Depressionen, ohne Gründe?!?

neu an Bord! 3 wien M, 18

Hi, ich weiss selber nicht wie ich mein Problem beschreiben soll. aber Irgendwie kann ich mich einfach auf nichts freuen, niemand bedeutet mir mehr etwas, nichts was ich mache macht mir spaß. Dabei bin ich eigentlich gar kein Gefühlskalter Mensch, ganz im Gegenteil. Ich bin gerade erst 18 geworden und kann glaube ich schon sagen dass ich bis jetzt einiges durchgemacht habe, als es die anderen in meinem Alter tun. Es gab Früher Wochen wo ich jeden Tag einfach in Tränen ausgebrochen bin, durch irgendeinen Vorfall. (mit Freunden, Familie, etc.) das hat mir sehr weh getan...

Ich war immer ein Offener mensch, und habe zu jeden sehr schnell Vertrauen entwickelt. Aber jedes mal wurde daraus eine Enttäuschung und ich wurde entweder ausgenutzt oder verspottet.

Nach einiger Zeit habe ich irgendwie aufgehört eine Freude am Leben zu haben. Ich habe das Gefühl dass ich niemanden wichtig bin, ich weiss nicht warum, aber ich will auch mit niemanden mehr kommunizieren, weil ich glaube dass es anschließend doch nur mir weh tut. Seit einem halben Jahr habe jegliche kontakte zu meinen Freunden verloren, ich habe mich nicht mehr gemeldet, nicht mehr blicken lassen. Sie sind mir belanglos, aber auch nicht. Ich weiß es selbst nicht...

Ich fühle mich in diese Gesellschaft unwohl, es gibt niemanden der mich wirklich versteht, nicht einmal meine Eltern, (ich weiß sie lieben mich, sie wollen nur das beste, aber sie verstehen mich nicht). Ich habe schon einige male versucht mit ihnen über so etwas zu reden, aber außer "es liegt an deinem Alter, es geht schon vorbei..." habe ich nichts gehört. Auch das ist nicht besonderes Angenehm.

Ich gehe jetzt in eine HAK, aber ich weiß nicht ob es das ist was ich will. Bis jetzt haben meine Eltern mir den Weg vorgestoßen. Egal ob ich es wollte oder nicht. Aber daran liegt es auch nicht, denn Leben tu ich ziemlich angenehm im gegensatz zu anderen, also dabei will ich mich gar nicht beschweren. Wieso habe ich keine Freude am Leben? Wieso muss ich jede Nacht daran denken ob ich mir das Leben nehmen soll oder nicht? Bin ich auf dem falschen Planeten? Wieso bin ich der einzige in meine Klasse dem es egal ist ob er Markensachen trägt, ob er das neuste Handy-model hat, dem es egal ist wie die anderen Menschen über einem denken???

Ich bitte euch, klärt mich etwas auf ... sagt mir nicht dass es an meinem Alter liegt, ich weiß dass es nicht so ist ... rebelliern tu ich nicht ...

Guest W

das leben besteht aus suchen. auch du kannst jemand finden, der dich versteht. was du schreibst erscheint mir plausibel und kommt mir auch bekannt vor. dein umfeld ist vielleicht nicht optimal. kann mir schon vorstellen, dass die werte deiner mitschüler in einer HAK von deinen stark abweichen. möglicherweise bist du einfach etwas intelligenter und reifer als andere. das kann auch ein problem sein. findest du aber gleichgesinnte kann das besonders erfüllend sein. mir geht es im moment so. es hat lange gedauert. bin schon 36.

gruß, Fipsi

neu an Bord! 3 wien M, 18

Aber wo finde ich diese gleichgesinnten? Ich suche schon seit langem, und langsam kann ich nicht mehr. Ich habe nicht die Kraft dazu Menschen zu finden mit dem ich mich gut verstehen kann. Wie lange soll das noch weiter gehen? Wie gesagt, meine Kraft reicht nicht aus um weitere 10 Jahre so zu leben...

Guest W

begib dich unter menschen. man kann immer jemand finden. gestern lernte ich zum beispiel in einem lokal eine total liebe frau kennen. wahrscheinlich brauchst du etwas reifere menschen.

gruß, Fipsi

Psychotherapeut 1589 Wien M

Lieber Drache,

aus meiner Sicht gibt es in Ihrem Leben - allein nach dem, was Sie hier im Forum über sich geschrieben haben - sogar eine ganze Reihe von möglichen, zum Teil erheblichen Auslösern für Depressionen. Auf Basis meiner Erfahrungen mit depressiven Klienten könnte ich mir vorstellen, daß Sie vielleicht in letzter Zeit (weniger im Alltag, sondern vor allem emotional und gedanklich) immer häufiger das Gefühl haben, in einer Art "dunklen Sackgasse" zu landen, ja vielleicht sogar manchmal auch ohne konkreten, äußeren Anlaß. Daß Sie bei alldem nicht rebellieren, spricht für Ihre soziale 'Verträglichkeit' - aber, wie mir scheint, eine, die auf Ihre Kosten geht... und es bestätigt letztlich wiederum den Verdacht auf das Vorliegen einer Depression.

Der Ratschlag, sich Vertraute, oder im Idealfall gute Freunde zu suchen, ist sicherlich richtig, Fipsi hat da vollkommen recht. Häufig fällt es Betroffenen aber gerade inmitten von Depressionen schwer, sich selbst den dazu nötigen Energieschub zu geben. Nehmen Sie den Tipp ernst (vielleicht können Sie ja auch mit Freunden oder Familienmitgliedern häufiger etwas unternehmen), sollte Ihnen dies aber nicht weiterhelfen, sollten Sie in Ihrem eigenen Interesse erwägen, eine Psychotherapie zu beginnen.
Bedauerlicherweise leiden viele Menschen jahrelang, bevor sie damit beginnen - Sie aber sind jung und hätten die Chance, Ihr Problem frühzeitig in den Griff zu bekommen, es gewissermaßen 'an der Wurzel zu packen'! Ich möchte damit nicht sagen, daß eine Psychotherapie einfach zu beginnen ist oder eine Art "Problemlösungsgarantie" birgt, aber es ist ein bewährter und meist effizienter Weg, Depressionen in den Griff zu bekommen. Tipps für die nötigen Anlaufstellen und ersten Schritte finden Sie hier im entsprechenden Bereich des Forums sowie auf den Info-Seiten meiner Website.

Alles Gute für Ihre nächsten Schritte zur Befreiung von den "Bleikugeln an Ihren Beinen" wünscht Ihnen
Richard L. Fellner

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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