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Fipsi
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Post Sat, 14.Feb.04, 8:05      Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Hi Folks,

wie steht ihr zur ergotherapie? in einigen einrichtungen wird man ja dazu gezwungen. für mich war es zum teil demütigend diese relativ einfachen tätigkeiten zu verrichten. natürlich finde ich das angebot gut. viele betätigen sich gern handwerklich oder künstlerisch.

Tagesstruktur: ist das wirklich wichtig? warum sollte man immer ein programm haben? macht es wirklich sinn auf einer psychiatrie schon um 7:00 aufgeweckt zu werden wenn einem doch eh nichts davonläuft?

gruß, Fipsi

Anmerkung Admin: 2 separat verfaßte Beiträge Fipsi's wurden hier von mir zusammengefaßt und die Betreffzeile von "Ergotherapie" auf obige geändert.
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obscur
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Post Sat, 14.Feb.04, 9:31      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

hallo fipsi,

also die allgemeinen schlaf- und aufstehzeiten leuchten mir einigermassen ein, wie sonst soll man einigermassen mit anderen in einem raum schlafen koennen - zumal viele patienten ja sicherlich ohnehin auch schlafprobleme haben. hinzu kommen betriebswirtschaftliche aspekte, wie zb, dass das klinik-personal wohl auch hauptsaechlich tagsueber da ist, dh die mahlzeiten (etc...) auch dann zu bekommen sind.

ich werde mich auch bald stationaer behandeln lassen, mein therapeut hat mir gesagt, dass man zwar zum einen "krank genug", aber auf der anderen seite auch psychisch stark genug sein muesse, um eben das in den kliniken angebotene programm auch voll durchhalten zu koennen. dass bei psychischen beschwerden die mitarbeit erforderlich ist, leuchtet mir ein. schliesslich werden (zumindest in meinem fall) die kosten von der krankenkasse uebernommen. und damit eine klinik kassenpatienten behandeln kann, muss sie eben gewissen qualitaetsanforderungen genuegen. dh ich kann mir vorstellen, dass es private kliniken gibt, in denen man selbst zahlt, und dann auch mehr "rechte" hat.

hmm. das ist ja toll, wie gut ich das alles erklaeren kann - trotzdem kann ich deine einwaende gefuehlsmaessig unglaublich gut nachvollziehen. auch ich habe angst vorm fruehen aufstehen. ich zeichne und handwerke zwar gerne, aber ich tue das zuhause auch in den seltensten faellen, da ich mich innerlich einfach zu leer fuehle - ich habe natuerlich auch angst davor, diese leere nicht fuellen zu koennen. dann dazusitzen. vor einem leeren blatt. aber noch groesser ist meine angst, hier weiter vor mich hinzudaemmern, denn ich daemmere leider gar nicht, sondern zermartere mir den schaedel und (das fuehrt jetzt vom thema weg, merke ich gerade Embarassed )...

die groesste angst habe ich vor der gruppendynamik dort. ich bin eh kein freund von gruppenzugehoerigkeit, huepfe hin und her, bewahre mir damit die "unabhaengigkeit" Confused - dort wo gruppen zwangslaeufig entstehen (in meinem fall an der uni, insbesondere in einem projekt) werde ich dann als "die komische" abgestempelt. das fuehrt jetzt auch zu weit... jedenfalls habe ich angst, mich auch dort (wie hier zuhause) einigeln zu wollen. wenn man mir meinen raum nicht laesst, reagiere ich leicht verbal verletzend - wobei mir selbst das mindestens genauso unangenehm ist wie den verletzten... jedenfalls habe ich angst davor, 8 wochen ohne menschen die mich moegen zu verbringen - jetzt habe ich mich ja ziemlich zurueckgezogen, um mir hier nicht alles "kaputtzumachen". dort werde ich die moeglichkeit nicht haben.

hast du denn einmal direkt bei den "verantwortlichen" nachgefragt? zb den ergotherapeuten? (oh du meine guete... das werde ich wohl tun und mich auch bei den bediensteten unbeliebt machen, aber die sind soetwas wohl hoffentlich gewohnt - die aermsten!)

liebe gruesse,

obscur

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ich bin mir erst ganz allmaehlich aehnlicher geworden
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Lämmchen
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Post Sat, 14.Feb.04, 10:20      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Hi Fipsi!

Ich weiss nicht, welche einfache Tätigkeiten Du als demütigend empfunden hast...vielleicht schreibst Du mal darüber. Mir fällt dazu spontan ein TV-Beitrag ein über die (sehr teure) Betty Ford Klinik, wo prominente Schauspieler auf Alkoholentzug auch die Böden selbst gereinigt hatten...als Teil eines Therapiekonzepts.

Ich will da jetzt nicht weiter unprofessionell ausschweifen, aber eines ist klar...niemand will Dich mit einfachen Arbeiten "demütigen"...dessen sollst Du Dir bewusst sein.

Der Verlust einer Tagesstruktur ist eine schlimme Sache (weiss wovon ich rede) und die Basis für Grübeln, Depressionen etc. Ich denke mal, man übt wieder Dinge zu tun, die einen Spass machen, bzw., überhaupt allgemein die Antriebsschwäche zu überwinden...betrifft auch weniger angenehme Tätigkeiten durchaus, mit denen man auch "draussen" fertig werden muss.
Besser als die Leere und Sinnlosigkeit des Tages mit Medikamenten zu betäuben...


Wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner Therapie!!


Alles Liebe

Lämmchen
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Annemarie
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Post Sat, 14.Feb.04, 10:44      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Hallo, lieber Fipsi,

ich mußte gerade schmunzeln, bei der Vorstellung, wie Du Dir eine stationäre Therapie wünschen würdest Smile

Wenn Du dann Deinen Schlaf endlich beendet hast ... bereit bist, Dich auf den Tag einzulassen, klingelst Du dann nach dem wohlverdienten Frühstück? Laughing Ich glaube aber, so spielt´s nicht mal im Hotel (ev. vielleicht im Hotel Mama Wink )

Neeee, im Ernst ... ich denke schon, daß eine Struktur sogar sehr wichtig ist. Wenn ich an meine schlimmeren Phasen denke, hätte ich am Leben nicht mehr wirklich teilgenommen, wären da nicht auch meine rettenden Pflichten gewesen. 5: 45 Uhr auf ... Frühstück bereiten ... Kids aufwecken ... usw.

Außerdem zielt eine Therapie meines Glaubens nach darauf ab, einen Menschen so weit als möglich (bestmöglich ganz) wieder ins soziale Gefüge einzugliedern. Wie soll das ohne Struktur funktionieren?

Fipsi wrote:
wie steht ihr zur ergotherapie? (...) für mich war es zum teil demütigend diese relativ einfachen tätigkeiten zu verrichten.


Vielleicht dienen diese Aufgaben zur Selbst(wieder)findung in Form von Farben, Formen, Mustern. Darin würde ich sogar sehr viel Sinn sehen.

Davon abgesehen beneide ich phantasieloses Geschöpf Dich darum, daß diese Art von Tätigkeit für Dich als einfach empfunden wird Wink

Liebe Grüße,
Annemarie

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Fipsi
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Post Sat, 14.Feb.04, 20:46      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

für mich ist die psychiatrie auf jeden fall gestorben. ergotherapie und aufstehen um 7:00 ist für mich eine zumutung und keine methode der heilung. mir geht es daheim ohne diesem zwang wesentlich besser. sprech natürlich nur für mich. meiner meinung nach müsste eine psychiatrie den komfort eines guten hotels bieten um sich darin wohl zu fühlen. viel mehr freiheiten und ein vernünftiges therapieangebot welches man sich frei einteilt. ist natürlich nicht finanzierbar würde aber vielleicht mehr bringen.

gruß, Fipsi
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Post Sun, 15.Feb.04, 1:32      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Liebe Annemarie,

wir diskutierten schon über depressionen. freut mich wenn dich deine aufstehzeiten retteten. hältst dich wahrscheinlich für besonders tüchtig und tapfer. gratuliere

nur zur info: beurteile aus der ferne deine depression nicht als sehr schwer. weißt du wie weit das gehen kann?

- menschen können nicht mehr sprechen
- menschen können nicht mehr aufstehen
- menschen machen sich im bett an
- menschen können sich nicht mehr selbst waschen

nehme einfach an, dass dir die erfahrung fehlt und du deshalb so sprichst. viele menschen auch mit leichteren depressionen glauben eine depression zu verstehen und vergessen, dass es unterschiedliche schweregrade gibt. man kann es sicher nicht nur über die suizidalität bewerten. in sehr schweren fällen fehlt ja die kraft es wirklich zu tun. offensichtlich sieht jeder seinen zustand als besonders schlimm. sogar wenn der betroffene noch arbeiten geht denkt er, dass er der ärmste mensch der welt ist. viele dinge relativieren sich dann wenn man sich auf einer akutstation befindet und sieht wie sich menschen im bett anmachen oder nicht mehr alleine essen können.


gruß, Fipsi
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Post Sun, 15.Feb.04, 14:32      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Lieber Fipsi,

ich würde Sie bitten, Ihre private Ansicht, daß Sie der größere Experte für das Thema "Depression" seien, für sich zu behalten (oder per PM an Annemarie zu untermauern), denn darum geht es in diesem von Ihnen eröffneten Thread nicht - in diesem Sinne auch meine Bitte, sich wieder auf das Thema zu konzentrieren.

In diesem Forum kann grundsätzlich jeder seine Sichtweise einbringen - das war bisher so und wird's auch zukünftig bleiben (wenn Betroffenen eine der Sichtweisen nicht "paßt", kann sie ja ignoriert, verdrängt oder argumentativ entgegnet werden).

Freundlichen Gruß
rlf (admin)

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Fipsi
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Post Sun, 15.Feb.04, 15:08      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Lieber Herr Fellner,

werde mit Annemarie in diesem thread nicht mehr über depressionen diskutieren. wollte nur einbringen, dass die sichtweise immer mit der eigenen erfahrung zusammenhängt.

zurück zum thema: meiner meinung nach ist es kein gesetz, dass durch ergoherapie, tagesstruktur und frühes aufstehen eine besserung für JEDEN erzielt werden kann auch wenn vielleicht die statistik dafür spricht.

man sollte einfach berücksichtigen, dass es individuelle bedürfnisse gibt. eine bevormundung bzw. entzug der selbstbestimmung fördert nicht unbedingt das selbstwertgefühl.

weiters fehlt mir in der psychiatrie ein krafttrainingsraum und internetzugang.

gruß, Fipsi
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Post Sun, 15.Feb.04, 15:20      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Hallo Fipsi!

Du schreibst, es ging Dir zu Hause ohne diesen Zwang wesentlich besser.

Ich denke mal, dass es Dir zu Hause nicht so gut ging, sonst wärst Du wohl kaum bereit gewesen, Dich in eine stationäre Behandlung zu begeben.

Was waren eigentlich Deine Beweggründe, Dich ins Krankenhaus zu begeben?? Welche Hoffnungen hast Du an diesen Aufenthalt geknüpft? Wie lange bist Du schon dort und für wie lange ist der Aufenthalt geplant...? Es dauert so seine Zeit, bis man sich an einen Tagesablauf gewöhnt, der so unterschiedlich ist, von dem den Du zu Hause gewöhnt bist... und der auch von anderen geregelt wird...Mein Tip: Gib der Eingewöhnung dennoch eine Chance..der Aufenthalt wird ja nicht ewig dauern! Nur wenn Du Dich darauf einlässt, hast Du auch die Möglichkeit, für später auch etwas für Dich nach Hause mitzunehmen...

Da Du ja einsiehst, dass ein auf Dich individuell zugeschnittener Terminplan nicht leistbar und organisierbar ist, versuche es doch mal, dieses Therapieangebot zu nutzen, so schwer es Dir auch fällt. Wenn Du auf eine Reisetour gehst, gibt es auch organisatorische Strukturen..niemand würde das für einen gewissen Zeitraum als Demütigung empfinden. Sogar in einem normalen Hotel sind die Frühstückszeiten geregelt...vergiss das nicht...(obwohl der Vergleich natürlich hinkt....aber in jedem Krankenhaus gibt es meistens sehr frühe Frühstückszeiten.....und nicht nur in der Psychiatrie).

Ab einer gewissen Zeit fällt das Aufstehen um 7:00 wohl nicht mehr so schwer...und auch der Körper stellt sich auf einen anderen Rhythmus ein. Dann ist alles weniger triste..Hab ein wenig Geduld auch mit Dir selbst! Wenn Du es nicht versuchst, wirst Du es auch nie herausfinden können, ob sich doch eine Besserung ergeben könnte...

Da ich selbst "Freigeist" und eher individualistisch eingestellt bin, kann ich Dir natürlich nachfühlen, dass Dich die enge Zeitstruktur ..und das immer wieder in der Gruppe sein...ziemlich nervt. Wie gesagt, für eine intensivere Reisetour würde ich das mal trotzdem in Kauf nehmen, weil es eben nicht anders machbar ist..weil es sich lohnt, was einem angeboten wird, zu sehen!!

Warum nicht auch, wenn es um Deine psychische Gesundheit geht..?


Wünsche Dir, dass Du durchhältst!


Lämmchen
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Post Sun, 15.Feb.04, 15:58      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Hallo Lämmchen,

muss das missverständnis aufklären. meine stationären aufenthalte liegen mehr als ein jahr zurück.

mein beweggrund damals war meine suizidalität. konnte das nicht mehr meiner freundin zumuten.

mein zweiter psychiatrieaufenthalt ergab sich hauptsächlich aufgrund der trennung von meiner damaligen freundin. wohnte bei ihr und wußte auch nicht wohin ich gehen sollte. meine eigene wohnung war nicht bezugsfertig. meine eltern boten mir auch keine pflege an.

anschließend war ich in einem rehab-zentrum. das ambiente war wesentlich angenehmer. lag in einem zweibett-zimmer. die zimmerkollegen waren ziemlich seltsam und wirkten beide grenzbegabt. nicht unbedingt förderlich.

ein problem von stationären aufenthalten ist sicher auch der ständige wechsel von patienten. im prinzip tut es immer weh wenn nette menschen wieder gehen.

nach dem rehab-zentrum wohnte ich bei meinen eltern. auch sie bestimmten zum teil was ich tun sollte. war aber besser als stationär.

jetzt wohne ich alleine und es geht mir wirklich gut. für mich ist die selbstbestimmung das absolut wichtigste. stell mir nur den wecker wenn ich einen für mich wichtigen termin hab (ausbildung und praktikum).

weiß heute absolut was mir gut tut. die psychiatrie und fremdbestimmung sicher nicht. meiner meinung nach kann man sich doch nicht wirklich wohlfühlen wenn man tut was man nicht will nur weil es andere vorgeben.

gruß, Fipsi
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Annemarie
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Post Mon, 16.Feb.04, 9:46      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Lieber Fipsi,

Fipsi wrote:
- menschen können nicht mehr sprechen
- menschen können nicht mehr aufstehen
- menschen machen sich im bett an
- menschen können sich nicht mehr selbst waschen


in diesem Fall würden/werden sich Deine Eingangsfragen sehr wahrscheinlich erübrigen.

Ich denke da schon an Menschen, welche zu einen gewissen Grad (wieder) aktiv sein können. Und hier wiederum finde ich es schon sehr wichtig, diese Aktivitäten in eine gesunde Richtung zu fördern.

Weiters ... das "gesunde" Menschen diese Förderung von außen nicht benötigen, ist doch ohnehin klar. Die Möglichkeit, wieder über mich selbst bestimmen zu können, ist, soweit ich weiß, eines der wichtigsten Ziele einer Therapie.

Deshalb gehe ich davon aus, daß es hier um Menschen geht, welchen diese Fähigkeiten verloren gegangen sind. Und hier wiederum finde ich es schon sehr wichtig, daß bestimmte Tagesabläufe und geistige/seelische Förderungen verschiedenster Art nicht nur besser sind, als "nur" für das körperliche Wohl zu sorgen, sondern meiner Meinung nach absolut notwendig.

Liebe Grüße,
Annemarie

[PS.: Ich möchte gerne berichtigen, daß mich (so wie ich in einem anderen Thread gelesen habe) Dein obiger Beitrag an mich nicht gekränkt hat. Es liegt mir einfach nur fern, mich in diesem Bezug in einen Wettbewerb zu begeben und ... das meine ich ganz ernst ... bin froh, daß ich dort auch nicht als Gewinnerin aussteigen würde. Ich bitte Dich, das ganz einfach zur Kenntnis zu nehmen und nicht mehr darauf einzugehen. Mein Erklärungsbedarf endet nun genau hier.]

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Post Mon, 16.Feb.04, 10:53      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Liebe Annemarie,

was stellst du dir unter einer förderungen von gesunden aktivitäten vor?

welchen paraxisbezug hat eine ergotherapie? geht man davon aus, dass man während des aufenthalts gefallen daran findet und nach der entlassung daheim zu werken und zu basteln beginnt?

durch welche maßnahmen wird in der pschiatrie die selbstbestimmung gefördert? fixe aufstehzeiten und vorgegebenes programm dienen meiner meinung nach nicht dazu.

wie wird man geistig/seelisch gefördert? mir fallen da einige maßnahmen ein, die ich aber nicht aus psychiatrien kenne.

gruß, Fipsi

PS: hat du psychiatrieerfahrung?
Annemarie
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Post Mon, 16.Feb.04, 12:39      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Fipsi wrote:
was stellst du dir unter einer förderungen von gesunden aktivitäten vor?


Darunter stelle ich mir die Einhaltung einer gewissen Tagesstruktur vor, welche, wie ja auch Du schon geschrieben hast, für die meisten gesunden Menschen eine Selbstverständlichkeit darstellen, für viele psychisch leidende Menschen aber oft am Rande der Unmöglichkeit liegt.

Für mich stellt dies die Basis zur Zurückführung in die soziale Wiedereingliederung dar.

Fipsi wrote:
welchen paraxisbezug hat eine ergotherapie? geht man davon aus, dass man während des aufenthalts gefallen daran findet und nach der entlassung daheim zu werken und zu basteln beginnt?


Das glaube ich nicht ... ich glaube eher, wie ich oben schon geschrieben habe, daß es zur Selbstfindung dient.
Wenn ich mir vorstelle, daß ich mit meinen Händen etwas produziere, Gefallen an dem finde, was ich geschafft (geschaffen) habe, es sogar verwenden kann, weil´s etwas ist, was mir gelungen ist ... das spricht doch für sich, oder?

Lieber Fipsi, es sind sehr oft die kleinen Dinge im Leben, welche es bereichern. Für mich sind sie als Fundament einfach notwendig, um darauf was Großes bauen zu können.
Wie groß das sein kann, hängt nun aber wieder direkt damit zusammen, wie viel mein Fundament aushält.
Fazit: Wenn mein Fundament zu schwach ausgelegt ist, der Aufbau darauf zu groß gerät, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann in sich zusammenbrechen.

Dies war ein Versuch, Deine intellektuelle Ebene mit meiner einfachen Denkweise zu vereinigen Wink

Die Selbstbestimmung muß meiner Meinung nach erst wieder erlernt werden. Als Beispiel würde mir einfallen, den Patienten zu motivieren, für sich selbst wenn nötig um Hilfe zu bitten und diese auch anzunehmen.
Als zur Selbstbestimmung gehörend sehe ich dies deswegen, weil ich selbst auch darüber bestimmen kann, weiter zu leiden oder Hilfe anzunehmen.

Zur geistigen Förderung gehört für mich der ganze alltägliche Ablauf & div. Therapieangebote (es gibt ja nicht nur Ergotherapie).
Seelische Förderung dürfte hauptsächlich durch Geprächstherapien, etc. erreicht werden.
Obwohl ich glaube, daß man das gar nicht so abgrenzen kann. Es wird wohl alles Hand in Hand gehen.

Zum PS.: Nein. Meine Meinung resultiert einerseits aus dem, was ich über psychiatrische Erfahrungen lesen konnte und nicht zuletzt aus einer gewissen Vorstellungskraft, was wäre wenn ich unter diesen Problemen leiden würde bzw. was würde mir da und auch warum am besten helfen.
Aber was vielleicht noch wichtiger ist, ist meine eigene Erfahrung zum Thema, was mir geholfen hat. Ob das nun in einer Psychiatrie so geschieht oder einfach zu Hause unter Anweisung eines/r Therapeuten/in ist ja in manchen Dingen nicht wichtig, zu unterscheiden.

Liebe Grüße,
Annemarie

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Fipsi
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Post Mon, 16.Feb.04, 13:43      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Liebe Annemarie,

bin sicher nicht der gegner einer tagesstruktur. sehe es aber nicht als allheilmittel wie es oft propagiert und mit druck gefordert wird. die mehrheit der menschen hat durch den job eine tagesstruktur und leidet trotzdem. was nützt mir die tagesstruktur wenn mir jede tätigkeit zuwider ist? das führt doch nur zu noch größerem leid.

hatte früher mehr tagesstruktur und mir ging es schlechter als heute. ein weiteres problem der "angestrebten" tagesstruktur ist der dadurch ausgelöste druck auf den patienten. ihm wird immer eingeredet, dass es das wichtigste ist. wenn er es aber nicht schafft fühlt er sich besonders wertlos.

zur selbstfindung: glaubst du das wirklich? was finde ich an mir wenn ich täglich etwas aus ton herstelle? möglicherweise, dass ich ungeschickt bin. ist das wirklich brauchbar für mich? machte damit erfahrungen. eine mitpatientin war ziemlich lustlos und zerstörte immer am ende der einheit ihr handwerk. wirklich befriedigende ergebnisse erzielen die wenigsten. ist es aufregend zig vasen oder aschenbecher aus ton herzustellen und dann zu besitzen?

es ist wirklich sehr heilend wenn einem etwas gelingt. mir ist in meinem job sehr viel gelungen. hab zb. einige leute zu experten ausgebildet, die dann alle karriere machten. was ist da zum vergleich ein geflochtener mistkübel? soll mich das befriedigen oder kann es mich doch eher demütigen? ein ex-kollege sah es ähnlich. er meinte, dass ich kein typ für sandkastenspielen wäre. damit hatte er recht.

zur selbstbestimmung: ist es wirklich selbstbestimmung wenn ich nach hilfe bitte? bekommt man sie auch? ich bekam sie zumindest nicht. hab immer wieder ärzte und auch das pflegepersonal kontaktiert. der oberarzt hatte eigentlich nie zeit. die schwestern zeigten sich weniger interessiert, wollten mir nicht zuhören und wendeten sich schnell wieder ab.

zur geistigen förderung: welche therapieangebote sprichst du an? persönlich kenn ich nur morgensport (nicht geistig), ergotherapie (wenig geistig), entspannung (nicht geistig), arztgespräch (wenig geistig, 20min täglich). im akh gab es keinen einzigen psychotherapeuten für mich. musste meinen eigenen ins spital bitten und auch bezahlen.

zu deinen erfahrungen: weiß nicht welche berichte du gelesen hast. waren alle positiv? meine erfahrungen sind es nicht und decken sich auch mit anderen psychiatrieerfahrenen für die der aufenthalt nicht unbedingt positiv war.

mein zustand verbesserte sich während eines aufenthalts nie. woran liegt das deiner meinung nach? hab ich vielleicht etwas falsch gemacht?

kenn einen fall eines patienten, der praktisch als gesund entlassen wurde. die gründe seiner heilung lagen aber weniger in der therapie begründet. zwei andere patienten brachten sich nach ihrem psychiatrieaufenthalt um. ein weiterer hatte wieder einen selbstmordversuch. oft ist es auch nur die zeit, die zur genesung beiträgt. kausale zusammenhänge mit der therapie lassen sich kaum ableiten.

abschließend meine meinung zur psychiatrie: oft mehr aufbewahrungs- als heilstätte. sehen auch viele andere erfahrenen so.

gruß, Fipsi
Naomi
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Post Mon, 16.Feb.04, 21:08      Re: Therapiemaßnahmen in psychiatr. Kliniken Reply with quoteBack to top

Hallo Fipsi,

möchte mich nur kurz einmischen:

Fipsi wrote:
die mehrheit der menschen hat durch den job eine tagesstruktur und leidet trotzdem. was nützt mir die tagesstruktur wenn mir jede tätigkeit zuwider ist? das führt doch nur zu noch größerem leid.


Wahrscheinlich haben sehr viele den falschen Job, nämlich einen, der ihren Fähigkeiten und Neigungen nicht wirklich entspricht. Oder es kann auch das Arbeitsklima nicht stimmen.

Fipsi wrote:
es ist wirklich sehr heilend wenn einem etwas gelingt. mir ist in meinem job sehr viel gelungen. hab zb. einige leute zu experten ausgebildet, die dann alle karriere machten. was ist da zum vergleich ein geflochtener mistkübel?


Vielleicht solltest du deine Wertigkeiten einmal überdenken? Ich glaube, dass du selbst an dich sehr hohe Ansprüche stellst.

Fipsi wrote:
zur selbstbestimmung: ist es wirklich selbstbestimmung wenn ich nach hilfe bitte? bekommt man sie auch?


Ich habe während meines AKH-Aufenthaltes schon Hilfe bekommen. Die Erfahrungen diesbezüglich sind glaube ich, sehr unterschiedlich. Vielleicht spielt auch eine gewisse Bereitschaft, Hilfe annehmen zu können, eine Rolle.

Fipsi wrote:
zur geistigen förderung: welche therapieangebote sprichst du an? persönlich kenn ich nur morgensport (nicht geistig), ergotherapie (wenig geistig), entspannung (nicht geistig), arztgespräch (wenig geistig, 20min täglich). im akh gab es keinen einzigen psychotherapeuten für mich. musste meinen eigenen ins spital bitten und auch bezahlen.


Welche Therapieangebote schlägst du eigentlich vor?

[quote ="Fipsi"]zu deinen erfahrungen: weiß nicht welche berichte du gelesen hast. waren alle positiv? meine erfahrungen sind es nicht und decken sich auch mit anderen psychiatrieerfahrenen für die der aufenthalt nicht unbedingt positiv war.

abschließend meine meinung zur psychiatrie: oft mehr aufbewahrungs- als heilstätte. sehen auch viele andere erfahrenen so.[/quote]

Und viele sehen das aber auch anders, Fipsi, aus welchem Grund auch immer.
Da hat sich in den letzten Jahrzehnten schon vieles geändert, die Aufbewahrungsstätte stimmt meines Erachtens nach Gott sei Dank so nicht mehr.

(Wenn ich dir nur sage, dass in den letzten Jahren die meisten geistig behinderten Menschen aus den psychiatrischen Krankenhäusern in betreute Wohngemeinschaften ausgegliedert wurden).

LG Naomi

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