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steel_lotus
sporadischer Gast
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Salzburg W, 25
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Wed, 19.Nov.03, 20:03 Monodrama |
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Trotz wöchentlicher Psychotherapie und Medikamenten gehts mir in letzter Zeit ziemlich mies, ich habe keine Pläne für die Zukunft, nichts interessiert mich mehr, ich langweile mich nur noch mit mir und meine Gedanken drehen sich eigentlich nur noch ums Umbringen. In der letzten Sitzung nun meinte meine Therapeutin, sie wolle etwas mit mir "machen", und hat aus der Ecke des Raumes einen Sessel geholt und in die Mitte gestellt. Ich sollte mich darauf setzen und mich und meine Probleme beschreiben, brachte jedoch kein Wort heraus. Dann meinte die Thera, vielleicht fiele es mir leichter, aus der Sicht des "Beobachtenden" zu sprechen; ich musste mich also hinter den Sessel stellen und sollte über mich reden. Aber wieder konnte ich den Mund nicht aufmachen und hab zu weinen begonnen. Nach ein paar Ermunterungen, die aber nichts brachten, hat die Thera dann meinen Part übernommen, sich abwechselnd links und rechts des Sessels hingehockt und in der Ich-Form jeweils aus der "Sicht" des Herzens und Hirns gesprochen. Ich hab mich in dem, das sie sagte, sehr wiedererkannt; über vieles hatten wir zwar schon geredet und manches zitierte sie so, wie ich es zuvor gesagt hatte, aber daraus "bastelte" sie einen sehr zutreffenden Dialog zwischen Herz und Hirn. Das hat ca. eine Viertelstunde gedauert, und manchmal währenddessen keimte in mir ein wenig Wut oder Trauer auf, aber im Großen und Ganzen ließ mich die ganze Szene relativ kalt. Ich wusste einfach nicht, was ich damit anfangen sollte. Die Therapeutin erklärte mir danach, dass es sich hierbei um ein "Monodrama" gehandelt hatte, und dass ich bis zur nächsten Stunde jeden zweiten Tag mein Monodrama sprich meinen Dialog zwischen Herz und Hirn aufschreiben sollte, weil ich ihn nicht zu sprechen imstande bin. Ich hab aber keine Ahnung, was ich da schreiben soll; in mir rennt zwar pausenlos ein Dialog, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, wem ich was zuordnen soll.
Was ist ein Monodrama eigentlich, und vorallem, wofür ist es gut? Ich hatte dabei nämlich nicht wirklich ein "gutes" Gefühl.
Mh, is jetzt länger geworden als geplant ... hoffe, ihr habt viel Geduld ...
Gruß.
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_________________ Wer Zweifel als Lebensphilosophie wählt, wählt Stillstand als Transportmittel. |
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Thu, 20.Nov.03, 1:41 Re: Monodrama |
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Liebe steel_lotus,
offenbar besteht zwischen Ihnen und Ihrer Therapeutin ein Kommunikationsproblem: sie erreicht Sie mit ihren Ansätzen nicht (mehr), vermutlich, weil sie annahm, Sie wären ihr bei dem, was in den letzten Stunden Thema war, stets gefolgt - was aber offenbar nicht der Fall war. Das ist auch ein möglicher Grund für die Verschlechterung Ihres Befindens.
Ich glaube nicht, daß es nun sinnvoll oder hilfreich für Sie ist, wenn Ihnen hier andere Menschen zum Thema "Monodrama" Erklärungen oder Sichtweisen übermitteln. Wenn die Übung für Sie "gepaßt" hätte, dann hätten Sie definitiv damit etwas anfangen können und diese Frage erst gar nicht hier stellen müssen...
Bitte sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Therapeutin darüber. Machen Sie ihr auch klar, daß es Ihnen schon längere Zeit nicht gut geht und klären Sie miteinander, wie es in nächster Zeit weitergehen kann und sollte. Sagen Sie ihr, wie sehr Sie bei dieser Übung (im wahrsten Sinn des Wortes) "daneben standen".
Die Frage, was ein "Monodrama" ist und wofür es "gut" ist, ist angesichts dieser wirklich großen Frage völlig nebensächlich. Ich hoffe, Sie können dies nach meinen Zeilen ein wenig nachspüren und haben auch Verständnis dafür, daß ich aufgrund dessen diesen Thread schließe.
Alles Gute und herzliche Grüße
Richard L. Fellner
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