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Maria
sporadischer Gast
22
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Sun, 22.Feb.04, 22:22 Warum verletze ich mich wieder? |
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Hallo!
Vor knapp einem Jahr war ich in einer Klinik und habe versuch meine traumatischen Erlebnisse aus meinr Kindheit aufzuarbeiten. Dort in der Klinik ist es das erste Mal nach vielen jahren wieder passiert, das ich mich wieder verletzte. Man hat es dort nicht bemerkt, bis auf meine Therapeutin die nicht viel dazu sagte. Ich habe es zu Haus bei meiner Therapeutin angesprochen aber auch die reagierte nicht sonderlich darauf. Mich macht es sehr durcheinander. Ich möchte es nicht und verstehe es nicht das ich es in sehr angespannten Situationen, wenn die Bilder wieder hoch kommen, die Alpträume sehr intensiev sind es nicht mehr unter kontrolle habe. Ich bin jetzt 45 und habe geglaubt das ich es unter kontrolle habe. Ist es nomal das man in meinem Alter wieder damit anfängt sich selbst zu verletzen. Entweder ist meine Therapeutin damit selber überfordert oder sie glaubt mir nicht. Ich habe es nie wieder angesprochen und versuche damit allein zurecht zu kommen. Manchmal gelinkt es mir mich von den Verletzungen abzubringen aber dann sind wieder Momente wo ich mich nicht zurück halten kann. Die Verletzungen sind nicht groß, nur oberflächlich auf der Haut. Doch der innere Schmerz ist größer und verletzender. Wie kann eine erwachsene Frau sich das noch antun.
Vielleicht gibt es jemanden der mir helfen kann.
Maria
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Fallen.Angel
Moderatorin
1117
Wien W, 24
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Sun, 22.Feb.04, 22:38 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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hallo maria
als erstes solltest du dir eine therapeutin suchen die dich ernst nimmt..
selbstverletzung ist ernst und sollte nicht abgewunken werden..
nun es gibt einige übungen die du vielleicht probieren könntest um den drang zu wiederstehen..
du könntest dir eiswürfel auf die haut drücken, oder mit rotem stift auf deinem körper malen.. du könntest es mit imaginationsübungen oder entspannungsübungen probieren... wahrnehmungsübungen oder schlichtes ablenken wie zeichnen, schreiben, tanzen und musikhören
du könntest in solchen situationen einen freund anrufen oder vielleicht bei irgendeinem sozialpsychiatrischen krisendienst.. die alternativen sind vielfältig wie du siehst...
du musst es nur versuchen..
und rede auf jeden fall mit deiner therapeutin und wenn sie dich ignoriert such dir jemanden der dir hilft
grüße fallen angel
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_________________ SvV Selbsthilfeseite |
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Maria
sporadischer Gast
22
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Sun, 22.Feb.04, 22:58 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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Danke für deine Antwort. Es ist so das ich es nicht verstehe, wieso ich jetzt wieder damit anfange. Ist es normal, geht es anderen in meinem Alter auchso? Ich hätte gewünscht das meine Thera aus der Klinik darauf eingegangen wäre. Das sie vielleicht mit mir gesprochen hätte und gesagt hätte das sie es versteht. Aber es kam nichts. Die Therapie lief aus und ich stand zu Haus wieder mit meinen Problemen allein. Meine Therapiestunden zu Haus helfen mir zur Zeit auch nicht viel, weil wir uns nur noch alle 14 Tage sehen. Die Therapie läuft auch nur noch 10 Stunden und dann ist sie zu ende. Wie es dann weiter geht weiß ich auch nichtl. Ich hoffe nur das es mit den Verletzungen bald wieder vorrüber geht. Eine anderen Therapeut suchen ist auch nicht drin weil wie gesagt ich nach den 10 Stunden keine mehr bekomme. Und wieder in eine Klinik gehen, ich weiß nicht ich bin sicherlich schon zu alt dafür. Ich werde wohl nie mein Trauma aufarbeiten können.
Maria
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Mon, 23.Feb.04, 15:46 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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es gibt vielleicht auch andere Therapie-Modelle, erkundige dich doch mal danach!
Was heisst zu alt? Bei der durchschnittlichen Lebenserwartung hast du wohl noch ein paar Jahre!
Mir gehts ähnlich. Ich habe geschnitten seit Jahren, erst als es richtig schlimm wurde, machte ich eine Therapie. Nun hab ich seit ca. eineinhalb Jahren nicht mehr geschnitten.
Aber gestern ist etwas in meinem Leben passiert, mein Freund weiss plötzlich nicht mehr ob er mich noch liebt und ob er noch mit mir zusammen sein möchte. Und ich möchte schneiden.
Mir tut innerlich alles so extrem weh, ich fühl mich zerschunden und möchte einfach nur dass das aufhört. Dieser innere Schmerz ist so schwer aushaltbar.
Wenn ich schneide, dann habe ich einen äußerlichen Schmerz, den man "angreifen" kann, den man (er)fassen kann, und dadurch wird dem inneren Schmerz etwas von der Spannung und dem Schmerz genommen.
Ich habe noch nicht, aber die Versuchung ist gross.
Ich kann mein Herz nicht mehr spüren, dort ist nur mehr ein lebloser Klumpen, der weh tut.
Ok, es ist offiziell noch nicht aus, aber ich glaube nicht dass er seine Gefühle für mich wiederfindet, wiederentdeckt. Oder dass sie das, was ich getan habe (ihn verletzt mit einer SMS - glaubt mir, ich kann verdammt gut Leute verletzen), überleben können.
Vor allem - auch wenns nicht aus sein sollte - wird es je wieder wie vorher sein? muss ich nicht bei jedem Streit Angst haben dass es (wieder) die Beziehung in Frage stellt?
Ich springe hin und her zwischen Verdrängung, Verleugnung und das Wissen dass es noch nicht "offiziell" ist, dass er sich immer noch FÜR mich entscheiden kann und der Gewissheit dass es eh schon vorbei ist und ich mich schleunigst daran gewöhnen sollte.
Die Verdrängung hat den Vorteil dass sie (momentan) nicht weh tut, dann muss ich mich aber dem Ganzen stellen, wenn er mir dann das Ergebnis seiner Überlegungen verkündet. Mir jetzt schon vor Augen führen dass es vorbei ist tut so unendlich viel mehr weh, aber dafür kann ich es dann, wenn es offiziell ist besser wegstecken?
Und die Narben auf meinem linken Arm schreien mich direkt an. Ich könnte mir Erleichterung verschaffen, ich würde es so gerne!
Es ist etwas das ich kenne, dieser scharfe Schmerz am Arm, damit kann ich umgehen. Aber nicht mit diesem Rumoren in meinem Inneren, das nur rumort wenn ich verdränge und sticht und schmerzt wenn ich nicht verdränge.
Ich werde jetzt gehen und mich mit einem roten Kugelschreiber bemalen. Das hat mir schon mal geholfen, vielleicht auch diesmal...
Ich habe gedacht ich würde das nicht mehr machen, ich habe wirklich gedacht dass ich darüber hinweg bin.
Ist es wie Alkoholismus, dass das Verlangen (zumindest in Extremsituationen) immer noch da ist? Hat man das sein Leben lang?
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Maria
sporadischer Gast
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Mon, 23.Feb.04, 18:32 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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Danke für deine Antwort. Seit einiger Zeit kreisen meine Gedanken oft um das Bedürfniss mich zu verletzen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten wo ich mir bildlich vorstelle das Messer zu nehmen um mich zu verletzen. Ich bin erschrocken darüber. Ich glaubte immer diese Zeit wäre überstanden. Als junges Mädchen habe ich mir lange Nadeln in den Oberschenkel gestochen, man konnte dadurch die Verletzungen nicht sehen. Das jetzt wieder diese Bedürfnisse einen Schmerz zu spüren so stark in Vordergrund treten bringt mich sehr aus die Fassung. Ich erwische mich das ich weit abwesend mit meinen Gedanken bin und mein drumherum nicht mehr mitbekomme. Ich erinnere mich nicht mehr was kurz vorher gefragt oder erzählt wurde. In mir ist eine Unruhe die ich nicht beschreiben kann. Am schlimmsten sind die Träume aus meiner Kindheit. Es ist bald so als ob ich immer wieder daran erinnert werden muss. Warum müssen jetzt noch diese Erlebnisse so bewusst gemacht werden?
Maria
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Tue, 24.Feb.04, 1:37 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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diese Frage kannst nur du selber beantworten, Maria!
Anscheinend ist in deiner Kindheit etwas gewesen, was sich heute noch seinen Weg aus deinem Unterbewusstsein bahnt. Du hast offensichtlich etwas nicht verarbeitet, vielleicht bereitet dir das auch so viele innerliche Schmerzen, dass du deshalb wieder dich selber verletzen möchtest.
Quote: | Dort in der Klinik ist es das erste Mal nach vielen jahren wieder passiert, das ich mich wieder verletzte. |
das spricht ja auch dafür.
Quote: | Ist es nomal das man in meinem Alter wieder damit anfängt sich selbst zu verletzen. |
glaubst du wirklich dass das was mit dem Alter zu tun hat? Leider wird man nicht automatisch weiser und klüger, glaub ich. Ich bin 27, macht das einen Unterschied für dich? Ist jemand mit 27, der schneidet, anders als jemand mit 45? Warum denkst du dass du das allein aufgrund der Tatsache dass du länger lebst, diese Dinge unter Kontrolle haben solltest? Schäm dich nicht, ich bin sicher dass auch Frauen schneiden die älter sind als du. Warum sollte das mit zunehmenden Lebensalter einfach verschwinden? Eher sollte es sich doch verstärken, oder? Immer mehr Zeit, wo Unterbewusstes Zeit hat zu "brüten"...
Ich bin übrigens auch dafür dass du entweder nochmal die Therapeutin darauf ansprichst. Hast du denn kein Vertrauen zu ihr, dass du das nicht nochmal gemacht hast?
Oder such dir eine andere. Wie gesagt, es gibt meines Wissens nach mehrere Arten, eine Therapie zu bekommen. Erkundige dich da, ich bin der Meinung du brauchst noch mehrere Stunden um alles zu verarbeiten
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Maria
sporadischer Gast
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Tue, 24.Feb.04, 22:12 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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Du hast wahrscheinlich recht. Ich würde gern die Therapie fortsetzen aber ich habe schon 100 Stunden und das heißt Pause von zwei Jahren einlegen. Meine Thera will noch einmal Stunden beantragen um meine Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Ob es klappt glaube ich allerdings nicht. Den Kassen geht es doch nur ums Geld. Ich könnte wieder in einer Klinik gehen aber das ist für mich zur Zeit nicht machbar da ich im Arbeitsverhähltnis stehe. Diesmal wären es nicht nur 8 Wochen, das hatte man mir schon gesagt. Da ich zwei Kinder habe und alleinerziehend bin kann ich nicht so einfach mehrere Wochen in einer Klinik gehen. Dann fehlt mir auch der Mut. All die Erinnerungen wieder aufkommen lassen davor grault es mir. Es istda nicht nur eine Geschichte, das sind zehn Jahre meines Lebens die aufgearbeitet werden müssten.
Ob ich meine Therapeutin nicht vertraue? Doch ich vertraue ihr. Oder ich würde sie gern vertrauen. Aber ich weiß nicht ob ich es darf. Ich weiß nicht wie ich mich einfach so fallen lassen kann um ihr dieses Vertrauen zu geben wie es doch sein müsste. Sie giebt ihr bestes und es würde auch was bringen wenn ich sie an mich heran lassen würde. Sie sagt das es das fehlende Urvertrauen wäre. Jemanden zu vertrauen wird in der Kindheit geprägt. Bei einer anderen Therapeutin hätte ich das Problem auch und ich möchte auch nicht eine anderen Therapeuten. Es liegt an mir nicht an den Therapeuten.
Vielleicht sollte ich meine Verletzungen noch einmal ansprechen.
Danke für deine Antwort.
Maria
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Wed, 25.Feb.04, 10:20 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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natürlich darfst du deiner Therapeutin vertrauen, du solltest es sogar.
Aber sag nicht sofort dass es an dir liegt und nicht an der Therapeutin. Wenn sie deine Verletzungen nicht ernst nimmt, dann spricht das nicht für sie. Nicht du hast in dem Fall was falsch gemacht sondern sie.
Und bringt das Vertrauen und den Mut auf, ihr das nochmal zu sagen. Wenn sie immer noch nicht richtig reagiert oder besser gesagt, es ernst nimmt und mit dir darüber spricht, dann solltest du sie auch darauf anreden, dass du ernst genommen werden willst von ihr.
Überlass ihr das, ob es klappt oder nicht. Sie wird das schon hinkriegen, dass du weiterhin Therapie bekommst
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Maria
sporadischer Gast
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Wed, 25.Feb.04, 22:12 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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Ich denke das sie nie wieder auf das Thema Selbstverletzungen gekommen ist, ist schon meine Schuld. Als ich ihr sagte das ich mich in der Klinik verletzt hatte wollte sie mehr wissen aber ich habe abgeblockt. Es war mir zu peinlich mit ihr darüber zu sprechen. Als sie auch nicht weiter darauf einging nahm ich an das es ihr so recht war. Die Thera aus der Klinik sie hatte es gemerkt und ist auch nicht weiter darauf eingegangen. Ich bekam Medikamente und das wars. Ich habe das Problem das ich niemanden an mich heran lasse. Hilfe die mir geboten wird nehme ich nicht an. Oder wenn ich mich schlecht fühle kann ich mir keine Hilfe holen. Meine Thera hat mir schon oft angeboten das ich sie anrufen soll aber ich kann es einfach nicht. Sie hofft das ich den ersten Schritt mache aber es geht nicht. Das geht mir nicht nur in der Therapie so. Ich versuche immer allein mit allem klarzukommen. Es wäre für mich einfacher wenn in einer solchen Situation jemand kommen würde und mich aus meiner Situation heraus holen würde. Ich habe die in der Klinik bewundert wenn sie zu ihren Therapeuten gehen konnten weil ihnen etwas auf der Seele lag. Für mich wäre es nie in Frage kommen bei einen Problem zum Therapeuten zu gehen. Vielleicht habe ich es auch nie gelernt. Manchmal denke ich schön blöd. Es liegt nicht an der Therapeutin. Sie versucht ihr möglichstes. Wenn ich sie nicht ran lasse kann sie nur wenig tun. Für mich ist jede Therapiestunde neu. Immer wieder muss ich aufs neue Vertrauen aufbauen. Wenn eine längere Pause ist dann ist es für mich besonders schwer. Seit einiger Zeit habe ich nur noch alle 14 Tage Therapie und ich brauch immer eine gewisse Zeit bis ich mich aus der Anspannung löse. Wenn ich dann mehr sprechen kann dann ist die Zeit bald um. Ich weiß nicht wie es andere Patienten machen, ob es ihnen auch so geht. Für mich ist es immer wieder schwer.
Danke das du mir zuhörst. Maria
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Thu, 26.Feb.04, 16:12 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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warum ist es denn so schwer für dich, dich deiner Therapeutin zu öffnen? Wovor hast du denn Angst? Was sie denken könnte von dir oder was?
Mir persönlich fällt es leichter, mich Leuten zu öffnen, die ich nicht so kenne oder die nichts mit mir zu tun haben, sprich Therapeuten, Unbeteiligte.
Aus demGrund, dass die niemandem was erzählen können. Meine Therapeutin könnte im Supermarkt neben meiner Mutter stehen und sie wüsste es nicht, dass die meine Mutter ist. Ausserdem ist sie durch ihre Schweigepflicht gebunden.
Und noch ausserdemer denke ich oft, die hat sicher schon so viel gesehen und miterlebt, die hat bestimmt schon so viele andere, noch ärgere Fälle als mich gehabt, sicher kann nichts was ich sage oder tue, sie schockieren.
Ich hatte auch meine Themen, wo ich anfangs abgeblockt habe, und sie hat dann auch meist gewartet, bis ich die wieder aufgenommen habe. Man hat als Patient eine gewisse Kontrolle in der Therapie, keiner kann einen zwingen über etwas bestimmtes zu reden. Aber man kann das Thema selber anschneiden, und wenn man das tut, dann erst ist die Zeit oft reif dafür.
Wenn du meinst dass du soweit bist, dann sag dass du darüber sprechen willst. Sie wird es bestimmt ernst nehmen.
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Maria
sporadischer Gast
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Thu, 26.Feb.04, 22:32 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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Es kommt immer darauf an was man seiner Therapeutin erzählen sollte. Bei mir sind es Geschichten die in meiner Kindheit passiert sind. Wo ich mir manchmal nicht sicher bin ob es wirklich so war. Andererseits weiß ich das vieles auch passiert war. Alkohol, Gewalt, Missbrauch all die Dinge die jetzt Nachts wieder real werden. Selbst am Tage überweltigen mich die Bilder. Fast 20 Jahre konnte ich diese Bilder die Erinnerungen verdrängen. Nach der Geburt meines 1. Kindes loderten die Erinnerungen wieder auf. Noch konnte ich diese Erinnerungen wegschieben und mich ablenken. Nach der Geburt meines 2. Kindes wurden die Bilder deutlicher. Probleme in der Ehe waren die Folge. Trennung, Scheidung, ein neuer Beruf forderten mich und ich gab mir gar nicht die Möglichkeit auf die Bilder einzugehen. Natürlich fühlte ich das bei mir vieles anders war als bei anderen. Ängste Menschen gegenüber, misstrauen, alkoholisierte Menschen bin ich aus den Weg gegangen. Sobald die Leute lustiger wurden und die Stimmung lauter und für mich manchmal brüllender wurde ergriff ich die Flucht. Ich gehe heute noch größere Menschenmengen, Feiern, Geselligkeiten aus den Weg. Obwohl ich weiß das mir heute nichts mehr passieren könnte. Ich bin ja kein Kind mehr. All das weiß meine Therapeutin und wir sprechen auch oft darüber. Nur was früher passiert war, was mir angetan wurde kann sie nur erahnen. Über diese Dinge kann ich nicht sprechen. Ja, es ist mir peinlich, die Worte die es beschreiben, auszusprechen. Vielleicht hat ein Therapeut schon viele solche Dinge gehört aber da habe ich sie nicht ausgesprochen. Ich fühle das ich darüber sprechen sollte um es einfach mal loszuwerden. Vielleicht sollte ich die therapie zu ende gehen lassen und keine weitere beantragen. Vielleicht ist es so bestimmt das darüber nicht gesprochen wird. Angst machen mir die Verletzungen die ichmir wieder zufüge. Ich habe Angst das daraus eines Tages mehr wird, so wie die Erinnerungen und Bilder mehr werden. So ist in mir ein Teufelskreis, Therapie beenden ist vielleicht besser so oder weiter machen, versuchen zu sprechen um weitere Verletzungen vorzubeugen.
Maria
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Fri, 27.Feb.04, 11:36 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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egal was dir in der Kindheit vielleicht passiert ist, es braucht dir nicht peinlich zu sein. Es war und ist nicht deine Schuld, egal was andere vielleicht sagen oder egal was (was ich eher vermute) du dir selber denkst. Du hast keine Schuld. Wenn dir ein blaues Auge geschlagen wird, ist dir das ja auch nicht peinlich, sondern du gehst zum Arzt, erzählst ihm was passiert ist und dann wird es behandelt, verarztet, was auch immer man bei einem blauen Auge macht.
Nur weil deine Verletzungen seelischer Natur sind, müssen sie dir nicht peinlich sein. Deine Therapeutin ist für genau so was da. Sie hat nichts davon wenn du ihr die schönen, netten Sachen erzählst. Die dunklen, bösen müssen raus, damit sie endlich Gestalt annehmen und man sie "bekämpfen" kann. Dazu braucht es aber deine Hilfe, dass du sagst was passiert ist. Ich kann mir vorstellen und weiss auch selber dass das weh tut, und man sich denkt wie peinlich und beschämend das alles ist. Aber du brauchst dich nicht zu schämen, weil du keine Schuld hast. Schuld haben die Leute, die das mit einem Kind/Jugendlichen gemacht haben, aber nicht du. Es gibts nichts was du hättest tun können, um es zu verhindern, auch nicht dich mehr wehren oder ähnliches. Schuld allein haben die Menschen die es geTAN haben, die TÄTER. Du hast nichts getan.
Bitte versuch doch, dich zu öffnen. Es zu verdrängen macht es nur schlimmer, damit hast du nämlich nur eine zeitlang Ruhe bis es sich doch seinen Weg aus deinem Inneren bahnt. Und dann gleicht das ganze einem Schnellkochtopf, der explodiert, genau dasselbe machst du mit deinen Erinnerungen. Irgendwann werden sie alle hochkommen und das mit wesentlich mehr Druck als anfangs
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chasar
sporadischer Gast
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Wien M, 43
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Fri, 27.Feb.04, 14:56 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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Incah, eines verstehe ich nicht ganz. Wieso bist du so sicher anderen Menschen Ratschläge zu geben, wenn du auch selbst mit deinen ähnlichen Problemen keineswegen zurecht kommst?
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Maria
sporadischer Gast
22
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Fri, 27.Feb.04, 22:04 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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Es ist schön das du mir geantwortet hast. Ich weiß das jeder hier sein Päkchen zu tragen hat, sonst würden wir hier nicht schreiben. Die Ratschläge die du und andere hier schreiben machen mir Mut und vielleicht machen sie auch einen selbst Mut etwas für sich zu tun. Mir hat es auf jeden Fall geholfen. Ich fühle mich dadurch nicht alleingelassen.
Die Frage nach der Schuld sind wir auch oft durchgegangen. Wenn ich die Sache als Außenstehender sehen würde, würde ich auch sagen, he das Kind hatte keine Schuld. Der Täter allein hat Schuld. Aber als Beteiligter fragt man sich, was hätte man tun können, wie konnte man es zulassen, wie vermeiden? Obwohl der Verstand sagt du hast keine Schuld. Gegen Gewalt kann kein Kind was tun.
Ich glaube manchmal man sucht etwas. Vielleicht sind es Erklärungen, keine Ahnung. Der innere Schmerz ist es der diese Suche immer wieder auf neue aktualisiert. WArum konnte es passieren, warum mir, warum hat keiner was dagegen getan? Wie konnte dieser Mensch soetwas tun?
Manchmal spüre ich die Schmerzen. Ich liege auf dem Sofa und dann plötzlich durchzückt mich der Schlag. Schläge die das Kind bekommen hat. Nachts kommen immer wieder die gleichen Träume. In der Klinik und bei meiner Therapeutin habe ich gelern in solchen Situationen mich mit imaginäre Übungen wieder davon abzubringen. Ich habe CD,s die mich aus diesen Gedankenkreis wieder heraus holen. Aber der innere Schmerz, das dein Leben durch diese Geschichten nicht so gelaufen ist wie man es sich manchmal vorstellt, ist sehr groß. Man weiß das die Ehe kaputt gegangen ist weil man schreckliches erlebt hat. Das man Menschen die man liebt nicht zu nah kommen mag, weil sonst die Bilder wieder da sind. Das man Ängste hat. Ich fühle mich kaputt, psychisch zerstört. Und dann tut man etwas was die ganze Sache noch bestätigt. Man verletzt sich, zu erst ist es eine Erleichterung und dann stellt man fest wenn man normal wäre hätte man es nicht getan.
Das ist alles ganz schön verworren.
Maria
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Sat, 28.Feb.04, 15:40 Re: Warum verletze ich mich wieder? |
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chasar wrote: | Incah, eines verstehe ich nicht ganz. Wieso bist du so sicher anderen Menschen Ratschläge zu geben, wenn du auch selbst mit deinen ähnlichen Problemen keineswegen zurecht kommst? |
tja, das hat mehrere Gründe.
1. weil ich mich nur bei mir selber schwer tue, bei anderen nicht so. Da kann ich meistens die Probleme klar erkennen
2. weil ich selber damit besser zurecht komme. Ich HABE geschnitten, tue es nicht mehr und war über 3 Jahre in Therapie
3. versuche ich auch immer, die Dinge so zu formulieren, dass rüberkommt, dass es meine ganz eigene Meinung dazu ist.
4. weil ich denke dass es in einem Forum genau darum geht
und 5. arbeite ich eh daran, meine eigenen Ratschläge zu befolgen, was mehr kann man tun?
@ Maria:
du hast also schon erlebt dass du mithilfe der Therapie gelernt hast, Muster zu durchbrechen. Das kann auch weiterhin so gehen, du lernst permanent dazu. Aber ich halte es schon für wichtig, dass du (früher oder später) über alles sprichst.
Ich verstehe dass man sich fragt, warum einem keiner geholfen hat. es läuft wahrscheinlich immer wieder auf dieselbe Frage oder Feststellung hinaus: Bin ich (das Kind jetzt) nicht so viel wert, dass jemand das nicht tut mit mir / mir jemand hilft / etc.? Und ich glaube wenn das einmal so im Kopf drin ist, geht das sehr schwer wieder raus.
Hast du dir aber auch schon mal überlegt, dass es vielleicht auch nicht normal wäre auf so "kranke" Zustände "normal" zu reagieren, d.h. "normal" zu bleiben?
Ich persönlich finde es normal und nachvollziehbar dass du Probleme deshalb hast. Hätte wahrscheinlich jeder von uns, wenn er dasselbe durchgemacht hätte wie du.
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