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furious|angel
sporadischer Gast
17
W, 23
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Sat, 13.Mar.04, 19:41 Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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Erstmal ein paar Stichpunkte:
Nach der 11. Klasse Gymnasium ein Jahr USA (Flucht) damals Ziel: Studium Lehramt Gymnasium Engl & Geschichte
danach Schulwechsel und Abi (Geschichte LK Lehrer hält mich für unwfähig... also zerbröckelt mein Wunsch aus Angst)
2000: immatrikuliert an der LMU München für Amerikanistik & Pädagogik. (völlig ziellos, Hauptsache studieren)
Nach 3 Monaten Uni - Zwangseinweisung in die Geschlossenen (eigene Sozialwohnung, Uni & Nebenjob - Stress, der alte Symptome zum Blühen brachte)
2001: schmeiße Uni
2001: Festangestellte bei einer Austauschorganisation - Entlassung nach 3 Monaten, weil ich dauernd krank war (Panikattacken, etc...)
danach 2x psychosomatische Kliniken
Ziel: Lehre
Feb 2002: schmeiße nach 6 Monaten die Lehre zur Reiseverkehrskauffrau (der Stress lies meine Symptome aufblühen... Depressionen, Panikstörung, etc...)
Juni 2002: ich beschließe München zu verlassen.. Flucht
Oktober 2002: immatrikuliert an der Uni Bochum; B.A. Studiengang Sozialpsychologie und Anglistik (Ziel: endlich eine Ausbildung zu Ende bringen)
seit September 2002 bin ich 3x umgzogen...
nächsten April soll ich meinen Abschluß machen - meine Symptome blühen - Diagnose Borderline - B.A. in der Presse als "nichts wert"
Ich weiß immernoch nicht, was ich mit dem, was ich studiert habe machen soll. Ich habe panische Angst davor es nicht zu schaffen einer geregelten Arbeit nachzugehen. Hab jetzt seit ich 16 bin 20 verschiedene Jobs gehabt (Regale auffüllen bei Tengelmann, Garderobiere im Theater, Hausaufgabenbetreuerin an einer Grundschule, Bürokraft in einer Anwaltskanzlei, .... ) Keinen dieser Jobs konnte ich länger als ein halbes Jahr halten, meistens nicht annähernd so lange. Sobald der kleinste Stress auftaucht, kann man mich psychisch vergessen. Ich bin die reinste Mimose und ICH HASSE ES.
Meine Psychiaterin hält das ganze bei mir für chronisch - und erwähnte das Thema "beschützer Arbeitsplatz". Weiß jemand, was genau das bedeutet? Was für Konsequenzen das hat?
Sorry... ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, oder ob ich mich einfach damit abfinden sollte, dass ich in dieser Gesellschaft mit ihren Anforderungen nicht überlebensfähig bin....
furious|angel
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HerrRossisuchtdasGlück
Forums-Gruftie
660
Funkhaus Europa M, 35
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Sat, 13.Mar.04, 20:08 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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Hallo furious angel.
Ich finde Du bist sehr vielseitig mit den ganzen Jobs, die Du schon gemacht hast.
Auf dieses Talent lässt sich doch beruflich einiges aufbauen.
Und mit psychologischer Begleitung hast Du doch eine Perspektive,
einiges mehr und mehr auf die Reihe zu bekommen - wenn auch vielleicht in kleinen Schritten oder erstmal unbemerkt.
Du bringst die letzte Zeit auch sehr gut auf den Punkt in deinen
Text (...kann auch nicht jede/r). Spricht auch für Kreativität.
Also - Nur Mut
Herr Rossi
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Regenbogengelb
Forums-InsiderIn
459
Österreich W, 20
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Sun, 14.Mar.04, 10:56 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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Sonnenscheinendes Hallo!
Ich würde, bevor du dich selbst fertig machst, einmal die vielen positiven Dinge, die du bereits erreicht hast, sehen! Du hattest den Mut nach Amerika zu gehen, du hast Wohnorte des Öfteren gewechselt....das zeigt von Mut und Wille! (das musst dir mal jemand nachmachen...!)
Ich denke, dass es wichtig wäre, dass du für dich den Job, erstmals gedanklich, findest, der zu dir passt, den du gerne machen würdest, du versuchst deine psychischen Probleme in den Griff zu bekommen (und jeder kann das!- nur nicht aufgeben) und währenddessen an dein Ziel (Job den du anstrebst) festhältst. Und mit Stress umzugehen...das kann man lernen und dann werden auch keine Symptome blühen können... auch wenn es Kraft kostet und ganz sicherlich nicht leicht ist.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Mit einem Ziel vor Augen überwindet man Klippen! Glaub mir! Und dir stehen sehr viele Türen offen...schau mal, was du alles bereits gemacht hast.. oder noch beenden könntest...! Du musst die Sonne sehen!
Du hast schon so viel erreicht, da wirst du wohl nicht jetzt aufgeben, oder?
Quote: | ich hatte ein vorstellungsgespräch für einen kurs für psychisch kranke die in den arbeitsmarkt reintegriert werden, leider haben sie mich abgelehnt, mit der begründung ich wäre noch nicht so weit... |
Dann weißt du, woran du arbeiten musst... und alles braucht seine Zeit. Habe Geduld und gehe der Sonne entgegen!
Schicke dir gaaanz viele Sonnenstrahlen,
LG,
Ela
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_________________ Viel Sonne im Herzen und Harmonie in der Seele! |
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Naomi
[nicht mehr wegzudenken]
2093
Wien W, 42
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Sun, 14.Mar.04, 19:16 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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Liebe furious angel,
furious|angel wrote: |
Meine Psychiaterin hält das ganze bei mir für chronisch - und erwähnte das Thema "beschützer Arbeitsplatz". Weiß jemand, was genau das bedeutet? Was für Konsequenzen das hat?
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Ein geschützter Arbeitsplatz wird durch Land oder Bund mittels Lohnkostenzuschuss gefördert (in Ö derzeit Bundessozialamt, in D kenn ich mich nicht aus). D.h. die Prozentpunkte, die du weniger leisten kannst, werden gefördert. Das gibt es in der Form, dass entweder eine Privatfirma gefördert wird, oder in einer sogenannten "Geschützten Werkstätte", in der alle Angestellten gefördert sind. Dann gibt es auch noch die Arbeitsassistenzen, die dir Tipps und Unterstützung bei der Arbeitssuche und teilweise auch am Arbeitsplatz geben können.
Aber wie´s genau in D ist, lass dir doch bitte von deiner Psychiaterin erklären. Die muss sich da genau auskennen.
Machst du eigentlich auch eine Psychotherapie?
LG Naomi
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_________________ I beg your pardon, I never promised you a rose garden. |
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furious|angel
sporadischer Gast
17
W, 23
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Sun, 14.Mar.04, 20:00 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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erstmal vielen Dank für eure Antworten! Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung...
@Naomi
Danke für die Info.
Ja, ich mach ne Thera. Schon seit Anfang 2000, seit ich meine erste Diagnose (damals: schwere Depressionen) bekommen habe.
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marsil
Forums-InsiderIn
205
daheim M, 29
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Mon, 15.Mar.04, 15:28 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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hi furious|angel,
Quote: |
Sorry... ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, oder ob ich mich einfach damit abfinden sollte, dass ich in dieser Gesellschaft mit ihren Anforderungen nicht überlebensfähig bin....
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Hm, ab und zu kann es auch ganz hilfreich sein, die Perspektive zu wechseln. Also anstatt zu sagen: "Ich passe nicht in diese Gesellschaft,
denn ich erfülle ihre Anforderungen nicht" zu sagen: "Diese Gesellschaft paßt (in wichtigen Teilbereichen) nicht zu mir, denn ich will (...)"
Also: Was paßt Dir nicht? Was forderst Du?
Und: Was willst *Du*? Was erträumst Du Dir?
Vielleicht findest Du so eher die Nische, den Platz in der Gesellschaft, der zu Dir paßt...
Grüße, Marsil
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_________________ VIRTVTIS RADIX AMOR |
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marsil
Forums-InsiderIn
205
daheim M, 29
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Mon, 15.Mar.04, 15:38 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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kleiner Nachtrag:
Quote: |
Werde ich jemals ein normales Leben führen können?
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Was heißt hier überhaupt "normal" für Dich?
Grüße, Marsil
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_________________ VIRTVTIS RADIX AMOR |
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furious|angel
sporadischer Gast
17
W, 23
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Mon, 15.Mar.04, 17:12 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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Hi Marsil,
Was für mich "normal" heisst?
Ich möchte ein Leben führen, das nicht geprägt ist durch krank sein. Ich möchte an einen Punkt kommen, an dem meine Familie/Freunde/Bekannte mit mir umgehen, wie mit allen anderen, statt alles was ich an unbequemem tue als Symptome einer Persönlichkeitsstörung abzutun. Man gibt mir das Gefühl nicht ernst genommen zu werden - weil ich ja "krank" bin, übertreibe, mich reinsteigere, etc...
Ich möchte einen geregelten Job schaffen, Geld verdienen, mich selbst versorgen können und vielleicht irgendwann eine gesunde Familie ohne Scheidung haben und ein Häuschen bauen. Ist dieser Wunsch so utopisch?
Manchmal kommt es mir jedenfalls so vor.
Mir macht dieses furchtbare Konkurrenz- und Karrieredenken Probleme. In meiner Heimatstadt ging dass schon in der Schule ganz früh los... Ellbogen raus und wenn du nicht über Leichen gehen willst und kannst, dann geh doch auf die Hauptschule (statt Gymnasium).
Wenn ich irgendwen aus meiner Familie oder dem Bekanntenkreis rauspicke, dann ist eines ganz klar: nur Geld und Macht werden anerkannt. Soziale Kompetenz oder gar nett sein, bringen dich ins Grab, oder man wird dir alles wegnehmen... (bestes Bsp. meine Eltern...)
DAS ist es, was mich fertig macht. Da würd ich am liebsten Koffer packen und irgendwo ans Ende der Welt ziehen - irgendwo muss man doch als "netter" Mensch überleben können. ... (vielleicht erkennt man zwischen diesen Zeilen meine Wut und Frustration...)
furious|angel
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problemliese
Helferlein
53
Wels Land W, 33
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Mon, 15.Mar.04, 19:44 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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Hallo Marsil!
Was hilft das wenn ich mir zu sagen versuche, die Gesellschaft paßt nicht zu mir?
Wenn ich alleine dastehe und niemanden habe mit dem ich diese Ansichten teilen kann, dann hilft das Ganze nichts!
Denn ich MUSS leider in dieser Gesellschaft leben, die kann ich mir oft nicht aussuchen!
Vor allem wenns beruflich ist!
Habe mir auch schon ein paarmal gedacht, ja ich bin ich und ich lebe jetzt so wie ich es für richtig halte!
Aber man eckt damit leider bei der Gesellschaft an!
Na ja, ich für meinen Teil ziehe mich dann zurück in meine Höhle und versuche mein Leben zu leben!
Aber wenn man dann ständig alleine daheim sitzt und nur seinen Hund hat mit dem man reden kann, dann versumpft man doch auch!
Gestern hat eine Bekannte zu mir gesagt ich gehöre ein wenig raus!
Ich bin schon soviel fortgegangen um unter Leuten zu sein, was war im Endeffekt, ich wurde auch nicht so richtig akzeptiert!
Ja beim Saufen, da war ich gut genug dabei, weil dann alle was zu Lachen hatte, wenn ich mich im Rausch aufgeführt habe!
Als das ganze dann mal mir zuviel wurde und ich in der Psychiatrie landete weil ich zusammenklappte, konnte ich mir von den sogenannten Freunden sagen lassen, ich dürfte halt nicht soviel trinken!
Obwohl die anderen aber auch genausoviel getrunken haben und es jetzt auch noch immer tun!
Aber kaum war es mal wieder so, dass ich einen Tag dabei hatte wo ich mal einen über den Durst gekippt hatte, dann war ICH wieder diejenige die ein Problem mit Alkohol hat bzw. als Alkoholiker hingestellt wurde!
Was meiner Meinung aber nicht so ist!
Ich habe sehrwohl ein Problem mit Alkohol, dass ich ihn nicht vertrage und na ja, mit den Antidepressiva dazu schon gar nicht!
Nachdem ich vor einem Monat wieder so einen Aussetzer hatte, weil ich seelisch einfach nicht mehr konnte, hat mich mein Freund auch noch verlassen!
Ich bin jetzt die Schuldige bei allen weil ich was getrunken habe!
Aber es fragt niemand nach (außer meine Freundin) warum ich das zu diesem Zeitpunkt getan habe!
Ich konnte nicht mehr, mir waren wieder mal alle Probleme total über den Kopf gewachsen!
Jetzt nach diesem Vorfall, habe ich wieder angefangen, wieder bewußter mit mir umzugehen und trinke auch jetzt keinen Tropfen mehr!
Weil ich weiß der Alkohol zerstört mein Leben!
Ich versuche jetzt mich zu bessern und zu ändern und daran zu arbeiten dass ich meine Sch... Depressionen wegkriege!
Aber die Gesellschaft verurteilt mich noch immer!
Meine Eltern lehnen mich zur Zeit ab und arbeiten gegen mich, und mein Freund gibt mir auch keine Chance mehr nur weil das mit dem Absturz passiert ist!
Wie soll man dann weiterhin positiv sein und sich sagen, ich muss für mich selber leben????
Ich erfahre es immer wieder, dass, auch wenn ich mich bemühe alles besser zu machen, ich von der Gesellschaft trotzdem wieder eine drauf kriege!
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marsil
Forums-InsiderIn
205
daheim M, 29
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Mon, 15.Mar.04, 23:38 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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Hi Problemliese,
Quote: |
Was hilft das wenn ich mir zu sagen versuche, die Gesellschaft paßt nicht zu mir?
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Es rückt die Verhältnisse zurecht. Außerdem hilft es Dir, einen eigenen
Standpunkt zu beziehen.
Quote: |
Denn ich MUSS leider in dieser Gesellschaft leben, die kann ich mir oft nicht aussuchen!
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Hm, als Kind natürlich nicht. Aber später erlegt man sich einen Gutteil
des "Müssens" doch durch seine eigenen Entscheidungen selbst auf.
Auch *mußt* Du keineswegs in dieser Gesellschaft leben, (2002 sind z.B.
119 271 Deutsche aus D fortgezogen.) Und wenn das Dir im Moment nicht
möglich ist, so kann man doch daraufhinarbeiten. Außerdem gibt es zahl-
reiche Nischen in unserer Gesellschaft, die nicht unbedingt dem
"normalen" Leben entsprechen. So einfach resignieren ("Das ist hier-
zulande halt so, paß Dich an und halts M...") würd ich dann doch nicht...
Quote: |
Vor allem wenns beruflich ist!
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Soviel ich weiß, herrscht in D, A und CH (Liechtensteiner und Letzeburger
mögen mir verzeihen, daß mir ihre Länderkürzel entfallen sind...) freie
Berufswahl. Was Du dort an Zwang erlebst, hast Du Dir zum Teil selbst
ausgewählt. Ich weiß, ist bei der ganzen Arbeitslosigkeit ist alles nicht so
einfach, aber unmöglich ist ein Neuanfang nicht.
Quote: |
Als das ganze dann mal mir zuviel wurde und ich in der Psychiatrie
landete weil ich zusammenklappte, konnte ich mir von den sogenannten
Freunden sagen lassen, ich dürfte halt nicht soviel trinken!
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Naja, wo sie recht haben, haben sie recht ;-/ Und zur Flasche gegriffen
hast *Du*. Ist ja nicht so, daß sie Dir den Stoff gewaltsam eingeflößt
hätten à la Cary Grant in "Der unsichtbare Dritte"...
Quote: |
Aber kaum war es mal wieder so, dass ich einen Tag dabei hatte wo ich mal einen über den Durst gekippt hatte, dann war ICH wieder diejenige die ein Problem mit Alkohol hat bzw. als Alkoholiker hingestellt wurde!
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Nun, wenn Du so zechst, daß Du danach in der Psychiatrie landest, hast
Du offensichtlich ein Problem mit dem Alkohol.
Quote: |
Was meiner Meinung aber nicht so ist! Ich habe sehrwohl ein Problem
mit Alkohol, dass ich ihn nicht vertrage und na ja, mit den Antidepressiva
dazu schon gar nicht!
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Mit Verlaub, da habe ich schon geschickteren Umgang mit Alkohol gesehen.
Geht hier aber etwas vom Thema ab.
(f'up to "Leichte Drogen"), was den Alk angeht...
Liebe Grüße, Marsil
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_________________ VIRTVTIS RADIX AMOR |
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Stöpsel2
Forums-Gruftie
917
Deutschland W, 35
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Wed, 17.Mar.04, 10:52 Re: Werde ich jemals ein normales Leben führen können? |
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Hallo furious|angel,
Ich sehe es auch so, daß es hilft, zu sagen, die Gesellschaft paßt nicht zu mir. Mir hat es jedenfalls geholfen. Ich hab von meinen Eltern immer Leistungsdenken eingetrichtert bekommen und "Paß Dich an, sonst kriegst Du eine auf den Deckel". Sollte egoistisch sein, obohl ich idealistisch war, mich hat die Welt in ihrer Verlogenheit, Oberflächlichk. und Rücksichtslosigk. angek****, wurde von meinem Vater deshalb immer spöttisch belächelt. Ich bin in einer spießbürgerlichen kl. Kurstadt groß geworden mit null Blick über den Tellerrand. In meiner Schule war auch Konkurrenzdenken, aber nicht, was Leistung angeht, sondern hinsichtlich Klamotten, also ziemlich oberflächlich. Klar war ich da der Außenseiter.
Zum Studium bin ich dann weit weg gezogen mit dem Vorsatz, ein neues Leben anzufangen. Und das ist mir auch gelungen. Ich bin quasi in eine andere Welt gekommen, hatte nicht mehr sehr viel Einfluß von zu Hause (selten heim gefahren). Im Studium fand ich die Leute überhaupt nicht mehr so oberflächlich, überhaupt finde ich Studium Ausnahmezustand, weil Du niemandem Rechenschaft schuldig bist außer Dir selbst. Und außerdem findet man da auch immer LEute, die GANZ anders sind. Wie Marsil schrieb, Nischen in der Gesellschaft. Es dauert halt, bis man sie findet. Ich brauchte es, diese Nischen zu finden, mich darin aufzuhalten, um mich quasi frei von gesellschaftlichen Zwängen zu entwickeln, wie ich es richtig finde.
Rückblickend muß ich sagen, als ich bei meinen Eltern wohnte, hatte ich tatsächlich das Gefühl, daß in erster Linie ICH falsch bin, nicht die anderen. Wie sollte ich auch anders denken können, ich steckte ja in dieser Denklogik von Leistung, Angepaßtheit und Oberflächlichkeit, hab ja nie was kennengelernt und außer mir waren scheinbar alle so. Da mußte doch bei MIR was faul sein. Erst im Studium habe ich eine andere Sichtweise auf die Welt kennengelernt und gemerkt, daß die anderen falsch sind, nicht ich. Das ist dann auch gut fürs Selbstbewußtsein.
> ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, oder ob ich mich einfach damit abfinden sollte, dass ich in dieser Gesellschaft mit ihren Anforderungen nicht überlebensfähig bin....
und
> Mir macht dieses furchtbare Konkurrenz- und Karrieredenken Probleme.
Es gibt wirklich Bereiche, wo es nicht so krass ist, wo man im Job mehr aufeinander Rücksicht nimmt. Das sind halt nicht die offensichtlichen Bereiche. Und es dauert, bis man die findet. Aber irgendwann entwickelt man einen Blick dafür
Ich habe den Eindruck, daß Du Dich selbst behindert, weil Du Dir denkst, Du schaffst es nicht. Aus Versagensangst versagst Du.
> Ich möchte an einen Punkt kommen, an dem meine Familie/Freunde/Bekannte mit mir umgehen, wie mit allen anderen, statt alles was ich an unbequemem tue als Symptome einer Persönlichkeitsstörung abzutun.
und
> Wenn ich irgendwen aus meiner Familie oder dem Bekanntenkreis rauspicke, dann ist eines ganz klar: nur Geld und Macht werden anerkannt. Soziale Kompetenz oder gar nett sein, bringen dich ins Grab, oder man wird dir alles wegnehmen... (bestes Bsp. meine Eltern...)
Wie wichtig ist dir Deine Familie? Kannst Du Dir vorstellen, mehr Abstand zu ihnen und dem, was sie sagen, zu bekommen? Ich glaube, sie heizen diesen Teufelskreis aus Versagenangst, niedrigem Selbstwertgefühl usw. weiter an.
Außerdem: Es gibt Bereiche, wo soziale Kompetenz gefragt ist. Z.B. in gemeinnützigen Organisationen. Hast Du Dir mal überlegt, Dich da zu engagieren? Ich weiß jetzt nicht, ob das in Deiner Situation so richtig sinnvoll ist, das mußt Du wissen. Ist nur so eine Idee.
> (vielleicht erkennt man zwischen diesen Zeilen meine Wut und Frustration...)
Ja, und sei froh, daß Du diese Wut hast. Damit hast Du auch Kraft, Dinge anzupacken. Ich war auch wütend (und bin es immer noch) und diese Wut gibt mir immer wieder Kraft, vorwärts zu gehen, Dinge nicht einfach hinzunehmen!
Viele Grüße
Stöpsel
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