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Noraa
Forums-InsiderIn
214
Deutschland W, 25
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Wed, 18.Feb.04, 9:59 Rollenspiele |
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Hi Leute,
mich beschäftig gerade folgendes Thema:
Ich weiß ja nicht, inwiefern ihr Rollenspiele also Onlinegames, in denen man als User eine bestimmte Rolle spielt, kennt.
Jedenfalls ist es ja oft so, dass die Spieler sich in diesen Games anders geben, als sie es im RL tun - eben eine Rolle übernehmen.
Was glaubt ihr - wieviel "User" steckt da noch in der Rolle? Kann man die Rolle als Teil der Persönlichkeit ansehen, der eben nicht ausgelebt wird? Oder kann man sich selbst völlig von der Rolle trennen? Wie sind Partnerschaften in Rollenspielen zu sehen?
Mich würde mal eure Meinung dazu interessieren.
Lg, Noraa
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Wed, 18.Feb.04, 13:02 Re: Rollenspiele |
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Hallo Noraa,
mit Rollenspielen (onlinegames) habe ich keine Erfahrung - aber ich hab mir schon wohl mal ein paar Gedanken zu unterschiedlichen Identitäten (Rollen), unterschiedlichen Aspekten des Ich´s gemacht.
Rollenspielcharaktere lassen sich doch vielleicht mit Buchcharakteren eines Autors vergleichen. Als fiktiver Text sind auch die handelnden/denkenden Personen in diesen Texten fiktive. Erschaffen aber vom Autor. Das setzt ja voraus, dass der Erschaffende sich zumindest vorstellen kann, wie es sich anfühlen könnte, jemand anders zu sein, anders zu handeln als es die eigenen Erfahrungen/Werte und Muster im Alltag erlauben. Dies kann positiver sein, als man es selbst eig. ist, aber auch negativer, aggressiver.
Ich würde nicht so weit gehen und deuten, dass eine gezeigte Rolle einen Wunsch darstellt im realen Leben auch so zu sein, manchmal ist es einfach ein "Gedankenspiel" oder (zumindest in der Literatur) ein Auseinandersetzen mit dem, was auch möglich ist (nicht jeder Krimi-Autor wär gern ein Mörder ).Quote: | kann man sich selbst völlig von der Rolle trennen? | so gesehen also - ja!
Natürlich kann aber eine Rolle auch ein Wunsch sein, etwas zu er-leben, was in der eigentlichen Haupt-Identität eines Charakters nicht möglich ist/erscheint.
Quote: | Kann man die Rolle als Teil der Persönlichkeit ansehen, der eben nicht ausgelebt wird? |
Tja, also auch hier ein ja, denn das ist ebenso möglich.
Vielleicht hilft Dir zur Antwort Deiner Fragestellung, wieviel Phantasie, Einfühlungsvermögen (und evtl Intelligenz) Du in dem Rollen-spielenden vermutest. Erscheint es Dir wie ein Rollen-ausgelebter Wunsch oder ist es eher ein Experimentieren mit den unterschiedlichsten Aspekten des menschlichen Ich´s ?
Was Partnerschaften in Rollenspielen angeht, weiß ich nicht recht was zu sagen. Ganz prinzipiell gilt für mich, dass meine Loyalität gegenüber meinen Partner eine immer höhere ist, als dass ich ein "Verstecken" hinter einer andern Rolle für gut finde. Soll heißen, wenn der Partner im Rollenspiel ein negativ gesehen völlig anderer zu mir ist, würde ich dem schon mißtrauische Beachtung schenken. Da würde ich dann u.U. glauben, dass er etwas von sich auslebt, was er mir nicht schafft als wirkliches Gegenüber entgegenzubringen.
Doch ich möchte mit meinem Komment hier nix in die falsche Richtung drängen. Wenn ich mit meinem Partner in einer Wettkampfsituation bin (ich meine damit auf Sport oder Spielebene) möchte ich auch gewinnen. Das heisst nicht, dass mein Gefühl zu ihm ein negatives oder nicht-liebevolles ist!
Liebe Grüße,
Tanzendes_Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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Noraa
Forums-InsiderIn
214
Deutschland W, 25
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Wed, 18.Feb.04, 14:33 Re: Rollenspiele |
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hallo tanzendes_irrlicht,
hatte grad so viel geschrieben und nu is alles weg
na ja, mit den autoren ist natürlich ein schönes beispiel, allerdings schaffen es die wenigsten (mein eindruck) eine hauptrolle zu schaffen, der sie absolut nicht ähneln. oder seh ich das falsch. also die völlige abgrenzung hauptrolle - autor ist selten zu finden. ist auch verständlich, wenn man bedenkt, dass man immer noch am besten nachempfinden kann, was man selbst erlebt hat oder eben IST.
wenn ich z.b. ein rollenspiel spielen würde, so wäre mir meine rolle klar. das wäre der teil meines ichs, der ich nach außen nicht bin, den ich aber in mir immer fühle und der unterscheidet sich schon krass von "mir". aber es ist eben kein fremder charakter, sondern ein teil von mir.
das heißt nicht, dass ich diesen teil im RL ausleben möchte (bloß nicht). andererseit könnte ich kaum eine rolle einer selbstbewußten führungsperson übernehmen, da ich das einfach nicht bin. es ist mir fremd selbstbewußt zu sein und die aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken etc. das könnte ich nie nachempfinden...
na ja, und bei meinem partner (daher die gedanken über das thema) entdecke ich in der rolle schon viele kleine punkte, an denen ich ihn wiedererkenne (ausdrucksweise, sein auftreten), also spielt da auch einiges von ihm mit in die rolle...
nun ja, und dann die begeisterung für diese welt... kann ich nicht nachvollziehen. es scheint mir mehr als nur ein rollengame zu sein. ich finde es hat zu viel ernsthaftigkeit, die man doch eigentlich nur im RL findet...
und mit den partnerschaften meinte ich halt so: wenn die rolle meines partners quasi ne freundin im game hat (hat mit mir nix zu tun). das kann doch emotional nicht total an einem vorüber gehen, oder?
ich muss gestehen, die tatsache macht mich etwas eifersüchtig...
lg, noraa
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Seranda
sporadischer Gast
6
W, 27
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Tue, 23.Mar.04, 21:28 Re: Rollenspiele |
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Hallo Noraa,
habe selber fast 2 Jahre ein Online-Rollenspiel gespielt.
Ich kann für meinen Teil sagen, dass man sicherlich in eine Rolle schlüpft und dieser Figur Eigenschaften gibt, die man selber nicht hat aber vielleicht gerne hätte.
Doch irgendwann schleichen sich so langsam aber sicher die eigenen Eigenschaften in die Figur ein.
Natürlich mag es welche User geben, die sind wie Schauspieler, sie spielen nur eine Rolle und andere werden "eins" mit ihrer Figur.
Ein gutes Bild kann man sich darüber machen, wenn man in den Foren zu den Spielen ein wenig stöbert. Und bei vielen wird es so schlimm, dass sie oft nicht mehr zwischen Real und Spiel unterscheiden können. Man glaubt es kaum, es haben sich schon viele Paare bei solchen Spielen gefunden, aber leider auch viele Paare getrennt.
Hast du mit deinem Freund schon darüber gesprochen?(deine Eifersucht)
Liebe Grüsse Seranda
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marsil
Forums-InsiderIn
205
daheim M, 29
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Tue, 23.Mar.04, 23:05 Re: Rollenspiele |
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Einen wunderschönen Guten Abend,
Seranda wrote: |
Ich kann für meinen Teil sagen, dass man sicherlich in eine Rolle schlüpft und dieser Figur Eigenschaften gibt, die man selber nicht hat aber vielleicht gerne hätte.
Doch irgendwann schleichen sich so langsam aber sicher die eigenen Eigenschaften in die Figur ein.
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Seh ich auch so. *inmeinerlieblingszitatenkistestöber*
"Mag ich einen Schauspieler auch hundertmal gesehen haben,
persönlich kenne ich ihn darum offensichtlich nicht besser.
Nehme ich jedoch alle Helden, die er verkörpert hat, zusammen
und behaupte, ihn nach der hundertsten Rolle ein wenig besser
zu kennen, so fühlt man, daß daran etwas Wahres ist. Dieses
offenkundige Paradox ist nämlich auch ein Gleichnis. Es enthält
eine Moral. Sie besagt, daß ein Mensch ebensosehr aus seinen
Vorstellungen wie aus seinen aufrichtigen Regungen zu erklären
ist." na, wer wars... ?
Gilt wie ich finde auch für die Rollen im RL.
Noraa wrote: |
wenn die rolle meines partners quasi ne freundin im game hat (hat mit
mir nix zu tun). das kann doch emotional nicht total an einem vorüber gehen, oder?
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Nun ja, es gibt aber auch Hollywoodfilmpaare, die sich bei den Dreh-
arbeiten nicht grün sind, oder mit anderen Leuten als ihren Filmlieb-
habern zusammen sind, Wenn zwei Rollenspieler ihre "andere Seite"
im Onlinespiel zeigen, und dort eine "Beziehung" eingehen, dann ist
das doch auch eine, die im RL so vielleicht niemals möglich wäre...
Grüße, Marsil
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_________________ VIRTVTIS RADIX AMOR |
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