anders und wie du schreibst, hat er gerade genug um die Ohren, was einem schon mal längerfristig die sexuelle Laune verderben kann. Aber so wie er sich verhält, er hält dich hin, ich würde sagen, er hält sich dich warm für den Fall, dass er dann doch noch irgendwann einmal sexuelle Bedürfnisse hat, er lässt dich an der "toleranten langen Leine laufen" wie ein Zirkuspferd!
Ich empfinde das nicht als fair! Er nimmt dir damit einfach Partnerzeit weg.
Um eine Beziehung zu führen gehören immer zwei. Du alleine wirst das kaum schaffen.
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_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Fri, 19.Mar.04, 10:02 Re: keinen sex wegen Zwangsgedanken des Freundes |
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Liebes Wunschkind,
wenn ich Deinen Text so lese .. ich kann Euch ehrlich beide verstehen. Ihr steckt gerade beide in einer sehr schwierigen Situation.
Wenn es für Dich aber inzwischen so ist, daß Du nicht mehr warten möchtest und Du schon über Trennung nachdenkst, dann würde ich Dir schon raten, dies ihm ehrlich zu sagen.
Das ehrlich darüber sprechen, was mir des öfteren als "Erpessung" ausgelegt wurde, war in unserer Ehe sehr wichtig, damit auch mein Mann sieht, wann meine Kräfte aus sind und er, wenn ihm was dran liegt, agieren muß. Hätte ich das nicht gemacht, wären wir jetzt mit Sicherheit getrennt.
Hey, ich habe das Gefühl, daß Du nicht die Trennung, sondern eine erfüllte Beziehung mit Deinem Freund leben möchtest. Drum möchte ich Dir gerne Mut machen, (noch) nicht aufzugeben, sondern wirklich ehrlich über Deine Gefühle mit ihm zu sprechen und gemeinsam mit ihm nach Lösungen zu suchen.
Alles Liebe und Gute Euch beiden wünscht
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Fri, 19.Mar.04, 10:09 Re: keinen sex wegen Zwangsgedanken des Freundes |
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Liebes Wunschkind (netter Nick übrigens!),
ergänzend zu den obigen Beiträgen möchte ich anmerken, daß mich Ihre Bemerkung Quote: | die Therapie, die ihm zu schaffen macht | etwas stutzig gemacht hat. Vielleicht wollen Sie sich ja ein paar Stunden Paartherapie nehmen - neben der Therapie Ihres Freundes oder er könnte in Absprache mit seinem(r) Therapeuten(in) eine kurze Unterbrechung machen -, um das Problem auf der Paarebene, das aus meiner Sicht nicht nur mit seiner Zwangsstörung zu tun haben dürfte, anzugehen.
Der für Sie sicherlich beide belastende Druck i.B. auf das Thema "Sex" wird sonst möglicherweise zu einem Keilfaktor zwischen Ihnen beiden, der es Ihnen immer schwieriger macht, den gemeinsamen Weg im Auge zu behalten.
Lieben Gruß und alles Gute
Richard L. Fellner
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Wunschkind
neu an Bord!
4
HH W, 25
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Fri, 19.Mar.04, 13:40 Re: keinen sex wegen Zwangsgedanken des Freundes |
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Hallo,
erst einmal vielen Dank für die schnellen Antworten!
Auf die Frage von Sithania, inwieweit die Zwangsgedanken mit unserem Sexualleben zusammenhängen, möchte ich kurz eingehen.
Mein Freund leidet unter Zwangsgedanken, die z. B. durch Gewaltszenen im Fernsehen, Artikel in Zeitungen, die mit Gewalt zu tun haben oder durch Gegenstände, wie Messer ausgelöst werden. Er stellt sich dann stundenlang vor, wie schlimm das alles ist oder wie Menschen sein können und fragt sich ständig, ob er auch zu solchen Taten, wie z. B. töten, schlagen oder erstechen in der Lage wäre. Mittlerweile weiß er durch die Therapie, dass diese Zwangsgedanken wohl daher kommen, dass vor allem seine Mutter nie zulassen wollte (vielleicht unbewusst), ihn zu einem eigenständigen Menschen heranwachsen zu lassen. Sog. Fehlverhalten bestrafte sie meist mit extremen Schmollen, was ihr nicht wirklich passte tat sie als „ganz schlimm“ ab. Er hat nie gelernt, seine Grenzen wirklich auszutesten oder sich zu streiten. Wenn mein Freund und ich uns anfangs mal gestritten haben, hat er immer sofort gedacht, ich möchte mit ihm Schluss machen, dabei war ich nur für den Moment sauer. Es hat lange gedauert, bis er in einem Streit auch mal kontra geben konnte. Mittlerweile hat sich das mit den Zwangsgedanken auch schon ein wenig gebessert. Ich glaube zur Zeit ist die Angst, bei ihm, dass diese extremen Gedanken wieder kommen könnten, eher dominierend. Ich kann mir schon vorstellen, dass einem die Lust vergeht, wenn man neben seiner Freundin im Bett liegt und von solchen Gedanken geplagt wird. Aber es ist so schwer für mich zu verstehen/glauben, dass man die ganze Zeit, also über ein Jahr gar kein sexuelles Verlangen gegenüber seiner Freundin verspürt. Ich würde das ganze gerne so langsam mal wieder in eine andere Bahn führen. Wir müssen ja nicht gleich zum Äußersten gehen. Kuscheln ist ja auch ok für ihn, aber sobald er merkt, dass ich mehr möchte, blockt er total ab und wahrscheinlich fühlt er sich dadurch auch ziemlich unter Druck gesetzt.
Zu dem Zitat von Herrn Fellner:
Das ihm die die Therapie zu schaffen macht, meinte ich in dem Sinne, dass ich merke, dass er sich mit seiner Therapie sehr viel beschäftigt und sich mit sich selbst auseinandersetzt. Ich merke aber auch, dass ihm das zeitweilig ganz schön an die Nieren geht und das die Erkenntnisse, die er dort erlangt, langfristig sicher weiterhelfen aber ihm auch erst einmal ganz schön zu schaffen machen, bis er sie richtig verdaut hat.
Ganz liebe Grüße, das Wunschkind
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