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Heathcliff
sporadischer Gast
17
M
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Fri, 02.Jan.04, 22:49 "Doppelleben" |
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Hallo,
Ich bin schon seit langem intensiver Mitleser, aber erst seit kurzem wirklich Mitglied...
Ich habe seit meiner Kindheit ein "Problem", über dass ich nie gesprochen habe, und wo ich genaugenommen auch jetzt noch Magenschmerzen, Gänsehaut und das Gefühl hochgeklappter Zehennägel habe, aber ich habe die Hoffnung, dass ich hier besser als in meiner Thera erzählen kann, weil ich hier niemandem von Angesicht zu Angesicht gegenübersitze.
Ich habe seit der Kindheit - wie gesagt - ein "zweites Leben". Er ist ganz anders als ich ... sowohl optisch als auch persönlich. Er lebt in einem anderen Land, spricht eine andere Sprache, lebt in einer anderen Zeit, ist das absolute Gegenteil von mir und er war mir Zeit meines Lebens ein Trost.
Seit einiger Zeit macht mir dies aber Angst, weil ich merke, wie ich mich aus dem wirklichen Leben zurückziehe, lieber nur noch allein zu Hause "mein" Leben leben will (was ja eigentlich seines ist) und wie mich das Leben, welches ich "leben muß" immer mehr abstößt. Ich will nicht mehr hier sein (habe sogar schon versucht, andere Menschen mit "hineinzuziehen" - sprich, ihnen vorzugaukeln, dass dort etwas ist (etwas "ungewöhnliches", mystisches --- schande, mir fällt das richtige Wort jetzt nicht ein!!! - natürlich nur die Menschen, von denen ich weiß, dass sie für soetwas (paranormales ???) empfänglich sind, aber das hat mich dann noch viel mehr geängstigt!)!
Ich bin so durcheinander, ich weiß nicht mehr wirklich, wo ich stehe. Ich habe meine Therapie abgebrochen, als meine Thera "ihm" zu nahe kam. Ich konnte nicht darüber sprechen, obwohl ich es mir so gewünscht hätte. (Umschrieben habe ich es übrigens mit "dem Tier in meinem Keller"). Hier kann ich darüber schreiben, weil mir niemand dabei in die Augen schaut.
Meinem "normalen" Leben zuliebe (Familie, Kinder) muß ich vieles von dem verdrängen. Ich lebe das oft abends unter dem Kopfhörer mit lauter Musik aus, bei der ich wegdriften kann. Leider habe ich dazu in letzter Zeit nicht so viele Gelegenheiten und das macht mich wiederum im Alltag aggressiv, ungerecht und unleidlich.
Kennt das jemand hier oder hat vielleicht jemand auch noch "ein zweites Leben" und kann mir ein paar hilfreiche Tips geben, wie man aus dieser Spirale wieder herauskommt?
Heathcliff
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Sat, 03.Jan.04, 10:18 Re: "Doppelleben" |
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Hallo Heathcliff,
von der Überschrift geleitet habe ich zunächst einen anderen Partner, Transsexualität oder Job vermutet.
Dein Doppelleben passiert in Deinem Kopf?
Wer ist das "Tier im Keller"?
Magst Du mehr darüber erzählen? Hast Du Angst vor ihm oder ist er Dein Freund?
Liebe Grüße,
Tanzendes_Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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Heathcliff
sporadischer Gast
17
M
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Sat, 03.Jan.04, 23:17 Re: "Doppelleben" |
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Hallo und erst mal Danke für Deine Reaktion, Tanzendes Irrlicht.
Als ich die Antwort auf meinen Beitrag sah, war mein erster Impuls weglaufen (ähnlich wie in meiner Therapie...)
Ich versuche jetzt aber mal ganz mutig, auf Deine Fragen zu antworten:
Ja, das ganze "spielt" in meinem Kopf.
Nein, ich habe keine Angst vor ihm, er ist meine einzige Zuflucht!
Das ist ja gerade das, was mir so unheimlich ist. Er ist das Tier in meinem Keller, er ist all das, was ich sein möchte, er ist meine Flucht aus der Wirklichkeit und ich kann ohne ihn nicht leben --- möchte aber so gerne ich selbst sein (dabei aber natürlich so, wie er eigentlich ist.... -- es fällt mir schwer, das deutlich oder verständlich auszudrücken, ich habe noch immer Angst, davon zu erzählen)
Es geht mir gerade jetzt, beim Schreiben sehr schlecht, am liebsten würde ich den Beitrag löschen...
Ich versteh mich selbst nicht
lg
Heathcliff
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Sun, 04.Jan.04, 9:25 Re: "Doppelleben" |
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Hallo Heathcliff!
Ich finde es schön, dass Du nicht "weggelaufen" bist und so viel Mut zeigst, über ihn zu erzählen!
Was ist das für eine Angst? Hast Du Angst vor einem Nichtverstehen?
Ich möchte gerne verstehen, Heathcliff!
Ich möchte gerne wissen, wie materiell-real "er" für Dich ist. Siehst Du ihn oder ist er in Dir eine Stimme, verknüpft mit einer "Erinnerung", wie er aussieht?
Du sagst, er sei Deine "einzige Zuflucht". Warum umschreibst Du ihn dann mit "Tier im Keller"? Ist er manchmal aggressiv oder ist er im Keller weil er versteckt sein muss? Warum "Tier", wenn er "all das ist, was Du gern wärst?".
Das sind viele Fragen Heathcliff. Ich möchte aber weder "ihn" noch Dich verunsichern. Wenn Du magst, freue ich mich sehr, wenn Du antwortest.
Einen ganz lieben Gruß,
Tanzendes_Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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Heathcliff
sporadischer Gast
17
M
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Mon, 05.Jan.04, 0:34 Re: "Doppelleben" |
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tanzendes_irrlicht wrote: | Siehst Du ihn oder ist er in Dir eine Stimme, verknüpft mit einer "Erinnerung", wie er aussieht? |
Ich kann ihn sehen, wenn ich in bewegte Oberflächen schaue, seine Stimme höre ich ständig, ob sein Aussehen eine Erinnerung ist, weiß ich nicht.
tanzendes_irrlicht wrote: | Du sagst, er sei Deine "einzige Zuflucht". Warum umschreibst Du ihn dann mit "Tier im Keller"? Ist er manchmal aggressiv oder ist er im Keller weil er versteckt sein muss? Warum "Tier", wenn er "all das ist, was Du gern wärst?". |
Dem bin ich in meiner Thera sehr nah gekommen. Deswegen auch meine Flucht.... - Ich schätze mal, ich bin weggelaufen, weil ich meiner Zuflucht nicht beraubt werden wollte. Meine Thera hatte die Theorie, dass er "eigentlich" ich ist (so, wie ich nie sein durfte) und das er deswegen in meienem persönlichen Keller eingesperrt ist. Er ist niemals aggressiv (ausser, jemand haut ihn... das komm mir jetzt ganz komisch... - irgendwie ist er gerade da, aber irgendwie auch ich --------ich muß jetzt gehen
Danke für Dein Interesse und alles -
bitte nicht persönlich auffassen, ich bin einfach nicht soweit. Wie kann ich diesen Thread hier schließen lassen?
lg
Heathcliff
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Mon, 05.Jan.04, 0:43 Re: "Doppelleben" |
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Lieber Heathcliff,
Heathcliff wrote: | Wie kann ich diesen Thread hier schließen lassen? |
schließen nicht, aber Sie können ihn einfach so stehen lassen.
Ich denke, jede(r) andere Forumsbesucher(in) wird Ihren Wunsch respektieren, daß Sie hier mal ein "Timeout" wünschen und ihn erst dann fortsetzen, wenn Sie dazu einen Anstoß geben.
Liebe Grüße
Richard L. Fellner
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egalooooo
sporadischer Gast
15
Joghurtglas W, 17
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Fri, 09.Jan.04, 19:41 Re: "Doppelleben" |
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Hi Heathcliff,
Ich habe den Thread hier leider erst sehr spät entdekt, da ich lange nichtmehr hier war. Ich hoffe es geht okay, dass ich trotz des "Time Out" hier ein bisschen was über mich erzähle, da ich ein ganz ähnliches Problem habe und hoffe dir ein wenig helfen zu können.
Ichz iehe mich auch sehr häufig in irgendwelche Traumwelten zurück und bin dort ein ganz anderer (besserer?) Mensch. Du hast geschrieben, dass "er" all das verkörpert, was du gerne sein würdest. Bei mir ist das auch so. Diese "andere Welt" ist so viel interessanter als die "Reale", dass ich oft gerkeine Lust mehr habe, irgendetwas zu machen und eigentlich nur dasitzen will und vor mich hinträumen.
Es musste (leider) erst ziemlich viel passieren, bis ich anerkannt habe, dass das in dem Ausmaß nichtmehr "normal" ist. Ich hab mir dann Gedanken darüber gemacht, warum das so ist. (Liegt, denk ich, daran, dass cih früher kaum Freunde hatte und auch jetzt keine habe, das ist aber ne ziehmlich lange Geschichte.)Ich habe mich selbst genauestens beobachtet und dann mich und "Joey" verglichen und Unterschiede und GEmeinsamkeiten aufgeschrieben. Mir ist aufgefallen, dass ich mich sehr leicht beeinflussen(???) lasse, also ich habe meine feigene Meinung usw, ich mein das eher so, z.B. wenn ich mit jemandem geredet habe, habe cih die Betonung und die Gestik (und auch z.B. den Dialekt) von demjenigen nachgemacht, alles unbewusst. Dann hab cih angefangen zu versuchen, Joey in die "reale Welt" zu "holen". Ich hab dann in Situationen, wo ich die Zeit dazu hatte und drangedacht hab überlegt: Was würde Joey tun? Und das dann versucht so umzusetzen. anfangs hatte ich Angst, cih könnt mich dadurch irgendwie verstellen. aber jedesmal wenn es mir gelingt, ist das ein total tolles Gefühl und es ist dann so, als ob cih dann wirklich "ICH" wäre. Allerdings war ich trotzdem noch oft genug auf der Flucht raus aus dieser Welt. Ich bekam in der Schule und bei Gesprächen kaum etwas mit und es war wahnsinnig schwer, das zu ändern. Ich hab mir überlegt, wann es schadet und wann nicht. Und hab mir immer ein Ziehl gesetzt, wie lange ich jetzt durchhalten will und hab die Zeiten immer mehr verlängert. Ich kann jetzt ca zwei Schulstunden lang problemlos aufpassen, brauch dann aber in den Pausen eine "Auszeit".
Ich habe vor Kurzem einer Therapeutin gemailt, aber auch gleich geschrieben, dass ich mit niemandem darüber reden kann, der mir gegenübersitzt. Sie hat mir dann ein paar tips gegeben, was cih tun kannund am Schluss einen Satz geschrieben, den ich wahrscheinlich nie wieder vergessen werde, weil cih sehr dazu neige mir immer zu hohe Ziele zu setzen
"Es ist auch nicht wichtig, immer in dieser Welt "nawesend" zu sein., das wichtige ist, dass richtige Gleichgewicht zu finden, dass die Traumwelt dein "echtes Leben" nicht verschlechtert.
Das schwerste für mcih ist allerdings das Loslassen von dieser Welt. Ich "kenne" dort einige Leute schon seit dem Kindergarten (ich "lebe" dort seit cih denken kann). Das sind echte Kumpels und sowas hab ich "hier" halt (noch) nicht. Ich weiß nicht, ob man das so nachvollziehen kann...
Naja, ist jetzt ziehmlich viel geworden und ich könnte auch noch ewig weiterschreiben Ich weiß nicht, ob dir das jetzt was gebracht hat und ob der Weg den ich jetzt versuche zu gehen auch der richtige für dich ist (ich weiß ja nochnicht mal, ob es der richtige für mich ist, aber bis jetzt siehts sehr gut aus). Aber ich hoffe, cih konnte dir wenigstens ein bisschen weiterhelfen. Ich würde mich wahnsinnig über eine Antwort von dir freuen, aber ich kanns natürlich auch verstehen, wenn du lieber nichtsmehr dazu sagen willst. Du kannst mir natürlich auch eine PN schreiben oder mailen (Lianmaus1@web.de)
Ich wünsch dir jedenfalls ganz viel Kraft und dass du irgendwann den richtigen Weg für dich findest.
greez
Sabse/Joey *g*
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Heathcliff
sporadischer Gast
17
M
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Tue, 13.Jan.04, 22:57 Re: "Doppelleben" |
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Hallo Lianmaus,
ich habe Deinen Beitrag gelesen. Ich möchte Dich hier nicht gänzlich ohne Antwort stehen lassen, denn Du hast hier auch ein Stück von Dir gelassen. Ich glaube, es gibt wohl einige Parallelen, jedoch ist auch vieles ganz anders. Ich werde mich gern mit Dir austauschen (ob PM oder hier), wenn ich den Zugriff wiedergefunden habe. Im Moment kann ich nichts mehr "rauslassen".
lg
Heathcliff
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egalooooo
sporadischer Gast
15
Joghurtglas W, 17
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Wed, 14.Jan.04, 19:37 Re: "Doppelleben" |
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HI Heathcliff,
Danke für deine Antwort, wenn du willst kannst du dich gerne jederzeit bei mir melden, würde mich freuen!!!
bis dann,
greez
Sabse
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intro
neu an Bord!
4
M, 20
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Wed, 03.Mar.04, 17:04 Re: "Doppelleben" |
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Hallo alle,
bei mir existiert ein ähnliches Problem, schon seit meiner Kindheit, am krassesten wurde es aber in der Pubertät - mittlerweile hats sich wieder etwas gebessert. Ich habe mir auch oft irreale Vorstellungen über mein Leben gemacht, wie ich sein "könnte", aber beim besten Willen nie war. Ich merkte, in mir steckte ein Mensch, der nie aus mir rauskommt (wobei ich da keine konkrete 2. Person bemerkt habe, so wie heathcliff).
heathcliff, ich denke dass wir unsere starke introvertiertheit gemeinsam haben (siehe mein nick), die unser inneres (das eigentlich nach außen will) immer wieder unterdrückt. ergo: wir SIND SO, wie wir uns das in usnerer traumwelt (v.a. bei Musik usw.) oder was auch immer vorstellen, dh wir müssten uns in der realen Welt auch genauso verhalten wie in unserern gedanken, um glücklich zuu werden, aber irgendwie hauts nie hin.
mittlerweile hat sich mein verhalten etwas gebessert, so dass ich an unterhaltungen normal teilnehme. wenn ich jetzt zurückblicke, merke ich dass ich mir selbst fremd bin, wenn ich sehe was ich früher GETAN habe, weil ich menschen nie wirklich nah kam, mich nie richtig (gefühlsmäßig) in sie hineinversetzt habe, nie meinen innersten willen in worten und taten geäußert habe. im grunde war "ich selbst" nie draußen, sondern "ich selbst" versteckte mich in meinem innern, zog sich zurück, so dass andere "mich selbst" nie wirklich kennenlernten. ich denke unser potenzial liegt irgendwo tief unten in uns drin, wenn es mal rauskommt, dann nur kurzzeitig und unter quälender selbstbeobachtung. man zieht sich in eine trügerische sicherheit zurück. "normale" menschen merken das und machen einen großen bogen um uns, fühlen sich unwohl, wenn sie mit uns zusammen sind - klar: wir auch. und das ist es was ich schade finde, weil ich eigentlich meinen mitmenschen nah kommen will, freunde aufrechterhalten will usw., aber oft klappt es nicht und das zieht mich regelmäßig ziemlich tief runter.
tja - soweit die theorie, ich weiß selbst nicht wie man daraus kommt ... bis September 2003 gings bei mir eigentlich nur bergauf, aber dann gings wieder bergab. ich fühle mich schon fast wieder wie früher - total alleine, ohne wirkliche freunde. ich häng nur noch antriebslos zuhause rum ... ich weiß nicht mehr was ich tun soll ...... aber ich weiß dass es kein fluch ist und das macht mich etwas optimistisch ..
wir wissen doch eigentlich, was wir wollen, oder???
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Livia
Helferlein
31
Dortmund/NRW/BRD W, 35
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Wed, 03.Mar.04, 17:48 Re: "Doppelleben" |
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Hallo,
ich bin ja doch etwas erstaunt ........... hatte dem eigentlich bei mir nie so große Bedeutung beigemessen.
Hmmm, ist schließlich `nur´ mein Fantasie-Ich, meine Fantasie-Welt.
Ich habe mich auch lange Zeit darin verannt, bzw. darin verträumt .......... heut schreibe ich einen Ramon über sie (eigentlich mich, wie ich gern wär).
So bekommt sie für mich noch mehr leben ......... und ihre ganzen Abenteuer, ihre Welt, ihre Liebe, einfach ihr ganzes Leben werden für mich und andere `richtig Lebendig´.
Und wenn ich mal genau hin schaue, finde ich mich in ihr mehr als oft wieder, und spüre jetzt, das wir eigentlich gar nicht so unterschiedlich sind.
Mein Umgehen damit.
Aber fragt mich nicht, wo die `Grenze ohne zurück´ ist, wann Fiktion zur Realität wird, das weiß auch ich nicht.
Liebe Grüße
Liv
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