Freundin ist manisch depressiv. Wie damit umgehen?

neu an Bord! 2 M, 26

Hallo,

Seit zwei Monaten bin ich über beide Ohren verliebt. Wir kennen uns schon seit einem Jahr und kennen uns sehr gut.
Alles lief prima, wir waren auf Wolke 7. Doch dann kam die böse Überraschung.

Sie zog sich von heute auf morgen vor mir zurück. Ich merkte, dass da was nicht stimmte und informierte ihre Freundin und ihre Eltern und wir gingen in Ihre Wohnung und kamen noch rechtzeitig. Sie wollte Selbstmord begehen.

Klar war das ein übler Schock. Mittlerweile kenne ich auch die Gründe davor. Als Kind (ca 7 Jahre alt) ist sie über eine längere Zeit sexuell Missbraucht worden.

Daraus resultierend leidet sie an einer manischen Depression was eben zu diesem Selbstmord-versuch führte. Sie hat nun höllische Angst, dass ich sie verlassen könnte, weil sie mich damit so sehr belasten würde. Aber das habe ich nicht vor. Im Gegenteil... ich liebe sie und will für sie da sein. Und das lasse ich sie auch spüren.

Wie mit der Sache umzugehen ist, weiss ich ja. Ich darf sie keineswegs unter druck setzen, dass sie endlich in eine psychologische Behandlung geht, oder dass sie zu mir kommt, wenn es ihr schlecht geht. Das funktioniert sehr gut und sie macht langsame fortschritte.

Das Problem ist nur: mein emotionaler Zustand ist dadurch momentan auch sehr geschwächt. Ich bin verliebt und würde gerne viel Zeit mit ihr verbringen. Was aber nicht geht, da sie sich immer wieder tagelang zurück zieht. Wir haben immer eine Verabredung, die sie immer wieder absagt und auf morgen verschiebt (mit bei den Haaren herbeigezogenen Ausreden) und das geht dann meistens eine ganze Woche so.
Wie gesagt, ich verstehe, dass sie so reagiert. Aber irgendwie tut es ja doch weh, wenn man immer wieder so vor den Kopf gestossen wird.

Ebenso sieht es mit der Psychologischen Behandlung aus. Sie ist zwar entschlossen, zum Psychologen zu gehen, schiebt es aber doch immer vor sich her und erfindet Ausreden dafür.
Naja.. jetzt hat sie sich von der Arbeit beurlauben lassen um das in den Griff zu bekommen und um sich selbst die Möglichkeit zu nehmen sich selbst zu belügen und Ausreden zu erfinden.

Das ganze ist ein ganz schöner Drahtseilakt. Auf der einen Seite darf ich sie eben nicht unter Druck setzen (also nehme ich das so hin). Auf der anderen Seite aber, braucht sie jemanden, der sie bei der Hand nimmt und in die richtige Richtung führt (also mal ein sanfter Tritt in den Allerwertesten (symbolisch gesehen)).
Oftmals weiss ich dann nicht, ob ich sie sich zurückziehen lassen soll, oder ob der Punkt gekommen ist, sie nicht doch in die richtige Richtung zu schubsen.

Wie ist mit so einer Situation umzugehen? Wie sollte ich mich verhalten um selbst stark zu bleiben? Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Bin über jede Antwort dankbar. grinsend

Gruss
Hjolldar

Helferlein 55 Wien W

Ich habe den Eindruck, Deine Freundin hat Glück! Du reagierst sehr verständnisvoll und einsichtig! Wenn Du helfen willst, dann beharrlich dran bleiben.

Als ich mich selbst in einer Rückzugsphase befunden habe, hat mir beharrliches einfühlsames Anrufen sehr geholfen. Mein damaliger Freund hat sich nicht abschütteln lassen. Das hatte durchaus Erfolg! Wenn auch nicht immer!

Konkretes Beispiel:

Spazieren gehen /etwas unternehmen. Mein Freund hat mich aufgeweckt und mir gesagt, wie schön es wäre, in die Natur zu gehen. Ich konnte nicht sofort! Nach mehrmaligem Anruf mit Fristensetzung (ich ruf in einer Stunde wieder an, vielleicht geht es dann besser) war ich dann so weit und war dann froh, dass ich mich letztendlich überwunden hatte. Das braucht allerdings enorm viel Geduld...

Den Gang zum Psychotherapeuten: Gemeinsam Termine checken, vielleicht kannst Du Dich da auch schon ein wenig schon erkundigen, und beim ersten Termin mit ihr hingehen damit die Hemmschwelle mal überwunden.

Alleine das mit ihr durchstehen ohne professionelle Hilfe wird wohl kaum funktionieren können! Das weisst Du!

Ich wünsche Euch beiden alles alles Liebe!

neu an Bord! 2 M, 26

Danke für die schnelle Antwort, Lämmchen. grinsend

Das was du über dich schreibst (Rückzugsphase, Beharrlichkeit) beschreibt sehr gut die aktuelle Situation. Das zeigt ja dann, dass in dieser Situation es nichts ungewöhnliches ist, wenn sie die Verabredung immer wieder um einen Tag nach hinten verschiebt.

In den Phasen wo wir uns dann sehen, zeigt sie mir ja auch, wie sehr sie mich liebt, und dass es ihr gut tut und hilft. Das gibt dann wieder Mut und Kraft weiterhin am Ball zu bleiben. grinsend

Dass sie psychologische Hilfe braucht hat sie nach dem Abend an dem sie Selbstmord begehen wollte mittlerweile tief verinnerlicht. Diese Erkenntnis ist schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung. Und das nimmt mir auch die Angst, dass sie sich doch wieder etwas antun könnte.

Zwar ist diese Angst immer noch da, aber ich versuche, sie in den Hintergrund zu stellen und ihr die Gelegenheit zu geben, sich zurückzuziehen. Schliesslich kann ich nicht 24 Stunden am Tag auf sie aufpassen. Und wenn sie es tun will, auch wenn ich aufpasse.. eine Gelegenheit an der man alleine ist, findet man immer.

Also sehe ich zumindest die Selbstmord-gefahr momentan sehr entspannt. Denn wenn sie schon abgeschlossen hätte mit ihrem Leben, würde sie nicht darüber planen, wie sie aus der Depression wieder herauskommt.

Gruss
Hjolldar

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