Erziehung mit Gewalt etc - kommen die Depries daher?

Helferlein 121 Fake M, 35

Hallo,

ich würde ziemlich hart erzogen, finde ich... geschlagen, Ausdrücke etc... (Mutter und Vater)

naja, bin nu 19 und meine mutter hat mir grad eine gewatscht... also ich finde, das ist "weniger" normal. (Habe mich aber dezent zurückgehalten worauf ich stolz bin)

So, ich war früher schon etwas depressiv und bin das immer noch wobei ich ganz gut zurrechtkomme, wenn ich weg von zuhause und unter Menschen bin.
wenn ich alleine rumhocke kommt das wieda grinsend

naja, kann es sein, dass ich depressiv bin, auch (!) wegen meiner erziehung etc?

hatte früher verfolgungswahn oda sowas, heute einfach schüchternheit etc...

Kilian

Helferlein 34 desktop M, 36

ja klar macht das depressiv. ich mein, du musst watschen einfach einstecken und die wut in dich fressen. na was glaubst wo die hingeht?

ich würde mit deinen eltern versuchen darüber zu reden und falls das nicht hilft, dann an freunde und im notfall an behörden wenden.

ich hab mir mit 19 sowas nicht gefallen lassen. weil wenn ich gerademal nicht da war, dann haben sie sich gegenseitig ausgeteilt. kaum war ich da, haben sie ihre agressionen auch auf mich gerichtet. ich hab das relativ schnell in den griff bekommen weil mit mir spielt man sich nicht. da haben sie eingesehen dass da der spaß vorbei ist. solltest du die situation nicht selbst in den griff bekommen, dann wie gesagt an freunde oder fachleute wenden.

grüße
nm

Moderatorin 606 Deutschland, NRW W, 28

Hallo Kili,

natürlich können aus einer gewaltsamen Erziehung Depressionen entstehen. Dazu gibt es auch ein psychologisches Modell, nämlich die "Erlernte Hilflosigkeit". Da wird man mit Situationen immer wieder konfrontiert, in denen man hilflos etwas ausgeliefert ist. Es handelt sich dabei um Unkontrollierbarkeitserfahrungen. Man denkt sich dann in anderen Situationen, dass man durch eigenes Handeln sowieso nichts ändern kann. Und so ergibt man sich hilflos jedem Leid.

Ich habe viele solcher Situationen erlebt und habe aber irgendwann angefangen, mir nicht mehr alles gefallen zu lassen. Die Wut darüber kam hervor und ich erschien dann zwar sehr extrem aggressiv, aber es tat mir gut, nicht mehr zu schweigen.

Natürlich ist es nicht normal, wenn deine Mutter dir noch immer weh tut, du bist erwachsen und nicht mehr in ihrer Hand. Als Kind kann man sich dagegen schlecht wehren, weil man abhängig ist, aber irgendwann muss man den Punkt finden, an dem man anfängt, für das eigene Wohl zu sorgen.

Das heißt, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen, sondern anfangen sich zu wehren, etwas zu sagen, zu handeln. Nicht mehr hilflos zu sein. Distanziert darüber nachdenken, es von der eigenen Person abhalten und das Selbstwertgefühl nicht darunter leiden zu lassen.

Klar ist es auch toll, wenn man einfach ruhig bleiben kann. Aber manchmal funktioniert das nicht, da hilft nur, mal Klartext zu reden.

Viele Grüße von der Kleinen Fee, die jetzt bald müde ins Bett gehen wird... Wink

sporadischer Gast 16 bayern (AM Oberpfalz) W, 23

HAllo Killi,
ich finde es schrecklich, wenn d. Eltern gegenüber ihren Kindern gewaltätig werden.
Ich finde allgemein Gewalt wiederlich & abstoßend.
Und soll ich dir was sagen, meine Eltern waren zwar mir gegenüber nicht gewalttätig, doch sie haben sich ständig gestritten und m. Vater war gegenüber meiner Mutter öfters handgreiflich gewesen. Und ich weiß noch ganz genau, wie ich und/oder m. Schwester versucht haben sie auseinanderzuhalten. Wieviele Tränen damals flossen, wieviel Trauer und Angst in solchen Situationen vorhanden war. Und wenn ich ehrlich sein sollte, dann hasse ich m. Vater manchmal dafür, dass er meiner Mutter soviel Schmerz zugefügt hatte. Denn was konnte sie als Frau gegen ihm schon machen? Nichts. Natürlich versuche ich irgendwie sein Handeln zu verstehen, was nicht heißt,dass ich es akzeptiere. Ich versuche ihn zu verstehen, in dem ich seine Kindheit betrachte. Und ich erkenne, dass sein HAndeln und Denken auf d. Grundmuster seiner Eltern basiert. Denn für seine Eltern war Gewalt selbsverständlich. Ausserdem wurde die Gewalt, die sich in ihm befand durch das Umfeld, in dem er lebte bekräftigt. Denn als m. Eltern geheiratet haben war es ganz normal, dass Frauen von ihren Männern geschlagen wurden. Natürlich war es nicht in jeder Ehe vorhanden, es war aber auch keine Seltenheit . Heute sieht es natürlich anders aus.
Mein Vater war in den letzten 7 Jahren nur einmal handgreiflich geworden und zwar hat er vor 1 JAhr meiner Mutter eine ins Gesicht gescheuert.
Meine Mutter hat schon so oft versucht von ihm wegzukommen, doch sie hat es kein einziges Mal geschafft. Denn einmal droht er ihr , dann schleimt sich ein, bittet sie um Verzeihung, sagt ihr, dass er ohne sie nicht leben kann und sie verzeiht ihm jedes Mal und ist nur aus Mitleid mit ihm zusammen.

sporadischer Gast 16 bayern (AM Oberpfalz) W, 23

ich habe den Inhalt wegen der Größe trennen müssen,
hier kommt der Rest:

Und weißt du wie ich heute in Stresssituationen reagiere? GEnau so wie meine Eltern (meine Mutter wird sehr laut und aggressiv, mein Vater ebenfalls und er wird noch zusätzlich handgreiflich).
Obwohl ich muss sagen, ich habe mich um vieles verbessert. Früher, wo ich noch keinen Freund hatte, wusste ich nicht wie falsch mein HAndeln und Denken war. Es gab auch nie Situationen, in denen ich handgreiflich wurde. Es gab aber Situationen in denen ich laut wurde, was auch nicht richtig war. Doch als ich dann m. Partner kennenlernte, hat es damit angefangen.

Am Anfang unserer Beziehung hatte ich beim Streit sofort meine Stimme erhoben und habe meinen Freund gehauen oder angestoßen. Ich bin grundlos ausgeflippt.
Er hat mir immer wieder versucht klar zu machen, dass ich mein Verhalten ändern und dass man so keine Probleme lösen konnte. Ausserdem habe er mir immer gesagt , dass ich ihm dadurch weh tuhe. Obwohl ich wusste, dass m. Verhalten falsch war, konnte ich mich am Anfang nicht beherrschen und ich hatte auch deshalb so ein schlechtes Gewissen, das war so furchtbar.
Ich habe dann ihm gegenüber, weil ich ihn liebte und immer noch liebe, angefangen mich zu beherrschen und nicht gleich total auszuflippen, wenn wir unterschiedliche Meinung hatten.
Es hat zwar einbisschen gedauert und mir fiel es schwer,
doch ich habe es geschafft, und wurde nicht mehr ihm gegenüber handgreiflich. Denn ich liebe ihn und will ihm nie wieder weh tun. Und ich danke ihm, dass er mir gegenüber soviel GEduld und Verständnis entgegengebracht hatte.
Mein Freund ist voll das GEgenteil von mir, er bleibt immer ganz ruhig und Gewalt ist ihm ein Fremdwort. Und ich habe mir immer so einen Partner gewünscht, und ich bin soooo glücklich, ihn gefunden zu haben.

Doch ich muss noch vieles lernen.
denn ich bin sehr launisch, auch sehr unsicher wenn auf mich etwas neues zukommt, ich habe wenig Selbstvertrauen und habe nicht sehr viel Geduld . Und schüchtern bin ich auch, manchmal auch menschenscheu Sad

Und ich weiß, dass es von meinem Elternhaus kommt. Denn in meinem Elternhaus war Spannung, Angst und Gewalt anzutreffen. Natürlich war es nicht immer so, doch meistens schon.

Ich würde dir raten, die Schläge deiner Eltern nicht mehr hinzunehmen.
Du musst ihnen sagen, dass sie dich durch ihre Gewalttaten immer mehr und mehr abstoßen.
Dadurch verschlechtern sie das Verhältnis zwischen dir und sich selbst. Sie zwingen dich dazu, sie zu hassen.
Und wenn das nicht hilft, dann würde ich mich an die Behörden wenden und von zuhause ausziehen.

Ich hoffe ich konnte dir einwenig helfen grinsend

Kopf hoch

Ripley

Helferlein 126 Deutschland W, 24

Hallo kili,

Ich würde auch sagen, daß die Depris daraus resultieren könnten. Bei mir war es so ähnlich (allerdings kriegte ich keine Schläge mehr seit ich mich mit 14 heftig gewehrt habe). Doch auch die Stimmung in meinem Elternhaus war überschattet von Resignation, unerfüllten Träumen, Trauer, etc ....
Mein Vater verlagerte seine physische Mißhandlung aufs Kontrollieren.
Irgendwann kam bei mir der Zusammenbruch - da lebte ich zwar nicht mehr bei meinen Eltern, aber sie waren doch noch Bezugspersonen.

Mittlerweile habe ich mein eigenes Leben, habe auch die Kontrolle größtenteils abgestellt ... und die Depris verschwinden ...

Als Kind, das geschlagen und gequält wird (psychisch, durch Aussprüche wie "du bist nutzlos", "ich geb dich ins Heim", "nimm dir ein Beispiel an XYZ") sammelt man zwangsläufig eine Menge Ballast, der auf die Seele drückt .... manche drehen durch, andere versuchen den Schmerz mit Drogen zu betäuben ....

Da du schon 19 bist würde ich dir auf jeden Fall raten, auszuziehen, auch wenn's dann für dich finanziell vielleicht nicht mehr so rosig aussieht (weiß ja nicht, wie es bei dir ist). Das wird ein erster Schritt aus der Depression sein. spinning

neu an Bord! 2 Berlin W, 44

Hallo,

ich bin in einem Klima von Gewalt aufgewachsen. Nein, nicht ich habe irgend etwas ab bekommen. Es waren Die "Szenen einer Ehe", die ich miterlebt habe.

Und ich "leide" heute noch darunter.

Warum?

Weil ich alles ignoriert habe und dachte, das ist normal.

Heute bin ich auf meinem Weg, aber er ist sehr schwer und sehr steinig.

Ich kann nur jedem raten, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen.

Ich wünsche allen, die das gleiche erleben, die Kraft, sich daraus zu lösen.

Kili, ich meine es ernst, lass' dich nicht "klein machen", weil wachsen, wenn man älter wird, ist schwer.

Nur meine Meinung

Gerda

Helferlein 33 Irgendwo im Nirgendwo W, 21

Hi Kili!

Ich wurde jahrelang (bin jetzt 21) von meinen eltern geschlagen. Ich habe nie etwas gesagt, mich nie gewehrt.

Vor einem halben jahr bin ich ausgezogen. Es geht mir zwar besser, doch ich muss jahre meines lebens in einer therapie aufholen.

Ich wünschte mir, sie hätten irgendwas anders gemacht, sich entschuldigt oder mich nur einmal unterstütz. Aber das haben sie nie gemacht.

Jetzt rede ich kein wort mehr mit ihnen, was mir eigentlich sehr leid tut, aber ich kann ihnen nicht in die augen sehen.

Ich habe zugelassen, das sie mir das antun.
Ich hoffe du findest einen weg, der dir hilft damit fertig zu werden.

Meine depressionen rühren zumindest aus meiner vergangenheit. Durch die "zuneigung" von der seite meiner eltern habe ich keine wurzeln, ich weis nicht wo ich hingehöre (Persönlichkeitsstörung) und daher rühren meine depressionen.

Du solltest mit einem Arzt reden. Das ist mein rat!

Lg und alles gute!

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Erziehung mit Gewalt etc - kommen die Depries daher?