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Traumschiff
sporadischer Gast
5
W, 29
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Thu, 12.Feb.04, 21:54 Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Wir sind seit über zwei Jahren zusammen. Er ist 33, ich 29. Er hat sich, trotz permanenter, gut bezahlter Jobs keine Kohle angespart. Wichtig für ihn sind der Sport (Klettern, Touren gehen, Radfahren usw.), seine Freunde, fortgehen, ein großes Auto. Ich weigere mich schon seit über einem Jahr, mich mit seinen Freunden zu treffen. Bin mit den wenigsten auf einer Linie. Ich hasse es jedoch, wenn er um sieben Uhr in der Früh stockbesoffen nach Hause kommen. Ich muss jedes WE arbeiten, er nicht, kann sich sportlich austoben wie er will. Ich kann mich nie wirklich mit ihm unterhalten, da er nach dem zweiten Satz bereits eine Antwort parat hat und das Thema abgehakt hat. Ich hatte bereits eine Abtreibung, die Gründe gehören extra besprochen, aber ich kann mir mit ihm kein Kind und keine Zukunft vorstellen, da von seiner Seite nichts kommt. Seine Zukunftsaussichten mit mir: diverse Berge besteigen. Wenn wir seine Freunde treffen, läßt er mich links liegen, ignoriert mich ständig, säuft sich an und dann wundert er sich, dass ich auszucke. Ich möchte ihn aus tiefstem Herzen verletzen. Ich möchte ihm alles nachwerfen, Dinge, die er liebt, zerstören. Er reizt mich und hört auch nicht auf, wenn ich bereits auf über 180 bin. Bin bereits in einer Therapie, aber wegen vielen anderen Dingen. Ich kann nicht alleine sein, brauche einen Partner, kann mich nicht wirklich von ihm lösen, da wir auch sehr schöne Momente zusammen haben. Mein Kopf platzt fasst... Ich brauche einen Partner, der Verständnis zeigt, sich wenigstens ein paar Mal nicht so ernst nimmt. Bin verzweifelt. Ich habe Angst, dass ich ihn tatsächlich einmal (körperlich) sehr verletzten könnte. Die Wut, die ich in mir trage ist in dem Moment unbeschreiblich. Es war bei meinem Ex-Partner nicht so. Warum jetzt? Hilft es, wenn ich ausziehe? Wir sind im November zusammengezogen. Ich überlege schon, ob ich mir ein Verhältnis "anlache". Der Sex ist 08/15 und das ca. alle drei Wochen ein Mal. Tschuldigt, das mußte ich mir einmal von der Seele schreiben ...
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Harmattan
Forums-InsiderIn
312
NÖ W, 33
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Fri, 13.Feb.04, 7:45 Re: Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Hallo Traumschiff!
Was bedeutet "Ich kann nicht alleine sein" bei dir?
Was passiert, wenn du es doch bist?
LG
Harmattan
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Ano
sporadischer Gast
18
M, 20
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Sat, 14.Feb.04, 12:09 Re: Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Vieleiehct solltest du zusammen mit ihm eine Therapie machen, wobei so wie du ihn beschreibst dürfte es schwer sein mit ihm dahin zu gehen.
Ich weis leider nicht was ich mehr sagen soll bin selbst erst 20 jahre jung & soviel vom leben hab ich selbst nochnicht mitbekommen.
Aber wenn du nicht mit ihm kannst solltest du drüber nachdenken ob eine trennung nicht bessere wäre.
mfg
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janus
sporadischer Gast
11
austria M, 40
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Sat, 14.Feb.04, 19:02 Re: Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Hallo Traumschiff,
Die Heftigkeit der von Dir geschilderten Emotionen deutet darauf hin,
dass Du Deinen Lebensgefährten trotz allen Zuwiderlaufens in Eurer
Beziehung nach wie vor in gewisser Weise liebst, wobei sich offenbar soetwas wie eine Hassliebe etabliert hat.
Hast Du Dir schon einmal bewusst zu machen versucht, was an ihm es
eigentlich ist, das Du liebst ?
Kann es sein, dass es Deine idealisierende Vorstellung von ihm ist, an die Du Dich nach wie vor kettest ?
Allem Anschein nach brauchst Du EINES ganz besonders in Deinem Leben: Halt
Rückhalt an der Seite eines Partners zu erhoffen, dessen Interessen
ihn eher von Dir entfernen als näher zu bringen, ist langfristig gesehen vergebene Liebesmüh'. Weil nämlich diese Interessen für ihn zusehends zum Refugium werden, um Distanz zu schaffen.
Er kriegt ja durchaus mit, was er mit seinem Verhalten in Dir bewirkt,
er ist schliesslich kein Idiot. Dementsprechend belastend ist Eure Beziehung auch für ihn. Und umso mehr flüchtet er sich in seine diversen
Interessen, zu seinen Freunden, in die Berge und teils in den Alkohol.
Das ist ein Teufelskreis, aus dem es so leicht kein Entrinnen gibt.
Je mehr Problem, desto Berg !
Hier wirst Du mit einem abenteuerlichen Betthupferl kaum Abhilfe schaffen können. Damit erniedrigst Du Dich bloss selbst.
Euer Sex wird 08/15 bleiben und das sicher nicht wesentlich häufiger als derzeit.
Zumal Du soundso in labiler psychischer Verfassung bist, wird Dir diese
Beziehung letztlich die nötige Kraft zur Regeneration rauben.
Zumindest von dem her zu urteilen, was Du hier geschrieben hast,
kann ich Dir nur den Rat geben, möglichst bald klare Verhältnisse zu schaffen, sodass Du wieder Luft zum Durchatmen hast und Dein Blick
sich nach vorne richtet.
Liebe Grüsse und alles Gute,
Janus
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Traumschiff
sporadischer Gast
5
W, 29
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Sun, 15.Feb.04, 10:56 Re: Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Entschuldigt bitte die späte Antwort. Nicht alleine sein zu können bedeutet für mich, dass ich nicht in eine Wohnung nach Hause kommen will, wo niemand auf mich wartet. Ich war immer mit irgendjemandem zusammen. Zuerst mit der Familie, mit 19 bin ich ausgezogen zu meinem damaligen Freund, mit 25 habe ich mir eine eigene Wohnung genommen, war aber immer noch mit ihm so halb und halb zusammen, nur damit ich nicht alleine war und der Übergang zu meinem jetzigen Freund ging nahtlos. Kein Alleinsein dazwischen.
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Traumschiff
sporadischer Gast
5
W, 29
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Sun, 15.Feb.04, 11:04 Re: Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Es stimmt wirklich, dass ich absoluten Halt in meinem Leben brauche und die ständigen Querelen nehmen mir sehr viel Kraft. Über Trennung denke ich immer nach einem Streit nach. Ich bin dann so wütend, dass ich mir auf der Stelle eine Wohnung suchen möchte und sofort ausziehen. Wenn ich mich wieder beruhigt habe, kommt meine alte Angst zum Vorschein, dass ich dann alleine wäre usw. Es ist ein Teufelskreis. Das Berggehen, meint er, macht er deshalb, um seine Spannungen vom Job her abzubauen.
Was kann ich tatsächlich machen, dass ich ihm nicht tatsächlich einmal ins Gesicht schlage? Wenn ich wütend bin, kann ich nicht mehr klar denken! Da hilft kein zehn Mal durchatmen. Er hört nie auf zu reden und bringt mich dadurch noch mehr auf die Palme. Geradezu, als ob er möchte, dass ich so wütend werde. Ich weiss es nicht...
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Harmattan
Forums-InsiderIn
312
NÖ W, 33
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Sun, 15.Feb.04, 13:14 Re: Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Hallo Traumschiff!
Mein Eindruck ist, daß die Angst vor dem Alleinsein das EINZIGE ist, was dich bei ihm hält. Das mit den "schönen Momenten", die ihr manchmal habt, wie du schreibst, klingt für mich eher nach "dich-selbst-beruhigen". So ähnlich, wie von ihren Eltern geschlagene Kinder zwischendurch immer wieder denken:"Sie sind ja doch auch lieb", um sich die traurige Realität erträglicher zu reden. Der Unterschied ist: Kinder haben meistens wirklich kaum eine Wahl. Du aber schon.
Mal ein paar Gedankenspielchen:
Wenn die Alleinseins-Angst nicht wäre, z.B. weil du die Möglichkeit hättest, mit jemand anderem zusammenzuziehen - würdest du gehen?
Wo wäre die Grenze, wo du sagst, das ist SO schlimm, daß du trotz deiner Angst gehen würdest:
Wenn er fremdginge?
Wenn er dich bestehlen würde?
Wenn er dich schlagen würde?
Wenn er dein Leben bedrohen würde?
Wie schlimm müßte es werden, um mehr Gewicht zu bekommen als deine Angst? - diese Frage ist in erster Linie für dich selbst, um mal die Größe deiner Angst abzuschätzen.
Ist dir klar, daß "ich habe Angst" und "ich kann nicht" zwei verschiedene Dinge sind?
Mit "ich habe Angst" bleibt dir noch die Möglichkeit, dich der Angst zu stellen und etwas trotzdem zu tun, mitsamt der Angst.
Mit "ich kann nicht" nimmst du dir diese Möglichkeit und machst dich selbst zum handlungsunfähigen Opfer. Und das lebenslänglich, wenn du nichts daran änderst. Nie die Möglichkeit, dich wirklich frei für oder gegen eine Beziehung zu entscheiden. Immer lieber eine schlechte Beziehung wählen.
Hast du diese Angst in deiner Therapie schon thematisiert? Sie scheint mir doch ein sehr stark lebenseinschränkender Faktor zu sein.
Die Wut sehe ich eher als sekundäres Phänomen, entstanden aus deinem Gefühl, ihm ohnmächtig ausgeliefert zu sein.
Kommt dir so eine Situation bekannt vor? Bei welchen Gelegenheiten wurdest du als Kind wütend?
Bei welchen Gelegenheiten hattest du als Kind diese Alleinseins-Angst?
LG
H.
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Traumschiff
sporadischer Gast
5
W, 29
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Mon, 16.Feb.04, 11:45 Re: Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Hallo Harmattan,
ich habe mir jetzt alles durchgedacht, was du geschrieben hast. Was ich dazu sagen kann ist, dass mich mein Freund nicht schlägt, nicht betrügt (er hat selber zwei Ex-Freundinnen an sehr gute Freunde "verloren"), mein Leben bedroht er absolut nicht und bestehlen kommt für ihn gar nicht in Frage. Ich weiss, aber wohin du mich führen möchtest. Ich habe meine Angst schon thematisiert und wir forschen in meiner Kindheit herum. Ansätze von Lösungen sind vorhanden, doch noch keine Umsetzung. Was mich bei meinem Freund oft so fertig macht ist seine gezeigte Gefühlskälte. Er ist Einzelkind und sehr, sehr egoistisch. Oft bräuchte ich jemanden nur zum Zuhören, aber er schafft es nicht. Nach dem ersten Satz hat er schon eine Lösung parat und das Thema abgehakt und das macht mich wütend. Ich muss eine fremde Person bezahlen, da ich niemanden habe, der mir richtig zuhört und das macht mich ebenfalls wütend. Dass ich Hilfe brauche, da ich selber mit meinem sogenannten Latein am Ende bin, steht fest. Und es gibt Dinge, wie bei meinem ersten Posting schon angesprochen, die ich mit niemandem teilen kann. Ich bräuchte Informationen von Personen, die es versucht und geschafft haben, mit ihrer Wut umzugehen und nicht auf eine Person einzuschlagen, die man gern hat. Ich war jahrelang die Vernünfte, habe meine Geschwister zum größten Teil aufgezogen und ich habe es satt, immer Vernünftig zu sein und zurückstecken zu müssen. Ich möchte in dem Moment meine Wut voll und ganz rauslassen, und das wird immer dramatischer.
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Harmattan
Forums-InsiderIn
312
NÖ W, 33
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Mon, 16.Feb.04, 13:45 Re: Aggression gegen den Lebensgefährten |
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Hallo Traumschiff!
Damit kann ich leider nicht wirklich dienen.
Bei mir war´s eben so, daß ich innerlich sowieso schon in Richtung Absprung war, mehr die Hoffnung als die reale Beziehung mich noch bei der Stange hielt, und dann eine Szene war, wo ich das Gefühl hatte: "entweder ich beherrsche mich jetzt oder ich bring ihn um." Das hat mir einen ziemlichen Schock versetzt, und die Trennung sehr beschleunigt.
Gekommen wär sie über kurz oder lang sowieso.
Bei mir war es das häufige Nicht-Respektieren meiner (auch körperlichen) Grenzen, das in mir Bedrängungs-, Überwältigungs- und Ohnmachtsgefühle und schließlich Wut ausgelöst hat.
Diese Gefühle sind mir dann als Wiederauflage von Gefühlen, die ich als Kind oft hatte, sehr deutlich geworden, und ich konnte damit dann gut arbeiten.
Es gibt ja da so die diversen Tips, Wut anders abzureagieren, mit Tennisschläger, Hüpfen und Toben etc.
Für mich waren´s die aber alle nicht so wirklich. Was mich weitergebracht hat war: ins Bett legen, Augen zumachen und die Wut in der Vorstellung austoben, da kann man ohne Zensur und ohne Schaden anzurichten die ärgsten Dinge ausleben, stechen, morden, treten, verbrennen, vergewaltigen, egal...
Da bin ich auch oft auf Hintergründe für die Wut gestoßen, auf die Gefühle unter der Wutschicht.
Vielleicht wär das ja für dich auch einen Versuch wert?
H.
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