Selbsterfüllende Prophezeiung

Helferlein 47 zürich, schweiz W, 22

Hallo allerseits.

Hab da mal eine Frage. Glaubt ihr an selbsterfüllende Prophezeiung?
(Wenn man etwas befürchtet und genau das tritt dann ein)

Der Gedanke, dass es das gibt, macht mir nämlich Angst. Dann müsste ja so einiges auf mich zukommen.

Und wenn es sie gibt, funktioniert sie auch bei positiven Dingen?

Was denkt ihr?

Ist es nicht einfach so, dass man bei Befürchtungen vielleicht schon von Anfang an ne Ahnung hat, dass sie berechtigt sind und es einfach verdrängt, bis dann der Beweis da ist?

Bin gespannt auf eure Gedankengänge
Wink

much love

queenie

Forums-InsiderIn 206 Steiermark/Österreich W, 34

Hallo queenie

Ich kann mir vorstellen, dass, wenn man sich vor etwas derart fürchtet, dass etwas bestimmtes passiert, man sich so reinsteigert und verhält sich auch noch "dumm" vor lauter Angst, sodass es dann auch wirklich eintrifft. Ich hab mir genau auf solch einem Weg das schon mal bewiesen. Sad

Moderatorin 1117 Wien W, 24

ich glaube an sowas gar nicht.. und ich denke das ist der schlüssel.. ich mein ich kann mich noch so sehr fürchten das mich ein stein erschlägt.. ob es passiert kann ich mit der furcht doch nicht beeinflussen.. das einzige was bleibt ist die furcht selbst.. und die ist natürlich schlecht.. das heißt es gibt keine selbsterfüllende prophezeiung sondern nur die furcht und die ist natürlich das negative an dem ganzen

soviel dazu

grüße fallen angel

neu an Bord! 4 OÖ M, 33

Hallo queenie

Ich hab mir mal erklären lassen, daß das Gehirn nicht "negieren" kann...

Als Beispiel:
Du werkst mit einem Messer herum, und denkst dir dabei "Hoffentlich schneid ich mich jetzt nicht", doch in deinem Kopf hast du damit automatisch das Bild wie du dich gerade schneidest, und nicht wie du dich nicht schneidest... und diese Vorstellung im Kopf kann möglicherweise die momentane Handlung negativ beeinflussen.

Also ich denke, meine Befürchtungen können zwar mein eigenes Handeln beeinflussen, aber ich glaube nicht damit z.B. ein Erdbeben in Tokio auslösen zu können Wink

Ich weiß nicht ob ich dir damit weiterhelfen konnte, hoffe aber meine Gedanken dazu waren nicht all zu verwirrend

lg whoever

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Liebe queenie,

also, ich möchte es mal so sagen:

Als Kind habe ich schon die Erfahrung gemacht: "Schau immer dort hin, wo Du hinfahren willst!"

Wer kennt das nicht? ... Du bist mit dem Fahrrad unterwegs und denkst Dir in einer brenzligen Situation: "Nicht den Randstein ... nein! ... nicht den Randstein!" Wo landest Du? ... Genau ... am Randstein.
Warum? ... Worauf hast Du Dich konzentriert und geguckt? ... Wieder richtig, auf den Randstein.
Dasselbe gilt für das Schlagloch ... Laughing

So gesehen bin ich genau der Meinung, daß es nur positiv sein kann, wenn ich immer die Richtung im Auge habe, die ich einschlagen will.

Liebe Grüße,
Annemarie

Helferlein 47 zürich, schweiz W, 22

...danke erstmal für die Antworten.. Smile

Auch da scheinen die Meinungen auseinander zu gehen..

ich denke, das mit dem "du musst immer in die Richtung schauen, wo du hinfahren willst" leuchtet ein. Was wiederum damit zusammenhängt, dass das hirn nicht negieren kann... Toll Idea

So hab ich es noch gar nicht betrachtet...

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Liebe queenie,

queenie wrote:

Hab da mal eine Frage. Glaubt ihr an selbsterfüllende Prophezeiung?
(Wenn man etwas befürchtet und genau das tritt dann ein)

Der Gedanke, dass es das gibt, macht mir nämlich Angst. Dann müsste ja so einiges auf mich zukommen.
....
Was denkt ihr?

Ist es nicht einfach so, dass man bei Befürchtungen vielleicht schon von Anfang an ne Ahnung hat, dass sie berechtigt sind und es einfach verdrängt, bis dann der Beweis da ist?

Ich würde sagen, das kommt darauf an, welche Befürchtungen das sind? Vielleicht kannst du ja mal ein Beispiel nennen, was du genau meinst.

Sehr, sehr viele Befürchtungen treffen nämlich auch gar nicht ein. Wenn nämlich alle unsere Befürchtungen eintreffen würden, das wäre sehr schlimm.

Andererseits gibt es viele Befürchtungen, die wir ernst nehmen sollten, und das heißt aber auch sich sehr wohl mit ihnen zu konfrontieren, um etwas dagegen zu tun.

Ich glaube, in dieses Schlagwort "Self-Fulfilling-Prophecy" wird alles mögliche hineingefüllt, was ursprünglich gar nicht gemeint sein sollte.

LG Naomi

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

nun, in wissenschaftlichen Versuchen wurde bereits bewiesen, dass es sowas gibt und dass es auch funktioniert.

Allerdings ist das auch schon alles, was man darüber wirklich weiss.

Ich persönlich habe die Angewohnheit, dass ich immer vom Schlimmsten ausgehe, weil 1. kann ich da nur positiv überrascht werden und 2. hab ich einfach die Erfahrung gemacht dass es dann meistens nicht passiert. Wenn ich von was Gutem (oder nicht so Schlimmen) ausgehe, dann ist es mir bisher fast immer so passiert, dass wirklich das Schlimmste eingetreten ist.
Das ist aber natürlich nur meine Erfahrung.

Die Beispiele meiner VorrednerInnen stimmen natürlich auch, mit dem Blick auf den Randstein muss man fast zwangsläufig dort landen. wie das Ganze aber aufs Leben umgesetzt werden kann, ist mir nicht ganz klar.
Eine rein positive Einstellung ist doch nicht mehr realistisch und verdrängt vielleicht vieles. Eine realistische Einstellung ist nicht mehr so ganz positiv, schätze ich mal.
Und eine negative, pessimistische einstellung in eine positive zu verwandeln stell ich mir sehr schwierig vor, wer weiss dann ob man wirklich positiv denkt oder sich das nur einredet?
Alle negativen Gedanken verdrängen kann ja auch nicht der richtige Weg sein, oder? Und wer hat schon nur positive? Das ist bestimmt auch nicht gesund, der Mensch verfügt nun mal über positive und negative Gefühle, die laut der gängigen Meinung (bisher) alle zugelassen werden sollten.

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Quote:

Die Beispiele meiner VorrednerInnen stimmen natürlich auch, mit dem Blick auf den Randstein muss man fast zwangsläufig dort landen. wie das Ganze aber aufs Leben umgesetzt werden kann, ist mir nicht ganz klar.
Eine rein positive Einstellung ist doch nicht mehr realistisch und verdrängt vielleicht vieles.

Das glaube ich auch, daß eine rein positive Sicht mehr einer rosaroten Brille gleicht.

Mit dem Blick auf das Ziel (= die Richtung, wo ich hin will), erspare ich mir noch lange nicht den Weg dorthin. Und den kann ich mit einer gesunden Skepsis betrachten, mit allen positiven und negativen Aspekten.

So meine ich, könnte man das auf´s Leben umsetzen.

Liebe Grüße,
Annemarie

sporadischer Gast 18 Niedersachsen W, 28

Wie der Zufall es so will beschäftige ich mich seit einige Zeit mit der „Sich -selbst –erfüllenden- Prophezeiung" im Rahmen der Selbstkonzeptforschung (angehende Prüfung Wink

)
Hier nun meine vorsichtigen Einsichten zu dieser Frage.
Ich glaube nicht daran, dass sich selbsterfüllende Prophezeiungen im Sinne eines Schicksals erfüllen. Es kann sein, dass ein Mensch, der immer die gleichen Erfahrungen macht und auf die Erlebnisse stößt, die er erwartet, denkt, dass dies sein Schicksal ist. Ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass ihn eigentlich seine Annahmen beeinflussen, genau so, dass er immer wieder bestimmte Situationen und Menschen aufsucht und entsprechend seiner Annahmen seine Erlebnisse interpretiert. So sind Erfolgs- und Misserfolgserwartungen entscheidend für die Auswahl der Lebensaufgaben. Hat jemand die Erwartung (innerhalb des Konzeptes über sich selbst), dass er von anderen Menschen nicht ernstgenommen wird, so wird dies in seinem Verhalten sichtbar sein. Entsprechend wird er in sozialen Situationen kaum unbefangen mit anderen umgehen und ängstlich, vorsichtig oder passiv reagieren (weil er negative Reaktionen erwarten). Auf das unsichere, misstrauische Verhalten wird die Umwelt ebenfalls mit Rückzug reagieren. So wird seine Selbstkonzeptvorstellung wieder bestätigt und evtl. noch mißtrauerisches Verhalten produzieren.

„Vorstellungen, die Menschen über sich selbst entwickeln (Selbstkonzepte) haben einen bedeutsamen Einfluss auf die künftige Selbstwahrnehmung und erwartete Handlungsfähigkeit“( Laskowksi)

„Die Selbstkonzepte eines Menschen sind für die Wahl und für den Erfolg seiner Handlungen wichtiger
als seine intellektuellen und physischen Leistungen“ (Laskowski)

Helferlein 47 zürich, schweiz W, 22

Wau!!

ich danke dir vielmals... scheint ja wirklich ein grösseres Thema zu sein..

Du kannst mir ja sicher eine Webseite oder Lesematerial zu diesem Thema weiterempfehlen, oder?

mich interessiert das thema sehr!

danke.... lesen

queenie

sporadischer Gast 18 Niedersachsen W, 28

Liebe Queenie,
Das Buch, was ich im Moment wegen den vielen Beispielen und Lebensweltbezügen am Besten und nachvollziehbarsten finde ist das von
Annemarie Laskowski mit dem Titel:
„Was Menschen antreibt”
[i]- Entstehung und Beeinflussung des Selbstkonzeptes-Campus Verlag, Frankfurt/Main 2000
ISBN 3-593-36478-6[/i]
( falls Werbung hier nicht erlaubt sein sollte, entschuldige ich mich in diesem Sinne auch gleich dafür Wink

)

Im Internet habe ich bisher noch nicht ausgiebig geforscht, dort ist aber bestimmt auch eine Menge zum Thema Selbstkonzept zu lesen. Google doch mal "Selbsbild" oder "Selbstkonzept" oder "Identität" oder "Einfluss des Selbstkonzeptes auf den Handlungsverlauf" etc.etc.etc.)

Viele liebe Grüße EigenSinn

Psychotherapeut 1589 Wien M

Liebe Queenie,

im Artikel-Archiv auf meiner Website habe ich kürzlich eine ältere Arbeit von mir zum Thema "Wirklichkeit" (die die gar nicht unspannende Frage behandelt, was denn eigentlich die "Wirklichkeit" ist..) online gestellt, in der u.a. auch selbsterfüllende Prophezeiungen erklärt werden.

Ich hoffe, sie klärt Ihre Fragen ein wenig.

Freundliche Grüße
Richard L. Fellner

Helferlein 45 Wald W, 99

queenie wrote:

Glaubt ihr an selbsterfüllende Prophezeiung?
(Wenn man etwas befürchtet und genau das tritt dann ein)

Der Gedanke, dass es das gibt, macht mir nämlich Angst. Dann müsste ja so einiges auf mich zukommen.

Und wenn es sie gibt, funktioniert sie auch bei positiven Dingen?

Was man befürchtet oder hofft, ist auch wichtig, aber nur zweitrangig. Was man will und auch tut, das bestimmt erstrangig. Aber nicht absolut, nur mit größerer Wahrscheinlichkeit.
Es kommt selten so schlecht, wie einer auf der Felswand ohne Seil befürchten mag, und selten so gut, wie einer im Lehnstuhl zu hoffen glaubt. Dazwischen liegt der persönliche Handlungsspielraum.

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