wie knüpft man an an ein früheres leben?

sporadischer Gast 24 Wien W, 25

hallo ihr lieben,

ich bin neu hier und verschwende gleich mal einen thread.

An manchen Tagen frage ich mich wie man an ein früheres leben anknüpft.
Ich bin 25, seit 1,5 jahren single davor war ich sechs jahre in einer beziehung mit allem drum und dran. Heute lebe ich wieder alleine und bin sehr glücklich aber der schmerz der vergangenheit ist immernoch tief in mir und langsam stelle ich fest, daß ich nicht mehr ICH bin.

Tagsüber im Umfeld mit meinen Kollgen, die brave kollegin.
Abends mit meinen Freunden, die liebe kleine die immer gute laune hat usw.
Jedem das was er gerne von mir hätte. Umso mehr ich es versuche anderen und damit auch mir recht zu machen umso dämlicher verhalte ich mich.

So frage ich mich langsam, wie weit geht diese spiel? Ich habe meine letzte beziehung beendet bin damit auch glücklich. Hänge ihn nicht nach. Nur manchmal hab ich verlernt wie es sich anfühlt verliebt zu sein, ich frage mich ob ich mich jemals wieder so öffnen kann.

Stumpft man wirklich so ab, wenn man lange zeit allein durchs leben geht? Ich habe viele liebe Freunde, die mir die welt bedeuten, aber selbst bei ihnen bin ich oft nicht ich. Ich bin nicht depressiv und auch nicht tot unglücklich nur nachdenklich...

Kennt ihr das? Könnt ihr nachvollziehn was ich hier schreibe, oder ist das auch alles schwachsinn?!

Ich hab manchmal angst neue leute kennenzulernen, neue kontakte zu knüpfen. Würden das meine Freunde lesen so würden sie lauthals lachen, denn gerade ich Ms. immer den mund offen, hat eigentlich nichts zu mehr sagen....

Danke fürs zulesen! Wink

Lg
Indis

sporadischer Gast 29 M, 30

hallo indis,

zunächst mal kenne ich niemanden, wirklich niemanden in meinem Bekanntenkreis von dem ich sagen könnte, er hat sich in den letzten 10 Jahren nicht verändert (wäre ja eigentlich auch schlimm!).

Ich hatte auch so mit 25 Jahren eine Art von turn, meine zweijährige Beziehung ging zu Ende, ich zog in eine andere Stadt, dann starb mein bester Freund, und die Fröhlichkeit und Unbekümmertheit der Jugend war dahin.

Habe auch lange versucht, vielleicht ähnlich wie du, an meinem alten Ich, das mir ja eigentlich sehr gut gefiel, wieder anzuknüpfen, aber wenn ich ehrlich bin, ich werde es wohl nicht mehr schaffen... Man wächst einfach in neue Phasen des Lebens hinein, und die haben auch ihre sehr schönen Seiten. Man wird ruhiger, denkt mehr nach, reagiert nicht mehr so impulsiv und emotional wie früher...

Die Angst sich nicht mehr Verlieben zu können habe ich auch ganz stark. Nach einer zerbrochenen Beziehung oder Phasen von längerem Liebeskummer, ist das auch durchaus begreiflich...
Doch wenn es zu einem Dauerzustand wird ist das schon bedenklich... Bei mir ist es jetzt z.B. so, dass ich seit gut 3 Jahren eigentlich nicht mehr wirklich in Verliebtheit verfallen konnte. Momentan merke ich z.B., dass eine Frau an mir interessiert ist, und und finde sie auch objektiv hübsch und sie ist intelligent, aber dennoch verursacht mir die Vorstellung, wenn sie einen Schritt auf mich zuginge wirkliche Panik... keine Frage, dass ich in meiner momentanen depressiven Phase nicht den ersten Schritt machen kann... also nicht die besten Voraussetzungen für eine baldige Partnerschaft, was? Also das mal als abschreckendes Negativbeispiel, wie man es besser nicht machen sollte...

LG,
Giordano

sporadischer Gast 14 field of carnage called earth M, 23

Liebe indis,

ich finde deinen gestarteten thread sehr interessant, wenn auch sehr sehr nachdenklich stimmend.

Arbeit : liebe kollegin

Freunde: lieb, brav...so wie man mich gerne hätte...

eigentlich kann ich dem nur wenig positives abgewinnen ausser der tatsache, dass du immerhin noch realisierst, dass du offenbar mit einer maske durch´s leben ziehst (ziehen musst?). Ich stelle mir das sehr schmerzhaft vor...zu wissen, man spielt nur eine rolle, einen charakter, welchen sich dein umfeld geschaffen hat bzw. sich wünscht.

In puncto arbeit / job kann ich das noch eher nachvollziehen, da wird man ja quasi dazu gezwungen ein lächeln aufzusetzen und freundlich zu sein, aber in deinem freundeskreis??? Gerade unter freunden sollte, nein MÜSSTE es doch möglich sein so zu sein, wie man sich gerade fühlt. Selbst, wenn du früher eine nicht gespielte frohnatur warst...wahre freunde können damit umgehen und würden dich mit sicherheit so gut sie können unterstützen grinsend

Dass deine "veränderung" im direkten zusammenhang mit dem ende deiner damaligen beziehung steht, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Ich denke, es sind viele viele viele kleine details und geschehnisse, die diese leere bzw. diesen schmerz hervorrufen. Dass du angst hast, du könntest dich nie nie wieder so richtig verlieben, kann ich verstehen, da du in deiner momentanen lage wohl angst hast, andere menschen an dein seelenleben bzw. dein herz ranzulassen...viell. aus angst, es könnte sich zu dem vorhandenen schmerz eine weitere enttäuschung hinzufügen. Aber ich glaube doch, dass man sich absolut jederzeit und überall verlieben kann. Ob´s dann die grosse liebe wird, sei dahingestellt, aber verliebtsein...das sollte kein problem sein grinsend

wie ich in einem anderen beitrag schon mal erwähnt habe, weiss man nie was auf einen zukommt, was um ihn herum geschieht und dennoch geht es immer immer weiter.

Blick nach vorne indis und bade nicht im blut vergangender wunden. Dass dies wohl nicht von einem auf den andren tag geschen kann ist klar, aber ich hoffe, dass du es schaffst deine maske (deinen freunden gegenüber) abzulegen und so evt. auch durch deren hilfe einiges deines schmerzes zu verarbeiten. Keep on fighting!

so long

Invi

sporadischer Gast 24 Wien W, 25

erstmal einen schönen guten Morgen und danke für eure antworten!!! Smile

@ Giordano: es tat mal ganz gut zu hören, das andere in dem alter auch so ihre schwierigkeiten hatten. Tatsache ist, daß ich mich fühle als wäre ich wieder in der pubertät und ganz ehrlich ich führe mich auch teilweise schon so auf. Confused

Ich habe das gefühl als wären auf einmal von heute auf morgen soviel neue gefühle in mir gefangen und ich komm nicht nach mit dem Grübeln, weil ständig neues auf mcih ein regnet. Question

Mit meinen "alten" ich scheint mich nur noch wenig zu verbinden und das macht mir irgendwie angst. Du schreibst, daß du lange versucht hast anzuknüpfen und es dir nicht so recht gelungen ist. Ich denke das ist bei mir auch so.
Dennoch fühle ich mich dadurch sehr verunsichert im Umgang mit meinem Umfeld. Es ist so eine Art Kampf zwischen heute und gestern und ich kann nicht einfach sagen " gestern war gestern, leben wir im heute" weil auch meine Vergangenheit und meine Gegenwart zu meiner Zukunft gehören. Alles sehr verwirrend im moment! Smile

Ich frage mich täglich wie ich nur diese "verdammte Hirn" dazu bekomme mal auf Stand by zu gehen und ich einfach aufhören kann über alles nachzudenken... Rolling Eyes

Ich kann gut verstehen, daß du nach 3 Jahren nicht verliebt sein, zweifelst. Die situation in der du gerade steckst, daß du weißt da ist jemand und der gefällt dir auch, aber es macht auch angst, das ist für mich ein ganz natürlicher reflex auf die lange zeit allein in der man sich mit sich selbst gut zu arangieren gelernt hat. Jemand neuer könnte alles auf den Kopf stellen, das macht natürlich auch ein unbehagen.
Eine situation die mcih im moment auch überfordern würde. Aber ich bin sicher, daß du es schaffst ein wenig über deinen Schatten zu springen und vielleicht ein gewisses Mass an Nähe zulassen kannst. Smile

Als abschreckendes Beispiel seh ich dich sicher nicht, dein Beitrag hat mir echt gut getan! DANKE! Smile

und alles liebe!

sporadischer Gast 24 Wien W, 25

@ invisiblefear: danke für deine antwort. Ich denke du triffst es schon, ich trage momentan fast ausschließlich eine Maske wenn ich nicht gerade allein bin. Es fühlt sich nicht gut an nur kann ich im moment auch nicht darüber reden, weil ich einfach selber noch viel zu konfus bin. Confused

Wie ich auch schon Giordano geschrieben haben, hab ich fast das Gefühl ich erlebe eine 2te Pupertät. Zum Fürchten! Umso mehr ich versuche es allen recht zu machen umso weniger gelingt mir das. ICh rede sogar schon solchen käse wie man das mit 16 macht, wenn man nervös und unsicher ist. Dieses ohmächtige gefühl total schutzlos der gesellschaft ausgeliefert zu sein holt mich momentan ständig ein. Ein gEfühl das ich erst seit kurzem kenne.

Ich habe sehr viele enge freunde und das erste mal in meinem leben lasse ich sei an meinen Emotionen nicht teilhaben, weil sie mich selbst so überfordern. Ist doch total krank. Sad

Einen Auslöser für all das gab es nicht mal einen direkten. Ich kann nur einfach nciht aufhören, mir über ALLES den kopf zu zerbrechen, wie eine Fiebergrippe ich werd ich diese Gedankenflut nicht los.
Ich kann mich an keinen Teil meines Lebens errinnern wo ich wirklich angst hatte menschen an mich ran zu lassen, so wie du schreibst.
Heute hab ich wirklich angst davor, daß jemand mir zu nahe sein könnte, daß jemand zu tief in meine Seele blickt und ihm all diese Angst und unsicherheit entgegen kommt, die ich warum auch immer gaaaanz fest versteckte.

Nach außen bin ich positiv und glücklich ausgelassen, nach ihnen fressen mich mein Angste und Gedanken manchmal fast auf. ICh bin nicht dauerdepressiv oder dergleichen. Nur vergeht keine minute in der ich nicht grüble grüble grüble. Umso mehr ich nachdenke umso mehr sehne ich mich nach isolation, umso mehr will ich nur noch allein sein. Shocked

Ich werd mich versuchen durch zu fighten und weiß auch das ich es irgendwann schaffe wieder der Optimist zu sein, der ich immer war und der immernoch in mir drin sitzt. Aber bis dahin scheint mir ein sehr langer weg und einer reich an meinen eigenen Demonen! Confused

danke dir für deine Wort!
Liebe Grüße
indis

sporadischer Gast 29 M, 30

hallo indis,

es hört sich für mich ganz danach an, als bräuchtest du nur ein paar gute Freunde mit denen du über deine Ansichten, deine "Grübeleien" reden kannst. Durch Reden kann man tatsächlich viel loswerden, was sonst unverdaut sich im eigenen Kopf drehen würde...
Eigentlich ist es doch durchaus positiv, dass du Dir Gedanken machst; du solltest das als Herausforderung auffassen und diese Gedanken vielleicht auch in eine Ordnung bringen, dann verschwindet das Chaos von selbst...

Mir scheint auch, dass du auch so den Bezug zu deinem eigenen Wesen verloren hast und dich, vor allem unter deinen Freunden, fremdgesteuert empfindest... Versuche vielleicht nicht gerade in der ganzen Gruppe das zur Sprache zu bringen, aber unter 4 Augen können sich auch über diese zunächst einmal belastenden Themen gute Gespräche ergeben...

Vielleicht überlädst die dich auch nur selbst mit zuvielen Aufgaben und Aktivitäten, so dass Dir die Zeit fehlt, dich mit Dir selbst, mit deiner eigenen weiteren Entwicklung zu befassen... Also, hab' vielleicht auch einfach mal Mut zum alleinigen Spaziergang im Park, um die Dinge, die dich in Verwirrung stürzen zu Ende denken zu können... Wink

LG,
Giordano

sporadischer Gast 24 Wien W, 25

@ Giordano:

wow, ich muss dir jetzt echt ein kompliment aussprechen, ich weiß ja nicht was du beruflich machst, aber wenn du nicht in der "psychobrance" tätig bist solltest du dir das überlegen. Ich bin wirklich überrascht wie schnell du mich "durchschaut" hast! Smile

Ich verbringe momentan bewußt sehr viel zeit alleine, weil ich mit meinen engsten freunden schon zu oft darüber geredet habe.
Das ist ein Problem, daß ich irgendwie mit mir selbst auf die reihe kriegen muss. Die meisten verstehen mich ohnehin nicht.
Die leute halten mich für stark udn lebensfroh. Der Fels in der Brandung wie es meine beste Freundin neulich ausdrückte. Da ist es schwer ihnen zu vermitteln wie verängstig und wie du richtig schreibst fremdgesteuert ich bin. Sie verstehen es nicht.

Ich habe einen hund und bin deshalb viel allein im freien unterwegs, die zeit tut mir auch gut, aber es will mir nicht gelingen mein Gedankenchaos zu ordnen. wo fang ich nur an?

Stimmt schon, ich bin ein mensch der sich gern ein bisschen zuviel verantwortung auflädt und dann ganz blöd schaut, wenn es mir zuviel wird. Rolling Eyes

Darum habe ich in den letzten 4,5 Wochen auch den "rückzug" angetreten. Eine einsame insel wäre immernoch mein wunsch! Wink

der satz ist, als hättest du zielstrebig genau in meine Seele gesehen, gibt mir jetzt auch schwer zu grübeln.
Mir scheint auch, dass du auch so den Bezug zu deinem eigenen Wesen verloren hast und dich, vor allem unter deinen Freunden, fremdgesteuert empfindest...
In einem satz das auszusprechen, was ich nicht in worte fassen kann. Danke! Smile

Darf ich dich fragen, wie es dir geht? Du schreibst ja auch, daß du gerade in einer Depri. Phase bist und von der Frau die dir gefällt usw.

lg
indis

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Liebe Indis,

ich wunder mich ein wenig über Deinen Titel.

Warum eigentlich möchtest Du an Dein früheres Leben anknüpfen, bzw. so sein wie einst?

Ist es nicht normal, dass wir (fast) alle im jungen Erwachsenenleben beginnen, eine eigene Identität aufzubauen?
Dabei wird alles was vorher war, wie man selbst war, was man für selbstverständlich angesehen hat, in frage gestellt. Sei es Normen, Werte, Verhalten, Empfindungen, Denkweisen, Beziehungen, Lebensziele.
Ich denke diese Identitätsfindung fällt unterschiedlich "heftig" aus.

Manche bleiben lange bei der "übernommenen" Identität der Eltern, andere machen die Opposition dazu zur eigenen und doch beginnen die meisten irgendwann, eine eigene zu entwickeln.
Das ist schon sehr verwirrend -denn plötzlich nicht mehr zu wissen, wer bin ich, was will ich und wieso anders als vorher- ist, wenn man zum "Denken" neigt verdammt anstrengend.

Aber vielleicht hilft Dir diese Perspektive -
Du suchst nicht das, was war, sondern das, was sein wird.

Liebe Grüße,

Tanzendes_Irrlicht

sporadischer Gast 24 Wien W, 25

@ Liebes tanzendes_Irrlicht: danke für deinen Beitrag! und ganz besonders für den letzten satz: Du suchst nicht das, was war, sondern das, was sein wird. WEnn ich das zb von euch hier lese ist es so einfach, ich selbst bin nicht im stande mein Gefühlschaos in vernünftige worte zu fassen...

Warum will ich also anknüpfen an mein früheres leben, hm.
Ich will nicht mehr zurück in mein altes Leben, denn das könnte ich auch garnicht zuviel ist seither passiert zusehr hab ich mich weiterentwickelt, aber ich würde gerne anknüpfen an mein altes Ich. einfach weil ich damals genau wußte wer ich bin und was ich will, was ich mir vom leben erwarte. Jetzt bin ich 25 und fühle mich wie 14, mit 12 hab ich mich manchmal schon erwachsener gefühlt als heute.
einige meiner Freunde haben bereits familie, andere leben kunterbunt in den Tag und ich beneide im moment alle, weil ich nirgends hingehöre.
Ich fühle mich wie eine ewig suchende, aber WONACH? vielleicht einfach nur nach mir?! Nur wo findet man sich selbst?
wie bringe ich einen roten Faden durch mein Leben?! tief in meinem Herzen begreife ich langsam, daß es kein zurück mehr gibt, aber wie soll ich weiter nach vorne gehen?! Es ist als ob meine Vergangenheit nur ein Traum wäre. Als hätte ich Gedächtnisverlust gehabt und mir würden nur langsam die Errinnerungen zurück kommen, aber ich kann damit nichts mehr anfangen.

Ich will auch garnicht groß jammern, ich bin nicht depressiv oder total am ende. Nur die ewige grüblerei ohne ersichtlichen erfolg, powert mich aus und macht mich auch irgendwie grantig.

auf die pubertät ist man irgendwie vorbereitet und alle rund herum wissen, gut die spinnt jetzt die ist in der pubertät. Und trotzdem ist die schwer durchzustehen. Aber jetzt, jetzt erlebe ich vom gefühlschaos her genau das gleiche wie in der pubertät, aber alle anderen sind normal nur ich bin so komisch drauf. All das verwirrt mich einfach total und bestimmt auch leider immer mehr meinen alltag! Manchmal mach ich mir ernsthaft sorgen ob mir mein schädel nicht bald platzt! Rolling Eyes

danke fürs zulesen!
lg
indis

sporadischer Gast 29 M, 30

liebe indis,

danke für dein Kompliment! tut gut und nehme es gerne entgegen...
Durchschaut habe ich Dich aber natürlich gar nicht, im Gegenteil, ich kann deinen Charakter eigentlich nicht wirklich einordnen. Wahrscheinlich weil du nur etwas über die Form deiner Problematik schreibst und nicht so sehr über die Inhalte... D.h. mit was befasst du dich eigentlich wenn du grübelst? was trennt Dich genau von deinen Freunden? dachte zunächst du wärest ernster, aber die Analogie zur Pubertät, die du beschreibst verwirrt mich dann doch wieder...

Ich hatte neulich mit einigen Freunden auch so eine Diskussion, da ging es darum, ob jetzt so mit 30 die Lebensfragen bewältigt wären, und ich war erstaunt, dass die meisten meinten, sie hätten die Straße in ihrem Leben gefunden und würden die grundsätzlichen Dinge gar nicht mehr in Frage stellen. Ich sagte dann, dass ich tagtäglich immer wieder alles in Frage stelle: meine Arbeit, meine Lebensgestaltung, meine Zukunftspläne, meine religiösen Ansichten, die Bestimmung des Menschen usw. Wenn das das Kriterium ist, mein Gott, dann bin ich auch noch fürchterlich pubertär...

Du frägst wie es mir geht: Danke der Nachfrage, eigentlich ganz gut. Der Vulkan rumort und grummelt zwar im Untergrund, aber ich kann ihn im Moment ganz gut bändigen. Hatte nur im letzten Jahr 2-3 schlimmere depressive Einbrüche, wo ich dann wirklich einige Wochen abrundtief verzweifelt war, unfähig zu Kommunikation und wo einem dann auch die Dinge, von denen man meinte, das man sie liebt oder das sie einem viel bedeuten, nichts mehr wert waren. Da will man nicht, dass andere einen so erleben und zieht sich zurück. Das hat mich sehr erschreckt...

Deshalb weiß ich, dass ich von Zeit zu Zeit einfach Rückzug in mich und meine Träumereien brauche. Am Getriebe der Welt, insbesondere der Arbeit, nutze ich mich leider sehr leicht ab...

Liebe Grüße,
Giordano

sporadischer Gast 24 Wien W, 25

Guten Morgen Giordano,

was für ein Morgen, und vorallem was für eine Nacht...
Was wiedermal eine mit vielen wirren träumen, keine ahnung ob du das kennst aber ich träume fast jede nacht, meistens bin ich morgens dann total neben mir und kann mich nur noch sehr verzerrt an die träume der vergangenen NAcht errinnern.

Also ich geb dir jetzt mal einen einblick in meine gedankenwelt, ich hoffe sehr, du denkst danach nicht ich bin total durchgeknallt! Confused

Ich habe gestern abend viel über diesen einen satz von dir nachgedacht "fremdgesteuert" usw. Vorallem aber darüber wie ich das ändern kann. Im Augenblick hab ich ein bisserl das gefühl in einer Sackgasse zu stecken. ICh find einfach keinen Anfang und kein Ende mit meinen Gedanken. Ich gebe immernoch mein Bestes sie zu ordnen.

Der Auslöser für meine Grüblerei war vor nicht ganz einem Jahr hat sich immer gesteigert und jetzt bin ich an einem Punkt angelangt wo ich das gefühl habe garnichts mehr zu wissen.

Die Geschichte: (oje das wird ein langer beitrag Embarassed

)

Nach der Trennung von meinem Ex Freund war die Welt noch soweit in ordnung, der Liebeskummer hielt sich in grenzen, weil sich die Trennung schon monate vorher abgezeichnet hatte. Ich habe mir keine Woche danach einen Hund zugelegt und das war damals meine rettung. Die Kleine hat mich gebraucht und ich war beschäftigt, sehr viel unter freunden und soweit eigentlcih zufrieden.
Ich hielt mich gut über wasser und hatte sogar manchmal das Gefühl, daß jetzt der schönste Teil meines lebens beginnt. Seit ich 17 war war ich in einer beziehung. Jetzt war ich frei.

Zu der beziehung ist zu sagen, daß sie alles andere als "Normal" war und vielleicht auch daher ein teil meiner ängste stammen.
Wir lernten uns kennen, er war älter als ich und hatte massenhaft mehr erfahrung. Ich war ein kind. Er war mein erster....
wir waren 1 jahr zusammen, dann hat er mich für eine 12 jahre ältere Freundin von mir (die damals noch verheiratet war) verlassen.
Die Welt brach über mir ein, der beginn meiner ersten Depression.
Es war eine grauenhafte zeit. Unmittelbar nach der trennung war ich schon seine geliebte, keine ahnung wie ich da rein gerutscht bin. Irgendwie war ich ihm hörig. DAs hat mich auch sehr fertig gemacht weil ich nicht der mensch bin der von anderen abhängig sein will und kann.
2 Jahre dann geliebte und viele andere erfahrungen und die schwerste zeit schlechthin. Psychospielchen vom feinsten, er war mir welten überlegen. Ich schrecklich naiv.
Nach 2 Jahren geliebte reichte es mir und ich trennte mich schweren herzens von ihm, es folgten einige Liebeleien, aber keine liebe. 6 monate nach der trennung traf ich ihn wieder. Er war auch wieder single.
Es kam wie es kommen musste wir kamen wieder zusammen. Diesmal passte alles. Wir hatten 2 schöne Jahre, tolle urlaube nach disneyworld FL, australien usw. Die beziehung ging aus den klassischen gründen in dei brüche. Auseinander gelebet usw. ich persönlich glaube aber, daß es daran lag das ich erwachsen wurde und meinen eigenen Kopf bekam...
Nur soviel zur vorgeschcihte. Die Beziehung ist mühsam aufgearbeitet und wir sind heute gute Bekannte. Sehen uns gelegentlich und mittlerweile ist mir er egal. Ich respektiere ihn und bemittleide ihn heute nur.

Teil 2 folgt gleich! Smile

sporadischer Gast 24 Wien W, 25

Nach der Trennung folgte ein Jahr des Faulenzens. Ich verbrachte tolle zeiten mit meinen Freunden und genoss das leben. Bis Letztes jahr im April.

Meine beste Freundin lernte im Internet einen Typen kennen, und der hat uns die tür in eine andere welte geöffnet.
Ich bin ihm heute dankbar dafür, weil er mir dadurch die chance gegeben hat sich zum ersten mal in meinem leben 100% mit mir selbst zu befassen. Die Freunde die wir dadurch kennen gelernt haben sind alle um die 30-35 und alles sehr starke charaktäre. Es sind auch leute die eine art von leben führen die mir bis dahin fremd war es ist ihre lebenseinstellung und ihre art dinge anzugehen die mich immer wieder zum denken anregten. Ich bin halt leider ein mensch, der sich alles schrecklich zu herzen nimmt und diese leute haben mir gezeigt, daß es auch anders geht. bzw. das mir auch gelegentlich wer den Buckel runter rutschen kann. Das ich es nicht immer auf biegen und brechen ALLEN recht machen muss. Trotzdem wissen sie nicht was in mir vorgeht, weil ich es nicht erzähle.

Es fällt mir schwer aus alten gedankenmustern auszubrechen, vielleciht bin ich zu "altmodisch" erzogen, wer weiß!?
Ich dachte immer mit 25 bin ich sicher schon verheiratet und habe kinder. Bis vor 1,2 Jahren hab ich mir nichts mehr gewunschen als mit meiner "großen Liebe" kinder zu bekommen und mutter zu sein.
Heute weiß ich nicht mal mehr ob ich überhaupt jemals eine eigene familie will. Das ist nur eines von vielen bsp. warum ich keinen klaren gedanken fassen kann.

Ich hatte immer eine sehr sehr klare vorstellungen von meinem Leben gehabt, egal ob beruflich oder privat und ich erkenne einfach das diese Vorstellungen nicht mal illusionen waren/sind. Ich war mir meiner immer sehr sicher und ich hatte das gefühl, mir selbst schon immer sehr nahe zu sein.
war ich das überhaupt jemals? Wann hab ich angefangen zu schauspielern ganz unbewußt?
Im augenblick ist es eher so, daß im Spiegel jemand fremder zu sein scheint.

Die Leute von denen ich zuerst geschrieben habe, haben einfach mehr lebenserfahrung und es ist meistens eine bereicherung sie zu treffen. Wir sehen uns nicht so oft 2,3x im monat und dann reden wir oft eine ganze nacht durch, das tut mir gut hat mich aber keinen schritt weitergebracht, (oder doch) es hat mir nur gezeigt, daß andere langsam auch merken, daß ich oft eine spaßige Maske aufhab um sie nicht an mich ran zu lassen. Ich will das garnicht, wieso hab ich diese Maske nur immer automatisch auf? Wie WERDE ich sie los? Meistens fällt mir ja nicht mal auf das ich sie auf habe?!

Ich denke mir gerade, wenn meine Freunde das hier lesen könnten würden sie nie denken das ich das bin. Tief in mir drinnen bin und bleibe ich ein grenzenloser optimist und ich weiß auch, daß diese Selbstfindungsphase irgendwann vorüber ist, aber es powert mich extrem aus, macht mich SEHR verletztlich und sehr ängstlich. Embarassed

ABends drehe ich mein Handy auf lautlos, damit ich mit niemanden reden muss, meinen privaten Pc daheim lasse ich abgedreht. Ich fühl mich nur allein im moment wohl. Das macht mich auch irgendwie fertig, ich bin doch immer jemand gewesen der am liebsten 20 Leute um sich herum hatte. Meine Wohnung war immer ein Durchzugshaus für alle.
Jetzt mag ich niemanden mehr sehen, ich mag auch nicht das sie sehen wie ich gerade bin. ICh fühle mich total unberechenbar. Wer bin ich?

so jetzt aber genug, du armer! Ich wollte dir nur ein bisserl zeigen wovon ich die ganze zeit spreche. Ist nur eine kurzzusammenfassung, aber vielleicht kannst du dir so ein bissi besser ein bild von mir machen! Smile

Was ich noch anmerken wollte ist, daß ich überrascht bin, daß viele deiner Freunde ihren weg schon so klar vor sich haben. Aber ich glaube es gibt Menschen die bleiben ihr leben lang ewig rastlos und suchend und andere machen phasen durch und hacken sie irgendwann ab und machen weiter. Wozu wir wohl gehören?

DAnke für lesen! Very Happy

LG
indis

sporadischer Gast 29 M, 30

liebe indis,

mich verleiten solche Schilderungen immer leicht zum Spekulieren, also verzeih' wenn ich jetzt das eine oder andere schreibe, was total daneben ist:

Du hast in deiner langjährigen Beziehung zu diesem älteren Mann doch eher die untergeordnete Rolle eingenommen, warst abhängig, vielleicht zu einem gewissen Grad ihm auch hörig. Durch deine zunehmende Reife musstest du dich aus dieser Beziehung lösen, sei es weil du einen Partner suchst, der Dir überlegen ist, und das bei ihm nicht mehr gefunden hast, oder weil er eine Frau sucht der er sich überlegen fühlt und das bei Dir nicht mehr finden konnte. Die Koordinaten haben sich verschoben... (Was ja in Ehen andauernd vorkommt, wenn ein Teil sich weiter entwickelt, der andere stehen bleibt oder beide in unterschiedlichen Entwicklungen begriffen sind).

Jetzt kann es freilich sein, dass du in anderen Männern oder Freunden diejenigen Verhaltensweisen, die du bei deinem Ex-Freund auch wahrgenommen hast, mit der jetzigen Situation verknüpftst. Und da das nicht unbedingt angenehme Empfindungen sind, blockst du ab oder hast zumindest das Gefühl das dieses oder jenes so nicht richtig sein kann...
Analog mache ich ja auch einen großen Bogen um Frauen, die mich an meine Ex-Freundin erinnern, obwohl die natürlich gar nichts dafür können...

Zumindest wäre das vielleicht eine Erklärung dafür, dass du dich in deinem Freundeskreis, den du mir ja eigentlich sehr sympathisch schilderst, nicht immer wohl fühlst... Weil eben der Schmerz der gescheiterten Beziehung noch in Dir rumort, denn auch deine Freunde schilderst du als Dir in gewisser Weise überlegen (du lernst von ihnen, du bist immer die Empfangende); vielleicht ist es diese grundsätzliche Rolle der Aufschauenden, Lernenden, Abhängigen, die Dir nicht behagt...
Du hast fälschlicherweise im Hinterkopf, dass du den anderen etwas beweisen müsstest, dass du ihnen zeigen musst, dass du die Leichtigkeit, die sie Dir vermitteln wollen, begriffen hast... Aber vielleicht überfordert Dich das noch und du willst erfahrungsgemäß doch wieder die Richtung in alte Abhängigkeiten einschlagen...

Das kann eventuell dein momentanes Dilemma sein: das Idealbild vorgelebter Selbständigkeit trifft auf den Erfahrungsschatz der Abhängigkeit (Partnerbeziehungen). Abhängig zu sein ist einfacher, sein Leben selbständig in einer gleichberechtigten Partnerschaft zu gestalten bedeutet Verantwortung übernehmen. Rückwärts willst du nicht, vorwärts macht Dir noch zuviel Angst...

... 'tschuldige, wenn es daneben ist, aber irgendwie bringst ja auch du deine Partnerschaft mit deinem neuen Freundeskreis irgendwie in Beziehung... Aber vielleicht hilft Dir der ein oder andere Gedanke das Geflecht der undurchdringlichen Gedanken zu lösen...

Lass' es mich wissen,
LG,
Giordano

sporadischer Gast 24 Wien W, 25

Lieber Giordano, danke für deine Zeilen.

Ich habe deine Antwort schon gestern abend gelesen und bewußt mich dazu entschieden dir erst heute zu antworten um das gelesene einfach mal wirken zu lassen.

Es ist erstaunlich für mich, auch auf die gefahr hin daß ich mich wiederhole, daß jemand aus so wenig information so scheinbar leicht mein Puzzel formen kann!
Deine Antwort habe ich gelesen und nur den Mund offen stehen gehabt.
Punkt für punkt kann ich dir nur recht geben, auch wenn du mir jetzt eine andere angehensweise an die gedanken gegeben hast. danke!

Ja, ich denke ich suche schon einen partner der mir in gewisser weise überlegen ist. Aber nicht mehr wie es mal war. Ich wünsche mir für die zukunft schon eine beziehung in der beide Partner eine gewisse gleichberechtigung haben. Ich strebe einfach irgendwo "alte" werte an. ICh bin gerne frau und übernehme auch gerne die rolle einer Frau sprich: ich koche gerne für meinen partner, ich zieh mich gerne sexy an, usw usw. ich mag die klassische rollenverteilung schon sehr, nur gibts da auch noch das moderne Ich das damit nicht mehr so ohne weiteres leben kann und will.

Es ist irgendwie ein generationenkonflikt. Meine Eltern haben mich erst ziemlich´spät bekommen, meine mutter war daheim bei den kindern und mein Vater der ernährer. Ich hatte ein wundervolle kindheit und wurde zu klassischen frau erzogen. Aber durchaus auch weltoffen, mir wurde nichts verboten nur ermahnt bei allem was ich tue vorher nachzudenken.

Jetzt kämpft auf der einen seite in mir die junge unabhängige Frau, die ihren job nie aufgeben würde und sehr viel wert darauf legt von niemanden abhängig zu sein und alles alleine schaffen zu können.
die die Karriere anstrebt, laufend kurse besucht, ihren alltag selbstständig und eigenverantwortlich plant UND die altmodische Frau in mir die sich nach Herd und Familie sehnt (etwas überspitzt ausgedrückt).
So suche ich einen Mann der sowohl das eine als auch das andere verkörpert, wie soll das nur gehen?!

Wie soll ich eine beziehung führen können, in der mein Parnter zwar "die Hosen anhat" ich aber trotzdem genausoviel mitsprache recht habe wie er? Einen zu dem ich "auf schauen" kann und einen mit dem ich reden kann wie mit meinem besten freund!?

Ich bestehe nur noch aus einem einzigen widerspruch, ich bin dir sehr sehr dankbar, daß du dir das anhörst! Ich weiß nicht, warum es mir so leicht fällt mich hier im internet einem eigentlich fremden so total zu öffnen udn warum ich das mit meinen Freunden nicht kann.
Aber es liegt auch daran, daß du mir mit deinen "aussen stehenden" antworten immer wieder einen neuen denkanstoss gibst udn ich dadurch langsam das gefühl habe dahinter zu kommen, was mich so verwirrt.

Ist es in der heutigen zeit möglich altmodische Familienformen und neumodische emanzipation unter einen hut zu bekommen?!

Was bin ich nun also? heimchen am herd oder freiheitsliebender single?! Ich bin wahrscheinlich beides, aber irgendwie verbindet es sich nicht. Es ist eher der Kampf engerl gegen bengerl auf meinen Schultern,
der mich zunehmens mehr verwirrt!
Ich denke meine identitäskrise ist am höhepunkt angelangt, und jede entscheidung wird 3x überdacht, weil ich nicht mehr weiß was ich will und wer ich sein will.....

Vielleicht ist es nicht immer ein Segen, wenn man sagt "du kannst sein was immer du willst"?!

lg
indis

neu an Bord! 1 Bludenz W, 25

Guten Morgen Indis!

Ich hab mir gerade Deinen Thread durchgelesen und irgendwie hatte ich das Gefühl daß Du ganz bestimmt nicht alleine bist mit deiner Ziellosigkeit.

Mir geht es ganz genauso... ich denke das kommt daher, daß man irgendwann - so wie du sagst - einen eigenen Kopf bekommt. Die Zeit der jugendlichen Sorglosigkeit ist vorbei, aber irgendwie kommt man einfach mit den Anforderungen des "Erwachsenseins" nicht zurecht.
Ich kenne diese Ratlosigkeit nur zu gut. Man wälzt ein und den selben Gedanken hin und her. Und die "Zufkunftspläne" ändern sich beinahe im Stundentakt.

Mir hat ein Buch geholfen, das ganze Leben ein wenig leichter zu sehen. (Es funktioniert zwar nicht immer, aber wenn`s mir allzu bunt wird, führ ich mir ein paar Zeilen dafon zu Gemüte) Das Buch heißt: Gespräche mit Gott! Und obwohl ich eigentlich immer noch gegen die Kirche bin, hilft mir der Gedanke daran, daß es doch irgendetwas gibt das über uns wacht!
In dem Buch steht z.B. geschrieben, daß das absolute Endziel unserer Existens die Rückkehr zu "Gott" = "Liebe" ist. Und diese Liebe ist einfach so unentlich groß, daß man sie eigentlich gar nicht verfehlen kann.

Möglicherweise mach ich`s mir auch einfach leichter indem ich daran glaube, aber mir persönlich hilft der Gedanke. Vielleicht solltest auch Du dein Leben als Weg und nicht als Ziel betrachten...
Alles ist "Erfahren" und im Grunde genommen ein Geschenk... Du machst am Ende alles richtig...... ganz bestimmt!

Ein ganz fester Knuddel und liebe Grüße Wink

Momo

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