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Chris74
sporadischer Gast
14
M, 29
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Tue, 30.Dec.03, 1:21 Depression und Partnerschaft |
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Hi,
bin 29 Jahre alt und leide teilweise an Depressionen verbunden mit Minderwertigkeitskomplexen, Sozialphobie und Dysmorphophobie.Teilweise gehts mir dann wieder super und das Leben läuft einigermaßen gut.
Soweit ich ich zurückerinnern kann, war ich noch nie der kontaktfreudigste, und hatte oft Hemmungen und Angst auf andere Menschen zuzugehen. An diesem Zustand hat sich wenig geändert.
Diese Angst macht sich vor allem auch im Bezug auf Frauen bemerkbar.
Mir fällt es sehr schwer, jemanden näher kennenzulernen, obwohl es immer wieder mal Gelegenheiten gibt, wobei dies dann in einer Zeit passiert, in der ich mich gerade wohl fühle. Sobald ich dann eine Frau kennen lerne, setzt ich mich so unter Druck, dass es mir dann wieder schlecht geht. Dann kommen wieder die Minderwertigkeitskomplexe. Bin ich auch gut genug für sie? Und sobald ich wieder in der schlechten Stimmungslage bin, löst sich alles von selbst. Die Frau spürt das anscheinend , oder wenn sie es erfährt, weil ich ihr von meinen Problemen erzähle, zumindest ist die Folge, dass sie sich von mir distanziert, da sie mit einem Psycho nichts zu tun haben will.
Und irgendwo kann ich es auch verstehen. Ein depressiver Mensch ist nicht beziehungsfähig. Das ewige Auf und Ab, das kann man keinem Menschen antun.
Ich hatte zwischen durch auch mal eine kurze Beziehung . In dieser Zeit war ich anfangs sehr glücklich und ich hatte meine Selbstzweifel komplett verdrängen können. Als es vorbei war, war ich wieder in meiner alten Welt und dieser Übergang war sehr hart. Seit dem fällt es mir noch schwerer, wieder eine Partnerschaft einzugehen, da ich Angst habe, wieder so verletzt zu werden.
Hat ein Mensch, der selbst auch von diesem Problem betroffen ist, mehr Verständnis für einen Betroffenen?
Hat eine Beziehung zwischen zwei Betroffenen überhaupt eine Chance zu bestehen?
Oder hat eine solche Beziehung gerade eine Chance , da die Partner ähnlich gestrickt und sich ähnlich sind und deshalb mehr Verständnis haben?
Ich habe bisher die Erfahrung gemacht, dass "Normalos" oft mit den Problemen von psychisch Labilen nicht umgehen können und sich oft dann distanzieren, wenn sie davon erfahren. Und vor allem Frauen, die einen Partner, einen Vater für ihre Kinder, etc. suchen, können mit einem labilem Mann noch weniger anfangen. (Nach dem vorherrschenden Rollenverständnis in unserer Gesellschaft, darf ein Mann keine Schwäche zeigen, so kommt es mir zumindest vor).
Was meint Ihr?
Gruß
Chris
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Tue, 30.Dec.03, 8:25 Re: Depression und Partnerschaft |
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Lieber Chris,
ich glaube, wenn sich zwei Menschen lieben, ist es egal, wie "krank" oder "gesund" die jeweiligen Partner sind.
Was ich aber wichtig finden würde, daß Du nicht aufhörst, an (D)einer "gesunden Welt" zu arbeiten. Irgendwie kommt mir Dein Text so endgültig vor ... so, als ob Du Deine Situation inzwischen einfach so hinnehmen würdest. Kann mich aber natürlich auch täuschen.
Sollten zwei "kranke" Menschen aufeinandertreffen, glaube ich schon, daß das Verständnis (schon alleine wegen eigener Erfahrungen) groß (größer) ist. Umso mehr kann ich mir vorstellen, sollte jeder besonders an sich arbeiten, um in Krisenzeiten gut genug gestärkt zu sein und sich nicht mit runterziehen zu lassen.
*neugierigmalnachfrag* Hast Du einen bestimmten Grund zu fragen oder machst Du Dir einfach so Gedanken?
Liebe Grüße und alles, alles Gute,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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Ashiama
Forums-InsiderIn
445
Berlin W, 23
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Tue, 30.Dec.03, 8:48 Re: Depression und Partnerschaft |
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Hi,
ich habe auch Angst vor Beziehungen. Sobald es enger wird bekomme ich Panik - ein Gefuehl als wuerde ich ersticken und ich rede mir die Liebe aus. Danach habe ich nicht nur wie vorher Angst, sondern bin wegen meinem "Versagen" auch noch depressiv.
Was Beziehungen mit "Gleichgesinnten" angeht, so hat das zwei Seiten. Ich habe mehrere Jahre mit einer sehr guten Freundin zusammen gelebt, die auch soziale Phobie hatte und wir hatten ganz eindeutig mehr Verstaendnis fuer einander, aber da eine soziale Phobie Angst vor Ablehnung bedeutet, hat uns im Endeffekt die Gemeinsamheit vor ein erstmal unloesbares Problem gestellt. Sobald es um Probleme in der eigenen Beziehung geht hilft Verstaendnis aus Erfahrung nur theoretisch weiter, weil es durch das eigene Problem und die emotionale Aufladung sehr schwer wird auf die Probleme des anderen angemessen zu reagieren. Kurz: anfangs ist es vielleicht einfacher Vertrauen zu fassen, aber sobald Beziehungsprobleme auftauchen wird es umso schwerer, weil jeder in seinen eigenen Gedankenmustern gefangen ist.
Ich denke sehr wohl, dass inzwischen auch Maenner Schwaechen zeigen duerfen, das Problem liegt nur darin dass deine Schwaeche genau den Kern der Beziehung trifft und das zwangslaeufig die Folgerung aufwirft: Wenn du dir unsicher im Bezug auf unsere Beziehung bist, liebst du mich dann wirklich? Kann ich dir dann ueberhaupt vertrauen? Partner koennen oft sehr viel Unterstuetzung geben, solange sie sich sicher sind geliebt zu werden - genau da ist der Partner hier jedoch verunsichert.
Ich kann dir nur empfehlen, das Problem bei der Wurzel anzupacken und eine Therapie zu machen (wenn du das nicht schon machst). Dabei ist es am besten in guten Phasen anzufangen.
Viel Glueck!
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Chris74
sporadischer Gast
14
M, 29
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Tue, 30.Dec.03, 13:56 Re: Depression und Partnerschaft |
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Hi Annemarie und Ashiama,
danke dass Ihr mir zuhört.
*neugierigmalnachfrag* Hast Du einen bestimmten Grund zu fragen oder machst Du Dir einfach so Gedanken?
Was meinst Du mit bestimmten Grund?
Ich habe große Angst vor Einsamkeit. Und ich fühle mich in letzter Zeit sehr einsam und unverstanden.
Und ich wünsche mir, wieder diese Zweisamkeit zu erleben, die ich bisher nur ein viertel Jahr erleben durfte. Diese Zeit war so schön, auch wenn sie nicht immer einfach war. Und das Ende war so abrupt und schrecklich, und hat viel in mir zerstört. Sie war übrigens so ähnlich gestrickt wie ich, da sie auch schon einiges durchgemacht hatte.
Und wieder jemanden kennenlernen ist nicht einfach. Ich möchte nur jemanden kennenlernen, der mich so akzeptiert wie ich bin, und nicht jemand, der , sobald er es erfährt, erst meint, ich solle mich nicht so hängen lassen, und mich dann fallen lässt.
Damit sich zwei Menschen lieben können, müssen sie erstmal die Chance bekommen, sich näher zukommen. Und da scheitert es.
Klar, versuche ich immer wieder an meiner gesunden Welt zu arbeiten, indem ich zB. versuche unter Leute zu gehen und gegen meine soziale Phobie anzugehen. Ich gehe zB. auf Partys, oder gestern war ich bei Bekannten zu einem DVD-Abend. Allerdings gibt mir das immer weniger. Vielleicht sind es auch nur die falschen Bekannten, die - wie es mir vorkommt- in einer komplett anderen Welt leben als ich. Es sind eben so Fun-Menschen (wie ich wahrscheinlich auch gerne wäre), anscheinend immer gut drauf. In deren Gesellschaft blockiere ich dann, ich fühle mich unwohl und dies macht sich dann bei mir durch Verspannungen in der Bauchgegend bemerkbar. Ich bekam dann solche Bauchschmerzen, dass ich gegangen bin. Als ich weg war, waren die Bauchschmerzen komplett weg.
Im Moment geht mir auch eine Menge durch den Kopf und da bin ich nicht so frei und kann auf andere Menschen nicht so eingehen. Mir fällt nichts ein, worüber ich mit anderen sprechen könnte. Somit fühle ich mich auf Partys völlig deplaziert.
Soviel zu meiner gesunden Welt, in der ich gernen leben würde.
Allerdings ist mir bewusst, wenn man einmal den totalen Absturz schon mal hatte, Depressionen über mehrere Monate, extreme Erfahrungen gemacht hat, die man nicht mehr vergessen kann, dann wird man davon so sehr geprägt, dass es einem nie wieder loslässt. In einer absolut gesunden Welt werde ich nicht mehr leben können, auch wenn ich es gerne wollte. So manche prägenden Erinnerungen und Erfahrungen würde ich am liebsten auslöschen.
Gruß
Chris
PS: Es kommen wieder bessere Zeiten, im Moment sehe ich alles sehr düster
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markus
Helferlein
83
Wien M, 26
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Wed, 31.Dec.03, 10:30 Re: Depression und Partnerschaft |
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hallöchen
wann denkt ihr, ist der richtige zeitpunkt, dass jemand, der unter psychischen problemen leidet, eine therapie macht, dies ihrer umwelt mitteilt. ich denke da an eine freundIn, "angehende" freundIn, oder auch nur an freunde. leute denen mit denen du ab und zu auf ein bier gehst. soll man sich solchenmenschen überhaupt anvertrauen. ist das vielleicht gar ein guter weg in die nähe der mitmenschen, wenn man gleich persönliches anspricht?
danke
lg markus
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Chris74
sporadischer Gast
14
M, 29
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Wed, 31.Dec.03, 13:21 Re: Depression und Partnerschaft |
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Hi Markus,
eine Therapie sollte man so früh wie möglich beginnen, wenn man bemerkt, dass man mit seinem Leben nicht klar kommt. Um so früher man beginnt, um so weniger können die berlastenden Gedanken die Person prägen. Nur leider bemerkt man es zu spät oder auch nicht von alleine, dass etwas nicht passt.
Also in meinem Fall hätte ich schon in der Kindheit mit einer Therapie beginnen müssen, denn da waren die Beginne der sozialen Phobie. Schon in der Schule war ich ein Aussenseiter, einfach weil ich mich nicht getraut habe, auf andere zuzugehen. Ich habe darunter sehr gelitten. Aber anstatt, dass ich dagegen angegangen wäre und mich gewehrt hätte, blieb ich still und habe niemandem etwas erzählt, weil ich mich geschämt habe. Dies ging über 6 Jahre, eine schreckliche Zeit, die mich sehr geprägt hat. Aber auch von aussen kam nichts. Weder Lehrer, die etwas bemerkt haben müssten, noch meine Eltern haben irgendetwas unternommen. Aber ich möchte auf niemanden die Schuld abwälzen.
Bekannte und Kollegen, mit denen man eh meist nur über Oberflächliches spricht, sage ich nichts von meinen Sorgen und Stimmungen, ich öffne mich sehr spät fremden Menschen gegenüber. Ausserdem möchte ich nicht bemitleidet werden oder wie ein kranker behandelt werden, vorallem dann wenn es mir gut geht.
Ich spreche nur mit guten Freunden über Persönliches und meine psychischen Probleme.
Anders sieht es da bei Frauen aus. Vorallem wenn ich etwas für sie empfinde und evtl. etwas von ihnen will. Im Kontakt mit Frauen macht sich meine soziale Phobie verstärkt bemerkbar. Insofern spreche ich es schon möglichst früh an, damit ich sehe, wie sie darauf reagiert und auch damit diejenige mein Verhalten richtig interpretieren kann, und mich auch kennenlernt. Aber ich falle auch nicht mit der Türe ins Haus. Wenn es sich nicht ergibt, mache ich nur Andeutungen, und warte ab, wie sie reagiert. Wenn sie für Psychothemen nicht offen ist, hätte es eh keine Zukunft.
Verstellen möchte ich mich nicht, ich bin so wie ich bin.
Gruß
Chris
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Wed, 31.Dec.03, 17:56 Re: Depression und Partnerschaft |
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Hallo Chris,
Chris74 wrote: | Was meinst Du mit bestimmten Grund? |
Ich war mir nicht sicher, ob es Dir um eine bereits bestehende (oder sich anbahnende) Beziehung zu einer Frau mit ebenfalls u. U. psychischen Problemen geht.
Quote: | Im Kontakt mit Frauen macht sich meine soziale Phobie verstärkt bemerkbar. Insofern spreche ich es schon möglichst früh an, damit ich sehe, wie sie darauf reagiert und auch damit diejenige mein Verhalten richtig interpretieren kann, und mich auch kennenlernt. |
Lieber Chris, diese Worte haben mich nachdenklich gemacht.
Kann es sein, daß Du Dich direkt mit Deinem Problem identifizierst? So wie ... Ich = Soziale Phobie ... so als Beispiel?
Es ist schon wahr, Deine Probleme sind ein Teil von Dir ... aber eben nur ein Teil.
Bitte versteh´ mich jetzt nicht falsch. Ich möchte meine weiteren Gedanken dazu bildlich darstellen:
Wenn ich mir weiter überlege .... angenommen, ich interessiere mich für einen Mann. Was möchte ich als Erstes? ... Ich möchte ihn natürlich näher kennenlernen. Aber anstatt den Mann lerne ich z. Bsp. eine "Soziale Phobie" kennen....
Ich denke, ich wäre weg, bevor ich bedauernswerter Weise zu den großartigen, sensiblen, liebenswerten Menschen vorgedrungen wäre. Aber es wäre mir sehr wahrscheinlich gar nicht bewußt, weil genau dieser tolle Mensch sich selbst hinter seinem Problem versteckt hat.
Ich denke bzw. bin überzeugt davon, daß es wichtig ist, ehrlich zu sein. Es klingt vielleicht blöd, aber ich vergleiche das, mit der "Aufklärung" von Kindern ... das Kind wird selbst fragen, wenn die Zeit reif ist ...
Liebe nachdenkliche Grüße,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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Chris74
sporadischer Gast
14
M, 29
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Wed, 31.Dec.03, 20:00 Re: Depression und Partnerschaft |
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Hi Annemarie,
nein, ich bin nicht nur "soziale Phobie", aber im Kontakt mit Menschen kommt dies eben zum Vorschein. Und wenn ich unter Menschen bin, steht es ungewollt im Vordergrund. Wenn ich könnte würde ich es abschalten. Ich kann aber nicht aus mir raus.
Natürlich ist es nicht so, dass wenn ich mit einer Frau in Kontakt bin, dass ich mit der Türe ins Haus falle. Ich sage nicht:"Hi ich bin Chris und leide unter sozialer Phobie".
Das merkt mein Gegenüber, angenommen Du, ganz von selbst, wenn kein Gespräch zustande kommen will und ich sehr nervös bin. Und somit lernst Du erstmal meine soziale Phobie kennen. Den Mann dahinter lernst Du erst später kennen, wenn er Dich besser kennt und er die Nervosität und die Phobie etwas abgelegt hat.
Die Phobie tritt oft dann beim zweiten Treffen mit der Person verstärkt auf und ich bin noch nervöser, weil ich mir viele Gedanken gemacht habe.
Die meisten geben mir allerdings nicht die Zeit und die Chance, und meinen, aha, kein Interesse da, oder komischer Kauz, etc. Allerdings bin ich nur gehemmt. Und schon sind sie weg.
Deswegen spreche ich es teilweise einfach an, um so mein Gegenüber etwas aufzuklären und mir den Druck zu nehmen.
Manchen ist dies dann auch zuviel und distanzieren sich.
Dann weiß ich, aha, hätte eh nicht gepasst.
Aber so wie Du es schreibst reagieren eben sehr viele.
Gruß
Chris
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Wed, 31.Dec.03, 20:57 Re: Depression und Partnerschaft |
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Chris74 wrote: | Aber so wie Du es schreibst reagieren eben sehr viele. |
Nein, nein ... so wie Du´s jetzt beschrieben hast, zähle ich nicht mehr dazu
Mein Eindruck war ja, daß Du so eine Art "Test" machst mit den Frauen, welche Dich interessieren. Hab´ ich völlig falsch verstanden.
Jetzt weiß ich aber, wie Du´s meinst. Ist mir ja nicht unbekannt.
Schon wieder ´ne Frage: Bist Du wegen Deinem Verhalten schon angesprochen worden, oder ist es eher Dein Gefühl, welches Dir sagt, daß Dein Gegenüber etwas bemerkt?
Bei mir war´s nämlich eher so, daß ich das Gefühl hatte, daß mein Gegenüber es 1:1 bemerkt, was in mir vorgeht ... deshalb habe ich mich unter Menschen auch nicht mehr wohl gefühlt, weil ich einfach glaubte, mich (es) nicht mehr verstecken zu können. Immer wieder mußte ich staunen, welchen Eindruck ich tatsächlich hinterließ. Keiner bemerkte meine Angst. Deshalb die Frage.
So, jetzt muß ich den Computer aber endgültig ausschalten, für dieses Jahr ... sonst fängt das Neue nicht recht gut an
Liebe Grüße Dir und ein gutes Neues Jahr, welches Dir viel Vertrauen in Dich Selbst bringen soll, wünscht Dir
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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Chris74
sporadischer Gast
14
M, 29
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Thu, 01.Jan.04, 7:05 Re: Depression und Partnerschaft |
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Hi Annemarie,
die Kennenlernphase zwischen den Geschlechtern kann man schon auch als Test auffassen. Beide Seiten überprüfen, ob der andere paßt und ob sich weiteres ergeben kann. Es ist ein Annähern und sich Herantasten an den anderen. Wenn sich für eine Seite ergibt, dass es nicht paßt, wird die Kennenlernphase ziemlich schnell abgebrochen.
So kommt es mir zumindest vor.
Aber es ist kein offensichtlicher Test, den ich mit den Frauen durchführe, sondern es ist der ganz natürliche Verlauf. habe ich vielleicht etwas schlecht dargestellt in meinem Beitrag.
Mein Gegenüber bemerkt ganz sicher etwas, obwohl ich noch nicht darauf angesprochen wurde. Mein Verhalten wird von dem Gegenüber evtl. auch falsch gedeutet. Ich hinterlasse mit Sicherheit keinen positiven Eindruck, denn den würde ich durch die Reaktion spüren.
Was ich mit Sicherheit weiß, was mir auch immer wieder bestätigt wurde, dass ich nach außen hin durch die Optik härter wirke als ich bin. Man schätzt mich dadurch meistens von vornherein schon mal falsch ein.
Jetzt bin ich gerade von einer privaten Silvesterfeier zurückgekommen, und da habe ich wieder einige Erfahrungen sammeln können. Wie schon gesagt, macht sich meine soziale Phobie im Kontakt mit Frauen verstärkt bemerkbar. Auf der Party waren 5 Frauen und incl. mir 3 Männer. Der eine Mann ist mein bester Freund, der andere war mir unbekannt, aber es war von vorneherein eine Symmpatie da und somit gabs da keine Probleme. 1 Frau ist die feste Freundin von meinem Freund und die kenne ich auch schon etwas besser. Die anderen Frauen kenne ich nur flüchtig .
Anfangs war die Stimmung von mir recht locker, mit der Zeit wurde es allerdings immer angespannter. Die mir nicht so gut bekannten Frauen hingen die ganze Zeit zusammen, kicherten ständig, und dann kam von einer von Zeit zu Zeit immer wieder ein blöder Spruch (Sie spielte ganz offensichtlich ein Spielchen). Obwohl wir nur 8 Leute waren, kam bei mir nie ein Gemeinschaftsgefühl auf. Dies zog meine Stimmung total in den Keller. Ich machte daraufhin immer mehr zu und wurde recht still . Das Gekichere ging mir auf die Nerven. Ich werde da fast aggressiv. Die blöden Sprüche mögen lustig gemeint sein, aber ich fand es eben nicht mehr lustig, und kann nicht mehr lachen. Dies spitzt sich soweit zu, dass ich irgendwann kein Wort mehr spreche, auch nicht mit den Leuten, die mir gar nichts "angetan " haben, und mein Blick wird total starr. Ich möchte dies eigentlich gar nicht, aber ich kann dagegen nichts machen. Irgendwann bin ich einfach weggegangen mit der Begründung ich müsse mal an die frische Luft.
Als ich zurückkam, waren die 4 Frauen gerade im Begriff,aufzubrechen, um noch auf eine andere Feier zu gehen.
Ab diesem Zeitpunkt war alles anders. Sobald diese weg waren, erholte ich mich ziemlich schnell und ich war fast wie ein anderer Mensch und total entspannt. Wir 4 Verbleibenden quatschten noch Stunden lang.
Diese Reaktion ín dieser Situation ist mir nicht unbekannt. Sie tritt allerdings nur dann auf, wenn ich vorher schon in einer labilen Verfassung bin. Dies ist zur Zeit leider der Fall.
Von dem Abend muss ich mich nun erstmal erholen.
Mein Vorsatz fürs neue Jahr: ich mache eine Therapie.
Gruss und auch ein gutes neues Jahr!
Chris
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Ashiama
Forums-InsiderIn
445
Berlin W, 23
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Thu, 01.Jan.04, 9:54 Re: Depression und Partnerschaft |
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Das mit der Therapie ist ein guter Vorsatz - den habe ich auch. Ich kenne das mit dem still werden und habe gemerkt, dass es wirklich von meiner emotionalen Verfassung und der Art der Leute abhaengt bzw. wie ich durch meine Stimmung das Verhalten der Leute interpretiere. Man ist dann einfach nichtmehr in der Lage Sachen richtig zu deuten und nicht auf sich persoenlich zu beziehen. Wenn die Leute die Unsicherheit merken, sind sie auch iritiert und der Teufelskreis beginnt, weil man das dann auch wieder falsch deutet und noch unsicherer wird. Bei Leuten, die ich schon besser kenne ist es einfacher, aber das Problem ist natuerlich trotzdem da, also auf auf zur Therapie.
Viel Glueck im neuen Jahr!
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Thu, 01.Jan.04, 21:06 Re: Depression und Partnerschaft |
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Lieber Chris, liebe Ashiama,
ich freue mich mit Euch über Euren Vorsatz, eine Therapie zu machen
Alles, was ihr beschreibt, kenne ich von früher. Früher ... klingt schon so ewig lange her ... ist es aber noch gar nicht.
Zu dieser Zeit habe ich noch ziemlich viel selbst "herumgewurschtelt ". Hab´ mit viel Mühe versucht, den Kontakt zu anderen Menschen nicht ganz zu verlieren. Und es war auch besser, als gar nichts zu tun.
So richtig verändert hat sich mein Leben aber erst, als ich eine Therapie machte. Wenn ich zurückdenke, kann ich mein beklemmendes Gefühl von damals wieder spüren. Da wird mir so richtig bewußt, um wieviel freier ich heute bin.
Ich wünsche Euch allen Mut, Euer Vorhaben so bald als möglich umzusetzen.
Alles Liebe und Gute Euch Beiden,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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Chris74
sporadischer Gast
14
M, 29
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Thu, 01.Jan.04, 22:37 Re: Depression und Partnerschaft |
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Hi Annemarie,
mich würde interessieren, inwieweit sich Dein Leben mit der Therapie verändert hat. Wie sah die Therapie aus?
Wie war Dein Leben vor der Therapie und wie nach der Therapie. Oder machst Du noch eine Therapie? Weil komplett wird man ein psychisches Leiden nicht mehr los- denke ich. vielleicht täusche ich mich auch .
Ein Augenblick oder eine Situation, der Dich an früher erinnert, und alles beginnt wieder von vorne, oder. Oder bist Du nun so gefestigt,dass Du davon ausgehen kannst, dass Du darüber stehst und Dich nichts mehr so leicht aus der Spur haut?
Ich würde es jedem wünschen!!
Gruss
Chris
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Tue, 06.Jan.04, 10:11 Re: Depression und Partnerschaft |
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Lieber Chris,
vor der Therapie hatte ich Angst vor Menschen, keine eigene Meinung, keine Rechte, Depressionen und wollte einfach nicht mehr leben. Meine Ehe war schon die längste Zeit kaputt. Treffen mit Freundinnen wurden immer mehr zur Qual...
Wie meine Therapie aussah, habe ich hier mal versucht zu beschreiben:
http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?p=47456#47456
Während und nach Therapie, bis jetzt und für die Zukunft :
Ich unterhalte mich gerne mit Menschen; es fällt mir nicht mehr schwer, meine eigene Meinung darzulegen und bin auch ganz positiv überrascht über die Reaktion meiner Mitmenschen. Fühle mich nicht mehr als Außenseiter, sondern angenommen mit all meinen Macken
Das Leben kann ich wieder bejahen. Die Beziehung zu meinem Mann hat sich sehr zum Positiven gewendet.
Das die Depressionen immer wieder mal "anklopfen", damit habe ich mich zwar bis jetzt noch nicht abgefunden (klingt ja auch so endgültig), aber akzeptiert. Auch damit habe ich in der Therapie gelernt, umzugehen.
Chris74 wrote: | komplett wird man ein psychisches Leiden nicht mehr los- denke ich. |
Da bin ich mir nicht so sicher. Ich glaube, es hängt auch damit ab, wie lange gewisse Verhaltensweisen sich in Dir schon gefestigt haben.
Deshalb wäre es auch gut, nicht so lange zu warten und immer mehr zu leiden.
Aber selbst wenn es dann so sein sollte, kann ich nur wieder aus eigener Erfahrung sprechen, kannst Du Dein Leben wundervoll gestalten. Du mußt nur wissen, daß es in Deiner Hand liegt, was Du daraus machst. Und die Techniken dazu habe ich eben in meiner Therapie gelernt.
Chris wrote: | Ein Augenblick oder eine Situation, der Dich an früher erinnert, und alles beginnt wieder von vorne, oder. |
Ja, perfekt so ... aber das Ganze verläuft ja nach einem Muster. Wenn Du gelernt hast, es zu erkennen, kannst Du auch noch rechtzeitig den "Not - Aus" - Schalter drücken, bevor Du Dich noch von dieser Spirale mitziehen läßt.
Chris74 wrote: | Oder bist Du nun so gefestigt,dass Du davon ausgehen kannst, dass Du darüber stehst und Dich nichts mehr so leicht aus der Spur haut? |
Ich fühle mich gerade so gefestigt, wie ein gut eingewurzeltes Bäumchen, mit dem Bewußtsein, im Laufe des Lebens zu einem Baum heranzuwachsen. Sollten die Stürme aber doch wieder mal zu stark sein, werde ich nicht tatenlos zusehen, wie meine Wurzeln nach und nach ausreissen, sondern werde sie in Form einer Therapie wieder rechtzeitig stärken. So viel ist mir mein neu errungenes Leben wert
Ich hoffe, meine Antworten können Dir ein wenig helfen, den für Dich richtigen Weg zu finden.
Alles Liebe,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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DurchdenWind
Helferlein
105
Nähe Hannover M, 25
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Mon, 19.Jan.04, 5:38 Re: Depression und Partnerschaft |
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Hallo Chris ,
ISt Dein bester Freund ein richtiger Freund ?
Wenn dem so ist koenntest Du ihm vielleicht ueber Dein Problem erzählen und er hilft Dir zu einer Veränderung ....
Ich könntet was mit einander unternehmen , während dieser Unternehmung erzählst Du ihm von Deinen Gedanken . Er kann dann sagen wie er die Situation sieht ... z..b.
Ich denke er könnte Dir da sehr gut unter die Arme angreifen und das Problem zumindest schonmal etwas lösen .
Als ich meine totalen Gedankenflashs hatte , hat es mir auch immer geholfen wenn ich Bekannte gefragt habe , wie die die Situation gesehen haben .....
Alles Gute
DdW
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_________________ ILoVe |
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