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ipswitch
neu an Bord!
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M, 27
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Wed, 03.Mar.04, 19:50 Angst unter Menschen |
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Hallo
Da ich dieses Problem schon lange habe, dachte ich mir, endlich etwas dagegen zu unternehmen. Ich habe einfach manchmal Phasen, in denen ich glaube, dass mein Umfeld nur noch über mich redet und zwar in einer "Code-Sprache", damit ich ja nichts mitbekomme. Ich fühle mich manchmal ohne Schutz um mich herum. So, als hätte ich abslolut keinen Puffer mehr zwischen der Umwelt und mir. Diese Angst bewirkt dann ein Schwindelgefühl und auch Herzrasen. Der oberste Wille ist dann, aufzustehen und einfach nach Hause zu "flüchten". Aber irgendwie bringe ich es dann mit grossen Anstrengungen fertig, zu bleiben und hoffe, dass man mir nichts anmerkt. Nach einer solchen Angst-Phase ist für mich der nächste Tag ein Horror. Ich weiss nie, ob ich den Tag normal durchstehen werde, oder ob wieder so ein Angszustand kommt. Das macht mich mit der Zeit fertig.
Grüsse
Ipswitch
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heulsuse
Helferlein
118
DE , DO :-) M, 35
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Thu, 04.Mar.04, 4:32 Re: Angst unter Menschen |
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Hi ipswitch.
Das selbe machte ich auch lange Jahre (Schule, Lehre) durch ...
Fand das auch sehr belastend, immer das Gefühl der rotangemalte zu sein, den die anderen nun attakieren ...
Meine Gründe werden wohl recht vielschichtig gewesen sein, meine Eltern lehrten und vermittelten mir absolut kein Selbstbewußtsein, ich war immer der Jüngste in der Klasse (körperlich und geistig macht sich 1 Jahr schon mitunter stark bemerkbar) ...
Und einmal in diesem (miesen) Trott ohne Durchblick und echte Hilfe (Eltern oder andere Bezugspersonen) ratterte zwar mein Hirn, und vermittelte mir, hier stimmt was nicht ...
Ich wußte auch schon recht früh, dass in der Beziehung zu meinen Eltern ziemlich was schief läuft (in Bezug auf mich und die anderen Geschwister), aber ein kleiner Junge ist ja doch sehr hilflos ...
Wie dem auch sei, ich hatte das Glück, mich in ein Mädel zu verlieben, und eine Partnerschaft eingehen zu können.
Dort wurde mir erst mal so richtig klar, dass man mich auch liebhaben kann, dass ich doch irgendwie ein liebenswerter Mensch bin, der Gefühle annehmen und geben kann .
Hiernach (besonders nach der Trennung) kamen noch einige Schlimmerungen (Angst !!! ), und anderes ...
Aber dennoch kam ich irgendwann man in die Spur, mich mit dem Thema auseinanderzusetzten ...
Ich besuchte mal ne Selbsthilfegruppe, und erhielt durch die Geschichten anderer Betroffener immer tieferen Einblick ins Problem.
Habe keine proffessionelle Hilfe in Anspruch nehmen können, aber dennoch aus dem Tal (der Angst) gefunden.
Ich denke, hilfreich waren :
- Ausdauersport (Joggen, Inlinern, Radfahren, Schwimmen)
- Entspannungstechniken (autogenes Training und ähnliches)
- Lernen (Oder irgendwas, was durch Erfolge das Selbstbewußtsein stärkt)
- Kleine Schritte (Small Talk mit Fremden z.B. beim Einkaufen, Taxifahren)
- Besinnung auf die Angst, ihr nicht davonlaufen, sondern ihr nachspüren, sich auf sie freuen.
- Mit richtiger Atmung (gehört eigentlich zu den Entspannungstechniken) kann viel Angstdynamik genommen werden ...
- Die Ursachen (Kindheit, Erziehung, einmaliger Auslöser) nachspüren, und versuchen, es zu verarbeiten (Ich hätte die Situation als Kind nicht ändern können, es mußte so ablaufen, aber wie würde die Situation heute ablaufen, mit der heutigen Einsicht und Erfahrung ?
Na ja, und eben dann irgendwann die kleinen Schritte vergrößern, erweitern (Konfrontation).
Aber Schritt für Schritt ...
Viel Glück bei der Selbsterfahrung/Erkenntnis
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ipswitch
neu an Bord!
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M, 27
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Thu, 04.Mar.04, 14:41 Re: Angst unter Menschen |
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Danke für deine Tips! Ich werde sicherlich versuchen, einige davon zu befolgen.
Mein Problem ist sicherlich damit verbunden, dass ich meinen Traum vom Fliegen im Beruf verwirklichen wollte. Ich begab mich in die Ausbildung und machte vorher extra noch Sprachaufenthalte in Englisch und Französisch. Auch beim Militär war ich bei den Fliegern.
Mein Selbstbewusstsein konnte damals nicht grösser sein. Es kam dann aber während der Ausbildung plötzlich ein Zeit, in der viel Unverarbeitetes aus meiner Kindheit hoch kam. Ich bekam Depressionen und Konzentrationsschwierigkeiten. Schlussendlich gab ich einfach auf und verkroch mich immer mehr. Ich wurde arbeitslos und machte temporäre Jobs, in denen man menschenunwürdig behandelt wurde. Z.B. Fliessbandarbeiten u.a. Nun habe ich mich nach langem aufgerafft und begann eine Ausbilung in der Informatik. Die Schwierigkeit hier ist einfach, dass ich nicht mehr gefordert werde. Und wenn ich dann z. B. lange in einem Raum hocken muss, wo alles so still und ohne "Action" abläuft, kommen z. T. meine Depressionen und Ängste wieder hoch. Die Stille unter Leuten ist quasi zu meinem Feind geworden. Ich merke auch, dass man halt jetzt nicht mehr eine hochspezialisierte Person ist, die gebraucht wird und dementsprechend behandelt wird, sondern man ist jetzt nur noch einer von vielen, und man muss sich Sachen gefallen lassen, die mir bis anhin fremd waren. Mein ganzes Wissen und die Begeisterung über die Luftfahrt ist jetzt nicht mehr gefragt. Es kommt mir dann so vor, als sei ich als Mensch auch gar nicht mehr gefragt.
Vielleicht ist dies auch ein Chance, mich mehr mit mir auseinander setzen zu müssen und zu lernen, persönliche Attaken gegen mich nicht mehr an mich heran zu lassen. Ich schöpfe mein Selbstvertrauen aus etwas, dass einfach nicht mehr existiert. Und das nagt extrem.
Grüsse
Ipswitch
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