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Fipsi
Guest
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Mon, 08.Dec.03, 10:56 Das psychiatrische Stigma |
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ichbinich
Forums-InsiderIn
153
österreich W, 35
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Mon, 08.Dec.03, 13:02 Re: Das psychiatrische stigma |
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hallo fipsi!
was ich davon halte?
es macht mich wütend und traurig.
tatsächlich ist das ja kein amerikanisches phänomen. bei uns hier ist das nicht anders. nicht immer läuft das offiziell mit fragebogen ab, sondern zumeist versteckt, durch gerüchte und vermutungen, durch mobbing, durch nicht-nachfragen.
versicherungen, die dir den versicherungsschutz verweigern, sind ein eigenes kapitel. du wirst gezwungen, deinen arzt von der schweigepflicht zu entbinden (wurde mir gesagt), etwas das bei psychischen krankheiten besonders heikel ist...
du hast mich gefragt, ob ich mich krank fühle? ich weiß nicht. jetzt eigentlich nicht mehr. aber ich nehme noch medikamente, und ich mache noch psychotherapie. und ich habe das bewußtsein, daß es immer auch wiederkommen kann.
krankheit, ich habe das lange abgelehnt, aber als ich es endlich akzeptierte, war es eine erlösung.
wenn ich diesen beitrag lese, denke ich mir, ich habe ohnehin schon zu vielen leuten von meiner depression erzählt...
natürlich will ich auch lieber für jemanden arbeiten, der niemanden und nichts stigmatisiert. in der heutigen wirtschaftlichen lage istellt sich allerdings die frage, ob man sich das immer aussuchen kann.
und würdest du jemandem einen langjährigen auftrag geben, bei dem du befürchtest, er könne ihn vielleicht aus krankheitsgründen nicht zu ende führen?!
mir macht das alles auch angst.
gruesse
ich-bin-ich
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_________________ werde der, der du bist (nietzsche) |
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Fipsi
Guest
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Mon, 08.Dec.03, 13:23 Re: Das psychiatrische stigma |
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Hallo ichbinich,
ich hab praktisch allen davon erzählt. aufgrund meiner vielen psychiatrieaufenthalte konnte ich es kaum verheimlichen. anfänglich versuchte ich es. war ein enormer druck für mich. fühl mich eigentlich wohler wenn ich es sage.
ob ich jemand einen job geben würde? wahrscheinlich schon. es kann nämlich jeder erkranken. das risiko ist immer da. du meinst wahrscheinlich die rückfallsquote. davon lass ich mich nicht beeindrucken.
hatte übrigens eine freundin, die schon psychosen erlebte. schenkte ihr auch mein vertrauen. das ist vielleicht noch heikler als jemanden einen job zu geben.
zum glück hab ich nicht mehr besondere probleme mit stigmatisierung. möchte aber mit initiativen dagegen ankämpfen. zum teil gelingt es mir schon.
meine lage ist im prinzip recht günstig. bin finanziell so abgesichert, dass ich auf keine jobs angewiesen bin. kann mich ganz meiner philosophie und der menschlichkeit widmen.
werde nächstes jahr wieder meine pension beantragen. ist für mich auch ausreichend. meine reserven muss ich dadurch nicht antasten.
beurteile dich einfach nachdem wie du dich fühlst. die einnahme von medikamenten und therapie bedeutet für mich noch keine erkrankung. eventuell die beurteilung meines therapeuten. seiner meinung nach bin ich gesünder als viele andere, die nie psychisch krank waren.
vielleicht kannst du einmal die angst vor einer wiedererkrankung ablegen. man lernt ja viel und wird zum teil stärker. bin mir sicher, dass du es geschafft hast.
alles liebe, Fipsi
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lunatic
Guest
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Mon, 08.Dec.03, 19:06 Re: Das psychiatrische stigma |
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die antipsychiatrie ist sehr gut, besser als die schulpsychiatrie. klar dass es einschränkungen gibt für leute die zum irrenarzt gehen, denn viele sind unzurechnugsfähig und wissen nicht was sie tun. insofern ist das stigma auch gerechtfertigt!
ich bin auch der meinung das aufenthalte in der klapsmühle eher schaden als helfen, da man dort ständig mit den härtesten fällen von geisteskranken aufeinander hängt und das hat einen extrem negativen einfluss! die therapie ist ein übler witz da sie sich darauf beschränkt den patienten mit psycho drogen zuzudröhnen!
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DieSteppenwölfin
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 15:10 Re: Das psychiatrische stigma |
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Hallo!
Ich habe mir über dieses Thema auch oft schon Gedanken gemacht. Bisher hatte ich mit meiner Vergangenheit (Depressionen, Drogen, Therapie) in beruflicher Hinsicht noch keine Probleme. Doch irgendwie habe ich keine Lust mehr, mein dreijähriges Loch in meinem Lebenslauf damit zu rechtfertigen, ich sei halt schlecht in der Schule gewesen (...), was ich eigentlich gar nicht war.
Im privaten Bereich passiert es mir immer wieder: Jedesmal wenn ich über Freunde jemanden kennenlerne, kann ich davon ausgehen, dass derjenige bestens über mich informiert ist. Ich habe erst voriges Wochenende jemanden gefragt, was ihm eine Freundin von mir alles über mich erzählt hatte, meinte er: "Naja, dass du XTC genommen hast, viel gekifft und gesoffen und auch dass du eine Psychotherapie gemacht hast".
Als ich dann die Freundin (die übrigens selbst in psychiatrischer Behandlung ist) darauf ansprach, erklärte sie mir, es sei besser, wenn die Leute, die man kennenlernt, schon vorher davon wüssten, denn sei würden sowieso immer vermuten, da "sei irgendwas", selbst wenn man selbst schon absolut damit abgeschlossen hätte. Sie würden solange nachfragen (auch andere Leute) und herumraten, bis sie von selbst dahinterkommen würden, und dann wäre es umso schlimmer.
Trotzdem, ich möchte irgendwann damit abschließen können. Muss ich denn 20, 30 Jahre später immer noch erwähnen: "Ich war mal bei einem Psychologen, ich hab dies und das getan", auch wenn es für mich keine Rolle mehr spielt??
In dem Moment, als ich erfahren habe, dass WIEDER EINMAL jemand seinen Mund nicht halten konnte, habe ich mich soo darüber geärgert, JEMALS darüber geredet zu haben. Aber was soll man machen? Wenn man Depressionen hat, kann man das nicht völlig für sich behalten (...). Außerdem habe ich mich gefragt, ob es nicht besser wäre, den Kontakt zu sämtlichen Freunden und Bekannten abzubrechen und nochmal neu anzufangen. Aber nun frage ich mich "Würden die Leute nicht trotzdem vermuten "da ist irgendwas"??
Liebe Grüsse, DieSteppenwölfin
Anmerkung:ich bin allerdings schon oft von Vorgesetzen gefragt worden, ob ich Probleme hätte/ gehabt hätte, auch jetzt noch. Darauf habe ich aber nie konkret geantwortet.
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Fipsi
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 15:24 Re: Das psychiatrische stigma |
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Hallo Steppenwölfin,
für mich gehört die vergangenheit zu meinem leben. würde nie meine kontakte abbrechen. viele sind mir einfach zu wichtig.
meine erkrankung gehört doch auch zu mir. natürlich möchte ich mich in zukunft nicht unbedingt darüber definieren. hat mir auch der therapeut empfohlen. bei mir ist es halt etwas schwieriger. schließlich bin ich nicht berufstätig und beziehe berufsunfähigkeitspension. das könnte ich sicher nicht leicht gegenüber menschen, die näher kennenlerne verheimlichen.
meine erkrankung hat mein leben verändert. wahrscheinlich für immer. kann aber damit leben. lügen will ich auch nicht. das würde bedeuten, dass ich mich dafür geniere. das tu ich aber nicht. zu meinem lebenslauf steh ich voll und ganz. würde nie etwas vorspielen um einen job zu bekommen. hab mich lang genug in meinem leben verkauft und eine rolle gespielt. hab jetzt null bock darauf.
gruß, Fipsi
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lunatic
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 15:26 Re: Das psychiatrische stigma |
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das ist leider die konsequenz dieses stigmas.
ich denke den meisten hier in dem forum würde man ohnehin anmerken, dass sie krank sind (wenn man hier mal manche beiträge liest... eieiei).
falls du jemals wirklich für dich mit dem thema abschließen kannst (was ich bezweifel, denn diese art gehirnerkrankung ist noch unheilbar), einen job hast und neue leute triffst, musst du es ihnen ja nicht auf die nase binden. es verschreckt viele, was ja auch berechtigte gründe hat!
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Fipsi
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 16:24 Re: Das psychiatrische stigma |
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Hallo Lunatic,
finde deine beiträge zum teil sehr befremdlich und menschenverachtend. kannst du mir erklären was dich veranlaßt hier zu posten? bist du deiner meinung nach krank oder gesund?
gruß, Fipsi
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lunatic
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 17:10 Re: Das psychiatrische stigma |
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ich bin chronischer mesanthrop
ich poste hier, weil ich geisteskrank bin
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Fipsi
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 17:53 Re: Das psychiatrische stigma |
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Hallo Lunatic,
du dürftest eine sehr seltsame erkrankung haben. kann dein ziel anhand der postings nicht erkennen. willst du etwas lernen oder einfach andere beleidigen?
gruß, Fipsi
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lunatic
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 18:33 Re: Das psychiatrische stigma |
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wenn dus wissen willst ich habe unheilbare schizophrenie.
ich beleidige gar keinen, aber JA es gibt leute die sich wegen jedem mist angepisst fühlen. die müssen aber bei SICH die fehler suchen nicht bei dem anderen.
ich sage nur wahrheiten.
und dazu gehört auch dass was andere lieber verschweigen möchten
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Fipsi
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 19:21 Re: Das psychiatrische stigma |
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Hallo Lunatic,
vielleicht kannst du einmal deine wortwahl überdenken. es klingt alles sehr abwertend und kann schon die gefühle anderer verletzen.
mir fällt da zb der ausdruck irrenarzt ein. kenne diese berufsbezeichnung nicht. du meinst wahrscheinlich einen psychiater. dann benenne das auch so. irrenarzt könnte aus der nazizeit stammen.
weiß nicht wie du den wert des menschens und des lebens einschätzt. wahrscheinlich gering. zumindest klingt es so.
gruß, Fipsi
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ichbinich
Forums-InsiderIn
153
österreich W, 35
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Wed, 10.Dec.03, 21:53 Re: Das psychiatrische stigma |
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Fipsi wrote: | vielleicht kannst du einmal die angst vor einer wiedererkrankung ablegen. man lernt ja viel und wird zum teil stärker. bin mir sicher, dass du es geschafft hast. |
...vielleicht ist das dann so richtig gesund?
aber es stimmt. viel gelernt, stärker geworden, schwächen akzeptiert.
zu irgendwelchen 80 oder 90 prozent glaube ich auch, daß ich es geschafft habe.
zum thema stigma möchte ich noch etwas sagen: ich verstecke mich ja nicht, weil ich mich schäme, sondern weil es (leider) noch immer menschen gibt, die stigmatisieren.
psychische erkrankungen nicht jedem auf die nase zu binden (grob gesagt), ist ein schutz, den man in unserer gesellschaft leider noch braucht.
ich habe in der beziehung keine lust, die heldin zu spielen. dann war ich möglicherweise zwar überall und immer ehrlich, dafür bin ich aber das depressive hascherl, dem man lieber nichts zutraut. nö, danke.
@lunatic: wahrheiten sagen ist völlig ok, aber der ton macht die musik.
ich-bin-ich
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_________________ werde der, der du bist (nietzsche) |
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lunatic
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 22:46 Re: Das psychiatrische stigma |
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der ton muss ja nicht jedem gefallen und wenn einige meinen gleich weinen zu müssen, dann bitte. ausserdem kann alles von mir gelöscht werden. das tangiert mich peripher.
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Fipsi
Guest
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Wed, 10.Dec.03, 22:55 Re: Das psychiatrische stigma |
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Hallo ichbinich,
vielleicht spiel ich doch lieber den helden. für mich ist meine erkrankung fast eine methode der selektion. die dummen werden möglicherweise stigmatisieren. die fallen für mich dann durch den rost. mit solchen menschen möchte ich eigentlich nichts zu tun haben. was mir menschen zutrauen oder nicht ist mir auch egal. ein freund von mir stellte sich sogar manchmal absichtlich dumm und überraschte dann die anderen. mein ex-chef hatte die gleiche strategie und ist unheimlich gut damit gefahren. manchmal ist es sogar nicht so schlecht wenn sich das gegenüber überlegen fühlt. kann sogar vertrauen schaffen. die überlegenen und zum teil arroganten menschen sind doch meistens unbeliebt. wenn mich jemand als depressives hascherl sieht ist mir das wirklich wurscht weil es ja nichts ändert.
weißt du eigentlich wieviel menschen psychische probleme haben? wären alle offener dann gäbe es auch nicht die stigmatisierung in diesem ausmaß. erst durch mein outing hab ich erfahren wieviel schon betroffen waren.
gruß, Fipsi
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