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mim
sporadischer Gast
9
W, 40
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Wed, 17.Dec.03, 9:11 Familientherapie |
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Hallo
Da ich versuche mich kurz zu fassen, gehe ich gleich in medias res. Meine 15-jährige Tochter hat innerhalb eines halben Jahres zum 2. Mal eine Überdosis Tabletten geschluckt. Nichts lebensgefährliches - aber doch ein Hilferuf. Beim ersten Mal war ich entsetzt. Beim zweiten Mal war ich zornig. Wir reden viel miteinander. Ich bemühe mich immer Verständnis aufzubringen. Ich weiß, dass sie zu viele Freiheiten hat. Jetzt entgleitet sie mir. Ich werde immer zorniger auf sie, weil ich das Gefühl habe, dass sie mir gleichgültig wird.
Ich hatte immer schon die Tendenz zu Depressionen. Der Gedanke an Selbstmord half mir beim Einschlafen - so wie andere vom Lottogewinn träumen, von dem sie genau wissen, dass er nie kommen wird, weil sie nicht spielen . Durch die Geschehnisse der letzten Wochen bin ich aber in eine Depression gerutscht, aus der ich mit Medikamenten und Therapie herauszukommen versuche.
Trotzdem darf ich meine Kinder nicht vergessen. Auch mein 12jähriger Sohn schreit um Hilfe, indem er in der Schule verrückt spielt. Und mein Ex-mann ist sowieso keine Hilfe.
Ich weiß nicht ob und wie ich es schaffen kann mich mit meiner Tochter - und vielleicht sogar auch mit meinem Sohn unter Anleitung an einen Tisch zu setzen und auf einen grünen Zweig zu kommen.
Bin für jede Anregung oder Aufmunterung dankbar.
mim
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_________________ Man ist auch bei den Menschen einsam |
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Akai
sporadischer Gast
16
M
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Wed, 17.Dec.03, 10:52 Re: Familientherapie |
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Es heisst zwar das Jungs viel schwierîger sind in diesem alter 14-16 weil sie meisten "laut" sind und damit beobachtung kriegen. Meine Erfahrung ist es aber eher, dass Mädchen viel eher "Probleme" bereiten. Bei den Jungs d.h dein Sohn hast du aber mit 12 Jahren noch eine grosse Beeinflussung. Würde mich zuerst ihm widmen, die Wahrschneiendlichkeit, dass er sich wieder "beruhigt" ist viel höhern jetzt noch, als in 2 Jahren wo deine Beeinflussung bei fast null bei Jungs ist und das er dann bei einer Familientherapie noch mitmacht (in 2 Jahren) ist sehr klein.
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Annemarie
Moderatorin
1682
Oberösterreich W, 45
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Wed, 17.Dec.03, 13:11 Re: Familientherapie |
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Liebe mim,
ich finde, Du hast die Lösung schon selbst gefunden. Ihr alle drei braucht dringend Hilfe von außen. Jeder von euch ist mit der jetzigen Situation überfordert.
Ich nehme an, Dein Ex-Mann kümmert sich nicht wirklich bzw. regelmäßig um die Kinder. Weiters nehme ich an, daß Du auch sonst wenig oder keine Hilfe von sonstigen Verwandten erhältst.
Ist es so, daß Du quasi Mutter und Vater gleichzeitig für Deine Kinder sein möchtest? Natürlich bist Du damit überfordert. Das kannst Du nicht.
Mache Dir bitte deswegen keine Vorwürfe. Es ist alleine die Verantwortung des Vaters Eurer Kinder, wieviel Zeit und Liebe er seinen Kindern geben kann und will.
Deine Verantwortung liegt "nur" darin, Mutter zu sein. Auch, Deinen Kindern zuzuhören, wenn sie sich beschweren, weil sie sich z. Bsp. von ihrem Vater vernachlässigt fühlen.
Weißt Du, ich meine damit, versuche bitte nicht Unmögliches möglich zu machen, sondern alles was Dir möglich ist, ihnen zu geben. Es reicht meistens, daß sie sich ernst- und angenommen fühlen.
Du schreibst zwar, daß Dir Deine Tochter gleichgültig wird, aber das läßt sich aus dem restlichen Text ganz und gar nicht schließen. Ich glaube, Du mußt Dich selbst schützen, weil Du sonst mit dieser Belastung nicht zurecht kommst. Deshalb auch die Depression.
Ich finde sogar, Du bist eine ausgesprochen aufmerksame, liebevolle Mutter. Du machst Dir so viele Gedanken ... für Dich wird es alleine zu viel.
Einen Rat möchte ich Dir gerne geben. Wenn Du eine Familientherapie bei Deinen Kindern "durchsetzen" willst, dann wirst Du das auch schaffen.
Sei Dir bitte ganz bewußt dabei, daß DU die Mutter bist und Du weißt, wofür diese Therapie notwendig ist. Es geht nicht um eine kleine Meinungsverschiedenheit sonder um die Zukunft für jeden in Eurer Familie. Und diese liegt nunmal in Deinen Händen. Dafür kann sonst niemand die Verantwortung übernehmen.
Deine Kinder kennen Dich und werden sehr wohl unterscheiden können und wissen, daß es Dir ernst ist und wahrscheinlich über ein "aber" gar nicht nachdenken. In dieser wirklich ernsten Situation würde ich ihnen auch keinen Spielraum einräumen.
Ich wünsche Dir alles, alles Liebe und Gute und natürlich auch Deinen Kindern!
Liebe Grüße,
Annemarie
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_________________ Liebe ist das Fundament des Lebens |
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mim
sporadischer Gast
9
W, 40
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Wed, 17.Dec.03, 15:23 Re: Familientherapie |
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Liebe Annemarie
Das was du schreibst, stimmt wohl alles. Ich weiß, dass etwas getan werden muss. Gott sei Dank muss ich nicht Vater und Mutter für die Kinder sein. Mein Ex hat sich - auf seine Weise - immer um die Kinder gekümmert. Aber er ist nie richtig auf sie eingegangen. Jetzt möchte meine Tochter nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und meinem Sohn ist es beim Papa einfach zu langweilig.
Ich bin wieder verheiratet. Mein Mann versucht mich zu unterstützen. Wenigstens weiß ich, dass ich jemandem wichtig bin - er ist irgendwie mein fünftes Kind. Ich habe noch eine 18jährige körperbehinderte Tochter, die in Wien im Internat lebt und eine Ausbildung versucht. Und einen dreijährigen Sonnenschein. Mein Mann versucht die männliche Bezugsperson zu ersetzen. Was halt nicht immer klappt - aber doch ein bisserl entlastet. Sonst habe ich nur zwei ältere Schwestern, bei denen auch alles drunter und drüber geht. Trotzdem versuchen wir zusammenzuhalten. Manchmal glaube ich, wir haben alle einen Stich.
Ich bin die Mutter - aber ich bin es, die sich nicht mehr vorstellen will, mit ihrer Tochter eine Familientherapie zu machen. Das ist es, was mich so erschreckt. Mit meinem Sohn sofort. Aber SIE.....Ich kann das gar nicht wirklich in Worte fassen. Nicht mehr.
Trotzdem danke für deine aufmunternden Worte
mim
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_________________ Man ist auch bei den Menschen einsam |
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Wed, 17.Dec.03, 16:50 Re: Familientherapie |
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Liebe mim,
eine Familientherapie ist in dieser Situation in jedem Fall sinnvoller, als nichts in dieser Richtung zu unternehmen. Wie die Stunden sich entwickeln und welche Konstellation im Endeffekt die sinnvollste ist, ist von hier aus, auf Basis einiger Zeilen, kaum zu beurteilen - wird sich aber sicher noch herausstellen.
Für das erste Gespräch könnte ich es mir (in Ihrem speziellen Fall) als sinnvoll vorstellen, daß Sie mal Ihre Situation aus Ihrer ganz eigenen Sichtweise schildern und erst beim Folgegespräch die Kinder mit dabei sind. Klären Sie's am besten schon bei der telefonischen Terminvereinbarung ab, ob dies möglich ist.
Alles Gute!
Richard L. Fellner
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