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isaak
neu an Bord!
4
Wien W, 23
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Sat, 27.Dec.03, 22:36 Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Hallo!
ich bin nun 23 und seit zwei Jahren arbeite ich daran, meine Vergangenheit aufuarbeiten, da sie mich immer mehr beeinflusst (Hautbeißen, Fresssucht, Schmerzen beim Sex).
Meine Esstörung habe ich mit einer Therapie erfolgreich überwunden und ich habe mein Leben so umgekrempelt, dass es für mich gut ist - nur ein großer dunkler Fleck ruht immer noch auf meiner Seele: ich wurde im Volksschulalter missbraucht.
Das Problem dabei ist, dass ich das ganze lange Zeit vergessen hatte, bis es mir mit ca. 11 plötzlich wieder einfiel; allerdings habe ich nur zwei Erinnerungen daran - an Episoden, in denen ich mich erfolgreich wehren konnte. Doch ich weiß, dass da noch mehr ist - als Kind habe ich Szenen sexuellem Missbrauch mit meinen Puppen nachgespielt - die waren alles andere als harmlos! DOCH ICH KANN MICH EINFACH NICHT ERINNERN!
Vor zwei Jahren begnn ich, darüber nachudenken und zu sprechen, erst mit meinem Freund, dann mit meiner Schwester und meiner besten Freundin. Und seither habe ich Schmerzen beim Sex, viel weniger Lust darauf und teils auch Abscheu. Außerdem habe ich ein leichtes Drogenproblem?
Ich hätte nun einige Fragen an betroffene: wie geht ihr mit nicht vorhandenen Erinnerungen um? Wie reagiert eure Umwelt auf das Geschehene? Wie geht ihr und eure Partner mit diesem Problem um? Geht es noch jemandem ähnlich wie mir? Könnt ihr mir ein paar Bücher zu dem Thema empfehlen?
Außerdem würde ich gerne mit anderen Betroffenen persönlich reden - hab' nach einer Selbsthilfegrupe in Wien gesucht, leider erfolgflos. Hat einer von euch Adressen für Wien? Bin auch enttäuscht, dass es zu dem Thema kaum was im Internet gibt!!!
LG
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Shelpy
sporadischer Gast
25
steiermark W, 30
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Sat, 27.Dec.03, 22:59 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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hallo, bin 27 und habe das gleich wie du hinter mir, nur, dass ich mich an alles erinnern kann und ich wünscht ich könnte mich nicht daran erinnern, ganz besonders weil die erinnerungen oft total heftig einströmen, wo ich bei jedem augen schliessen an alles erinnert werde, diese stimme wieder höre usw. im moment kann ich dir zwar wennst willst via mail zuhören (lesen) aber helfen sicher nicht, da ich das ganze auch noch nicht aufgearbeitet habe und grad in einer *ich will nicht mehr* stimmung bin. auch erzählen will ich davon nicht ich habs einmal aufgeschrieben und das war hart für mich, reden darüber geht nicht, ...
naja meld dich halt
shelpy
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_________________ never ending story |
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isaak
neu an Bord!
4
Wien W, 23
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Sat, 27.Dec.03, 23:08 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Liebe Shelpy!
Danke für das Angebot, dass du mir zuhörst, aber zum Zuhören hab' ich glücklicherweise jemanden - nur nicht zum d'rüber reden, da meine drei Vertrauenspersonen keine Erfahrungen diesbezüglich haben und nicht wissen, was sie mir auf meine Fragen/ Erzählungen antworten sollen...
Dennoch vielen dank, hab' natürlich auch immer ein offenes Ohr für Betroffene - soweit gerade persönlich möglich!
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fourty
sporadischer Gast
13
W, 26
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Sun, 28.Dec.03, 10:08 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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hallo isaak,
mir geht es ähnlich wie dir. wurde im kleinstkindalter sexuell mißbraucht, hatte mit ca. 18 einen backflash, bei dem ich für einige augenblicke wieder alles wusste. aber seither ist diese erinnerung wieder "gesperrt", kann mich also nur erinnern, dass ich es mal wusste (klingt merkwürdig, ich weiß).
nach dreijähriger therapie hab ich das ganze so weit verdaut, dass es nicht mehr jeden tag beim aufwachen und schlafengehen mein begleiter ist. meine (zwar im abklingen begriffene, aber dennoch nicht überwundene) bulimie ist wohl eine konsequenz der geschichte, ebenso meine zeitweisen schwierigkeiten beim sex. diese äußern sich bei mir weniger in schmerzen sondern in überforderung: ich schalte einfach ab, ein hass steigt hoch... das kennst du vielleicht alles.
meine ehemalige therapeutin hat mir zum thema erinnerung geraten, mich nicht unter druck zu setzen bzw auch das nicht-erinnern-können zu akzeptieren. sie meinte, dass eine erinnerung, gerade wenn der mb früh statt gefunden hat, oft das ganze leben zu schmerzhaft sei bzw weniger nutzen als schaden brächte. sie meinte wieters, eine konkrete erinnerung sei nicht so situationsverändernd, wie man das vielleicht meint.
belastet hat mich die fehlende erinnerung schon immer wieder im zusammenhang mit schuldgefühlen. immer wieder frag(t)e ich mich, ob ich das alles nur erfunden habe/hätte... auch dazu meinte meine thera, dass es symptom des mb wäre und deshalb einfach ruhig "hinzunehmen".
seit längerem akzeptiere ich also meine "lücken". ich stelle mich deshalb in meinem schmerz - so er wieder akut wird - nicht in frage. ich respektiere die schutzfunktion meiner seele, gewisse schmerzhafte szenen nicht "freizugeben".
seit einiger zeit habe ich, vor allem beim sex, wider backflashes, die sich aber eher aus gefühlen denn aus bildern zusammensetzen. aulöser sind lichtverhältnisse, gerüche etc....- es geht mir in der aufarbeitung auch eher darum, meine gefühle der wertlosigkeit und des mißbraucht werdens "aufzuspüren" und sie loslassen zu können bzw sie bewusst zu verabschieden. bilder, um zu wissen, wie genau das ganze abgelaufen ist, sind einfach nicht mehr als äußere tatsachen - es geht also auch ohne sie.
thema shg: bin auch aus ö; meine schwester hat mir mal von einer shg "überlebende des inzest" erzählt (dürfte es in wien sicher geben). ich rate dir, dich mal an "klassische" shg wie anonyme alkoholiker zu wenden, denn die haben information und verbindung zu den anderen shg nach diesem vorbild.
alles gute,
f.
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_________________ es ist, was es ist, sagt die liebe. (e. fried) |
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kleine nuss
sporadischer Gast
12
W
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Sun, 28.Dec.03, 13:52 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Hey Isaak,
Ich wurde auch von Kleinkindalter an missbraucht, und habe deshalb auch eine multiple Persönlichkeitsstörung entwickelt. Ich habe bis vor 2 Jahren überhaupt keine Erinnerungen an den Missbrauch gehabt, bis mir dann die einzelnen Innenpersonen Bilder gaben, Erinnerungsfetzen, und darüber geredet. Seitdem ist es, als wenn ein kleines Stück von dem Puzzle wieder in mich reinpasst, und es hat mich regelrecht niedergemäht.
Ich hab es dann auch vor einigen Monaten meiner Familie gesagt, und es gab eigentlich nur Tränen. Der einzige Mensch, der damit wirklich auch tagtäglich konfrontiert ist, ist mein Freund, der das volle Ausmass davon immer um die Ohren hat. Er reagiert sehr sehr liebevoll darauf, versteht mich, sogut es geht und ich weiss, wann immer ich ein Problem mit irgenwas habe, dann kann ich es ihm sagen. Allerdings solltest du wissen, wem du das erzählen kannst
Liebe Grüsse.
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mitplauderin
Forums-Gruftie
626
wohnort W, 50
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Wed, 07.Jan.04, 14:06 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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hallo ihr "überlebenden"!
auch ich bin betroffene. besuche seit einem jahr eine SHG und bin in thera, beides tut mir ungemein gut. mit betroffenen zu reden hat einen gewaltigen aha-effekt. in der thera arbeite ich meine albträume, erlebnisse auf. meine erfahrung: der schmerz durch das erinnern kann nicht mehr größer sein, als der schmerz, den ich damals als kind ausgehalten habe. in diesem sinne wünsche ich euch alles gute bei der verarbeitung eurer kindheitserlebnisse.
anbei ein paar wiener adressen:
[Anmerkung Admin: zwecks Übersichtlichkeit und Aktualität bitte in den Threads keine Adreß- und Telefonlisten posten .. diverse Anlaufstellen sind in einem eigenen Thread zusammengefaßt -> die hier angeführten Adressen waren dort alle bereits enthalten.]
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milla
Guest
W
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Sat, 17.Jan.04, 9:25 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Hallo, Leidgenossinnen!
Ich wurde auch im Alter von 5 bis 7 Jahren regelmäßig sexuell mißbraucht.Ich konnte es keinem erzählen.Ich habe mich dafür geschämt.Zu mal sie Kinder vom besten Freund meines Vaters waren.Die wußten, dass ich zu feige war, um es meinen Eltern zu sagen.Sie(zwei Brüder und ihr Cousin) waren so "nett", um mir die Wahl zu lassen, ob Vagina oder Anus.Beides war schmerzhaft.Ich habe geschrien und mir eingeredet, dass alles gleich vorbei sei und ich tapfer sein muß.Ich habe es dann so verdrängt, so dass ich während dessen immer angefangen habe zu träumen.Ich ließ es nur über mich ergehen.Ich dachte immer, wenn ich nicht daran denke,dann ist es mir nie passiert.So lebe ich immer noch.Was ich verdränge, ist nicht geschehen.Ich habe dadurch Probleme, eine Beziehung aufzu bauen, denn ich vertraue keinem.Ich wünsche uns allen, dass wir es schaffen,diesen gewaltigen Einschnitt in unserem Leben zu überwinden und auf unsere Kinder besser aufpassen
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Adam Gregor
Helferlein
128
Österreich M, 26
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Thu, 22.Jan.04, 12:17 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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mitplauderin wrote: | hallo ihr "überlebenden"!
auch ich bin betroffene. besuche seit einem jahr eine SHG und bin in thera, beides tut mir ungemein gut. mit betroffenen zu reden hat einen gewaltigen aha-effekt. in der thera arbeite ich meine albträume, erlebnisse auf. meine erfahrung: der schmerz durch das erinnern kann nicht mehr größer sein, als der schmerz, den ich damals als kind ausgehalten habe. in diesem sinne wünsche ich euch alles gute bei der verarbeitung eurer kindheitserlebnisse.
anbei ein paar wiener adressen:
[Anmerkung Admin: zwecks Übersichtlichkeit und Aktualität bitte in den Threads keine Adreß- und Telefonlisten posten .. diverse Anlaufstellen sind in einem eigenen Thread zusammengefaßt -> die hier angeführten Adressen waren dort alle bereits enthalten.] |
...Wo leider nichts über sexuellen Mißbrauch (SHG od. so) zu finden ist!
Das gibts ja wohl nicht, daß es da in Wien nichts gibt, bzw. daß die sich so versteckt halten, oder??
Ich persönlich hab nur die Adresse vom "Verein Lichtblick" in Wiener Neustadt, wär aber sehr froh wenn ich hier in Wien etw. in die Richtung hätte.
=> Hat jemand eine Ahnung?
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Invi
sporadischer Gast
13
leoben/Österreich W
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Thu, 22.Jan.04, 21:45 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Hi all!
Ich bin jetzt 21 und hab vor ca 3 monaten erfahren dass ich als 4-jährige sexuell missbraucht wurde.
Naja ich konnt mich immer daran erinnern, es war immer da aber ich hab bis vor drei Monaten gedacht ich habs mal als kleines Kind geträumt und das is nur ne Erinnerung eines Alptraums.
Ich hab mir allerdings dann mal gedacht, wie soll sich ein kleines Kind sowas ausdenken oder Träumen? Ich traute mich nicht meine Eltern zu fragen, ich wusste ja nicht, ob das wirklich passiert is und meine Eltern haben sich nie etwas anmerken lassen. Ich glaub auch deswegen hab ichs immer als Blödsinn abgetan, net ernst genommen.
Paar Tage später hab ich zufällig auf unserm Küchentisch alte Befunde, die meinem Hausarzt geförten, liegen gesehn und nachgesehn.
Und da hab ich den Befund gesehn der alles bestätigt hat... dass es wirklich passiert is.
Ich bin in Tränen ausgebrochen, hab gezittert und wusst im ersten Moment net weiter.
Was mir immer als böser Traum oder seltsame erfundene Geschichte in Erinnerung war, is wirklich passiert.
Als das passiert is hab ichs vor meiner Mutter verheimlichen wollen, hab mir nix anmerken lassen bis sie es gemerkt hat. Ich hab mich so geschämt.
Sogar im Krankenhaus hab ich verleugnet was passiert is, ich hab mich so schuldig gefühlt... mit 4 Jahren!
Und alle haben das irgendwie weggesteckt, keiner hat mit mir geredet, so getan als wär nix passiert...
Klar, meine Mutter hat ihn zur Rede gestellt aber mehr net, weil er no minderjährig war.
Vor drei Monaten hab ich meine Mutter drauf angesprochen, sie hat am anfang net mehr gwusst um was es geht, dann is ihr eingefallen und hat gesagt: "oooooohje"
wenigstens ham wir dann drüber geredet aber ich weiß net so recht wie ich damit umgehn soll.
Ein, zwei Tage später als ichs Erfahren hab hab ich scho nimmer so oft dran gedacht, mittlerweile kommts nur ab und zu wieder hoch, was ich seltsam finde. Kanns sein dass ich schon drüber hinweg bin oda verleugne ich das noch immer irgendwie? Vor allem würd ich das gern wissen, weil ich null bock auf sex hab, es nervt mich sogar und ab und zu werd ich richtig launisch wenn mein Freund will und ich wieder mal soll...
Vor allem hab ich oft schmerzen dabei.
Meinem Freund kann ich das mit dem Sex net sagen, dem isses sehr wichtig genau das gegenteil von mir.
Ich denk auch scho dran meine Beziehung zu beenden, obwohl er immer für mich da is und da sein wird, trotzdem wird mir das oft alles zuviel
Naja man wird sehn was kommt
LG Invi
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Adam Gregor
Helferlein
128
Österreich M, 26
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Fri, 23.Jan.04, 12:01 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Ich bin 23.
Ich hab die ganzen Jahre (immerhin ~ 2 Jahrzehnte) nicht die leiseste Ahnung davon gehabt, das mir etwas ähnliches passiert ist.
...bis letzten September, als mir ein sehr guter Freund davon erzählt hat, daß ihm so etwas widerfahren ist. Ich kann mich sehr gut erinnern, daß wie er mir das am Telefon erzählt hat ich plötzlich ein sehr eigenartiges Gefühl hatte. Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, selbst soetwas nie erlebt zu haben.
Nach dem Telefonat saß ich also am Bett und ging im Gedanken alle möglichen Personen durch, die in meiner Kindheit eine Rolle gespielt haben: Onkel, Tanten, usw. ... nichts!
...bis zu den Moment wo ich an meinen längst verstorbenen Opa dachte.
Da traf es mich buchstäblich wie der Blitz. Ich bin sicher einige Sekunden wie gelähmt dagesessen, völlig steif und verspannt, nach Luft schnappend, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Dann bin ich einfach weinend zusammengebrochen, mit nur einen einzigen Gedanken im Kopf: "WARUM?!!!"
Die folgenden 2 Wochen waren die Hölle. Die Gefühle die hochkamen waren so extrem, daß sie manchmal drohten mich total zu übermannen, daß ich teilweise das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, daß ich die Kontrolle verliere. Der Schmerz war einfach zu stark.
Ich denke man hat eine andere Sichtweise auf Leute mit Psychosen oder ähnlichen Zuständen, wenn man selbst schon einmal "an der Schwelle stand", wenn man "an eine solche Tür geklopft" hat.
Mein Glück war, daß ich sehr enge Freunde habe, denen ich mich anvertrauen konnte, und daß ich seit Jahren Zen praktiziere.
Die Zen Praxis hat mir in dieser Zeit geholfen nicht total auszurasten. Und bestimmte schamanische Techniken (Huna), die ich erst kurz davor gelernt hatte, haben mir mehr als einmal geholfen mit diesen total extremen Gefühlen umzugehen, haben mir mehr als einmal aus einem momentanen Tief geholfen.
Da ich nebenbei auch Gedichte schreibe, hab ich irgendwann begonnen auch über dieses Thema zu schreiben. Das ist einfach eine Art Aufarbeitung und deshalb sehr, sehr hilfreich.
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Adam Gregor
Helferlein
128
Österreich M, 26
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Fri, 23.Jan.04, 12:23 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Betreffend "Darüber hinweg sein", Aufarbeitung, etc.
Ich schätze mal, das hängt einfach mal sehr von den Mißbrauchserfahrungen ab, ob man da schnell darüber hinwegkommen kann, oder nicht (wie schlimm, wie oft, etc.).
Ich denke aber es kann Dir niemand sagen, wann Du darüber hinweg bist, das kannst Du sicher nur selbst (wenns überhaupt jemand kann).
Ich kann nur von mir sagen, daß bei mir die Sexualität, das Sex haben, immer sehr im Hintergrund gestanden ist (was ja für einen Mann eh schon mal ungewöhnlich ist).
Und zu dieser Zeit war ich sicher noch nicht "darüber hinweg".
Beziehungen sind bei mir erst einmal absolute Gefühlssache, auf Sex hatte ich, so scheint es, selten Lust (jdf meiner Ex zufolge
Möglicherweise ist das auch schon typisch, das man sehr diesen Unterschied macht- zw. Sex und Liebe.
=> Sehnen sich früher sexuell mißbrauchte (unbewußt?) nach einer Art von "reinen Liebe"?
Natürlich ist es grundfalsch, Sex als etwas im Grunde unreines zu sehen. Aber irgendwie ist diese sache halt mit so irrsinnig unangenehmen Gefühlen verbunden, Gefühlen der Demütigung.
Ich hatte manchmal beim Sex das Gefühl, meiner Partnerin "etwas anzutun", sie irgendwie zu demütigen oder so. Obwohl das objektiv gesehen sicher nicht der Fall war und sie es auch nicht so empfunden hat.
Im Moment hab ich keine Beziehung. Und ich bin dahintergekommen, daß ich im vorhinein kaum sagen kann, wie ich reagiere wenn ich einer Person nahe komme. Manchmal passiert es, daß ich einfach nur wegrennen will, auch wenn ich noch so verliebt bin. Manchmal halt ich zuviel Nähe einfach nicht aus. Aber ich bin zuversichtlich, daß ich das im Prozess der Aufarbeitung auch noch ändern kann.
Obwohl es so lange her ist, ist es halt doch noch irgendwie "frisch".
Ich wünsch euch alles Liebe,
Adam Gregor
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isaak
neu an Bord!
4
Wien W, 23
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Sat, 31.Jan.04, 0:11 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Hallo Adam!
Bezüglich Adressen in Wien kann ich ein lied singen. Ich komme selbst aus Wien und war sehr enttäuscht und erschüttert, dass es in Wien scheinbar keine Anlaufstellen für Missbrauchsopfer gibt!!
Ich machte mich erst 'mal über's Internet auf die Suche, wobei ich herausfand, dass es in Salzburg das wesentlich mehr Initiativen gibt, auch vom Land ausgehend.
Aber auch in Wien existieren einige (wenige) Anlaufstellen. Solltest du noch Adressen brauchen, so kann ich dir ein paar besorgen (melde dich einfach bei mir über pm). Obwohl ich zugeben muss, dass man es da als Mann sicher noch schwerer hat...
Bezüglich Lust am Sex kann ich nur sagen, dass auch ich nie richtg Lust auf Sex hatte, eher Schmerzen und Abneigung. Ich frage mich dann schon manchmal, ob das jemals anders wird...
LG, Julia
L
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Sat, 31.Jan.04, 8:35 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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isaak wrote: | Bezüglich Adressen in Wien kann ich ein lied singen. Ich komme selbst aus Wien und war sehr enttäuscht und erschüttert, dass es in Wien scheinbar keine Anlaufstellen für Missbrauchsopfer gibt! |
Sollten Sie Beratungsstellen meinen, dann stimmt das so nicht, hier ist eine ganze Liste davon*. Und bezüglich der ohnehin erforderlichen Psychotherapie: PsychotherapeutInnen gibt es speziell in Wien ebenfalls eine ganze Menge.
Freundliche Grüße
Fellner
* sollten Sie mehr Adressen finden, teilen Sie sie mir bitte mit, dann nehme ich sie mit in die Übersicht auf.
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_________________ Website | Kontakt | Artikel-Archiv |
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Jean
sporadischer Gast
7
Deutschland W, 30
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Thu, 04.Mar.04, 10:19 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Hallo!
Auf der Suche nach Austauschmöglichkeiten bin ich auf dieses Forum gestoßen und recht erleichtert, daß es zum Thema sexueller Mißbrauch schon einen Thread gibt, an den ich mich nur "anzuhängen" brauche.
Damit Ihr wißt, mit wem Ihr es zu tun hat, vielleicht erstmal ein paar persönliche Dinge. Ich bin 29, seit 6 Jahren verheiratet und arbeite als kaufmännische Angestellte. Kinder haben wir keine, die sind erst "geplant" ( ), wenn ich meine berufsbegleitende Ausbildung abgeschlossen habe.
Zu meinem Hintergrund und Austauschanliegen: Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 2 Jahre alt war. Ich bin dann bei meiner Mutter aufgewachsen und habe meinen Vater an Wochenenden etc. gesehen. Das geschah relativ häufig, und generell bin ich auch recht gern dorthin gefahren. Allerdings gab es angenehme und höchst unangenehme Zeiten.
Zu den angenehmen gehörten die Momente, in denen mein Vater nüchtern war und mit mir und meinem Halbbruder etwas zusammen unternahm, was mir oft viel Spaß gemacht hat. Zu den unangenehmen gehörten die, in denen er etwas (oft auch zuviel) getrunken hatte und dann offensichtlich nicht mehr meinen Status als Tochter wahrnahm. Er benahm sich dann so, als wäre ich eine Frau, die er mit gewissem erotischen Interesse anschauen und der er Dinge sagen konnte, die zwar Zuneigung transportierten, aber einen für Kinderohren sehr komischen Beigeschmack hatten. Ich hatte nie das Gefühl, mich einfach mal an ihn kuscheln zu können, ohne daß er gleich eine Erektion bekommen hätte. Das habe ich als Kind so natürlich nicht gedacht, aber es beschreibt mein Gefühl von damals aus heutiger Sicht ganz gut. Und es war das Gefühl, das mich im Umgang mit meinem Vater ständig begleitete.
Und dann gab es noch eine konkrete Situation, an die mir offensichtlich ebenfalls die komplette Erinnerung fehlt. An die Umstände erinnere ich mich ziemlich genau, aber da muß noch viel mehr gewesen sein als das. Die Wahrscheinlichkeit, daß mich mein Vater in dieser Situation tatsächlich körperlich mißbraucht hat, liegt bei 95%. Die restlichen 5% sind deshalb unsicher, weil mir die Erinnerung einfach fehlt. Aber mein Körper und einige Verhaltensmuster, die ich im Umgang mit Männern und Sexualität an den Tag lege, sprechen für sich.
In einer Familienaufstellung habe ich das Verhältnis zu meinem Vater zu einem großen Teil beleuchten und bearbeiten können. Leider ist es in dieser Aufstellung nicht möglich gewesen, mich meinem Vater als Tochter zu nähern, weil er in der Aufstellung nicht von der Mann-Frau-Schiene lassen konnte. Das hat mir mehr als wehgetan.
Im "richtigen Leben" ist es mittlerweile so, daß wir kaum noch Kontakt miteinander haben. Zu Weihnachten hatte ich ihm eine Karte geschickt, er hat noch nicht einmal angerufen. Zu seinem Geburtstag habe ich ihn angerufen, und er war "gerade auf dem Sprung". Ich lege im Moment selbst keinen großen Wert auf Kontakt oder gar Nähe, aber von ihm aus scheint das ähnlich zu laufen - ich glaube, daß das mit der Aufstellung zusammenhängt.
Wie Ihr seht, bin ich von Tätlichkeiten weitgehend verschont geblieben. Das läßt meine Geschichte vielleicht etwas weniger "schlimm" (im Sinne von gravierend) erscheinen, aber ich denke, den Teil des Vertrauensbruches und der Spätfolgen im Leben haben wir gemeinsam. Ich wünsche jeder/m von Euch, daß sie/er eine Möglichkeit für sich findet, diese traumatischen Erlebnisse in einer positiven Art und Weise zu verarbeiten.
Jean
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scu
Helferlein
75
M, 28
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Wed, 17.Mar.04, 12:17 Re: Sexueller Missbrauch - Erinnerungen, einige Fragen |
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Hallo,
Ich habe diesen Threat mit großem Interesse gelesen! Allerdings ist mein Zugang zu diesem Thema ein anderer! Ich selber bin nicht mißbraucht worden, aber es betrifft einen Familienangehörigen....
Ich hoffe Ihr habt verständnis für meine Frage .......
Wie soll ich am besten mit demjenigen umgehen? Er wollte nie das ich es erfahre aber es hat sich ergeben das ich doch von seinem Schiksal erfahren habe. Mittlerweile weiß er das auch.
Glücklicherweise hat er sich anscheinend nicht von mir zurückgezogen! Ich habe ihm angeboten immer für ihn da zu sein und das ich keine aktionen gegen irgenwen starte solange er es nicht wünscht. Zudem habe ich ihm versprochen dieses Thema ruhen zu lassen bis er soweit ist darüber reden zu wollen, falls das jemals der fall ist.
was kann ich tun, wars das schon und ich muss warten? Ich mache mir schon sorgen um sein Wohl!
Lg
scu
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