Schizophrener (Ex-)Freund gestorben

sporadischer Gast 8 W

hallo, ich habe hier schon öfters gelesen, aber noch nie etwas geschrieben. aber vielleicht kann mir jemand "helfen", der etwas ähnliches wie ich erlebt hat.

aber vorsicht, ich erzähle nun eine sehr schlimme geschichte... wer mit soetwas nicht umgehen kann, sollte lieber nicht weiterlesen. traurig

ich war 3 jahre mit meinem freund zusammen. er hat mir schon ziemlich am anfang gesagt, dass er an schizophrenie erkrankt ist und auch medikamente nimmt. er hatte auch schon klinikaufenthalte. ich habe mich natürlich über diese krankheit informiert, aber so richtig verstehen konnte ich ihn natürlich nie.

es war alles sehr schwierig, weil er auch seine medikamente wohl sehr unregelmäßig genommen hat. ich hatte darüber ja auch keine kontrolle, weil wir nicht zusammen gewohnt haben, und ich ja dachte, er ist ein erwachsener mann und wird schon wissen, was er tut. seine familie hat sich überhaupt nie um ihn gekümmert. ich war seine einzige bezugsperson. ich muss dazu sagen, dass ja auch schon über 40 jahre alt war... 20 jahre älter als ich. etwas ungewöhnlich - ich weiss, aber ich habe ihn eben geliebt.

irgendwann habe ich mich etwas von ihm abgewandt. ich musste mich um mein eigenes leben kümmern, und wollte/konnte seine ver-rückten theorien und ideen auch irgendwie nciht mehr hören - weshalb ich mich nach 3 jahren auch von ihm getrennt habe. es war aber keine richtige trennung, weil wir uns trotzdem immer noch gesehen haben und uns auch umarmt haben usw.. ich liebe ihn ja auch immer noch. und er hat mich auch sehr geliebt, das weiß ich. er war eigentlich total auf mich bezogen.

in den letzten wochen hatte ich wenig kontakt zu ihm (ging von meiner seite aus). ich wusste nicht, wie schlecht es ihm tatsächlich ging, weil er mir nie viel über seinen zustand gesagt hat. er hatte zwangsgedanken, dachte ihm werden egdanken entzogen/eingegeben. am letzten tag an dem ich ihn gesehen hab, kam er zu mir und wollte auch über nacht bleiben, aber ich war etwas grob zu ihm (weil er unbedingt bei mir bleiben wollte) und habe ihn dann abends nach hause geschickt. ich hatte ein komisches gefühl & etwas angst. aber hauptgrund waren seine schlafstörungen, und ich musste ja am nächsten tag früh zur arbeit.

danach habe ich die ganze woche nichts von ihm gehört - er ist nicht ans telefon gegangen, hat nicht auf sms geantwortet. gar nichts. das war sonst nicht seine art; außerdem wollten wir und die woche ja auch nochmal treffen. als wirklich keine reaktion kam, bin ich mit meinen eltern zu ihm gefahren. es brannte licht. er machte nicht auf. da alles sehr merkwürdig war, haben wir die polizei geholt, die seine wohnung aufgebrochen hat. er lag wohl schon 1 woche tot in seiner wohnung - hatte s*lbstm*rd begangen. der mann von der kripo hat was von "sieht sehr spektakulär aus" und "viel bl*t*" gesagt - ich war total am ende und wollte sowas eigentlich auch gar nicht hören. es war einfach nur schrecklich. ein alptraum. und ist es noch immer. das ganze ist ja nun auch grade erst eine woche her. ich kann nur mit beruhigungstabletten schlafen, habe heulkrämpfe usw. und mache mir extreme vorwürfe, dass ich so grob war, ihn alleine gelassen und weggeschickt habe. aber ich wusste ja nicht, wie schlimm es um ihn stand, er war wie "immer". nichtmal weihnachten habe ich mit ihm verbracht, ich schätze er war ganz alleine mit diesen schrecklichen gedanken in seinem kopf. er hatte auch nur 1 freund und seine familie war nie für ihn da.

ich mache mir solche vorwürfe, dass ich es nicht gemerkt habe, und dass er sich soetwas angetan hat. ich werde damit nicht fertig. ich vermisse ihn. ich liebe ihn. ich fühle mich so schuldig. es wäre schön, wenn jemand, der auch soetwas erlebt hat, mir dazu etwas sagen könnte.

danke...

Anmerkung Admin: Sternchen aus Betreffzeile entfernt.

Helferlein 82 W, 34

hallo, das ist sehr sehr traurig. lass dir erst mal zeit!

ich denke, die suizidalität deines ex hat auch zu seiner krankheit gehört, vielleicht kannst du es von der seite her sehen, dass er an einer krankheit gestorben ist.

du hast ihn ja gesamthaft gesehen unterstützt nach allen kräften...man kann nicht etwas nur an einem einzigen ereignis festmachen.

wünsche dir viel kraft und eine gute zeit

lg

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

hallo fragile_doll,

fragile_doll wrote:

ich wusste nicht, wie schlecht es ihm tatsächlich ging, weil er mir nie viel über seinen zustand gesagt hat. er hatte zwangsgedanken, dachte ihm werden egdanken entzogen/eingegeben.

Wie solltest du denn wissen, wie schlecht es ihm tatsächlich geht, wenn er dir darüber nichts gesagt hat (oder aufgrund seiner Krankheit vielleicht nicht sagen konnte). Ich denke auch, dass du nicht glauben solltest, dass es deine Schuld ist, dass sich dein Ex-Freund umgebracht hat. Nachdem, was du geschrieben hast, hast du dir nichts zuschulden kommen lassen, sondern nur auf deine eigenen Grenzen geachtet. Auch konntest du nichts dafür, dass er seine Medikamente nur unregelmäßig einnahm.

Aber natürlich ist das ein wirklich schlimmes Erlebnis. Lass dir Zeit beim Verarbeiten. Such dir vielleicht auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Erkrankter bzw. vorübergehend professionelle Hilfe, denn du befindest dich in einer Ausnahmesituation, die nach dem Tod eines nächsten Angehörigen sowieso besteht, und in dieser Situation umso mehr.

Alles Gute dir bei der Verarbeitung dieses schrecklichen Ereignisses! hug

lg

Naomi

Helferlein 86 Köln W, 29

Liebe fragile_doll
Mach dir bloß keine Vorwürfe.Du hast keine Schuld, ganz bestimmt nicht. Ich weiß ja nicht wieviel du von seiner Krankheit im gesamten mitbekommen hast, aber Schizophrenie ist wirklich eine sehr schlimme Krankheit. Ich kann da gut mitreden, weil meine Mutter seit 18 Jahren daran leidet und ich habe auch viel darunter gelitten. Wenn jemand permanent Stimmen hört und unter diesem Verfolgungswahn leidet, dann kann man irgendwann einfach nicht mehr.Meine Mutter hat auch mehrmals versucht sich das Leben zu nehmen und war immer sehr wütend, wenn man sie gerettet hat. Als ihre Krankheit ausbrach, hatte sie sogar versucht uns umzubringen, weil es ihr angeblich der Teufel eingeredet hätte. Sie wollte ihre Medikamente übrigens auch nicht nehmen. Sie sagte immer sie wäre ja gar nicht krank, sie wäre ein höher entwickeltes Leben und könne Astralkörper sehen, die meine Tante geschickt hätte um ihre Gehirn-Kapazitäten abzusaugen.Und wir wären nur neidisch und wollten sie ruhig stellen.

Rede dir keine Schuld ein, er hätte es wahrscheinlich ein ander mal versucht, wenn nicht an diesem Tag. Und wer weiß, was hätte passieren können, wenn er bei dir geblieben wäre.
Er ist an den folgen seiner Krankheit gestorben, wie schon jemand anders sagte. Und er ist jetzt von seinen Leiden erlöst. Es ist immer schwer jemanden auf diese Weise zu verlieren. Und ich wünsche dir ganz viel Kraft diese schwere Zeit zu überstehen.
Viele liebe Grüße
Mama

sporadischer Gast 8 W

Danke für eure lieben Antworten Smile

Inzwischen geht es mir ein klein wenig besser. Ich kann zwar immer noch nciht über Nacht alleine sein (Heulkrämpfe, Angst, Gedankenkreisel usw.) aber tagsüber gehts einigermaßen. Arbeite auch wieder. Kriege zwar zwischendurch immer Heulanfälle, aber dann verschwinde ich schnell in dem Toilettenraum... Habe jetzt auch jede Woche Gesprächstherapie und nehme morgens Citalopram und abends was zur Beruhigung. Vielleicht bekomme ich auch ne Kur genehmigt. Allerdings merke ich, dass ich zur Zeit meine Gedanken an meinen Freund wegschiebe, auch die positiven, was wiederum bei mir ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber erzeugt.... es ist alles so kompliziert und zu viel für mich. Ich vermissen ihn ja so und es macht mich einfach fertig, wie es die letzten Wochen seines Lebens mit uns gelaufen ist, und dass ich nichts gemerkt habe. traurig

Ich möchte die Zeit zurückdrehen.....

Helferlein 86 Köln W, 29

Du Arme, ich würd dir so gerne helfen friend

Hast du schon mal daran gedacht eine Selbsthilfegruppe zu besuchen? Vielleicht hilft dir das noch zusätzlich, wenn du merkst du bist nicht allein mit diesen ganzen verzweifelten Gefühlen.Das da noch andere sind, die ähnliches erlebt haben.
Leider kann ich nicht mehr dazu sagen, wollte nur zeigen, daß ich dich nicht vergessen habe.

Ich umarm dich in Gedanken ganz fest und wünsche dir viel viel Kraft für die nächste Zeit hug

Machs gut
Liebste Grüße
Mama

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Liebe fragile_doll,

nachdem meine Antwort sang- und klanglos verschwand, schreibe ich noch einmal.

Schön, dass du dich wieder gemeldet hast. Ich finde es sehr gut, dass du jetzt eine Gesprächstherapie machst. Das wird dir sicher helfen.

fragile_doll wrote:

Allerdings merke ich, dass ich zur Zeit meine Gedanken an meinen Freund wegschiebe, auch die positiven, was wiederum bei mir ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber erzeugt.... es ist alles so kompliziert und zu viel für mich.

Klar, weil dir im Moment alles zuviel ist, versuchst du die Gedanken an ihn wegzuschieben. Ich glaube aber, dass du deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben brauchst. Ich weiß, leichter gesagt als getan. Aber es ist sehr gut, dass du auf dich schaust. Eine Kur wär sicher auch gut, denn die Leute in der Arbeit haben in der Regel wenig Verständnis für die Trauer einer Mitarbeiterin. Leider, obwohl doch jeder Mensch mal Todesfälle erlebt.

Sei von mir virtuell gedrückt. hug

. Ich wünsche dir alles Gute weiterhin.

LG Naomi

sporadischer Gast 8 W

huhu..

finde ich toll, dass ich hier so liebe antworten bekomme!!

also bei meiner arbeit haben sie alle doch schon sehr viel verständnis für mich, meine ausbidlerin hat sogar gefragt, ob ich nicht ein paar wochen zur kur gehen möchte usw. da bin ich echt froh drüber, sonst würd ich ein schlechtes gewissen bekommen, wenn ich ein paar wochen ausfalle.

durch die medikamente drehen sich meine gedanken auch nicht mehr so schlimm im kreis. trotzdem würd ich lieber alles ungeschehen machen udn bin sehr traurig Sad

auch, dass sich seine familie überhaupt nicht bei mir meldet finde ich traurig... ich wollte doch noch ein paar andenken an ihn aus seiner wohnung haben Sad

(((

naja....

lg

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Liebe fragile_doll,

fragile_doll wrote:

also bei meiner arbeit haben sie alle doch schon sehr viel verständnis für mich, meine ausbidlerin hat sogar gefragt, ob ich nicht ein paar wochen zur kur gehen möchte usw.

Das finde ich sehr schön, dass deine Ausbildnerin für deine Situation Verständnis hat. Ich finde es auch gut, dass du ihren Vorschlag, auf Kur zu gehen, annimmst. Wird dir sicher gut tun.

fragile_doll wrote:

auch, dass sich seine familie überhaupt nicht bei mir meldet finde ich traurig... ich wollte doch noch ein paar andenken an ihn aus seiner wohnung haben Sad

(((

Was spricht dagegen, dass du dich bei seiner Familie meldest und ihnen sagst, dass du gerne Erinnerungsstücke von deinem Ex-Freund hättest. Vielleicht könntet ihr so sogar ein wenig ins Gespräch über die ganze Situation kommen. Ist für seine Familie sicher auch nicht einfach. Welches Verhältnis hattest du zu seiner Familie?

Alles Gute dir.

LG Naomi

sporadischer Gast 18 uffenheim M, 16

hallo fragile_doll, -traurige geschichte die du da erlebt hast
mein onkel leidet auch an (paranoide) Schizophrenie.das heist dass er u.a starke verfolgungswahn hat.er sieht und hoert auch sachen die
nicht da sind.das weis ich da ich mit ihm geredet habe einmal als ich mit meinem vater ihn besuchen war.er hat 2 stunden ueber die verueckten
sachen geredet,die ihm durch den kopf rasen.-bis es mir zuviel wurde..
ich glaube diese menschn haben einfach keinen mit denen sie reden koenten,werden von ihren gedanken "erdrueckt"
sowie mein onkel-meistens liegt er im bett und starrt die wand an.an was er wohl dabei denkt.die medikamente helfen ihm zwar doch manchmal wird es ihm einfach zu viel.letzens hat er die garage in der er wohnt zerschrottet und blut gegn die wand gespritzt.wie in einem horrorfilm.aber so ist er ein ganz netter mensch-und ich merke immer dass er versucht uns gegenueber "normal" und nett zu sein.ach und ist schizophrenie eine vererbbare krankheit?und was ist mit depressionen (oder die veranlagung zu depris)?vererbbar?-nur mal eine frage ganz nebenbei.
naja jedenfalls,solche schuldgefuehle kenne ich.mein bruder hat sich umgebracht vor 2 jahren.doch davor hatte er es ja schonmal versucht.er wurde zum psychiater geschickt-als sich nix rausstellte wieder ab in den alltag!ich kann nicht fassen dass ich das nicht ernster genommen hab!!vorallem hat er ein monat davor mit mir ueber
gott und die welt gesprochen..manchmal glaube ich er hats nur versucht,den er wusste dass ich nicht verstehn wuerde.stimmt sogar-doch jetzt kann ich hn besser
verstehn.-haet ich das blos frueher gekonnt. solche vorwuerfe kommen zwar ab und zu-da denk ich: och man,alles meine schuld.ich liebe ihn.vermiss ihn.
aber manchmal denk ich auch: das leben geht weiter.war er selber schuld.den brauch ich eh net. -(zwar ein wenig uebertrieben aber...)
hast du auch solche gedanken,oder weist du imer nur dir die schuld zu?
hofentli hab ich etz net zuviel gschrieben...
oh und-meiner mutter ging es genauso wie dir.heulkraempfe lalala.sie hat eine kur gemacht,was glaube ich ihr nur vom stress befreien konnte-fuer kurze zeit.
sie besucht eine selbsthilfegruppe ich hab wieder ein neues gschwister und jetzt ist alles wunderbar. und ich denke dein ex muss dir schon sauviel bedeutet haben
wenns dir genauso schlecht geht wie meiner mutter damals.das wird schon!! mit dem verdraengen-ich hab das gleiche gemacht.machs immer noch.weis nicht was das aber bedeutet:-bin ich nunmal nicht so leicht zu erschuetern oder -kann ich das einfach nicht verarbeiten
sorry das das alles mehr auf mich bezogen ist obwohl ich dir eigntlich rat geben wollte..aber es zeigt dass du nucht alleine bist
hier vielleicht ein tipp: mein bruder hatte eine freundin ,die in der fast-derselben lage stand wie du.er liebte sie uebr alles,sie machte schluss,was zum ersten selbstmord versuch fuehrte.
ich will sagen,dass wen sie jemals zu uns kommen wuerde,ich mit ihr ueber alles reden wollte,obwohl ich am anfang vielleicht einen negativen eindruck hatte.aber es tut dir und der familie bestimmt gut mal darueber zu reden.
viel glueck-solid

sporadischer Gast 11 Mödling M, 20

Hm, ich denke auch nicht dass du die schuld an seinem handeln tärgst, weil vielleicht hätter er sich nicht an diesem tag umgebracht, sonderen hald vielleicht an einem anderen. So selbstmordgedanken kommen e meistens nicht von heute auf morgen und man trägt sie schon lange mit sich herum. Ich will ja jetzt nicht unangebracht klingen, aber vielleicht wars für ihn gut so. Weil weißt? Wenn es dir ständig so schlecht geht, und es eigentlich nie besser wird verliert das leben einfach seinen sinn. Ich z.B. wär irgendwie froh wenn ich es schaffen würde mich um zu bringen, dann hätte das ständige leiden endlich ein ende.

sporadischer Gast 8 W

hm ja klar, nun hat er endlich keine stimmen mehr im kopf und auch keine komischen gedanken... aber ich frage mich immer, ob das der richtige weg war, die dinge endlich los zu werden? wenn er seine tabletten regelmässig genommen hätte, wär es vielleicht auch gegangen? ich weiss es nicht.

jedenfalls weiss ich durch meine jetzige situation, wie schlimm es für die angehörigen ist, wenn sich jemand umbringt. ich hatte früher selber solche gedanken, habe sie aber nie umgesetzt... wenn ich daran denke, dass es meinen freunden dann so geht wie mir jetzt --- das will ich niemandem antun. das kann ich mit meinem verstand nicht vereinbaren. deshalb glaube iczh auch, dass er, als er das getan hat, nicht bei verstand gewesen sein muss - sonst hätte er mir das niemals angetan. er wollte doch immer, dass es mir gut geht, und dass mir nichts passiert. aber das macht das alles nicht erträglicher. es schleichen sich bei mir von zeit zu zeit auch die gedanken in den kopf, dass ich das alles nciht ertragen MUSS, udn dem ein ende setzen kann, aber dann sehe ich meine mutter --- wie es ihr jetzt schon geht, udn wie es ihr dann gehen würde. ich könnte soetwas niemandem antun - nicht, wenn ich noch denken kann.

wie ist das bei dir? @grenzgänger

es ist alles wie eine mühle, ein kreisel aus dem ich nicht herauskomme... ich stelle alles in frage....

warum ist das alles so passiert?

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Liebe fragile doll,

fragile_doll wrote:

hm ja klar, nun hat er endlich keine stimmen mehr im kopf und auch keine komischen gedanken... aber ich frage mich immer, ob das der richtige weg war, die dinge endlich los zu werden? wenn er seine tabletten regelmässig genommen hätte, wär es vielleicht auch gegangen? ich weiss es nicht......

es ist alles wie eine mühle, ein kreisel aus dem ich nicht herauskomme... ich stelle alles in frage....

warum ist das alles so passiert?

Du hast sicher Recht, hätte er seine Medikamente regelmäßig genommen, hätte er wahrscheinlich ganz gut leben können. Aber du darfst dir selbst keine Vorwürfe machen. Du bist noch so jung (meine Therapeutin von früher hatte mir mal gesagt, dass für junge Menschen der Tod nächster Angehöriger viel schmerzhafter ist als für alte Leute) und du bist Laie, und die Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen werden leider sehr allein gelassen. Das ist nicht deine Schuld. Und du hättest ihn auch nicht kontrollieren können, ob er seine Medikamente nimmt, leider.

Es ist ganz klar, dass das Verarbeiten dieses Selbstmordes seine Zeit braucht. Und es ist auch klar, dass du momentan alles in Frage stellst und nach dem Warum fragst. Es braucht sicher noch einige Zeit bis du das einigermaßen verarbeitet hast. Hab Geduld mit dir. Ich glaube, dass du auf einem guten Weg bist, weil du nicht verdrängst.

Ich war 15 Jahre alt, als meine Mutter Selbstmord begangen hat, und ich habe (nicht absichtlich und böswillig, sondern sicher auf Grund meines jungen Alters, war ja voll in der Pubertät, die ich irgendwie überstehen musste) erst mal verdrängt. Dafür hatte ich drei Jahre später schlimmste Depressionen.

Glaub mir, es ist gut, dass du deine Trauer jetzt zuläßt, es würde dir sonst ziemlich sicher später schlecht gehen.

Liebe Grüße

Naomi

Ich fühle mit dir und drücke dich virtuell. hug

sporadischer Gast 11 Mödling M, 20

Ja, und wenn ich vorige woche im lotto gespielt hätte und die richtige zahlenkombination gehabt hätte wäre ich jetzt reich. Natürlich, im nachhinein ist man immer gescheiter, und hättest dus gewusst wärst hald bei ihm in der nähe geblieben. Aber du hast es nicht gewusst, und hast as auch nicht geahnt! Vielleicht wollte er ja auch kein leben führen das nur von tabletten abhängig ist. Du bist nicht schuld dass er seine tabletten nicht genommen hat, und wenn er es nicht will kannst du ihn schließlich auch nicht dazu zwingen.
Es wäre für dich nicht der richtige weg wenn du dich jetzt auch umbringen würdest, weil bei dir wärs im gegensatz zu ihm eine kurzschlussreaktion. Du magst es zwar vielleicht jetzt nich hören, aber dir wird es wieder besser gehen im laufe der zeit. Es dauert zwar vielleicht lange, und du solltest auch eine therapie machen wenn es dir so schlecht geht (find hald ich), aber wirst sehen, irgendwann geht es wieder bergauf.

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Lieber Grenzgänger,

Grenzgänger wrote:

Ja, und wenn ich vorige woche im lotto gespielt hätte und die richtige zahlenkombination gehabt hätte wäre ich jetzt reich. Natürlich, im nachhinein ist man immer gescheiter, und hättest dus gewusst wärst hald bei ihm in der nähe geblieben. Aber du hast es nicht gewusst, und hast as auch nicht geahnt!

Nix für ungut, aber deine Antwort ist ein bisserl unsensibel (vor allem der Vergleich mit dem Lotto), aber nicht unbedingt untypisch, die meisten Menschen wollen das Thema Tod und Trauer möglichst schnell von sich wegbringen. Solche Themen haben kaum einen Platz in unserem Wirtschaftssystem und daher auch in unserer Gesellschaft. Soll kein Vorwurf sein, so ähnlich wie du reagieren die meisten Menschen. Möchte nur ein wenig darauf aufmerksam machen.

Wenn du die Beiträge von fragile_doll genauer gelesen hättest, wüsstest du, dass sie glücklicherweise bereits eine Therapie macht.

Liebe Grüße

Naomi

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