Author |
Message |
sun
neu an Bord!
3
Freiburg ,
|
Sat, 18.Jan.03, 9:38 Therapieziele |
|
Hallo,
welche Therapieziele habt Ihr ? Woran merkt Ihr/würdet Ihr merken, dass die Therapie zu Ende ist, Ihr sie nicht mehr braucht ?
Diese Frage tauchte nämlich gestern in meiner Therapie auf - und ich stotterte nur was von wegen "positiveres Lebensgefühl" und dachte den ganzen folgenden Nachmittag nur:"Eine bescheuertere Antwort kann man ja wirklich nicht geben !!!!!"
Aber es ist so schwierig in Worte zu fassen, was in meinem Leben nicht "stimmt" und die Selbstverletzungen sind ja nur ein äußeres Zeichen dafür - aber was würde ich mir wünschen, was müsste sein, damit ich einigermaßen gern und zufrieden lebe ?
Bin gespannt auf Eure Antworten !
Tschüß,
sun
|
|
|
|
|
Werbung |
|
Kara
Helferlein
32
Baden-Württemberg W, 40
|
Hallo sun,
diese Frage ist sehr interessant und wichtig, finde ich.
Also, für mich ist das Ziel eindeutig mein Selbstbewusstsein, mein Selbstverständnis als Frau und Mensch.
Ich habe null Selbstwertgefühl und hatte vor der Therapie überhaupt keinen Plan, was alles nicht stimmt bei mir.
Ich möchte es schaffen, miczh anzunehmen, mit meinen Wünschen, Ängsten, Unsicherheiten, mit meiner Sexualität (schwieriges Thema für mich), mit meiner Lust, Wut, Phantasien: mit meinen guten und mit meinen dunklen Seiten.
Dann kommt alles andere Stück für Stück von alleine, denke ich: meine Angst vor Menschen wird weniger, mein Mut, neues anzufangen steigt, meine Kreativität kann sich entfalten.
Ich muss mich wohl erstmal selbst kennenlernen. Bisher wusste ich nicht viel von mir .
Hast Du ähnliche Ziele?
Liebe Grüsse
Kara
|
|
|
|
|
sun
neu an Bord!
3
Freiburg ,
|
Hallo Kara ,
danke für Deine Antwort !
Ja, mehr Selbstwertgefühl, weniger Angst vor Menschen, dem Leben überhaupt - das sind/wären auch Ziele für mich. Aber irgendwie kann ich mir das gar nicht richtig vorstellen. Ich fühle mich halt schon seit ich denken kann "anders", "komisch", "minderwertig" - irgendwie nicht lebensfähig. Obwohl ich ja mittlerweile mit Hilfe verschiedener Therapien schon etwas alltagstauglicher geworden bin, - aber mein Innenleben, meine Gefühlswelt haben sich halt fast gar nicht verändert.
Manchmal überlege ich , ob meine Ziele vielleicht auch viel zu hochgesteckt sind, ich denke, ich müsste eigentlich ein ganz anderer Mensch werden (eben NORMAL) - aber das ist ja wohl nicht möglich.
Und Du ? Machst Du Therapie ? Merkst Du Veränderungen ? Welche ?
Soviel mal für den Moment.
Liebe Grüße
sun
|
|
|
|
|
Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
|
Sat, 18.Jan.03, 10:55 Re: Therapieziele |
|
Hallo Sun,
diese Fragen finde ich sehr interessant.
sun wrote: | welche Therapieziele habt Ihr ? |
"Positiveres Lebensgefühl" finde ich alles andere als bescheuert Es umschreibt die ganze Situation, in der man sich befinden möchte.
Als einzelne Faktoren könnte ich mir vorstellen, "locker" auf andere Menschen zugehen zu können. Ich glaube, auch ein positiveres Körpergefühl würde dazu gehören, sowie Freude am Leben zu haben. Immer wieder Situationen, die man so richtig genießen kann. Liebe zeigen können, auf meine eigenen Gefühle vertrauen können, mehr Vertrauen zu anderen Menschen, frei fühlen,....
Quote: | Woran merkt Ihr/würdet Ihr merken, dass die Therapie zu Ende ist, Ihr sie nicht mehr braucht ? |
Hmm... ich denke, wenn mir die Stunde nur noch wie ein "Kaffeekränzchen" vorkommt, nichts mehr weh tut, dann wäre es an der Zeit, "loszulassen".
Quote: | Aber es ist so schwierig in Worte zu fassen, was in meinem Leben nicht "stimmt" und die Selbstverletzungen sind ja nur ein äußeres Zeichen dafür - aber was würde ich mir wünschen, was müsste sein, damit ich einigermaßen gern und zufrieden lebe ? |
Ja was? Das würde mich jetzt auch interessieren. Was fällt Dir dazu ein?
Liebe Grüße, Annemarie
|
_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
|
|
|
Werbung |
|
Kara
Helferlein
32
Baden-Württemberg W, 40
|
Hallo nochmal,
ja, für mich ist das Wichtigste, mich anzunehmen, wie ich BIN. Nicht, mich völlig zu ändern. So schlimm bin ich nämlich scheinbar gar nicht .
Es geht darum, seine negativen Seiten anzunehmen. Klingt banal, ist es aber nicht.
Im Moment ist das mein Ziel. Vielleicht ändert sich das noch, andere Dinge kommen hinzu, keine Ahnung.
Ich bin seit einem Jahr in Therapie, habe extreme (abgespaltene) Gefühle durchgemacht, bin von meinem Phantasieleben überrollt und zutiefst beschämt worden . Ich wusste nichts von alledem.
Das anzunehmen ist MEIN Ziel.
Ich habe auch extrem mit Misstrauen zu kämpfen. Je mehr mein Thera mir zeigt, dass er mich mag, mich "süss und sympathisch" findet, desto weniger kann ich ihm das glauben.
Wenn man sich so mag/annimmt, wie man ist, kann man auch anderen gegenüber sicherer auftreten. Dann ist man nicht mehr so abhängig von der Meinung anderer.
Mir hat die Therapie schon sehr geholfen.
Ich habe ca. 9 Monate gebraucht, um mich überhaupt ein bisschen zu öffnen und einzulassen.
Und jetzt habe ich so ein gutes Gefühl in dieser Therapiesituation, habe Vertrauen (unglaublich), fühle mich mit meinen heftigen Macken angenommen, bin mit meiner komischen Art in Berührung gekommen und finde es mittlerweile nicht nur verständlich und berechtigt, dass ich so bin, sondern manchmal sogar witzig.
Aber wie gesagt, dass ist im Moment so und kann sich ja noch ändern .
Für mich ist es so, dass ich die Therapiesituation als Beziehung kennenlernen soll, in der ich akzeptiert und respektiert werde. Ich habe bisher nichts in der Art kennengelernt.
Wie ist es denn bei Dir? Was ist das Wichtige in der Therapie? Die Beziehung?
Hast Du bisher nicht einiges über Dich erfahren? War nicht auch einiges gutes, interessantes dabei, das Dich vielleicht auch gefreut hat? Hast Du Talente und positive Eigenschaften an Dir entdeckt, von denen Du nichts wusstest?
So, jetzt hör ich mal wieder auf zu labern .
LG
Kara
|
|
|
|
|
Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
|
therapieziele *hm* interessant.
theras fragen ganz gerne nach, weil sie einen arbeitsauftrag benötigen und schauen wollen, ob unsereins sich nicht nur immer mal auskotzt, um nicht selbst zu arbeiten.
bei der letzten dahingehenden frage habe ich als arbeitsauftrag formuliert, dass ich lernen will, diese seltsamen abwehrmechanismen loszuwerden.
also diese "spalterei" in schwarz und weiß - mich und andere, damit zusammenhängend die spalterei indem ich m,ir selbst zuschaue,und eben ruck-zuck idealisiere ODER abwerte...wäre ich gerne los.
tatsächlich war mein thera hochbegeistert und daran arbeiten wir jetzt.
und: es klappt!
und wenn dich damit "durch" bin, dann hab ich sicher auch noch andere arbeitsaufträge.
hab auch schon gesagt, dass ein ziel wäre, STABILER zu werden, zu lernen ,dass mich eben nicht alles umhaut.
aber das ist ein schönes thema hier und sehr wichtig.
liebe grüsse
Time
|
|
|
|
|
Werbung |
|
sun
neu an Bord!
3
Freiburg ,
|
@kara
Hallo Kara,
sorry, dass ich erst heute reagiere, aber ich hab keinen eigenen PC und bin deshalb nicht so oft online.
Klingt ja echt gut, was Du über Deine Therapie schreibst - und vom Kopf her ist es mir ja auch klar, dass es wohl nicht drum gehen kann, mich völlig umzukrempeln und einen ganz anderen Menschen aus mir zu machen, sondern mich auch mit meinen Macken anzunehmen - so wie Du das auch schreibst.
Bei mir ist es nicht die erste Therapie, sondern die x-te. An erster Stelle der Therapieziele der Therapeuten stand meistens, dass ich mich nicht mehr selbst verletzte - für mich selbst ist das nicht mein erstes Ziel, da mein allgemeines Lebensgefühl/Selbstbild viel quälender und zermürbender ist und mir mehr zu schaffen macht als die Narben an meinem Körper. Und ich habe in den verschiedenen Therapien auch sicher schon einige "Fortschritte" gemacht, viel darüber gelernt, wie ich "ticke" - nur kommt es mir oft so vor, dass da überwiegend an der Fassade gearbeitet wurde, ich mich heute etwas besser im normalen sozialen Umfeld bewegen kann (z.B. Arbeit), aber wirklich in mir drin kommt mir das Meiste so düster, negativ, zerstörerisch wie ehedem vor - und der äußere Ausdruck dafür sind vielleicht auch die Selbstverletzungen, die über all die Jahre immer mehr zunahmen.
Deshalb bin ich auch oft am Grübeln, ob ich wirklich was ändern WILL - vielleicht fehlt mir die richtige Motivation, wenn ich immer noch nicht bereit bin, die Selbstzerstörung aufzugeben und mich meinen Ängsten/dem Leben zu stellen.
Hmm, ist jetzt vielleicht etwas konfus geworden.
Danke auch Annemarie und Time für Eure Antworten!!!
Ich melde mich vielleicht später nochmal.
Liebe Grüße erstmal
sun
|
|
|
|
|
|
|