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Post Tue, 09.Dec.03, 14:06      Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

hallo an alle,

ich mache eine therapie (systemische familientherapie) und habe irgendwie das gefühl festzustecken. es spielt sich alles nur im kopf ab, aber es erreicht meine gefühle nicht. ich fühle mich wie teilamputiert oder im halbcoma.
meine kindheit ist im grossen und ganzen ein grosses schwarzes loch für mich, ich habe kaum erinnerungen, nur ein paar blitzlichtartige begebenheiten. ich weiss aber nicht, wie ich als kind war, was ich für gefühle hatte. diese verdrängung reicht bis ins erwachsenenalter und ich komme nicht an meine gefühle heran.

ich habe alle bücher von janov gelesen und sie sind die einzigen wo ich verstehe, was er beschreibt. bei vielen büchern frage ich mich einfach nur "was soll denn das ?", aber ich kann seine erklärungen der vorgänge in der kindlichen seele und der entstehung der neurose verstehen und nachvollziehen. da denke ich mir, ja, genauso war es.... es erscheint mir einfach viel sinnvoller als andere was ich kenne.

darum frage ich mich, warum die urschreitherapie nicht anerkannt sein soll ? meine ärztin meinte, sie sei nicht anerkannt und auch gefährlich, aber WARUM sagte sie mir nicht.

wer weiss estwas dazu ???
gibt es jemanden der eine urschreitherapie gemacht hat ??
hat sich jemand auch damit beschäftigt ??
kann jemand seine erfahrungen schildern ??

ich wäre für ratschläge sehr dankbar !
bit[/b]

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Jürgen
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Post Tue, 09.Dec.03, 16:15      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

Erst mal Willkommen hier im Forum
Du meinst die Primärtherapie nach Arthur Janov HM


Die Primärtherapie wurde in den 70er Jahren von Arthur Janov begründet. Nach Janov hat jedes Kind primäre Bedürfnisse nach Liebe, Sicherheit und emotionaler Unterstützung. Werden diese primären Bedürfnisse nicht oder nur ungnügend erfüllt, führt dies zu Gefülen von Angst, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Wut. Janov nennt dies den Urschmerz (primal pain), der seinen Ursprung in chronischer Frustration der frühkindlichen Bedürfnisse hat. Um der Konfrontation mit diesem Urschmerz zu entkommen, verdrängt das Kind seine primären Bedürfnisse, was zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Spaltung von Denken und Fühlen oder von Körper und Geist führen kann.

In der Primärtherapie wird die Umkehr dieser Entwicklung gesucht. Das Hauptgewicht liegt darauf, verdrängte Urerlebnisse nochmals zu erfahren und die mit ihnen abgespaltenen Gefühle wieder zugänglich zu machen und zu integrieren. Es geht in der Therapie nicht darum, über Gefühle zu sprechen, sondern sie in ihrer ganzen Intensität zu erfahren und das auszudrücken, was in der Vergangenheit zurückgehalten werden musste.

So zurück zu dir ! ersten ist das keine Therapie im eigendlichen sinn !

Warum braucht du eine Thrapie ? Magste uns mal erzählen ? Wink nur wenn du magst .
Jürgen
nele
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Post Tue, 09.Dec.03, 18:03      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

Hallo Bit

Ich kenne mich zwar nicht speziell mit Janovs Primärtherapie aus,
habe aber einiges an Erfahrung im Bereich Prozessorientierter Körperarbeit,
zu der ich die Primärtherapie im weiteren Sinne auch rechnen würde.

Quote:
.. eine therapie ohne medis könnte ich neben dem alltag nicht bewältigen. ich schaffe ihn mit medis kaum.


Es ist schwierig!
Nachdem was ich bisher über Urschreitherapie gehört habe, scheint es so zu sein,
dass das ganze in Blöcken abläuft, 3 Phasen, teil mehrtägige Intensiv-Blöcke in Gruppen.

Wenn es aber so ist, dass du ohnehin Schwierigkeiten hast, den Alltag zu bewältigen, würde der Alltag durch geballte Workshops in denen du Primär-Erfahrungen machst,
und vor allem auch die Erfahrungen der anderen Gruppenteilnehmer miterlebst, ganz sicher nicht leichter werden.
Diese Erfahrungen müssen ja auch verarbeitet und integriert werden.

Eine Therapie, die ausschließlich auf Gruppenarbeit basiert, würde ich dir deshalb in deinem „Fall“ auf gar keinen Fall empfehlen – da stehst du u.U nach der Gruppe mit dem Erlebten Mutterseelen allein da und kannst schaun, wie du klar kommst.

Ich weiß nicht, ob es Primärtherapie in Reinform auch kombiniert als kontinuierliche Einzeltherapie + Gruppe/Workshop gibt.

Muss es denn unbedingt „Janov in Reinform“ für dich sein?
Primär-Erfahrungen kannst du im Prinzip in jeder guten Körperpsychotherapie machen.

Lieben Gruß

Nele


Last edited by nele on Tue, 09.Dec.03, 18:08; edited 1 time in total
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Post Tue, 09.Dec.03, 18:56      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

hallo jürgen und nele,

danke für eure ratschläge.
@ jürgen.....
ich weiss über die primärtherapie bescheid, der grund warum ich darüber nachdenke ist eben, dass die erklärungen janovs mir mehr sagen als alle anderen, zum anderen dass ich ebne meine kindheit völlig verdrängt habe und mich an nichts erinnern kann und ich komme in der herkömmlichen therapie nicht an meine gefühle oder an erinnerungen heran. da ist nix, nur leere....
dazu scheint mir die primärtherapie aber ein weg zu sein.
kannst du mir mehr zu den erfahrungen und vor- und nachteilen sagen ?

@nele...... kannst du mir vielleicht mehr über körperorientierte prozesstherapien sagen ? ich weiss da gar nichts drüber ....
worum geht es da, was bewirkt man ?? kommt man an seine gefühle heran ??


danke euch und liebe grüsse,
bit

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Jürgen
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Post Tue, 09.Dec.03, 22:22      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

Erst mal Hallo

Quote:
kannst du mir mehr zu den erfahrungen und vor- und nachteilen sagen ?
nein kann ich nicht ich weis ja nicht warum du eine Therapie brauchst ?

Jürgen
nele
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Post Wed, 10.Dec.03, 9:51      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

Hallo Bit

Fast alle körperpsychotherapeutischen Methoden gehen mehr oder weniger
auf Reich zurück.
Wilhelm Reich, ein Schüler Freuds, distanzierte sich in den 30iger Jahren von Freud
und bezog den Körper direkt in die psychotherapeutische Arbeit mit ein, was ihm
natürlich die Ablehnung der Psychoanalytiker seiner Zeit einbrachte.

Reich entdeckte, wie der Mensch seine Muskeln und seinen Atem dazu verwendet,
die Intensität von Gefühlen und Empfindungen ab zu schwächen.
Die individuellen Muster dieser Abwehrvorgänge nannte er Charakterpanzer.
Aus dieser Erkenntnis begann er die Behandlung muskulärer Verspannungen in seine psychotherapeutische Arbeit mit ein zu beziehen.

In der Körperpsychotherapie geht man davon aus, dass es ein Körpergedächtnis, ein Gedächtnis des Körpers gibt und dass die Erfahrungen, die man als Kind gemacht hat,
dort Spuren/Blockaden hinterlassen haben, die die freie Lebendigkeit des Körpers einschränken.
Diese Blockaden sind oft nicht mehr bewusst.
Durch Behandlung der entsprechenden Körperstellen können diese Blockaden mitsamt
der Erlebnisse, durch die sie ausgelöst wurden, wieder bewusst wahrgenommen werden und aufgelöst werden.

Quote:
worum geht es da,


Es geht darum Blockaden im Körper auf zu lösen, damit die Gefühle wieder frei fließen können
d.h möglichst ungehindert empfunden und ausgedrückt werden können.

Quote:
was bewirkt man ??


Es bewirkt ein differenzierteres Gefühl für den eigenen Körper.
Die Körperwahrnehmung wird geschult und der Körper wird weicher, dadurch dass weniger
Blockaden/Verspannungen da sind.
Dadurch kann das Erleben intensiver werden, im positiven wie im negativen.
Man kann Freude intensiver spüren, aber auch schmerzliche Sachen.

Quote:
kommt man an seine gefühle heran ??


Klar, wenn es so läuft wie es soll.
Es wird ermöglicht die Gefühle direkt zu erfahren und auszudrücken.

Quote:
kannst du mir mehr zu den erfahrungen und vor- und nachteilen sagen ?


In der Praxis kann das zum Beispiel so aussehen,
dass man zunächst vielleicht erzählt, was die Woche über passiert ist
und man sich dann hinlegt und man selbst oder der Thera etwas aus dem Erzählten aufgreift
(eine Begebenheit etc.), dass man sich dann näher anschaut, also genauer
darauf eingeht.
Dabei merkt man vielleicht, dass man an einem bestimmten Punkt des Gesprächs irgend
eine Stelle im Körper anspannt und die Atmung einschränkt.

Wenn man dann beim Thema bleibt und versucht die Stelle zu entspannen,
kommt normalerweise das Gefühl hoch, dass man durch das Anspannen unterdrücken wollte.
Wenn man lernt, dass Gefühl, dass man durch die Anspannung unterdrücken wollte,
aus zu halten, wird die Anspannung der Stelle irgendwann überflüssig.

Mit der Zeit lernt man zuzulassen, dass der Körper in der Therapie die Gefühle
unmittelbar ausdrückt.
Dadurch kann man dann auch an Themen arbeiten, die man vielleicht nicht
in Worte fassen kann.

lieben Gruß

Nele
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ashira36
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Post Wed, 10.Dec.03, 15:26      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

nele wrote:
Mit der Zeit lernt man zuzulassen, dass der Körper in der Therapie die Gefühle
unmittelbar ausdrückt.
Dadurch kann man dann auch an Themen arbeiten, die man vielleicht nicht
in Worte fassen kann.


Hallo Nele und Bit!

*michmalneugierigreindräng"

Ich mache auch eine Körpertherapie. Manches, was du, Nele, beschreibst, kenne ich auch so.
Aber mich beschäftigt immer wieder eine Frage:
ist es wichtig, zu wissen, was ich gerade ausdrücke, also zu erinnern, wovor ich zum Beispiel Angst hatte, wenn ich mit dem Körper Angst ausdrücke, schreie, etc? Oder reicht es wirklich, einfach die Gefühle auszudrücken, um sie dann irgendwann mal loszuwerden? Mein Therapeut gibt mir da nicht wirklich eine Antwort.

Vielleicht bin ich jetzt zu weit von der Ausgangsfrage weg, ich hoffe, es stört nicht hier im thread.

lg

Ashira
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nele
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Post Wed, 10.Dec.03, 19:28      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

Hallo Ashira Wink

Ist doch schön, wenn du mitmischt!

Quote:
ist es wichtig, zu wissen, was ich gerade ausdrücke, also zu erinnern, wovor ich zum Beispiel Angst hatte, wenn ich mit dem Körper Angst ausdrücke, schreie, etc?
Oder reicht es wirklich, einfach die Gefühle auszudrücken, um sie dann irgendwann mal loszuwerden?



Nein, ich glaube nicht, dass es immer notwendig ist, dass man ganz genau erinnert,
wovor man jetzt ganz genau Angst hat bzw was genau passiert ist,
damit das ganze hilft.
Die Gefühle spürst du ja auch so.

Manchmal wird es über einen längeren Zeitraum dann deutlicher
und bei manchen Sachen bleibt es auch diffus.

lieben Gruß dir

Nele
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r.l.fellner
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Post Wed, 10.Dec.03, 21:06      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

nele wrote:
Nein, ich glaube nicht, dass es immer notwendig ist, dass man ganz genau erinnert, wovor man jetzt ganz genau Angst hat bzw was genau passiert ist, damit das ganze hilft.

so ist es. Der Organismus ist da m.E. nach sehr "weise", und wenn Sie und Ihr Therapeut achtsam sind, muß (und soll) man nicht bis zur äußersten Grenze gehen (und diese womöglich auch noch überschreiten) oder alle traumatischen Erfahrungen nochmals durchleben, damit ein positiver Effekt eintritt.

Manchmal ist es so, daß sich nach solchen Übungen Erinnerungen nach und nach "von selbst" einstellen, dämmern, aufsteigen (es ist dann, als ob das Schloß zu einem Kästchen in Ihnen entfernt worden wäre, das bis dahin den Zugang zu dessen Inhalt versperrte), aber das muß nicht sein - und dennoch spürt man häufig, daß sich etwas "geöffnet" hat oder befreit wurde.

Übrigens muß man nicht unbedingt Urschrei-"Therapie", reine Körpertherapie oder Atemtherapie machen, um derartige Dinge mal für sich auszuprobieren. Viele anerkannte PsychotherapeutInnen verfügen über Zusatzausbildungen u/o Erfahrungen mit solchen Techniken - und man hat als Patient doch die Sicherheit einer fundierten Ausbildung bei seinem "Begleiter" durch diese mitunter stürmischen Wellentäler der Emotionen und 'schwarzen Löcher' der Psyche, die körperorientierte Ansätze häufig eröffnen.

Eines noch: bei Methoden wie der Janov's, so manchen körperorientierten und anderen Ansätzen (u.a. meines Erachtens auch bei den meisten Familienaufstellungen nach dem Hellinger-Konzept) ist es wichtig, zwischen der Freisetzung von Emotionen und heilsamen Effekten zu unterscheiden. Die Freisetzung von Emotionen allein stellt nämlich noch keine Heilung dar, sondern setzt nur Prozesse in Gang... ob sich das heilend auswirkt oder nicht (schlimmstenfalls wird ein etwaiges Trauma vertieft oder nur eine Wunde wiedergeöffnet), entscheidet, was danach passiert und wie professionell damit umgegangen und das Freigesetzte reintegriert wird.

Herzliche Grüße und alles Gute
Richard L. Fellner

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Post Wed, 10.Dec.03, 21:12      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

Danke fuer die Antworten Smile
nele wrote:
Nein, ich glaube nicht, dass es immer notwendig ist, dass man ganz genau erinnert, wovor man jetzt ganz genau Angst hat bzw was genau passiert ist, damit das ganze hilft.


So etwa erklärt mir das mein Therapeut ja auch, aber manchmal ist es schon eher "seltsam", wenn ich dann wie wild meinen Körper hin und her schmeisse oder schreie wie ich nie gedacht hätte, dass ein menschliches Wesen überhaupt schreien kann - und dann überhaupt keine Erinnerung dazu habe, nur halt eben Emotionen.

r.l.fellner wrote:
so ist es. Der Organismus ist da m.E. nach sehr "weise", und wenn Sie und Ihr Therapeut achtsam sind, muß (und soll) man nicht bis zur äußersten Grenze gehen (und diese womöglich auch noch überschreiten) oder alle traumatischen Erfahrungen nochmals durchleben, damit ein positiver Effekt eintritt.


Das ist für mich grad so ein Punkt, wo ich merke, hm, tja, das, was wir bisher gearbeitet hatten, reicht anscheinend nicht, ich dachte, das Thema sexueller Missbrauch für mich sei ohne Erinnerung genug bearbeitet - und jetzt schickt mir das Unbewusste Träume - will also doch erinnern?

r.l.fellner wrote:
Manchmal ist es so, daß sich nach solchen Übungen Erinnerungen selbst einstellen (es ist dann, als ob das Schloß zu einem Kästchen in Ihnen entfernt worden wäre, das bis dahin den Zugang zu dessen Inhalt versperrte), aber das muß nicht sein - und dennoch spürt man, daß sich etwas "geöffnet" hat oder befreit wurde.


Genau davor habe ich Angst - vor dem plötzlichen "Erwachen". Eine Stimme in meinem Traum sagte mir: Ich weiss es, aber es ist besser, wenn du es nicht weisst.

Ich muss jetzt aber doch auch noch was "positives" hier zum Thema Körpertherapien schreiben: mich fasziniert es auch total. Und manchmal spüre ich es wirklich, dass nach so einer Arbeit wirklich ganz viel Angst wie weggeblasen ist. Geht ganz sicher tiefer als wenn ich mit dem Therapeuten nur reden würde.

edit: habe gerade erst den letzten Abschnitt von r.l.fellner gesehen:
also das mit dem "danach"... ich mach diese Übungen innerhalb meiner Therapie, also nicht in einer Gruppe oder in Seminaren. und oft gibt es kein "danach", will sagen, dass ich den grössten Teil der Stunde in einer Körperübung verbringe und danach grad noch die Zeit habe, wieder etwas zu mir zu kommen, bevor ich gehe. Ganz selten sprechen wir nach einer Übung noch darüber.
Doch, etwas hat es: der Abschluss jeder Therapiestunde ist eine Umarmung. Und die tut oft sehr, sehr gut. Am Anfang war das auch etwas "seltsam", aber inzwischen merke ich, wie heilsam und wohltuend und kraftspendend diese Umarmung ist.
Ist das gemeint mit dem "heilsamen Umgang danach"?
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r.l.fellner
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Post Thu, 11.Dec.03, 2:07      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

ashira36 wrote:
Das ist für mich grad so ein Punkt, wo ich merke, hm, tja, das, was wir bisher gearbeitet hatten, reicht anscheinend nicht, ich dachte, das Thema sexueller Missbrauch für mich sei ohne Erinnerung genug bearbeitet - und jetzt schickt mir das Unbewusste Träume - will also doch erinnern?

ja, es ist durchaus zu erwarten, daß so etwas im Lauf einer PT passiert. Die Probleme an der Oberfläche werden geringer, so kann mehr "Material" aus der Tiefe aufsteigen. Ob Sie es aber aufgreifen und damit etwas "tun" - und in welcher Geschwindigkeit - das bleibt immer noch Ihnen überlassen.

ashira36 wrote:
Eine Stimme in meinem Traum sagte mir: Ich weiss es, aber es ist besser, wenn du es nicht weisst.

hmm... das mag sein. Vielleicht hat diese Stimme aber auch einfach nur Angst, was danach käme. Nehmen Sie sie ernst (indem Sie sich sehr, sehr vorsichtig, und eher zu langsam als zu schnell heranwagen). Aber nehmen Sie auch ernst, daß da offenbar etwas ist, das (über Träume) bei Ihnen "anklopft" und beachtet werden will.

ashira36 wrote:
Ich muss jetzt aber doch auch noch was "positives" hier zum Thema Körpertherapien schreiben: mich fasziniert es auch total. Und manchmal spüre ich es wirklich, dass nach so einer Arbeit wirklich ganz viel Angst wie weggeblasen ist. Geht ganz sicher tiefer als wenn ich mit dem Therapeuten nur reden würde.

ja, es ist faszinierend und kann unter den passenden Rahmenbedingungen und zur richtigen Zeit Riesenschritte ermöglichen.

ashira36 wrote:
(..Umarmung..)
Ist das gemeint mit dem "heilsamen Umgang danach"?

eigentlich nicht wirklich, obwohl es schön ist, wenn es das am Abschluß von solchen teils sehr aufwühlenden Übungen gibt.
Bei körpertherapeutischen Übungen ist Integration des Erlebten über Sprache ganz wichtig, nur so können die Eindrücke wirklich gut verarbeitet werden. Das kann durchaus auch außerhalb der Therapiestunden passieren, zB. durch Gespräche mit Vertrauten. An sich sollte es aber im Rahmen der Therapie eine Selbstverständlichkeit sein. Sag ich mal... Wink
Reine Körpertherapeuten (ohne anerkannte Therapieausbildung) neigen dazu, ihre KlientInnen von Übung zu Übung zu führen und legen dabei häufig viel zu wenig Augenmerk auf die Integration der Erfahrungen. Wohl auch deshalb, weil vielen von ihnen einfach das entsprechende Handwerkszeug fehlt. Eine Umarmung ist toll - aber (aus meiner ganz persönlichen Sicht) irgendwo auch ein bißchen wenig. Ich möchte Sie da aber nicht verunsichern - achten Sie einfach zu jedem Zeitpunkt sehr genau darauf, daß es für Sie "paßt". Wie oben beschrieben. Im Problemfall haben Sie hier ja eine Anlaufstelle. Wink

Da das Wichtigste aus meiner Sicht gesagt ist und ich mich auch tunlichst nicht in Ihre laufende Therapie durch weitere Bemerkungen einmischen möchte, klinke ich mich an dieser Stelle aus dem Thread aus.

Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute
Richard L. Fellner

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Post Thu, 11.Dec.03, 2:09      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

ashira36 wrote:
Das ist für mich grad so ein Punkt, wo ich merke, hm, tja, das, was wir bisher gearbeitet hatten, reicht anscheinend nicht, ich dachte, das Thema sexueller Missbrauch für mich sei ohne Erinnerung genug bearbeitet - und jetzt schickt mir das Unbewusste Träume - will also doch erinnern?

ja, es ist durchaus zu erwarten, daß so etwas im Lauf einer PT passiert. Die Probleme an der Oberfläche werden geringer, so kann mehr "Material" aus der Tiefe aufsteigen. Ob Sie es aber aufgreifen und damit etwas "tun" - und in welcher Geschwindigkeit - das bleibt immer noch Ihnen überlassen.

ashira36 wrote:
Eine Stimme in meinem Traum sagte mir: Ich weiss es, aber es ist besser, wenn du es nicht weisst.

hmm... das mag sein. Vielleicht hat diese Stimme aber auch einfach nur Angst, was danach käme. Nehmen Sie sie ernst (indem Sie sich sehr, sehr vorsichtig, und eher zu langsam als zu schnell heranwagen). Aber nehmen Sie auch ernst, daß da offenbar etwas ist, das (über Träume) bei Ihnen "anklopft" und beachtet werden will.

ashira36 wrote:
Ich muss jetzt aber doch auch noch was "positives" hier zum Thema Körpertherapien schreiben: mich fasziniert es auch total. Und manchmal spüre ich es wirklich, dass nach so einer Arbeit wirklich ganz viel Angst wie weggeblasen ist. Geht ganz sicher tiefer als wenn ich mit dem Therapeuten nur reden würde.

ja, es ist faszinierend und kann unter den passenden Rahmenbedingungen und zur richtigen Zeit Riesenschritte ermöglichen.

ashira36 wrote:
(..Umarmung..)
Ist das gemeint mit dem "heilsamen Umgang danach"?

eigentlich nicht wirklich, obwohl es schön ist, wenn es das am Abschluß von solchen teils sehr aufwühlenden Übungen gibt.
Bei körpertherapeutischen Übungen ist Integration des Erlebten über Sprache ganz wichtig, nur so können die Eindrücke wirklich gut verarbeitet werden. Das kann durchaus auch außerhalb der Therapiestunden passieren, zB. durch Gespräche mit Vertrauten. An sich sollte es aber im Rahmen der Therapie eine Selbstverständlichkeit sein. Sag ich mal... Wink
Reine Körpertherapeuten (ohne anerkannte Therapieausbildung) neigen dazu, ihre KlientInnen von Übung zu Übung zu führen und legen dabei häufig viel zu wenig Augenmerk auf die Integration der Erfahrungen. Wohl auch deshalb, weil vielen von ihnen einfach das entsprechende Handwerkszeug fehlt. Eine Umarmung ist toll - aber (aus meiner ganz persönlichen Sicht) irgendwo auch ein bißchen wenig. Ich möchte Sie da aber nicht verunsichern - achten Sie einfach zu jedem Zeitpunkt sehr genau darauf, daß es für Sie "paßt". Wie oben beschrieben.

Da das Wichtigste aus meiner Sicht gesagt ist und ich mich auch tunlichst nicht in Ihre laufende Therapie durch weitere Bemerkungen einmischen möchte, klinke ich mich an dieser Stelle aus dem Thread aus.

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Post Thu, 11.Dec.03, 13:20      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

Hallo Herr Fellner!

Danke für Ihre ausfuehrliche Antwort! Seit ich sie heute morgen gelesen habe, ist mir so einiges schon durch den Kopf gegangen....
Quote:
Die Probleme an der Oberfläche werden geringer, so kann mehr "Material" aus der Tiefe aufsteigen.

Bingo, eigentlich völlig logisch. Ich habe auch das Bild einer Spirale vor Augen: wir kamen schon öfter zu dem Thema, jedesmal ein wenig tiefer. An der gleichen Stelle und halt doch nicht gleich.
Quote:
Reine Körpertherapeuten (ohne anerkannte Therapieausbildung) neigen dazu, ihre KlientInnen von Übung zu Übung zu führen

Ist mein Therapeut nicht, er ist Psychologe und hat verschiedene krankenkassenanerkannte und nicht anerkannte Fort- und Weiterbildungen, die teilweise auch nur mit Sprache arbeiten. Also daran liegt es sicher nicht. Die letzten Therapiestunden waren zwar wirklich fast ohne Worte und er leitet wirklich oft ne Übung ein, ohne vorher viel zu dem, was ich gesagt hatte, zu kommentieren, aber es gibt doch auch Stunden, wo wir mehr reden, und in den 1 1/2 Jahren gab es wohl auch vereinzelt ein paar Stunden ganz im Gespräch.
Mir fiel da aber ein, wie das war in der Gruppe mit ihm, wo ich zweimal teilgenommen habe. Einmal haben wir Einzelarbeit in der Gruppe gemacht und die anderen Teilnehmenden haben durch die Bank danach richtiggehend losgesprudelt und erzählt von ihrem Erlebten und ihrem Alltag und... Und ich habe - wie immer in der Therapie auch - die Augen meines Therapeuten gesucht und mit ihm geschwiegen. Er meinte noch, ob ich der Gruppe etwas mitteilen wolle und das habe ich auch getan, aber halt nicht lossprudelnd, weil es mir ein Bedürfnis war, sondern ein paar wohlüberlegte Sätze für die Gruppe.
Danach meinte eine Teilnehmerin, bei mir sei der Therapeut unsicher gewesen, und ich widersprach völlig erstaunt, nein, er habe sich so verhalten wie immer in der Therapie, wir würden eigentlich immer so viel schweigen, aber ich spürte doch, dass er nahe sei und verstehen würde und das würde mir reichen....(Das hatte er mir auch mal nach einer Übung gesagt, wo ich mühsam Worte suchte: ich müsse nicht wegen ihm reden, er würde das allermeiste, was er wissen müsse, an meinem Körper sehen.)
Hm, ich habe nicht das Gefühl, dass ich keinen Raum zum Reden hätte, wenn ich das Bedüfrnis habe. Nee, überhaupt nicht, wo ich reden will, hört er auch zu. Und ich habe auch schon mehrfach gesagt: Moment, ich will noch was sagen vor der Übung, und das war immer völlig okay. Oder wenn ich danach doch wirklich über das Erlebte sprechen "musste", hat er auch immer zugehört und ist drauf eingegangen und hat eher zeitlich überzogen als mich gebremst. Liegt wohl eher an mir...
Aber das stimmt schon: je weniger wir in der Therapie reden, desto mehr brauche ich es, doch mit jemand ausserhalb reden oder wenigstens erzählen zu können - allerdings erst Stunden danach....

Für mich ist das jetzt wirklich ein guter Denkanstoss. Ich habe schon manchmal ausserhalb der Therapiestunden das Bedürfnis mehr zu reflektieren über das Erlebte, lasse es dann aber meistens in der Therapiestunde aussen vor, zugunsten der konkreten Arbeit. Ich sollte wohl wirklich mehr auch das Bedürfnis zu reflektieren einbringen. Zum Lossprudeln danach kann ich mich ja nicht zwingen.

Danke!

@Bit: eigentlich ist es ja "dein thread", ich hoffe, dir helfen auch meine Erfahrungen weiter, auch wenn sie nicht ganz genau Janov sind, aber ich glaube wirklich, die einzelnen Körpertherapien sind doch recht gut zu vergleichen.

ashira
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Post Thu, 11.Dec.03, 17:53      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

Hallo Ashira

Quote:
die anderen Teilnehmenden haben durch die Bank danach richtiggehend losgesprudelt und erzählt von ihrem Erlebten und ihrem Alltag und... Und ich habe - wie immer in der Therapie auch - die Augen meines Therapeuten gesucht und mit ihm geschwiegen.
Er meinte noch, ob ich der Gruppe etwas mitteilen wolle und das habe ich auch getan, aber halt nicht lossprudelnd, weil es mir ein Bedürfnis war, sondern ein paar wohlüberlegte Sätze für die Gruppe.


Ja, das kenne ich von mir auch so.
Eigentlich kann ich schon gut reden (und das kannst du prinzipiell glaube ich auch, wenn ich mir so deine Beiträge hier anschaue, die mich übrigens wirklich sehr beschäftigen!)
und ich konnte auch oft zu den Arbeiten der Anderen „teil erstaunlich treffende Sachen“ sagen,
aber was meine eigenen, wirklichen Probleme angeht, da fehlt mir teils wirklich oft die Klarheit und es fällt mir letzten Endes wahnsinnig schwer.

Quote:
Die letzten Therapiestunden waren zwar wirklich fast ohne Worte


Ich habe ganz, ganz viele Arbeiten fast ohne Worte gemacht.
Zum einen liegt ein ganz großer Teil meiner Schwierigkeiten wirklich im ganz frühkindlichen Bereich (das zuzugeben ist mir immer ein bisschen peinlich, aber es ist einfach so) und da ist es schwer Worte dafür zu finden,
zum anderen, wenn in der Zeit Beziehungsprobleme da waren,
merkt man die logischerweise auch, wenn es um das sprechen über diese Zeit geht.

Letzteres sehe ich jetzt, aber das war mir lange Zeit nicht klar und deshalb habe ich auch überhaupt nicht verstanden, warum mir das reden so schwer fällt.

Für mich hat sich das immer so angefühlt, als ob da eh keine Chance wäre über das reden auch nur in die Nähe von dem, was los ist, zu kommen.
Das wir so wenig geredet haben, lag dabei eindeutig bei mir.
Die anderen, das wusste ich von den Gruppen, haben viele Stunden nur mit reden zu gebracht
und es hat ihnen auch „was gebracht“.
Bloß bei mir hat es überhaupt nicht geklappt.

Quote:
lasse es dann aber meistens in der Therapiestunde aussen vor, zugunsten der konkreten Arbeit.


hallo Das reden ist konkrete Arbeit.
Wenn es ankommt..
Und es ist total wichtig sich immer wieder darum zu bemühen.
Ohne reden falle ich immer wieder in Krisen.

Wir haben nach der letzten großen Krise mal eine längere Zeit komplett ohne Körperarbeit zugebracht und das hat total gut getan, auch wenn es ziemlich schwierig war.
Für mich beginnt das reden jetzt eigentlich mit dem zuhören.
Ich habe vorher auch nicht gut zugehörte, weil ich immer dachte, dass das jetzt eh nichts bringt
und ich nicht verstanden werde und dann lieber mit dem Körper was machen wollte.

Jetzt ist die Körperarbeit nicht mehr so vom reden getrennt.
Wir machen auch so Sachen, dass wir mit Körperarbeit anfangen und dann per reden weiter fantasieren, wie die Situation eigentlich ausgesehen hätte, wenn ich z.B andere Eltern gehabt hätte etc.
Manchmal liege ich einfach nur da, mit der Hand des Thera auf dem Rücken und höre zu und er redet halt und ich merke, dass es auch Arbeit ist, zuzuhören (!) und vielleicht am Anfang erstmal auch nur zu nicken oder nein zu sagen und dann wird das von selbst auch mehr.

Dieses reden habe ich meinem Thera vor ein paar Monaten noch total übel genommen, ich weiß nicht, ob sich noch welche dran erinnern können, „der schwallt (redet) mich zu...“

lieben Gruß

Nele

Vielleicht ist es doch für Bit gar nicht so uninteressant durch unsere Erzählungen Einblick in die Vor und Nachteile bzw Gegebenheiten bei Körperpsychotherapie zu bekommen.
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Post Tue, 16.Dec.03, 17:51      Re: Urschreitherapie nach Janov - wer hat Erfahrungen ? Reply with quoteBack to top

hallo nele und doc,

danke für die antworten und erklärungen.
ich kann mich so schlecht konzentrieren, daher brauche ich einige zeit um alles zu lesen und zu erfassen.
auf jeden fall klingen diese körperorientierten therapien auch nicht uninteressant.

könnte mir vielleicht noch jemand mehr zu janov sagen, ich höre immer wieder dass die primärtherapie gefährlich sein soll - warum ????

danke und liebe grüsse,

bit

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