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Gitti
sporadischer Gast
21
Bayern W, 44
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Sun, 22.Feb.04, 19:50 Die Angst überwinden |
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Hallo!
Ich hoffe es kann mir jemand helfen.
Es geht um meine 19-jährige Tochter, die eigentlich noch nie einen richtigen Freund hatte. Ihr Problem ist, dass sie es einfach nicht schafft, einem jungen Mann, wenn er ihr denn gefällt, dies auch zu zeigen. Sie hat richtig Angst, vor den Folgen und zwar egal in welche Richtigung die gehen.
Sie hätte entweder Angst vor einer Abfuhr, weil sie das immer sehr persönlich nimmt (Selbstsicherheit gleich null) oder
sie hätte Angst vor den "Folgen"! Anscheinend kann sie sich's gar nicht vorstellen mit jemandem zusammen zu sein!!
Einerseits leidet sie an ihrer Einsamkeit, andererseits ist sie aber auch total unfähig irgend was dagegen zu unternehmen!
Laut ihrer eigenen Aussage hat sie auch schon im Vorfeld die absolute Panik wenn sich derjenige für sie interessiert und sie dann aber plötzlich bei ihr wieder das Gefühl "oh nein, nichts wie weg" einstellt und da sie sich dies schon im Vorfeld einredet würde es wahrscheinlich auch so kommen. Ich möchte zu gerne wissen warum sie so Angst hat sich auf jemanden einzulassen, wer kann mir da Rat gegen!!!!!!!!!
Ich kann ihr hundert Mal sagen, das es doch nicht schlimm ist, sich wieder zu trennen, wenn man dann doch nicht mehr als Freundschaft empfindet und dass man einfach mal Erfahrungen sammeln muss auch wenn diese nicht unbedingt positiv sind, das gehört einfach zur Entwicklung dazu meiner Meinung nach. Beim nächsten Mal macht man es dann besser, aber anscheinend wartet sie auf denjenigen, bei dem sie sich vom ersten Anblick an sicher ist, das er der Mr. Right ist!!! Nur ich glaube, da wird sie noch lange warten!!
Gitti
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Sun, 22.Feb.04, 22:27 Re: Die Angst überwinden |
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Liebe Gitti,
Gitti wrote: |
Ich hoffe es kann mir jemand helfen. |
wobei möchtest DU denn Hilfe?
Ich lese aus Deinem Text, dass Du möchtest, dass Deine Tochter Deine Lebensweisheit annimmt und leben kann.
Doch muss sie nicht ihren eigenen Weg gehen, ihre eigenen Kämpfe zu einer für sie passenden Zeit beginnen?
Warum ist dieses Bedürfnis in Dir ihr Leben -auf Männer bezogen (?)-ändern zu wollen so stark?
Lieben Gruß,
Tanzendes_Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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Gooz
sporadischer Gast
10
Hameln M, 19
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Sun, 22.Feb.04, 23:23 Re: Die Angst überwinden |
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Ich glaube auch, in einer solchen situation kann niemand der betroffenden Person helfen. Außerdem ist diese angebote Hilfe usw meistens eher belastend und setzt in gewisser Weise unter Druck.
Ich kann da aus meiner Sicht sprechen, ich bin auch 19 und habe ungefähr die selben Probleme.... Und immer wenn mit mir irgendwer darüber geredet hat, bekam ich noch mehr das Gefühl, dass ich nicht "normal" bin und dass die jetzt von mir erwarten, dass ich mit ihren "guten" Tipps nun es auch endlich machen/schaffen sollte/müsste....
Aber bestimmte Sachen muss man selbst machen, wenn man psychisch so weit ist denke ich.
Aber da ich es auch noch net so recht geschafft habe, kann ich natürlich nicht garantieren, dass es 100% wahr ist, was ich sage, aber für mich hat sich bei meiner "Entwicklung" so herauskristallisiert, dass ICH es schon irgendwann einmal alleine schaffen muss (und zwar wenn ich mich dafür bereit und sicher fühle und auch motiviert).....
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Gitti
sporadischer Gast
21
Bayern W, 44
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Mon, 23.Feb.04, 7:42 Re: Die Angst überwinden |
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Es ist wirklich schon so, wie ihr beide sagt: irgendwie ist es zu "meinem" Problem geworden und durch das ewige Reden mit ihr setze ich sie total unter Druck, was ich gar nicht will!! Ich möchte doch nur vermeiden, daß sie diese Angst und Unsicherheit beibehält, daß sie sich immer vor ihr unangenehmen Dingen in ihrem Leben drückt (z. B. im Beruf) und das dies zu einem dominierenden Bestandteil ihrer gesamten Lebensweise wird. Wenn sie nicht lernt, daß man sich auch mal zu etwas überwinden muß (um auch zu merken, daß es letztendlich doch gar nicht so schlimm war), dann wird sie es sicher im Leben immer schwer haben und in vielen Bereichen kneifen und sich immer als Versager fühlen.
Ich habe halt einfach das Gefühl und das lese ich hier in diesem Forum immer und immer wieder, daß, je länger man sich von seiner Angst dominieren läßt und je mehr Zeit verstreicht in der nichts positives passiert, es irgendwann schier unmöglich wird aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Die Unsicherheit wächst doch von Jahr zu Jahr, und die Möglichkeit was zu ändern wird immer geringer - oder täusche ich mich da.
Ich denke, meine Tochter ist in einem Alter, wo es einfach wichtig ist seine Erfahrungen zu sammeln, auch die negativen um fürs Leben zu lernen. Ich merke eben auch, daß diese Tatsache, immer noch solo zu sein, schon dermaßen an ihrem Selbstbewußtsein knabbert und sie sich schon alles mögliche einbildet, was an ihr so abstoßend sein könnte, sowohl äußerlich als auch vom Charakter her. Obwohl BEIDES in keinsterweise zutrifft!!!!!!
Bitte noch um euere Meinung hierzu!
Gitti
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Mon, 23.Feb.04, 8:28 Re: Die Angst überwinden |
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Liebe Gitti,
was ich bei Eurem Problem als wirklich wichtig empfinde ist, daß Du selbst meinst, Deine Tochter hat keine Selbstsicherheit.
Wie aber soll sie welche aufbauen, wenn ihr (schon immer?) gesagt wird, was sie tun und lassen soll. Nach meinem Gefühl gibt es da keine Privatsphäre für sie, kaum Grenzen, welche Du einhältst um ihr Raum für ihre persönliche Entwicklung zu geben.
Dabei bin ich mir ganz sicher, daß Du es gut meinst. Ich selbst habe auch jahrelang an meinen Kindern "rumgebastelt", weil sie ja gaaaanz anders werden sollten, als ich es bin. Wirklich profitiert habe sie von meiner Therapie. Vertrauenswürdiger war ich ihnen als Vorbild, nicht als jemand, der von etwas spricht, von dem er keine Ahnung hat.
Aber zurück zu Deiner Tochter ... ich hätte schon eine Idee, wie Du ihr wirklich helfen könntest.
Du schreibst ja, daß (auch) Deine Tochter unter ihrer Unsicherheit leidet. Das wäre ein Grund für mich (meine Tochter ist ja auch in diesem Alter), zu versuchen, mich in ihr Leben doch noch mal einzumischen. Ich würde versuchen, sie zu motivieren, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Denn wenn sie die Unsicherheit im Griff hat, lösen sich auch andere Probleme, wenn es für sie wirklich welche sind.
Alles Liebe und Euch beiden alles Gute und einen guten Weg für Deine Tochter wünsche ich Euch.
Liebe Grüße,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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Gitti
sporadischer Gast
21
Bayern W, 44
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Mon, 23.Feb.04, 12:31 Re: Die Angst überwinden |
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Liebe Annemarie,
Danke für Deinen Ratschlag. Ich war Ende letzten Jahres schon einmal bei einer Psychologin um mit ihr über mein/bzw. das Problem meiner Tochter zu sprechen. Was dabei herauskam hat mich zwar im ersten Moment erstaunt, doch es könnte schon ein wichtiger Aspekt sein:
Da ich schon immer nebenher berufstätig war, wurden meine beiden Kinder auch zusätzlich von meiner Mutter beaufsichtigt. Meine Mutter ist ein ganz extrem ängstlicher Mensch (was sie teilweise auch auf mich übertragen hat). Die Psychologin meinte, daß meine Tochter schon von klein auf eingetrichtert bekam "paß auf, du tust dir weh", "ach mach das nicht, da könnte was passieren" "geh nicht alleine nach Hause, es könnte dir jemand was böses wollen" usw. und das sie das für ihr Leben gezeichnet hat!!!! Sie könnte damit schon Recht haben, aber ihr einziger Ratschlag war: unsere Tochter sollte jetzt nach dem Abi erst einmal 1 Jahr lang ins Ausland, egal wohin. Und da bin ich mir nicht so sicher, ob das der richtige Weg ist. Ich wäre ja noch eher damit einverstanden, mein Mann meint sie geht daran kaputt. Meine Tochter selbst würde es schon tun, aber doch mit einem gewissen unsicheren Gefühl. Am liebsten wäre ihr, es wäre eine Freundin dabei (also doch etwas unsicher, so was alleine durchzustehen).
Glaubt ihr, so ein Auslandsaufenthalt würde ihr mehr Selbstbewußtsein bringen???
Gitti
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Mon, 23.Feb.04, 13:08 Re: Die Angst überwinden |
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Liebe Gitti,
wie sag´ ich Dir das jetzt
Am besten ganz klar raus, so wie ich Deinen Text gerade empfinde:
Es ist völlig egal, ob Du willst, ob Dein Mann will, ob die Therapeutin will, daß Deine Tochter für 1 Jahr ins Ausland oder sonst wo hin geht.
Mich wundert´s, daß sie noch atmen kann bei dem Druck, der ihr von rundherum gemacht wird.
Es ist doch nur wichtig, was Deine Tochter will! Einzig und alleine um sie geht es hier doch und irgendwann muß sie ihr Leben auch ohne Eure Hilfe meistern. Ab wann würdet ihr ihr das zugestehen? Dann, wenn ihr nicht mehr mitreden könnt?
Das sie es gerne möchte spricht schon mal sehr dafür. Das sie gerne eine Freundin dabei haben möchte finde ich nicht als Zeichen der Unsicherheit, sondern glaube, das ist ganz normal.
So wie Du das siehst, vergleiche ich mit einer "Kneipp-Kur" ... entweder wir nehmen alle an Deinem Leben teil oder niemand. Schon wieder darf Deine Tochter ihre eigenen Wünsche nicht äußern oder gar leben, ohne bewertet zu werden.
Sehr wahrscheinlich wird dieser Text bei Dir "hart" ankommen. Deshalb möchte ich Dir nochmals sagen, daß ich mir sicher bin, daß Du / Ihr nicht in böser Absicht handelst /handelt. Leider kann man aber manchmal die Grenze zwischen einer "stützenden Hilfestellung" und "Bevormundung" übersehen und das kann sich dann so auswirken, wie man es gar nicht möchte.
Was ich noch unbedingt sagen möchte:
Gitti wrote: | Ich war Ende letzten Jahres schon einmal bei einer Psychologin um mit ihr über mein/bzw. das Problem meiner Tochter zu sprechen. |
Ich denke, Du weißt schon, was ich meine ...?
Eine Bitte, Gitti ... gib´ Deiner Tochter eine Chance, sich selbst über ihr Problem klar zu werden, es zu erkennen, daran zu arbeiten. Dazu gehört auch oder besonders, daß sie selbst diese Chance bekommt, mit jemanden außerhalb der Familie darüber zu sprechen. Das meinte ich mit Beratungsstelle.
Schön wäre es, wenn sie trotzdem jederzeit zu ihrer Familie kommen kann, Euch ihre schönen und unschönen Erfahrungen erzählen darf, ohne daraufhin gleich wieder bewertet und unter Druck gesetzt zu werden.
Liebe Grüße und ehrlich vom Herzen alles Gute Euch allen,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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Gitti
sporadischer Gast
21
Bayern W, 44
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Mon, 23.Feb.04, 14:19 Re: Die Angst überwinden |
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Liebe Annemarie,
keine Angst ich brauche diese harten Worte um wach zu werden.
Es ist ganz einfach auch so, dass ich selbst, trotz meines Alters noch immer von meiner Mutter selbst beeinflußt werde, was z. B. mein Problem ist und hier noch weitere 10 Seiten füllen würde. Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass man zwar weiß was an einem selbst falsch gemacht wurde, es aber andererseits so geprägt hat, dass man trotz besten Wissens wieder genauso handelt. Es ist echt schlimm!!!
Aber andererseits, liebe Annemarie - sei es wie es will - kann ich einfach nicht tatenlos mit ansehen, wie unglücklich mein Kind derzeit ist. Warum genau, das würde den Rahmen sprengen. Kurz gesagt, sie möchte so dringend einen Partner, traut sich aber einfach nicht es mal selbst in die Hand zu nehmen, sondern wartet schon seit Jahren darauf, dass eben sie angesprochen wird.
Vor kurzem war das sogar der Fall, dass ein junger Mann nach ihrer Telefonnummer gefragt hat. Zuerst war sie ganz happy, aber nach dem 2. Mal Treffen bekam sie so die Panik (vor was auch immer), dass sie die Sache wieder beendet hat.
Nun ist es so, dass sie an einem anderen jungen Mann interessiert wäre, aber einerseits Angst vor einer Abfuhr hat und andererseits auch Angst davor, wenn nun derjenigen entgegen aller Erwartung doch auch an IHR Interesse zeigen würden. Irgendwie glaubt sie schon, dass sie nach kurzen, positiven Gefühlen für jemanden, gleich wieder diese "nichts-wie-weg-Stimmung" bekommt!
Ich weiß, ich mische mich zu sehr ein, aber ich kann einfach nicht sagen: "Du bist zwar unglücklich, aber das ist deine Sache!"
Ich wäre so dankbar für einen Rat, wie man aus dieser verfahrenen Situation herauskommt!
Gitti
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Gitti
sporadischer Gast
21
Bayern W, 44
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Mon, 23.Feb.04, 14:30 Re: Die Angst überwinden |
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Und noch was:
Es fällt mir so langsam wie Schuppen vor die Augen: ich habe mein Kind total vermurkst, aber das schon seit Jahren. Ich habe die Einsicht, weiß aber nicht, wie man das wieder rückgängig machen kann.
Heute habe ich ihr vorgeschlagen, dass ich kein einziges Wort mehr über dieses leidige Thema sagen werde, dass ich sie nicht mehr frage wo sie hingeht und mit wem und wie es war!!! Vielleicht nehme ich so den Druck von ihr, mal sehn. Aber andererseits hat sie diese Selbstzweifel schon so stark in sich, dass ich nicht weiß, ob das das Heilmittel aller Dinge sein kann.
Wenn ich ihr rate nochmals zu einem Psychologen zu gehen (war sie schon 2 x ) glaubt sie nur wieder wie total unnormal und schrecklich verkorkst sie doch ist, aber eigentlich will sie glauben, dass mit ihr alles in Ordnung ist und sie halt einfach ein bißchen später dran ist mit allem was Jungs/Männer betrifft.
GItti
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Tue, 24.Feb.04, 10:04 Re: Die Angst überwinden |
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Liebe Gitti,
Gitti wrote: | Es ist ganz einfach auch so, dass ich selbst, trotz meines Alters noch immer von meiner Mutter selbst beeinflußt werde |
Da mußte ich ein bißchen lächeln Das haben wohl (die meisten?) Mütter so an sich.
Nur habe ich im Gegensatz zu Dir auf genau diese "Fehler" besonders geachtet, um meine Kinder damit zu verschonen.
Ein kleiner Trost für Dich: Hey, es gibt doch sooo viele Fehler ... da muß man doch nicht unbedingt die der Mütter übernehmen
Gitti wrote: | Aber andererseits, liebe Annemarie - sei es wie es will - kann ich einfach nicht tatenlos mit ansehen, wie unglücklich mein Kind derzeit ist. (......) Ich weiß, ich mische mich zu sehr ein, aber ich kann einfach nicht sagen: "Du bist zwar unglücklich, aber das ist deine Sache!"
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Nein, das würde ich auch nicht. Und Du hast natürlich recht, ich weiß nicht, um welche Probleme es sich bei Deiner Tochter handelt. Aber ich würde trotzdem sehr vorsichtig sein und eher mich dahingehend bemühen, daß sich mein Kind eigene Kräfte entwickeln kann, mit ihren Problemen umzugehen. Und das wird nicht möglich sein, wenn ich ihm jeden Schritt vorschreibe.
Du siehst ja auch nicht tatenlos dabei zu, wenn Du mal einfach nur für sie da bist, einfach mal zuhörst. Je nachdem, wenn Du das Gefühl hast, sie braucht es, in den Arm nimmst. Was immer es ist ... nur ... ich denke halt, man sollte darauf achten, den Anderen (Deine Tochter) weder mit Fürsorge zu überrennen, noch gleichgültig zu vernachlässigen.
Gitti wrote: | Es fällt mir so langsam wie Schuppen vor die Augen: ich habe mein Kind total vermurkst, aber das schon seit Jahren. Ich habe die Einsicht, weiß aber nicht, wie man das wieder rückgängig machen kann. |
Nein, liebe Gitti ... nun schau´ Dir Deine Tochter mal an ... schau´ genau hin und überlege Dir ganz bewußt, was Du erkennen kannst. Dann sag´ nochmal, daß das ein vermurkster Mensch ist. Ich glaub´ nicht, daß Du das kannst.
Nach meiner Vorstellung wirst Du einen sehr sensiblen Menschen in ihr erkennen können und eine Menge positiver Seiten an ihr. Also, wenn Du schon Deine Fehler so heraushebst, mußt Du auch diese andere Seite sehen. Die kommt auch nicht von irgendwo...
Und ja, natürlich, Deine Tochter hat auch diese andere Seite ... ihre Probleme. Nur, wer hat die nicht? Die dürfen nicht mehr wiegen, als alles andere.
Findest Du es wirklich so schlimm, wenn Menschen (Du, Deine Tochter und ausnahmslos JEDER) ihre Schwächen vom Leben dann und wann mal vorgezeigt bekommen?
Schlimm finde ich es nur, wenn ich diese Chance nicht erkenne und einfach so weitermache. Als Chance sehe ich, drauf hinzuschauen, dieses Erkennen als Punkt auf meinem Lebensweg markieren und von diesem Punkt aus mich neu zu orientieren. So als Wegkreuzung gesehen. Es steht mir jederzeit frei, einen anderen Weg einzuschlagen.
Gitti wrote: | Wenn ich ihr rate nochmals zu einem Psychologen zu gehen (war sie schon 2 x ) glaubt sie nur wieder wie total unnormal und schrecklich verkorkst sie doch ist, aber eigentlich will sie glauben, dass mit ihr alles in Ordnung ist und sie halt einfach ein bißchen später dran ist mit allem was Jungs/Männer betrifft. |
Dazu würde ich so spontan sagen ... Deine Tochter ist in Ordnung, nur weiß sie es noch nicht. Und ich habe nicht das Gefühl, daß Du es ihr vermitteln kannst, weil Du es selbst auch noch nicht weißt.
Deshalb wäre mein Rat: Versuche es ihr klar zu machen, daß sie die Hilfe nur deswegen braucht, weil sie sich so unnormal und verkorkst fühlt und daß sie deswegen jemanden braucht, der ihr helfen kann, diese falsche Sichtweise zu berichtigen.
Vor allem aber, höre auf Dein Herz ... es will Deiner Tochter nur Gutes ... da steht genau drinnen, was gerade machbar ist, um ihr beizustehen.
Alles Liebe,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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Harmattan
Forums-InsiderIn
312
NÖ W, 33
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Tue, 24.Feb.04, 14:03 Re: Die Angst überwinden |
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Hallo Gitti!
Ich erzähle dir mal, wie es mir im Alter deiner Tochter ging: Ich wünschte mir, normal zu sein, einen Freund haben zu können, aber gleichzeitig hatte ich eine große Angst davor. Nicht nur vor dem Verlassenwerden, sondern vor einer Beziehung an sich. Schon der Gedanke daran ließ mich vor Schreck erstarren. Das Nichts-wie-weg-Gefühl, wie du auch beschreibst.
Rückblickend betrachtet bewirkte diese Angst, daß ich nach außen (unbewußt) signalisierte: Laßt mich in Ruhe. - Sich also deswegen auch keine Burschen für mich interessierten.
Hätte meine Mutter mich unter Druck gesetzt, wie du es getan hast - ich hätte es gehaßt!
Diese Angst war etwas sehr spezifisches. Die betraf nur Männer/Burschen, und auch nur alles, was über normales Kumpelverhalten hinausging. Das hat nichts mit Angst im Beruf oder vor sonstigem, was du befürchtest, zu tun gehabt.
Im Nachhinein gesehen habe ich damals das richtige getan: ich habe mich geschützt. Ich finde nicht, daß immer das Wichtigste ist, Erfahrungen zu machen. Nicht, wenn man damit seine eigenen Grenzen überschreitet. Das kann viel in einem ruinieren. Manche Menschen sind da auch empfindsamer als andere. Da kann man sich nicht nach einer Norm richten.
Ich habe erst sehr viel später angefangen, es mal drauf ankommen zu lassen, und das zu verkraften war dann immer noch schwierig genug. Mit 19 hätte ich das einfach nicht gekonnt.
Wenn du etwas für deine Tochter tun willst: Emanzipiere du dich von deiner Mutter! Leb das deiner Tochter vor! (Wenn du´s alleine nicht kannst, kannst du dir ja auch Hilfe dazu holen.)
Das hat auch noch den positiven Nebeneffekt, daß du nicht mehr so viel Zeit hast, gedanklich um sie zu kreisen, wenn du mal mit deinen eigenen Sachen aufräumst.
Versuche dir (und ihr) bewußt zu machen, daß sie die erste Instanz ist, wenn es um Entscheidungen über sie geht. Sie ist erwachsen.
Vielleicht hat sie (und auch du) noch gar nicht das Gefühl, daß sie ihr Leben für sich lebt und für niemanden sonst. Daß sie das Recht und auch die Fähigkeit hat, für sich Entscheidungen zu treffen.
Du mußt nicht tatenlos zusehen, aber lasse sie entscheiden, welche Form von Hilfe sie in welcher Menge von dir will. Frage sie.
Für mich war die Selbsterfahrung (ich bezeichne es bewußt so, weil das klingt mündiger und weniger nach Krankheit als "Therapie", und das ist es ja letztlich auch) sehr wichtig. Man kann ein Problem kaum lösen, wenn man gar nicht weiß, wie es genau aussieht.
Aber laß ihr freie Hand, ob sie es will. Wenn nicht, versuche das zu respektieren. Sie kann es später immer noch tun.
Es IST letztlich ihre Sache, ob sie unglücklich ist bzw. wie sie mit dem Problem umgehen will, ob sie Wege da raus suchen will und welche.
Liebe Grüße
H.
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Tue, 24.Feb.04, 17:22 Re: Die Angst überwinden |
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Liebe Gitti,
Quote: | Heute habe ich ihr vorgeschlagen, dass ich kein einziges Wort mehr über dieses leidige Thema sagen werde, |
ich finde das ist eine sehr schöne Entscheidung von Dir! Indem Du ihr den Raum gibst, eigene Zweifel haben zu dürfen desto weniger wird sie meiner Meinung nach diese "kultivieren" müssen. Schau, sie kennt Deine Wünsche, kann sie nicht erfüllen und dreht sich im Kreis, dann erst recht was falsches zu machen, sich nicht entscheiden zu können, weil sie es nicht als eigenes spürt, sondern etwas für Dich.
Quote: | dass ich nicht weiß, ob das das Heilmittel aller Dinge sein kann. |
Nein bestimmt nicht - doch Deine ständig bemühte Sorge, sie solle "normal" sein ist es ganz bestimmt erst recht nicht...
Und wenn sie sich psychologische Hilfe suchen möchte - meinst Du nicht, sie wird das, wenn sie das wirklich will und braucht auch selbst machen? Gib ihr einfach Zeit selbst zu fühlen, ob sie so wie jetzt zufrieden ist, sich ändern will und möchte oder/und einmal psychologische Hilfe braucht.
Quote: | aber eigentlich will sie glauben, dass mit ihr alles in Ordnung ist und sie halt einfach ein bißchen später dran ist mit allem was Jungs/Männer betrifft. |
..und wenn das ganz einfach so ist?
Liebe Gitti, auch als Mutter Deiner Tochter - sie ist nicht Du und Du nicht sie. Das was Du für Dich als richtig, gesund und lebbar ansiehst, wird in ihr etwas ganz anderes sein. Und sie ist noch so jung...sie muss doch erst mal erfahren zu wissen, was sie will.
Und wenn sie auch mit 25 noch Angst vor Bindungen hat - Du wirst nicht ihren Lebensweg ebnen können, denn das ist ihr Weg.
Dass es Dir schwer fällt zuzusehen kann ich mir gut vorstellen. Deine Liebe zu ihr ist eine sehr große, sie ist Dein Kind und Du willst sie schützen und leiten. - Aber manchmal ist weniger mehr, vorallem für jemanden, der auf dem Weg ist, erwachsen zu werden.
Lieben Gruß,
Tanzendes_Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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Hubert
Helferlein
102
Wien M
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Tue, 24.Feb.04, 18:35 Re: Die Angst überwinden |
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Na lasst's doch die jungen Menschen einfach leben.
das Leben ist nicht wie im Werbefernsehen und nur weil die Kinder nicht "funktionieren", wie sie "sollen", muss man sie nicht gleich als krank erklären.
Scheinbar vergessen oder behübschen die "Alten" ihre Jugend, die ist halt keine leichte Zeit - Lebenfrust, Liebesfrust, Ideale, Träumereien, Enttäuchungen...
Vieleicht ist es auch bloss der Neid, dass die Kinder nicht sie emotionall totgebügelt sind wie die grauen Menschen die morgens zur Arbeit gekarrt werden und deren Leben aus 5 Wochen Urlaub besteht .-))
Hubert
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Gitti
sporadischer Gast
21
Bayern W, 44
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Tue, 24.Feb.04, 20:52 Re: Die Angst überwinden |
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Liebe Harmatten,
liebes tanzendes irrlicht!
Ich danke euch beiden dafür, daß ihr mich einerseits so aufgemuntert andererseits mir die Augen geöffnet habt!
Ihr habt Recht - ich kann mich über meine Tochter absolut nicht beklagen. Sie ist ein so liebenswerter Mensch, mit einem so tollen Charakter und hat uns noch nie Sorgen bereitet. Sie bringt ständig Traumnoten nach Hause und ihr Abi schafft sie sicher mit links!!
Wenn ich so überlege liegt mein Problem, nämlich daß sie noch nie einen Freund hatte mehr darin, daß ich von außen ständig darauf angesprochen werde! Z. B. war meine Schwester mit 19 J. schon verheiratet und denkt natürlich, nur ihre Lebensweise wäre erstrebsam und ich mit 19 J. auch schon von zu Hause ausgezogen bin (zu meinem jetzigen Mann). Jetzt muß ich für mich schon etwas grinsen, wenn ich an unsere Mutter denke hat das wohl auch seinen Grund, warum meine Schwester und ich so schnell das Weite suchten!!
Meine Tochter hingegen ist irrsinnig gerne zu Hause und liebt ihre Familie (Bruder ist 15 J.) über alles. Sie denkt schon mit Schrecken an den Herbst, wenn sie zwecks Studium zu Hause ausziehen muß. Ich glaube eher, daß ihr das sehr gut tun wird, wenn sie mich nicht mehr ständig nach meiner Meinung fragen kann!!!! Sicher wird sich dann vieles ganz von alleine lösen.
Ach ja, das oben genannte wollte ich ja noch etwas mehr ausführen. Es ist schon oft Wahnsinn, was einem von Freunden/Bekannten so als "normal" eingeredet wird. Die Jugendlichen haben ja heut zutage oft schon mit 14 Jahren den ersten Verkehr und zwangsläufig denkt man plötzlich wäre DAS normal (blöd gell?!? ) Oder die 16jährige Tochter einer Arbeitskollegin hat auch schon fast 2 Jahre fast täglich ihren Freund zum Übernachten (hä, wer ist hier eigentlich nicht normal? )!!!
Man sollte sich nicht so sehr von anderen Meinungen beeinflussen lassen. Denn rein gefühlsmäßig bin ich nämlich eigentlich auch der Ansicht, meine Süße braucht noch Zeit, da es ihr - wie ich jetzt erkannt habe - genau so ergeht, wie du es beschrieben hast Harmatten!!! DANKE !!
Na denn, mit guten Vorsätzen eure
Gitti
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nofling
Forums-InsiderIn
296
Hamburg M, 23
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Tue, 24.Feb.04, 21:18 Re: Die Angst überwinden |
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Hallo Gitti,
das, was Deine Kollegen sagen, ist Quatsch. Man kann heutige Jugendliche nicht mehr mit der Generation von früher vergleichen. Es ist statistisch nachgewiesen, dass immer mehr Jugendliche länger bei ihren Eltern zu Hause bleiben. Heutzutage lebt ein großer Teil der jungen Erwachsenen bis Mitte Zwanzig zu Hause. Heutzutage wird viel über Sexualität geredet. Man hat aber auch rausgefunden, dass je mehr in einer Gesellschaft über Sex geredet wird, umso weniger passiert er. Das Durchschnittsalter für den ersten Sex liegt in Deutschland bei Jungen bei 19 Jahren ! Immer mehr junge Erwachsene haben keine ernsthaften Beziehungen.
Ich will damit nicht sagen, dass es nicht auch frühreife Jugendliche gibt. Du darfst Dich aber nicht von dem vielen Gequatsche über Sex und Beziehungen blenden lassen. Heutige Jugendliche lassen sich im Schnitt mehr Zeit damit als früher, auch wenn Deine Bekannten etwas anderes sagen. Deine Tochter scheint ja wirklich Probleme zu haben, aber so unnormal ist sie nun auch wieder nicht.
viele Grüße
nofling
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