Warum sind Menschen eigentlich schüchtern?

sporadischer Gast 17 Irgendwo im Universum ;) M, 18

Hallo erstmal,
ich bin mir nicht ganz sicher ob ich hier im richtigen Forumteil bin, hoffe das aber mal..

Also eigentlich wollte ich mal ganz allgemein fragen, warum Menschen eigentlich schüchtern sind.

Im speziellen dann warum Menschen, die eigentlich offen, selbstbewusst und fast schon ein wenig waghalsig sind wenn sie ihre Meinung vertreten, so schüchtern sind wenn sie jemanden "gern haben" (auch lieben, aber ich meine hier auch einfach nur wenn man sich mit jmd. gut versteht).

Wie villeicht einige gelsen haben stellt sich mir dieses Problem ein wenig mir, und vor allem meiner Angebeteten (sie ist extrem schüchtern), doch hier möchte icheinmal ganz allgemein etwas erfahren..
Warum sind Menschen schüchtern?
Was sind die Motive?
Wie lässt sich bei den meisten Menschen Schüchternheit abschwächen?

Ich denke ihr wisst was ich meine..
Dann schreibt mal bitte was zwinkernd..

Chell

Forums-InsiderIn 445 Berlin W, 23

Hi,
Menschen sind schüchtern, wenn sie unsicher im Umgang mit Menschen sind bzw. Angst haben enttäuscht oder beurteilt zu werden. Je wichtiger einem ein Mensch dabei ist, desto mehr steht auf dem Spiel.
Bei einfacher Schüchternheit braucht es nur viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Vertrauen. Alkohol funktioniert natürlich meistens auch, empfehle ich aber nicht Wink

Soziale Phobie sieht für den Außenstehenden, aber auch erstmal wie Schüchternheit aus und wäre ein weitaus größeres Problem, da die Angst bleibt.
Hoffe, das war hilfreich.

Forums-InsiderIn 196 Tau Ceti Center (TC²) M

meiner meinung nach sind menschen dann schüchtern, wenn sie in einer situation angst haben, etwas falsch machen zu können (also sich lächerlich machen, unbeliebt oder ungeliebt werden, abstoßend oder komisch erscheinen). woher so eine angst kommt? vielleicht haben sie früher gelernt, daß egal was sie tun, es negatvie folgen hat oder haben kann. mit haben kann, meine ich, bezugspersonen waren inkonsistent in ihrem feedback auf ein bestimmtes verhalten ... manchmal war das ein verhalten ok bzw. akzeptiert, ein anderes mal wurde auf dasselbe verhalten negativ reagiert. also verwirrend für den jungen menschen, dessen bewußtsein sich heranbildet.

naja und in manchen situation, im umgang mit anderen menschen und dem insbesondere dem anderen geschlecht, "darf" man halt nichts falsch machen, und dann kommt angst und unsicherheit hoch, weil man gar nicht weiß, ob ein bestimmtes verhalten gut oder schlecht für die situation ist. was zu einer art geisteslähmung führt. sich schüchtern verhalten ist die effektivste möglichkeit, nichts falsch zu machen, wobei wiederum überhaupt nichts machen manchmal der schlimmste fehler sein kann. sonst würde ein schüchterner mensch sich ja nie mit seiner schüchternheit auseinandersetzen Smile

Moderatorin 606 Deutschland, NRW W, 28

Hallo Chell,

ich denke, Schüchternheit entsteht aus der individuellen Entwicklung des Menschen heraus. Durch das Elternhaus, durch die Erziehung, durch gesellschaftliche und soziale Kontakte, durch die Schule... Schüchternheit sollte man nicht mit sozialer Phobie vergleichen, denn die Schüchternheit ist leichter zu beheben, als die soziale Phobie. Schüchternheit sollte allerdings dennoch ernst genommen werden, denn schüchterne Menschen leiden häufig unter ihrer Situation.

Wichtig ist, dass dem jeweiligen Menschen die Schüchternheit bewusst wird und er etwas dagegen unternimmt. Das heißt: sich bewusst bestimmten Situationen auszusetzen und zu versuchen, sich darin zu üben, besser damit "umgehen" zu können. Wenn jemand das nicht alleine schafft, sollte er sich professionelle Hilfe besorgen, denn dann grenzt es an sozialer Phobie.

Schüchternheit hat übrigens nichts damit zu tun, dass die schüchternen Menschen nicht ganz "normal" sein "wollen". Sondern sie haben sich vielmehr in eine bestimmte Rolle verfrachtet, die es nicht zulässt, sich weiter zu entwickeln und neue Fertigkeiten hinzuzulernen.

So ist es wichtig, lockerer in sozialen Beziehungen zu werden, nicht alles so furchtbar ernst und das Leben insgesamt etwas leichter zu nehmen. Dies beinhaltet einen langen Weg des Einzelnen, der sich aber sicherlich lohnt.

Viele Grüße von der Kleinen Fee, die auch mal sehr sehr schüchtern und ängstlich war...

Forums-InsiderIn 158 Mutter Erde W, 19

Ja, und vor allem bei Jungs/Mänern fällt mir das auf: sie sind im "normalen" Umgang mit anderen Jungen und auch mit Mädels, die sie halt einfach nur nett finden ganz locker, wenn's aber "ernst" wird, kneifen sie plötzlich...ist das auch eine art von Schüchternheit? Ein Junge, den ich kenne hat mir auch mal gebeichtet, dass er unheimliche Angst hat, vor Leuten eine rede zu halten ider etwas vorzutragen (Referate, etc) und dass er diese Angst wohl nie überwinden wird!!!
Frage: können sich solche Menschen auch "wandeln", wenn man ihnen immer wieder versichert, wie gern man sie hat, so dass sie irgendwann ihre Schüchternheit- zumindest einem selbst gegenüber - ablegen?
Oder fühlen sie sich dadurch unter Druck gesetzt?

Liebe Grüße

flower

Heckenrose flower

neu an Bord! 2 Kiel M, 46

Hallo Chell,

Schüchternheit entseht wahrscheinlich schon sehr früh in der Kindheit. Oft liegt ihr eine Haltung zu Grunde die sagt „Ich bin es nicht wert angesehen zu werden und ich bin es nicht wert, dass man sich mit mir beschäftigt.“ Diese Haltung kann aus einer gestörten Interaktion zwischen dem Säugling und der Mutter (oder einer ähnlich engen Beziehungsperson) resultieren. Wenn Eltern nicht adäquat auf die Kontaktaufnahme des Säuglings reagieren, kann der Säugling sein Selbst nicht stabilisieren. Er reagiert zunächst mit Ärger und Wut und später mit Scham auf die fehlgeschlagene Kommunikation. Um diese sehr schmerzhafte Scham aushaltbar zumachen, vermeidet das Kind dann Blickkontakte und Situationen, die eine Reaktion der Bezugsperson erfordern. Diese frühe Zurückweisung durch eine nicht angemessene oder nicht zugelassene Kommunikation durch die Bezugsperson, stellt eine existentielle Bedrohung für das Kind da. Viele Menschen kennen diesen Schmerz, wenn sie versuchen ihre Gefühle auszudrücken und dieses dann nicht verstanden oder nicht beachtet wird. Diese Situation wird dann als „peinlich“ beschrieben und von schüchternen Menschen als ganz besonders unangenehm (Selbst-Scham) Empfunden. Ich glaube, dass der Schüchternheit damit ein Vermeidungsverhalten zu Grunde liegt. Die frühe Erfahrung soll sich nicht wiederholen, damit der Schmerz dieser frühen Infragestellung des Selbst aushaltbar ist.

Schüchterne Menschen sind oft sehr sensible und zurückhaltende Menschen. Ihr Problem ist leider häufig zusätzlich, dass sie in eine Opferrolle geraten, weil ihre Verletzungen schnell als Schwäche erkannt werden und diese dann ausgenutzt wird. Tragisch finde ich, dass es oft sehr begabte und kreative Menschen „erwischt“, die dann leider in der Ellenbogengesellschaft keine Chance erhalten und hinter den vermeintlich Selbstsicheren aber weniger kompetenten Menschen in das Hintertreffen geraten.

Bei der sehr großen Skeptik gegenüber Verhaltenstherapien, bin ich der Meinung, dass sie hier relativ schnell gutes Leisten kann. Es geht ja auch darum das Vermeidungsverhalten, die bestehenden Blockaden zu überwinden und mit den angstmachenden Situationen umgehen zu lernen.

Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg und viel Mut.

Viele Grüße

Christian K.

Forums-InsiderIn 445 Berlin W, 23

Hi Christian K.,

ich habe gelesen, dass Schüchterne nicht vermeiden, sondern eben nur zurückhaltend sind. Dagegen kann man zum "Training" gehen, aber das Ganze ist keine wirkliche Störung.
Angst und Vermeiden im Zusammenhang mit Kontakten (auch Vorträge, Referate etc) dagegen, weisen auf soziale Phobie hin und müssen unbedingt therapiert werden (habe ich selber). Natürlich kann sich unter Umständen eine soziale Phobie aus einfacher Schüchternheit entwickeln.

Hallo Chell,[

Quote:

ganz allgemein fragen, warum Menschen eigentlich schüchtern sind.

Mensch nuss hier wahrscheinlich unterscheiden:
+ Schüchternheit nach Situation, nach Gefühl", nach Individualität", nach Erfahrungskenntnissen usw.

neue Situationen, die nicht vorhersehbar sind, lassen Menschen zurückhaltend sein oder es gibt diesen Unterschied zwischen ex- und introvertierten Menschen usw.

Ich denke, menschenmäßig ist es einfach, weil in unserer "kommunikationsfreudigen Zeit, jeder angst vor Verletzungen der eigenen Gefühle o. Befindlichkeiten hat,
weil Menschen Worte unterschiedlich definieren und einander sehr oft mißverstehen-
niemand möchte blamiert" oder bloßgestellt dastehen-
in Zeiten wie diesen (Leistungsgesellschaft blbla- Konsumwahn-) haben wir nicht mehr (bzw. selten) gelernt ehrlich und offen zu sein-

zuhause oder die Schule geben einem nicht mehr die Werte mit auf dem Weg, die mensch eigentlich am meisten bedeuten sollten-
Ehrlichkeit, Vertrauen (können) Wärme usw.

lga

sporadischer Gast 15 W

Mh ich wollt nur mal sagen, dass viele MEnschen Schüchternehit auch mit Zurückhaltung verwechseln.
ICh persönlich bin zurückhaltent, im BEzug auf Kennenlernen neuer MEnschen, aber nicht schüchtern.

Schüchtern ist für mich jemand, der Angst hat etwas falsch zu machen oder so.

Und zurückhaltend ist jemand, der vielleicht mehr zuhört und in Wirklichkeit gar nicht ruhig ist.

Weil das wird, wie ich oft erlebe, verwechselt, und dabei ist das ein ganz schön großer Unterschied wie ich finde.

Helferlein 60 W, 23

Hi,

ich bin auch "relativ" schüchtern. Unter Freunden bin ich ganz anders, da stehe ich oft im Mittelpunkt und das gefällt mir auch so. Oft erwische ich mich sogar dabei, zufrieden festzustellen, dass andere in meine alte Rolle geschlüpft sind. Allerdings wenn neue Leute dabei sind die ich nicht einschätzen kann, werde ich wieder so extrem schüchtern wie früher. ich traue mich kaum ein Wort zu sagen. Kann ich mein neues Gegenüber allerdings einschätzen und hab das Gefühl er/sie mag mich, kann ich gleich wieder "normal" wie unter Freunden sein.

Ich glaube das liegt daran, dass ich eine riesige Angst habe, abgelehnt zu werden. Schüchterne werden ja auch viel geärgert und veräppelt, weil sie halt ideale Opfer sind. Und ist man EINMAL Opfer in einer Gruppe, ist es sehr schwer da wieder rauszukommen...(Man ist das, was andere Leute denken, was man ist)

Ich glaube auch, dass Schüchternheit auf großer Sensibilität beruht. Schüchterne Menschen schätzen andere oft innerhalb Sekunden ein und merken sofort, wenn ihr Gegenüber sie nicht sympathisch findet. Aus Angst, geärgert zu werden, bleiben sie lieber passiv. Das ist natürlich ein Teufelskreis, den man nur dann durchbrechen kann, wenn man irgendwann lernt sich zu sagen: "Was der /die über mich denkt ist mir völlig egal." Ich habs allerdings auch noch nicht geschafft und das wird wohl auch noch ne Weile dauern....

Liebe Grüße,

Joyci

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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